Warum erinnert man sich gerade jetzt an frühere schwere Zeiten?

Jetzt hab‘ ich eine, Marke CE FFOP2, also eine Maske. Bekommen habe ich sie in meiner Apotheke, wo man im Freien warten bis einer der beiden darin befindlichen Kunden wieder herauskommt. Ich bin nicht wegen der Maske hingegangen, sondern um etwas zu meiner Dauermedikation zu holen und habe nach der Maske gefragt. EURO 16. kostet sie. Ich habe sie auch gleich aufgesetzt und ausprobiert. Da ich Brillen trage, die man darüber setzen muss, laufen die im Freien die Brillengläser an und man nimmt seine Umgebung nur sehr verschwommen wahr. Außerdem tropft mir bei diesem Wetter die Nase, und diese unter der Maske abzuwischen ist anfänglich eine kleine Herausforderung. Und Telephonieren habe ich auch nicht ordentlich können, da ich ja die Brillen in der Hand getragen habe. Im Hinblick auf die Kosten werde ich diese Maske wiederverwenden – zwischenzeitlich aufhängen – und vorläufig halt nur im Supermarkt tragen. Auf der Straße ist man derzeit noch damit ohnedies nur ein bunter Hund. Aber weder am Kärntnerring, noch am Schubertring, oder am Parkring oder am Stubenring sind so viele Leute unterwegs, dass man ihnen nicht ausweichen könnte, das trifft auch auf die Dominikaner- und Stubenbastei zu.

Aber jetzt zu meinem eigentlichen Thema: Plötzlich rufen Menschen an, mit denen man zuletzt eigentlich nur peripheren, sporadischen Kontakt gehabt hatte. Man plaudert lange miteinander, nicht einmal so sehr über das „Jetzt“, sondern eher über frühere – gemeinsame – Zeiten. Und weil das alles so gemächlich abläuft – meine Freundin heute musste nur schnell in der Küche das Apfelkompott abdrehen, damit es während der Plauderei nicht anbrennt. Ja, es gibt drei Dinge die gewaltig zur Aufheiterung beitragen können: eben jenes Apfelkompott, eine Hühnersuppe und ein Kamillentee bzw. weichselweise heiße Limonade.

Und in diesen Gesprächen lernt man dann viel über das Leben dieser Menschen, interessant für mich ist es, dass man im Wesentlichen über jene Perioden im Leben spricht, in denen es früher – wie jetzt auch – große Herausforderungen gab. Bei meiner Generation ist das die Kriegs- und Nachkriegszeit.

Jene Freundin, mit der ich heute solange geplaudert habe, kenne ich schon „ewig“, d. h. wir sind, so unsere Mütter – im Kinderwagerl im Clam-Gallas-Park nebeneinandergestanden. Wir haben miteinander in den Sandkisten des Votiv-Parks (jetzt Sigmund-Freud-Park) und des Liechtensteinparks gespielt, wir sind miteinander in die Volksschule gegangen. Und später dann haben wir beide das Realgymnasium in der Billrothstraße besucht. Bei dieser meiner Freundin hat das einzige Kindergeburtstagsfest meiner Jugend stattgefunden. M., so der Name meiner Freundin, erinnert sich noch heute an meine Virginier-rauchenden Großvater, und an die Tatsache, dass meine Tante durch einen Splitter einer Bombe, die durchs Kellerfenster fiel, am Arm verletzt wurde.

Und dennoch habe ich heute viel Neues auch zu dieser damaligen Zeit gehört. Ich hatte zu unserer fröhlichen Kindheitszeit z.B. nie davon erfahren, dass sich M. im Luftschutzkeller ihres Hauses während eines Bombenangriffs befand, der aber nicht sehr tief war. Im Nachbarhaus hatte eine Bombe eingeschlagen, und M., sowie alle anderen dort, hatten das Gefühl, dass über ihnen alles zusammengestürzt wäre, und sie verschüttet wären.  Ich wusste schon damals, dass M. eine jüdische Mutter (und einen arischen Vater) hatte. Derartige Dinge „wusste“ man damals einfach   übereinander. Und diese Situation erschwerte das Leben der Betroffenen erheblich. Z.B. erfuhr ich heute, dass die „Hausgemeinschaft“ in ihrem damaligen Wohnhaus in der Liechtensteinstraße großartig funktioniert hat, im Krieg, mit einer Ausnahme, ein „hoher“ SS-Mann. Dieser drohte bei Kriegende vor seiner Flucht, die Mutter meiner Freundin zu erschießen. Das erfuhr diese von der getreuen Hausmeisterin, worauf sich M. mit ihrer Mutter zu Verwandten nach Pötzleinsdorf begab. Dort aber machte sich ein Naziverfolger ans Werk und suchte eine Frau mit dem Nachnamen meiner Freundin M. Er erschoss diese Dame, es war pures Glück gewesen, dass er nicht die Mutter von M. erwischt hatte. Alles das wusste ich damals natürlich nicht.

Auch nicht, wie M. und ihre Mutter (der Vater war im Kreig gefallen) in der Nachkriegszeit zu einer Aufbesserung ihrer Rationen gekommen sind, nicht nur tauschten sie Kleinmöbelstücke mithilfe einer Nachbarin für Lebensmittel ein (konkret: Schmalz), sondern es gab auch Verwandte in England, die nach und nach Lebensmittelpakete sendeten. In einem ungeheizten Zimmer wurde das gestapelt.

Andererseits kannte ich damals schon die Liebe zur Oper meiner Freundin. Ich dachte, dass sie (wie ich in höchst seltenen Fällen) auf Stehplatz war. Heute habe ich erfahren, dass es einen Onkel gab, der ihr Karten für wunderschöne Plätze in der Oper (damals im Theater an der Wien bzw. in den Redouten Sälen) vermittelt hatte. Ihre Liebe zu Opern hat dann ihr ganzes Leben verschönt.

Ich finde es wunderbar, jetzt mit alten Freunden über frühere, auch schwere Zeiten zu plaudern.

Ich glaube, dass wir Oldies unsere jetzige Kraft auch aus dem Erinnern ziehen, schon viel Schweres erlebt und auch überlebt zu haben.

 

Warum erinnert man sich gerade jetzt an frühere schwere Zeiten?

Es gibt jetzt nicht mehr viele Alternativen

Es ist ja wirklich zu blöd, so viel passiert weltweit, das uns sonst betroffen gemacht hätte, aber wir beschäftigen uns fast ausschließlich mit der Corona-Krise. Es bewahrheitet sich wieder einmal: das Hemd ist uns doch näher als der Rock!

Dass Orban die Krise nutzt, um die Demokratie fast abzuschaffen (und selbiges in Polen droht), wird doch noch diskutiert. Einerseits weil beide Länder Mitglieder „unserer“ EU sind, andererseits vielleicht noch, weil z.B. Ungarn zusammen mit uns (und vielen anderen) das Habsburger Reich konstituierten.

Aber was da schon weiter weg passiert (wenn es keinen Corona Bezug hat) wie z.B. Syrien – Kurdengebiet etc. wo jetzt die wegen Mitgliedschaft zum sogenannten Islamischen Staat Inhaftierten einen Aufstand plus Ausbruchsversuch machen, passiert weitgehend unter unserer Wahrnehmungsschwelle. Es scheint uns derzeit auch ziemlich „wurscht“ zu sein. Hoffentlich müssen wir das nicht in Zukunft bereuen.

Aber zum „Jetzt“: wir werden also doch alle Masken tragen – vorläufig in Supermärkten, ich bin fast sicher, dass es später grundsätzlich zum mindesten in Ballungsgebieten gefordert werden wird. Wir werden es ertragen. Irgendwann wird sich diese Kurve abflachen – hoffentlich – und Restriktionen werden gelockert werden, ohne dass das Gesundheitssystem vorher zusammengebrochen ist.

Aber wann? Die Wirtschaft bricht ein, die Arbeitslosenzahlen steigen rasant. Wie lange wird und kann die Wirtschaft die Situation überleben? Wann wird die Solidarität mit diesen strikten Maßnahmen – dem Lock-Down – schwinden? Drohen jetzt noch eine Pleitewelle und Schuldenkrise erheblichen Ausmaßes? Die sonst üblicher „Normalität“ zerbröselt derzeit wie poröses Gestein …

Viele der Empfehlungen werden schon umgesetzt oder sind in konkreter Planung:

  • Umfangreiche Tests für jeden, der Symptome wie trockenen Husten, Gliederschmerzen, Fieber oder akute Kurzatmigkeit aufweist. Bisher sind die Tests aufwändig, die Auswertung dauert bis zu zwei Tage. Entsprechend gering sind die Kapazitäten. Es gibt aber schon Geräte, die in unter drei Stunden ein Ergebnis liefern.
  • Feststellen – wenigstens annähernd – wie hoch die so genannte Dunkelziffer der Infizierten ist, die keinen Krankheitsverlauf aufzeigen, um den Statistikern eine Basis für ihre Voraussagen zu geben.
  • Überwachte Quarantäne für alle Infizierten: Bisher werden Menschen, die möglicherweise das Corona-Virus tragen, lediglich dringend gebeten, zu Hause zu bleiben. Niemand kontrollierte, ob sie es tatsächlich getan haben. Dabei wäre es über Handy-Ortung möglich. Diese Maßnahme ist zweifellos einschneidend und weckt zurecht die Furcht vor dem Überwachungsstaat. Dauert jedoch die jetzige Massenquarantäne noch Wochen an, verlieren unzählige Menschen ihre Lebensgrundlage – und damit vielleicht nicht nur vorübergehend ein gutes Stück ihrer Freiheit.
  • Schutzmaskenpflicht für alle, sobald sie sich in der Öffentlichkeit bewegen: Schließlich wird es immer Leute geben, die trotz Symptomen nicht zum Arzt gehen; und zwingen kann man sie dazu nicht. Zudem können Infizierte auch ohne Symptome ansteckend sein.
  • Risikogruppen ein Recht auf Homeoffice einzuräumen oder – wenn das nicht geht – sie für die Zeit der Epidemie krankzuschreiben. Dann können sie sich ohne wirtschaftliche Einbußen vor einer Infektion und einem fatalen Verlauf der Krankheit schützen.
  • Risikogruppen – wie z.B. alte Menschen – konsequent „wegsperren“. (Ich gebe aber zu, dass mich das hart treffen würde, da ich wahrscheinlich dann nicht einmal „meine Füße vertreten“ könnte)

Weiterhin gilt selbstverständlich: Menschen vorerst nicht die Hand zu schütteln, möglichst einen Abstand von 1 -2 Metern zu halten und die Hygiene ernst zu nehmen. Wie groß ist die Akzeptanz für derart einschneidende Einschränkungen nach ein paar Wochen der eintönigen Einsamkeit?

Wenn all das implementiert ist, könnten dann nicht viele Gewerbe, vom Friseur bis zum Buchhandel nicht doch wieder aufsperren?

Die aberwitzige Dynamik der Corona-Epidemie macht deutlich, wie sehr der Staat in Extremsituationen auf ein „Notrecht“ angewiesen ist. Jetzt gilt es aber rasch das heiße Eisen aufzugreifen: auf demokratischer Basis Regeln zu schaffen, die Überwachung (Tracken) ermöglichen, sie aber danach sofort wieder verlässlich stoppen. Es darf nicht sein, dass die Politik die Krisen nutzt, um die Freiheit einzuschränken – und die Einschränkungen am Ende bestehen bleiben.

Derr Plan, die Überwachung eventuell auf freiwilliger Basis zu machen, erscheint mir nicht effektiv genug. Ich fürchte, dass zu Wenige eine App auf ihr Handy laden würden, mit denen sie „getrackt“ werden könnten. Wahrscheinlich müsste man diese Verweigerung auch irgendwie ahnden, z.B. mit geringerer Priorität bei Spitalsbettenvergabe – wenn diese möglicherweise schon knapp würden. (Noch immer besser, als über 80jährigen Intensivbetten zu verweigern, wie derzeit in Frankreich – ich sage das aber nicht, weil ich dieser Altersgruppe angehöre!).

Es kommt jetzt auf jeden einzelnen von uns an, wie viele Menschen weiterhin infiziert werden. Wir müssen uns dieser Verantwortung bewusst sein und danach leben.

 

Es gibt jetzt nicht mehr viele Alternativen

Lage, Tag 15

Es kommt mir fast schon so vor, ich verhalte mich so, wie früher die Kriegsberichterstattung erfolgt ist.

Es freut mich, auch wenn es kälter ist, und ein scharfer Wind um die Ecken pfeift, dass es abends doch länger hell bleibt. Und die Natur entwickelt sich weiter, es blüht und sprießt überall, auch wo sonst wenig wächst. (Ich hoffe nur, dass die Frostnächte nicht die Baumblüte zerstören).

Straßen für den Autoverkehr zu sperren, wie nun vorgeschlagen, halte ich nicht für eine besonders notwendige Maßnahme. Erstens fahren ohnedies viel weniger Autos und daher nutzen viele Menschen auch ohne Anordnung, Gebot oder Verbot die Straße, besonders wenn der Gehsteig gerade eng wird oder im Schatten liegt. Aber die Bundesgärten aufzusperren – mitsamt den Kinderspielplätzen drin, das hielte ich für sehr sinnvoll.

Und nun zu dem Thema „Testen, Testen, Testen“. Es scheint jetzt zwar schon weniger aktuell zu sein, ersetzt durch Maskentragen (welche Masken?) in Supermärkten und Nutzung von „Big Data (also Überwachung der Bürger).

Dann doch noch zum Testen. Wenn ich alle die Informationen, die sich so sehe und höre richtig interpretiere (bitte korrigieren Sie mich umgehend, wenn ich mich irre), gibt es zweierlei Tests.  Zuerst jene, die feststellen ob jemand infiziert ist. Sie werden – soweit ich das beurteilen kann – auch schon eingesetzt (und deswegen steigen die Zahlen der Infizierten, einfach weil häufigere Tests mehr infizierte Personen „finden“). Das ist gut so, und es stimmt, das hätte früher beginnen müssen, aber das Testmaterial hat halt vorher noch gefehlt.

Und dann, so scheint mir, gibt es einen zweiten Test, den wir vor Aufhebung der „Sanktionen“ dringend benötigen, nämlich um festzustellen, wieviel Menschen Antikörper in sich tragen. Denn die so erkannten Personen könnten sich frei bewegen, könnten ihre Arbeit aufnehmen etc. Aber angeblich gibt es dieses Testmaterial – für größerflächige Anwendung – noch nicht in Österreich. Ich weiß auch nicht, woher wir es bekommen könnten, ob wir das Testmaterial im Land produzieren könnten, wie viel es dann kosten würde ….

Ich geh doch immer wieder in Supermärkte um zumindest Obst und Milchprodukte zu kaufen. Ich versuche das ohnedies zu Zeiten zu tun, wenn möglichst wenige Leute drinnen sind. Und ich werde selbstverständlich dort auch eine Maske tragen, wenn sie mir zur Verfügung gestellt wird (ich bezahle auch dafür, wenn es notwendig ist).

Aber es gäbe noch eine weitere Möglichkeit um Angestellte (die ja dauernd „nachräumen“ aber auch aufkehren müssen) und Kunden besser zu schützen. Es sollten alle „Sonderständer“ mit Angeboten und z. B. Saisonware (zahllose Osterhasen etc.) weggeräumt werden, um in den Gängen einfach mehr Platz zu schaffen, damit man im 1 – 2 Metern Abstand aneinander vorbeikommt. Für dieses Zeug kann man doch in den „normalen Regalen kurzfristig Platz schaffen? Ich warte halt jetzt, wenn jemand in so einem „Schluf“ steckt, aber andere, während man selber drinnen ist, tun das nicht immer.

Die Sache mit „Big Data“ durchschaue ich noch nicht ganz, um Kommentare dazu abzugeben. Jedenfalls, wenn es über die Freiwilligkeit hinaus geht, muss ganz genau definiert werden, wer, was mit diesen Daten tun darf. Bei Freiwilligkeit kann ich mir die Effektivität der Maßnahme nicht vorstellen und wenn es wirklich alle betreffen, muss ein Endtermin dieser Vorgangsweisen schon ganz zu Anfang festgelegt werden. Ich setze da große Stücke auf unsere Datenschützer!

Auch für das spirituelle Leben der Menschen wird jetzt viel getan. In allen „Sozialen Medien“ gibt es jetzt Messen, besonders an Sonntagen, aber auch an Werktagen. Z.B. wird eine auch vom Dach des Österreichischen Hospizes im Jerusalem übertragen.

Ich ziehe es vor, am Sonntag in die Kirche zu gehen, zu der Zeit, zu der ich fast immer zu normalen Zeiten gehe, ich setze mich auch auf den Platz, auf dem ich immer sitze, halt in der leeren Kirche. Gestern saß in der ersten Reihe der Franziskaner Kirche – die sonst ganz leer war – ein junges Paar. Sie hatten ein Handy vor sich aufgestellt und folgten mit Kopfhörern der Messe, die von Missio übertragen und Pater Karl Wallner zelebriert wurde.  Ich konnte dieser Messe fast folgen, denn die beiden jungen Leute standen auf, knieten nieder, setzten sich etc. Vor sich hatten sie auch ein Gesangbuch, allerdings sangen sie nicht laut mit. Mich hat das sehr berührt.

Jetzt ganz abgesehen von Corona-Themen: ich finde es bestürzend, dass z.B. Nordkorea derzeit wieder Raketentests durch führt. Und dass jetzt in Ungarn das Notstandsgesetzt durchgegangen ist, das Ungarns Premier Orban unumschränkte Macht gibt, finde ich extrem befremdlich. Ich erwarte dringende Handlungen seitens der EU – denn das Mitgliedsland Ungarn ist kein demokratischer Staat mehr.

Wir übersehen derzeit vieles, da wir extrem auf „Corona“ fixiert sind. Da könnte man uns sehr schnell „auf dem falschen Fuß erwischen“.

Lage, Tag 15

Auch vor 75 Jahren um diese Jahreszeit fürchteten wir uns sehr

Die Befreiung Österreichs wird durch die sowjetischen Truppen Ende März 1945 eingeleitet. Gestern, vor 75 Jahren, am 29. März, noch Zweiter Weltkrieg, überschritt Marschall Tolbuchin (Fjodor Iwanowitsch Tolbuchin, * 1884 Jaroslaw, Russland, gestorben 1949 Moskau) mit der Roten Armee die Ostgrenze bei Klostermarienberg im Burgenland. Am 1. April (im Jahr 1945 war dies der Ostersonntag) erreichte die Rote Armee Eisenstadt, einen Tag später keilte ein Stoßtrupp nach Gefechten in Mattersburg das zerbombte Wiener Neustadt ein. Mit einem Generalangriff vom Süden her begann dann am 5. April die bis zum 13. April dauernde Schlacht um Wien. Die „Operation Radetzky“, ein Aufstandsplan des militärischen Widerstandes um Major Carl Szokoll (*1915 † 2004) war durch Verrat gescheitert. Die Rote Armee musste sich die Herrschaft Straße für Straße erkämpfen, die SS leistete erbitterten Widerstand. Vieles, das bis dahin von den Bomben unversehrt geblieben war, wurde zerstört.  Die Westalliierten erreichten am 28. April in Tirol österreichischen Boden. Noch im April konstituiert sich die provisorische Regierung unter Karl Renner. In Wien hatte diese provisorische Staatsregierung zu diesem Zeitpunkt bereits die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet. Drei Parteien hatten die unabhängige Republik Österreich ausgerufen, auch Zweite Republik genannt. Österreich war wieder ein selbständiger Staat, durfte allerdings ohne Zustimmung der Alliierten nichts entscheiden. Diese Situation änderte sich erst im Jahr 1955.

Von all dem wussten wir, damals im Pregarten im Mühlviertel angesiedelt, NICHTS. Es gab keine Zeitungen, es gab den „Großdeutschen Rundfunk“, der zwar Nachrichten sendete, die aber nicht „faktenbezogen“ waren und weitestgehend aus Propaganda bestanden. Und diese großdeutsche Propaganda hatte ganze Arbeit geleistet, die Menschen fürchteten sich vor den „Gräueltaten“ der Soldaten der Roten Armee. In der Ferne hörten wir den Donner der Geschütze. Das vergrößerte unsere Angst noch mehr.

Aber vorläufig hatten wir noch nichts zu fürchten. Der Oberbefehlshaber der alliierten Invasionstruppen, Dwight Eisenhower, der spätere Präsident der USA, forcierte gegen den Protest Winston Churchills den Vormarsch nach Süddeutschland und Österreich, um den Rückzug deutscher Eliten und Truppenteile in die von ihm überschätzte Alpenfestung zu verhindern. In Oberösterreich standen zur Abwehr nur noch die Division Nr. 487 unter dem deutschen General Paul Wagner, einige desorientierte Truppenteile von Lothar Rendulics Heeresgruppe Ostmark, eine stark geschwächte Flakbrigade Oberdonau, ein Einsatzkommando der Waffen-SS mit SS-Obersturmbannführer Otto Skorzeny (er war derjenige, der am Unternehmen Eiche zur „Befreiung“ des abgesetzten und unter Arrest gestellten italienischen Diktators Benito Mussolini teilgenommen hatte) und Einheiten des Volkssturms zur Verfügung. Eigruber (Gauleiter sowie Reichsverteidigungskommissar von Oberdonau) und Rendulic (ab Jänner 1945 erst Befehlshaber der Heeresgruppen Nord (Ostpreußen) und Kurland und ab April der Heeresgruppe Süd/Ostmark) versuchten, Durchhaltewillen und Disziplin durch scharfe Drohungen aufrecht zu erhalten.

Ende April 1945 standen die Sowjetarmee und die Amerikaner vor den Grenzen Oberösterreichs. Die amerikanischen Truppen besetzten aber noch vor den sowjetischen Truppen in der ersten Maiwoche (zwischen 30. April und 7. Mai) mit Ausnahme der östlichen Landesteile ganz Oberösterreich. Dabei drangen die ersten Divisionen von der bayerisch-oberösterreichischen Grenze aus vorwiegend über das Mühlviertel  nach Linz vor.

Um den 1. Mai 1945 hatten sich Amerikaner und Sowjetarmee auf eine Demarkationslinie durch Oberösterreich geeinigt, die die Besatzungszonen voneinander trennte. Diese verlief entlang der Bahnlinie Mauthausen-Freistadt und weiter entlang der Enns und teilte somit die Stadt Steyr. Erst zwischen dem 10. und 12. Mai besetzten sowjetische Einheiten das Gebiet östlich der Demarkationslinie. Diese Demarkationslinie war bis Ende Juli die gültige Zonengrenze.

Es war die US-Army die bei uns in Pregarten auftauchte: friedlich – naja – nicht ganz, wenn die großen außerordentlich imposanten Sherman-Panzer durch den Ort rollten. Der Ort hatte „weiß“ beflaggt, der Bürgermeister war mit einer weißen Fahne den US-Truppen am Ortsrand entgegen gegangen, und wurde von ihnen auch gleich temporär im Amt belassen, nachdem er wahrscheinlich gemeint hatte, doch nie ein Nazi gewesen zu sein.  Die GIs, wie sie genannt wurden, waren recht freundlich – besonders uns neugierigen Kindern gegenüber – und verwöhnten uns mit lang entbehrter Schokolade. Sehr viel änderte sich an unserem Leben als Kinder eigentlich nicht, Schule hatte es schon vorher kaum gegeben – zu oft Fliegeralarm, zu viele Tiefflieger. Linz mit seinen Hermann Göring Werken war ja das Ziel vieler Bomber. Außerdem hatten wir schon vor diesem Zeitpunkt die „Auflösung einer Armee“, nämlich der Deutschen, erlebt. Überall lag verlassenes Kriegsgerät herum, die lokale Bevölkerung hatte sich davon geschnappt, was nur irgendwie brauchbar erschien.

Doch die sowjetischen Truppen strebten die Besetzung des gesamten Mühlviertels an, um die tschechoslowakische Grenze und die Donauschifffahrt kontrollieren zu können. Am 9. Juli beschloss die Europäische Beratungskommission in London die endgültige Aufteilung Österreichs in vier Besatzungszonen. Das ganze Mühlviertel wurde nun sowjetische, das Gebiet südlich der Donau amerikanische Besatzungszone. Die Zonengrenzen konnten von der oberösterreichischen Bevölkerung zunächst gar nicht, später nur mit Passierschein und schließlich mit einem viersprachigen Identitätsausweis überschritten werden.

Aber damit änderte sich unsere Situation in Pregarten. Ich wohnte damals in einer Hammerschmiede an der Aist und ich erlebte wie sich die US-Soldaten von der Brücke dort zurückzogen um den sowjetischen Soldaten Platz zu machen.

Und dann kam „die Russenzeit“, vor wir uns alle so gefürchtet haben. Vieles von dieser Furcht war gerechtfertigt denn manche russischen Soldaten verhielten sich „nicht ordnungsgemäß“ Frauen gegenüber. Ich habe es selbst wahrgenommen. Und mir bleib lange eine Furcht „vor den Russen“!

 

Auch vor 75 Jahren um diese Jahreszeit fürchteten wir uns sehr

St. Corona, in Niederösterreich

Hier in Österreich, besser gesagt in Niederösterreich, gibt es zwei Orte namens St. Corona.

St. Corona am Schöpfl ist eine Ortschaft in der Gemeinde Altenmarkt an der Triesting, sie liegt zwischen Altenmarkt-Kleinmariazell und Klausen-Leopoldsdorf am Berg Schöpfl im Wienerwald. Der Ort bildet die Katastralgemeinde St. Corona und liegt auf einer Seehöhe von 580 Meter und hat 334 Einwohner (1. Jänner 2019).

Zur Geschichte dieses Ortes kann man folgendes finden:

  • Jungsteinzeit, Bronzezeit – In St. Corona am Miesenberg wurde ein Teil eines jungsteinzeitlichen Beils, im Wallgraben in Thenneberg ein Lappenbeil aus der Bronzezeit (frühe Urnenfelderzeit, 1000–800 v. Chr.), auf dem Vestenberg eine bronzezeitliche Speerspitze gefunden.
  • 1000 oder 1200 – Pilger zogen in diese abgelegene, unbewohnte Gegend – Heiligenbrunn genannt –, um durch die wundersamen Kräfte des dortigen Heiligen Brunnens Linderung und Heilung zu erfahren. Alte Krücken und Votivgaben sind noch heute in der Kirche zu sehen.
  • 1444 – Die Wallfahrten nahmen zu, eine hölzerne Kapelle wurde am Ort der Quelle errichtet – vom Passauer Bischof der heiligen Corona geweiht – St.Corona wurde geboren.
  • 1529 – Die Türken brannten die Kapelle nieder.
  • 1683 – Die Legende berichtet, dass ein Mönch des nahen Klosters Mariazell eine Monstranz in den Brunnen warf, um sie vor den Türken zu retten, woraufhin die Pferde der Verfolger erstarrten und in die Knie gingen. Die Hostie war noch nach 60 Jahren unversehrt. Eine alte Holzschnitzerei in der Kirche zeigt diese Szene.
  • 1694 – Der bis dahin noch immer unbewohnte, in kaiserlichem Besitz stehende Bannwald wird mit Holzhauerfamilien aus den Alpenländern der Habsburgermonarchie besiedelt.
  • 1722 – Die jetzige Pfarr- und Wallfahrtskirche wird vollendet und ebenfalls der heiligen Corona geweiht. Die Mutterpfarre ist das Benediktinerstift Mariazell in Österreich (Kleinmariazell) und ab 1782 – im Zuge der josephinischen Reformen – das Kloster Melk.
  • 1877 – Der heilige Brunnen erhält sein heutiges Erscheinungsbild.
  • 1945 – Der Ort und der Berg Schöpfl wird in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs heftig umkämpft.
  • 1969 – Das Leopold-Figl-Observatorium wird als Außenstelle der Universitätssternwarte Wien auf dem Mitterschöpfl bei St. Corona eröffnet.
  • 1972 – Das Dorf St.Corona wird Katastralgemeinde von Altenmarkt.
  • 1996 – Die prächtige Brunnenfassung wird renoviert.

Und vielleicht noch zum „Ausflugsberg“ Schöpfl:

Der Schöpfl, 893 m ü. A. (wobei das A für Adria steht), ist größtenteils von Laubwald bedeckt. Auf seinem Gipfel steht die Matraswarte, von der man bei günstigem Wetter sowohl Richtung Süden die höchsten Berge Niederösterreichs, den Schneeberg und die Rax, Richtung Westen den Ötscher, als auch gegen Norden bis zur Donau sehen kann. Wegen der Reinheit der Luft und der im Vergleich zu Wien wesentlich geringeren Lichtverschmutzung wurde 1969 das bereits oben erwähnte Leopold-Figl-Observatorium der Universität Wien am Mitterschöpfl (882 m), einem nahe gelegenen Nebengipfel errichtet.

St. Corona am Wechsel ist eine Gemeinde mit 390 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2019) im Bezirk Neunkirchen in Niederösterreich. Der Ort liegt im Industrieviertel Niederösterreichs.

Der Legende nach wurde 1504 von zwei Holzknechten in einer hohlen Linde eine Statue der Heiligen Corona gefunden. Es wurde eine Kapelle errichtet und es kam zur Gründung eines Wallfahrtsorts.

Der ursprüngliche Name des Ortes lautet „Heiligenstatt“, das weist auf die in dieser Gegend wirkenden Einsiedlermönche – lange vor dem Jahre 1000 – hin. Erst 1925 wird Heiligenstatt eine eigene politische Gemeinde. Der Name wird allerdings umgeändert und in Verehrung der Heiligen Corona nennt sich der Ort seither „St. Corona am Wechsel“. Könnte es sein, dass der Name „St. Corona am Wechsel“ für eine Wallfahrtsort besser geeignet ist, als „Heiligenstatt“?

Anfangs war der Ort von vielen Wallfahrern besucht, später von Sommerfrischengästen und dann auch Wintersportlern. Zuletzt hat sich St. Corona bei erholungssuchenden Familien und besonders bei Mountainbiker einen Namen gemacht (ob das wohl gut zusammenpasst?).

Jedenfalls ist aufgrund der derzeit tobenden Corona-Seuche keine Änderung des Ortsnamens vorgesehen, ganz im Gegenteil, man vertraut der Heiligen Corona, die ja auch Schutzpatronin vor (und bei) Seuchen ist!

 

St. Corona, in Niederösterreich

Wienerisches Gedenken an den Lieben Augustin – in Covid-19-Zeiten

O du lieber Augustin, Augustin, Augustin, O du lieber Augustin, alles ist hin.

Woran denken wir Wiener in Seuchenzeiten?  Wohl an den „Lieben Augustin“.  Bücher sind geschrieben worden, zu diesem Thema, Filme – sehr populäre Filme – wurden dazu gedreht.

Aber wer war der Liebe Augustin eigentlich wirklich? Marx Augustin (eigentlich Markus Augustin; * 1643 in Wien; † 11. März 1685 ebenfalls in Wien) war ein Bänkelsänger, Dudelsackspieler, Sackpfeifer, Stegreifdichter und Stadtoriginal. Er wurde durch die Ballade „O du lieber Augustin“ sprichwörtlich und zu einem sogenannten geflügelten Wort. Bis heute ist die Figur des lieben Augustin ein Inbegriff dafür, dass man mit Humor alles überstehen kann. Zum Leben Augustins ist wenig gesichert. Augustin soll sehr beliebt gewesen sein, weil er mit seinen zotigen Liedern vor allem während der Pest in Wien im Jahr 1679 die Bevölkerung der Stadt aufheiterte, weshalb er im Volksmund nur als „Lieber Augustin“ bekannt war. Noch heute steht sein Denkmal in Wien.

Augustin soll als Sohn eines heruntergekommenen Wirts aufgewachsen sein und war demnach schon früh darauf angewiesen, mit seinem Dudelsack von einer Spelunke zur nächsten zu ziehen, wobei nur wenig von dem verdienten Geld die jeweilige Kneipe verlassen haben soll – der Überlieferung nach soll er auch ein „tüchtiger Trinker“ gewesen sein.

Vielleicht ist die Legende vom lieben Augustin seinem eigenen Bericht zu verdanken. Bereits zeitgenössische Quellen berichten von dem der Leichengrube entstiegenen Augustin. Abraham a Sancta Clara (*1644 als Johann Ulrich Megerle in Kreenheinstetten bei Meßkirch; † 1709 in Wien, katholischer Geistlicher, Prediger der Barockzeit) erwähnt das Ereignis in seinem „Wohlangefüllten Weinkeller“, um vor der Trunksucht zu warnen.

Und das ist jetzt die Sage:

„Als im Jahr 1679 der Winter zu Ende geht, ist die Welt in Wien noch in Ordnung.

Augustin, ein bescheidener Dudelsackpfeifer, der bei seinen Auftritten in den Weinkellern dem Rebensaft stets sehr zugetan ist, unterhält allabendlich die Menschen, die gerne zu ihm kommen, um sich von seiner immer und ewig guten Laune anstecken zu lassen. Sie zeigen sich dem Unterhaltungskünstler stets großzügig mit Speis und Trank. Um’s Quartier braucht sich Augustin auch nicht zu sorgen, denn das stellen ihm die Wirte, wo er für volle Gaststuben sorgt, gerne zur Verfügung.

Im Frühjahr ändert sich alles schlagartig. Die Pest erreicht Wien. Zu Tausenden sterben die Menschen innerhalb weniger Wochen. Panik bricht aus. Die einen versuchen zu flüchten, die anderen geben sich der Weltuntergangsstimmung hin und verprassen ihre Ersparnisse.

Anfangs gelingt es dem Augustin noch, die Menschen aufzuheitern. Als dann aber schon jeder ein paar Todesfälle in der Familie hat, scheut man sich, das Haus zu verlassen – aus Trauer oder aus Angst vor Ansteckung.

So sitzt der Augustin eines Abends alleine im Weinkeller, deprimiert darüber, daß die meisten Wirtshäuser geschlossen haben, daß niemand mehr sein fröhliches Spiel hören will. Der Wirt, ein dankbarer Mensch, der nicht vergessen hat, daß Augustin vor der Pest immer für volles Haus gesorgt hat, füllt seinen Becher immer wieder, um mit ihm auf’s „Alles ist hin“ anzustoßen. So kommt es, daß sich gegen Mitternacht der Augustin vom Wirt, beide schwerstens betrunken, verabschiedet und seines Wegs zieht.

Lange hält es Augustin nicht auf den Beinen. Irgendwo fällt er hin, zu benebelt, um wieder aufzustehen. Er schläft ein und schläft so tief, daß er nicht einmal merkt, daß neben ihm die Pestknechte, deren traurige Arbeit es ist, die Toten einzusammeln, mit ihrem Wagen halten, auf dem schon etliche Leichen liegen.

„Do schau her!“ ruft der eine Pestknecht erstaunt aus und bekreuzigt sich dreimal. „Des is jo der Augustin! Wenn’s den a scho erwischt hat, steht die Welt nimma lang.“ Traurig packen die Männer die vermeintliche Leiche auf den Wagen und werfen den Dudelsack dazu. Dann karren sie ihre Fracht zur Pestgrube nach St. Ulrich und kippen sie hinein.

Als Augustin die Augen aufschlägt, weiß er erst nicht recht, wo er ist. Zuerst glaubt er, das Brummen, das er hört, kommt aus seinem Schädel. Bald aber merkt er, daß es von den Millionen Fliegen kommt, die um ihn herumschwirren. Und einen Gestank hat es da! Daß er so weich sitzt, macht ihn stutzig. Da ist ein Mensch unter ihm! Einer? Nein, hunderte, scheint es ihm! Männer, Frauen, Greise, Kinder – alle mit schwarzen Pestflecken übersät!

Dem Augustin packt die Panik. „I wü auße do!“ schreit er. „Helft’s ma! Hüüüüfe!!!“ Doch niemand hört ihn. In seiner Verzweiflung greift er zum Dudelsack. „Der Augustin soll sterben, wie er g’lebt hat“, sagt er zu den Toten. „Spü‘ auf!“ tätert uns Humor in unserer Lage recht gut: Und so sitzt er in der Grube und spielt in seiner Angst ein Lied nach dem anderen.

Einige Kirchgänger bleiben verwundert stehen, als sie Musik hören, die nicht aus der Kirche kommt. Sie gehen den Klängen nach und finden Augustin in der Pestgrube. Rasch holen sie ihn heraus.

Daß er die Nacht unter all den Toten verbracht hat ohne sich anzustecken, verbreitet sich in Wien schnell. Die Menschen schöpfen wieder Hoffnung. Augustin bleibt „pumperlg’sund“ und beweist damit, daß die Pest nicht unbesiegbar ist.“

Wir aber leben nicht in er Barockzeit, Covid-19 ist nicht die Pest, und die Menschen sterben (bei uns) nicht in Tausenden. Dennoch „tatate“ uns Humor derzeit recht gut.

Denn noch ist „nicht alles hin!“

 

Wienerisches Gedenken an den Lieben Augustin – in Covid-19-Zeiten

Vermischtes zur Corona-Krise, wann wird sie beendet sein?

Ich habe mit meinem schon lange in New York lebenden, gescheiten, analytisch denkenden pragmatischen Freund lange telephoniert. Und wir haben uns gefragt, wann wir jeweils schätzen, dass diese „Periode“ vorüber sein wird. Mein Freund hat gemeint, dass das von einigen Faktoren abhinge:

  • Primär von vielen, vielen raschen Tests der arbeitenden Bevölkerung. Sobald diese Tests verlässliche Ergebnisse brächten, vor allem, wer die Krankheit schon hinter sich und Antikörper entwickelt hat, könnte sich sofort wieder in den Arbeitsprozess einfügen. Es scheint, dass an einer Entwicklung von rascheren Tests vordringlich gearbeitet wird und werden muss.
  • Nicht unwahrscheinlich ist auch, dass bald ein Gegenmittel auf dem Markt kommen würde. In den USA jedenfalls wird fleißig geforscht und entwickelt – in heftiger Konkurrenz. Damit kann angenommen werden, dass dieses Mittel relativ bald auf den Markt kommen könnte.
  • An einem Impfstoff wird ebenfalls eifrig geforscht, aber da scheinen die Ergebnisse nicht gar so bald zu erwartet sein.
  • Und die „nicht gerade produktive Bevölkerung“, primär die Oldies (und eventuell die Kinder und Jugendlichen) müsste man weiterhin dem Lock-Down

Abhängig vom Erfolg dieser Faktoren hängt nun das Ende der Pandemie ab. Mein Freund  meint jedenfalls – optimistisch wie man in den USA wahrscheinlich ist – dass es im Frühsommer zu einem beträchtlichen Abflauen kommen werde und die Wirtschaft wieder in „Normalbetrieb“ aufnehmen könne.

Also ganz so optimistisch bin ich nicht, ich hoffe aber, dass zu Herbstbeginn ein wirtschaftlicher Neubeginn starten könnte. Aber ich nehme auch an, dass gerade wir Oldies hier noch sehr lang einer mehr oder minder strengen Quarantäne unterworfen sein werfen. Ich werde aber nicht darüber klagen, denn wir Oldies sind ja in der derzeitigen Situation eh auf die Butterseite gefallen, denn unsere Pensionen laufen weiter, während viele arbeitslos geworden sind, oder aber die Kurzarbeit in Kauf nehmen müssen. Kleine Geschäftsleute müssen um ihre Existenz bangen, trotz aller Rettungsmaßnahmen der Regierung.

Noch etwas stelle ich fest: es gibt sie noch, die europäische Solidarität. Man hilft einander, wenn Ausrüstung fehlt, zwar in der Hoffnung, dass die Nachlieferungen rechtzeitig ankommen. (Nicht wie die Türkei, die für EU-Länder bestimmte Masken etc. jetzt für den eigenen Notfall zurückbehält.) Deutschland nimmt aus Italien schwerkranke Corona-Patienten ab und bringt sie in Kölner Spitälern in Intensivstationen.

Noch ein paar Worte zu „anderswo“.

In Spanien sind innerhalb von 24 Stunden so viele Menschen an Covid-19 gestorben wie noch nie in dem Land: Die Zahl der Toten stieg um 832 auf fast 5.700

Russland schließt laut einer Anordnung der Regierung ab dem 30. März seine Grenzen. Die Maßnahme gilt für alle Grenzposten. Betroffen sind Fahrzeuge sowie Fußgänger. Bislang galten die Grenzschließungen nur eingeschränkt. Moskau hatte bereits früh massive Einschränkungen für Reisende erlassen.

Und noch etwas:

Vielleicht könnten jetzt einige Kriegsbeile begraben werden, das heißt Sanktionen aufgehoben werden: Der Iran ist von der Ausbreitung des Coronavirus besonders betroffen, schon mehr als 2500 Menschen sind bisher im Iran am Coronavirus gestorben. Innerhalb von 24 Stunden seien zudem 3076 neue Infektionsfälle registriert worden. Wegen der Corona-Krise sollen alle Iraner mitten in den persischen Neujahrsferien ihren Urlaub abbrechen und ohne Umwege in ihre Heimatstädte zurückkehren. Das verfügte das iranische Innenministerium. Außerdem dürfen den neuen Anweisungen zufolge nur noch Einheimische in ihre Städte einreisen. Autos mit Nummernschildern aus anderen Städten werden für einen Monat beschlagnahmt und die Besitzer müssen eine Geldstrafe von umgerechnet 30 Euro bezahlen. Im Iran laufen derzeit die zweiwöchigen persischen Neujahrsferien. Viele Iraner nutzen die Zeit für Urlaub. Die Ferien gehen Anfang April zu Ende.

Angesichts der Corona Krise haben UN-Ermittler zu einem Waffenstillstand in Syrien aufgefordert. Dies sei nötig, um „die Katastrophe nicht zu verschlimmern“.

Im Nachbarland Irak haben sich nach offiziellen Angaben rund 500 Menschen mit CoVid-19 infiziert. 42 Menschen sind nach einer Erkrankung an Covid-19 verstorben. Der einflussreiche schiitische Geistliche Muktada al-Sadr hat gleichgeschlechtliche Ehen als einen der Gründe für die Ausbreitung des Coronavirus bezeichnet. Homosexualität ist nach islamischem Glauben streng verboten.

In Saudi-Arabien hat König Salman bin Abdel Aziz ebenfalls drastische Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus verkündet: Von 26.03.2020 an ist es der Bevölkerung demnach verboten, Riad, Mekka und Medina zu betreten oder zu verlassen. Wie im Iran ist es dann untersagt, zwischen den Gebieten zu reisen.

Während das Coronavirus sich weltweit weiter rapide ausbreitet, meldeten afrikanische Länder lange relativ niedrige Infektionszahlen. Und das, obwohl viele der Staaten enge Kontakte zu China pflegen, wo das Virus ausgebrochen war. Der Kontinent kann bei der Bekämpfung aber auf Erfahrungen im Umgang mit Epidemien zurückgreifen. Inzwischen melden. aber doch mehr als 30 afrikanische Länder Corona-Fälle, die meisten wurden aus Europa „importiert“.

Es schaut noch nicht nach „Hoffnungsschimmer“ aus – weltweit!

Vermischtes zur Corona-Krise, wann wird sie beendet sein?

Madame trägt wieder Handschuhe gegen den Corona-Virus

Heutzutage – also in Corona-Zeiten – gehe ich nie ohne Handschuhe zu tragen außer Haus. Untr „normalen“ Umständen trug ich Handschuhe bzw. Fäustlinge nur gegen Kälte. Außer: früher, als ich eine junge Frau war, verließ man das Haus auch nicht ohne Handschuhe (wenn man eine „Dame“ sein wollte. Eine Dame war ich ja dann nie wirklich). Auch im Sommer. Ich hatte einige Paare kunstvoll gehäkelte Handschuhe und ganz dünne Exemplare aus Leder – Glacéleder, das ist ein extrem zartes, weiches Ziegen- bzw. Jungziegenleder mit einem leichten Glanz und dem Vorteil der Waschbarkeit. Früher gab es exaltierte Damen, die trugen ihre Ringe über den Handschuhen. Bei mir war das anders. Ich trug die Handschuhe meist im Einkaufskorb, weil ich nach der Arbeit noch Lebensmittel einkaufen gegangen bin. Neulich habe ich in alten Schachteln gekramt, gehäkelte Handschuhe hab‘ ich leider keine mehr gefunden, dafür aber ein Paar aus Glacéleder. Dieses Modell trage ich jetzt auch. Demnächst muss ich es waschen, eher nicht in der Waschmaschine, und bevor sie ganz trocknen muss man sie aufblasen und einmal anziehen, sonst sind sie – getrocknet – auch verschrumpelt.

Noch ein heutiger Aspekt des Handschuhtragens: es gibt vollverschleierte Muslimas, die auch schwarze Handschuhe trage. Und diese Damen kleiden sich angeblich „wie zu Mohammeds Zeiten“. Ich verstehe, dass man im Mekka im siebenten Jahrhundert das Gesicht verschleierte, wenn der Sandsturm kam. Aber ich bezweifle ernsthaft, dass es in diesem Mekka Handschuhmacher gegeben hat.

Obwohl: Schon die Bibel erwähnt Handschuhe. Jedoch waren Handschuhe bei den Juden keine verbreiteten Gebrauchsartikel, sie waren nur Teil des Prunkornats der Könige. Ägypter, Meder, Perser, Griechen und Römer bedienten sich des Handschuhs. Griechen und Römer kannten bereits Handschuhe mit und ohne Finger. Die ursprüngliche Form der Handschuhe war sackartig, erst später kamen Handschuhe mit gesondertem Daumenteil (Fausthandschuhe) und Fingerhandschuhe hinzu. In Ägypten trugen Pharaonen trugen Handschuhe als Symbol ihrer herausgehobenen Position. Gladiatoren zogen sich für den Kampf Handschuhe über, um ihre ölgesalbten Gegner besser festhalten zu können.

Auch in anderen Kulturen trug man zum Essen Handschuhe, da Gabeln noch nicht in Gebrauch waren, sie ermöglichten das angenehmere Anfassen heißer Speisen. Handschuhe hatten auch symbolische Bedeutung bei rituellen Handlungen, später auch in der katholischen Kirche; im Mittelalter besonders im Lehnswesen. Der Handschuh des christlichen Herrschers wurde beispielsweise als äußeres Zeichen bei der Verleihung des Marktrechtes verwendet. Von Kaisern, Königen oder geistlichen Würdenträgern erhaltene Handschuhe waren eine besondere Gunstbezeugung. Andererseits war es ein Akt der Huldigung, wenn das Volk oder die Stände dem Regenten Handschuhe überreichten. Hingegen war der vor die Füße hingeworfenen Fehdehandschuh eine ausdrückliche Herausforderung zum Duell. Jemandem mit einem Handschuh ins Gesicht zu schlagen war eine große Beleidigung, die ebenfalls gerächt werden musste. Erhielt ein Ritter einen Handschuh von einer Dame überreicht, hatte das eine völlig andere Bedeutung, es war ein Symbol des Wohlwollens und der Gunst. Der Ritter trug diesen Handschuh dann in einem speziellen Beutelchen um den Hals. Der Handschuh diente auch als Liebespfand zwischen Ritter und Adelsfräulein. Allerdings konnte man die Liebe auch kündigen indem man ihn zurückwarf, wie Friedrich Schiller es in der Ballade Der Handschuh beschrieben hat:

König Franz sitzt mit seinem Gefolge auf dem Balkon des Löwengartens, um einen Tierkampf zu sehen. Ein Löwe betritt die Arena, ein Tiger, zwei Leoparden. Daraufhin lässt Fräulein Kunigunde ihren Handschuh zwischen die Raubkatzen fallen und fordert den Ritter Delorges, welcher schon seit langem um sie wirbt, auf, ihn zurückzubringen. Zum Erstaunen und Entsetzen des Publikums steigt der Ritter gelassen in die Arena und nimmt den Handschuh auf.

 

Und mit Erstaunen und mit Grauen

Sehen’s die Ritter und Edelfrauen,

Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.

Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde,

Aber mit zärtlichem Liebesblick –

Er verheißt ihm sein nahes Glück –

Empfängt ihn Fräulein Kunigunde.

Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht:

„Den Dank, Dame, begehr ich nicht“,

Und verlässt sie zur selben Stunde.

 

(Recht g’schicht ihr, der Kunigunde).

Bei den Langobarden wurde der Braut zur Hochzeitszeremonie vom Bräutigam ein Handschuh und ein Schwert als Zeichen der Treue überreicht. Karl der Große gewährte um 790 dem Abt und den Mönchen eines Klosters das unbeschränkte Jagdrecht, damit sie aus den erlegtem Wild Leder für die Anfertigung von Handschuhen, Gurten und Buchdeckeln haben. Nachdem Äbte und Mönche allgemein solche Wildlederhandschuhe trugen, intervenierten die Bischöfe und bestanden auf ihrem exklusiven Privileg für solche Handschuhe. Im 13. Jahrhundert wurde es Sitte, einer Bittschrift ein Paar Handschuhe beizulegen. Diese wurden vorher mit entsprechenden Geldsummen gefüllt und verliehen der Bitte damit entsprechenden Nachdruck. (Eine elegante Art der Bestechung). Um 1000 kamen die ersten Handschuhe für Damen auf; nach anderen Quellen ab dem 12. oder 13. Jahrhundert. Diese waren für gewöhnlich parfümiert, kunstvoll bestickt und oft mit Juwelen und Perlen verziert. Im späten Mittelalter wurde das Kleidungsstück zum Modeartikel der höheren Stände. Ein roter Handschuh, mit Juwelen verziert, war ein Symbol des Heiligen Römischen Reiches.

Anfang des 17. bis Ende des 18. Jahrhunderts waren die französischen Meister führend auf dem Handschuhmarkt. Unter dem Einfluss Napoleons öffneten die Franzosen ihre technologischen Geheimnisse für das restliche Europa. Noch im 10. und 11. Jahrhundert gehörte das Handschuhmachergewerbe in Österreich zur Kürschner- und Rüstzeuginnung. Erst im 14. Jahrhundert schlossen sich die Handschuhmacher zu einer selbständigen Gilde zusammen.

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts blieben bis über den Ellenbogen reichende Handschuhe für Ballgarderobe quasi verpflichtend. In den 1930er Jahren gehörte ein langer Handschuh zum Charlestonkleid ebenso wie die Zigarettenspitze und hohe Stöckelschuhe. Weiße Handschuhe wurden früher auch von Verkehrspolizisten getragen, die als Verkehrsposten den Verkehr auf Kreuzungen regelten. Ein Kostüm von Coco Chanel, das ab Mitte der 1950er Jahre in Mode kam, war ohne Handschuhe kaum denkbar.

Es tut mir leid, aber zur Handschuhmode in Mekka im siebenten Jahrhundert habe ich leider nichts gefunden.

Madame trägt wieder Handschuhe gegen den Corona-Virus

Christas Greislerei hat Neues

Derzeit ist unsere Situation  für viele „nervig“ (was tun mit der ganzen Tagesfreizeit?), schwierig (was tun mit den Kindern, besonders schulpflichtigen Kindern?) und für viele belastend (was tun mit pflegebedürftigen Angehörigen?) oder gar existenzbedrohend (was tun mit der Aussicht, dass das eigene Ein-Personen-/Klein-/Mittelstands-/Unternehmen pleite- oder der Job verlorengeht?). Das wissen wir, damit leben wir alle, so gut wir können und lassen uns bitte nicht unterkriegen. Es wird – so hoffen wir alle – mit möglichst geringem Kollateralschaden auch wieder einmal zu Ende gehen.

Inzwischen: Der guten Ordnung halber:

es waren nicht nur die Österreicher, die vordringlich Häuslpapier gehamstert haben, ich höre selbiges auch aus den USA. Also bitte sofort aufhören, mit den blöden Witzen über die Österreicher. Dennoch, dieses Phänomen des Hamsterns kann ich mir nicht erklären, das müssen dann schon Psychologen tun …

Jetzt ist auch der britische Premierminister ist positiv auf das Virus getestet worden. Er hat nur milde Symptome: etwas Husten, etwas Fieber. Nun hat es auch den britischen Gesundheitsminister getroffen. Vielleicht ist das jetzt ziemlich gemein von mir: aber die „Herdenimmunität“ hat sie nicht geschützt.

Wohl jenen, die ein Wochenend-, Feriendomizil oder sonst eine Burg oder eine Keuschen irgendwo am Land haben (die auch heizbar ist). Ja, ein Gefährt gehört auch noch dazu, dass man dorthin kommen kann. Besonders für Familien mit Kindern ist das derzeit ein Bonus, sie können jederzeit hinaus, es gibt kaum Leute, von denen sie Abstand halten müssten. Irgendeinen Greisler, Supermarkt gibt es meist auch im nächstgelegenen Ort. Und wenn sie jetzt besonders ehrgeizig sind, können sie Samen oder Jungpflanzen kaufen, und dann im Sommer eigenes Gemüse ernten. Ich kann mich noch gut an die selbstgezogenen Radieschen und Karotten, die Erbsen und die Fisolen – meiner Kindheit – erinnern. Später war mir die Gartenarbeit dann zu mühsam, es reichte mir schon das Mähen – am Wochenende.

Denn auch die soziale Isolation (manche meinen, es sollte eher „physical distancing“ heißen) , die manche Menschen trifft, kann zu erheblichen psychischen Störungen führen.

Es gibt Zeiten und Umstände, da möchte man gar nicht so gerne in den Schuhen anderer stecken. Ich möchte nirgends der Politiker sein, der darüber zu entscheiden hat, was wichtiger ist, jetzt die Wirtschaft wieder in Gang zu setzen oder ein paar Tote zu verhindern.  Diesen „Zeitpunkt“ möchte ich gar nicht wählen wollen. Denn auch die derzeitige Wirtschaftslage – trotz aller Gegenmaßnahmen, wie „koste es, was es wolle“ – fordert ihre Opfer.

Der weise Präsident Donald Trump hat seine Wahl schon getroffen „Coronavirus Cure Cannot Be Worse Than the Problem Itself“. Wir werden ja sehen, ob er recht behält.

Jene Leute, die vielleicht vor kurzem ein Geschäft aufgemacht haben, dafür Kredite aufgenommen haben, in der Hoffnung, sie regelmäßig abzahlen zu können, die das Geschäft liebevoll hergerichtet haben und jetzt zusperren mussten – sie sind, trotz aller Hilfen jetzt pleite. Keine Einnahmen, aber Mietzahlungen, Kreditrückzahlungen und den mühsam ausgesuchten Mitarbeiter müssen sie auch in die Arbeitslosigkeit schicken.

Wirtschaftskrisen führen zu erhöhten Selbstmordraten. Als die Weltwirtschaft 2008 in die Krise rutschte, hatte das nicht nur ökonomische, sondern auch betrübliche soziale Folgen. In vielen westlichen Staaten stiegen im Jahr danach die Selbstmordraten an. In Europa waren vor allem die neuen EU-Mitgliedsländer betroffen. Außerdem senken Krisen die Geburtsraten. Und zwar besonders dort, wo die Arbeitslosigkeit hoch ist. Von der Arbeitslosigkeit waren in der letzten Krise hauptsächlich Männer betroffen. Selbstmorde stellen nur die Spitze eines Eisberges dar. Dahinter steht die Ausbreitung emotionaler Belastungen in der Gesellschaft: Laut Statistik kommen auf einen tatsächlichen Selbstmord 30 bis 40 Suizidversuche und mehrere Hundert Selbstmordgedanken.

Die Corona-Seuche hat positive Effekte auf Klima und Umwelt. Wir bleiben zu Hause, arbeiten – wenn es geht, auch dort – wir sollten nur die nötigsten Besorgungen machen, nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, wenn es nicht dazu dient, zur Arbeit zu kommen, oder das Nötigste einzukaufen. Und das alles „im Abstand“ zu den anderen. Ja, es handelt sich um Einschränkungen unserer Grundrechte, unserer Reise- und Bewegungsfreiheit.

Parallel zu all diesem Unbill erholt sich unser Planet. Es gibt viel weniger Abgase, die Autos und Fabriken täglich in die Luft blasen, es gibt viel weniger Treibhausgase, die von Lang- und Kurzstreckenflügen verursacht werden. Selbst die Müllberge werden kleiner, jetzt, da die Touristen ausbleiben (das heißt jetzt aber nicht, dass nur Touristen Müll verursachen!).

In den Großstädten verbessert sich die Luft, wir spüren und riechen es.

Mitte März verbreitete sich mit einem Tweet die Nachricht, dass das Wasser im italienischen Venedig durch die ausbleibenden Touristenströme so sauber sei, dass Schwäne, Fische, und sogar Delphine, so twitterte ein weiterer Nutzer, zurückgekehrt seien. Das stellte sich (leider) als Falschinformation – urban legend – heraus. Aber gefreut hat es uns alle enorm.  Die Wasserstraßen Venedigs scheinen vor allem deshalb klarer, weil weniger Bootsverkehr auf den Kanälen bedeutet, dass die Sedimente am Boden bleiben und nicht aufgewirbelt werden. Ob sich die Wasserqualität tatsächlich verbessert hat – was durchaus nicht ausgeschlossen ist – müssen Untersuchungen erst noch zeigen.

Jetzt ist Sperrstund‘ für Christas Greislerei. Also halten wir durch, halten wir an die Regeln und hoffen wir das Beste!

Christas Greislerei hat Neues

Ein paar Gedanken zu einer hoffentlich rosigen – coronafreien – Zukunft

Was bleibt uns denn anderes übrig, als auf eine bessere Zukunft zu hoffen. Eine Zukunft, in der diese Pandemie (hoffentlich weltweit) besiegt sein wird, und deren wirtschaftliche Folgen beseitigt sein werden. Eine Zukunft, in der wir wieder einander persönlich sehen können, einander umarmen können – bzw. die Hände schütteln können. Eine Zukunft, in den wir nicht einen großen Bogen um andere Menschen machen müssen, denen wir begegnen. Eine Zukunft, in der wieder alle eine (bezahlte) Arbeit haben, über regelmäßige Einkünfte verfügen. Eine Zukunft in der es wieder Schule und Universität gibt, Prüfungen abgehalten werden, eine Matura mitsamt Vorbereitung zeitgerecht abgewickelt werden kann. Eine Zukunft, in der Großeltern ihre Enkel wiedersehen können. Eine Zukunft, in der wir wieder unbehindert öffentliche Verkehrsmittel benützen können, auch um zu reisen. Eine Zukunft, in der uns Museen wieder offenstehen, wir ins Theater gehen können, wir Konzerte „live“ hören können.  Eine Zukunft, in der wir wieder in Restaurants, Kaffeehäuser, Konditoreien gehen können. Eine Zukunft einer „neuen Normalität“.

In einer Zukunft in der wir hoffentlich weiterhin aufeinander Rücksicht nehmen, einander anlächeln, wenn wir einander auch nicht kennen, in der wir die Bedürfnisse anderer weiterhin wahrnehmen, einander helfen. „Wir schauen auf Euch – wir schauen auf uns“ könnte doch auch weiterhin gelten?

(Was wir jetzt gar nicht brauchen können ist „Verpetzen“. Ja, es gelten strenge Regeln. Sicher sie sollten nicht übertreten werden, aber das Aufspüren der Übertretungen ist Sache der Polizei – und nicht der Nachbarn, die die Polizei rufen.)

Aber wir müssen auch selbst darauf achten, dass in dieser (rosigen) Zukunft, nicht weiterhin Methoden des Staates dulden, uns genau zu überwachen. Jetzt in Zeiten, in denen die Ansteckungsgefahr wirklich sehr groß ist, benötigen wir diese staatlichen Überwachungstools, um uns und andere zu schützen. Wir dürfen totalitäre Überwachung, jetzt ohne viel Federlesens eingeführt, weil notwendig, in Zukunft nicht mehr dulden.

China hat den Einhalt seiner Virus-Ausbreitung durch derartige Methoden geschafft. Die Nutzung von Smartphones wurde überwacht, allüberall angebrachte Videokameras und die dahinterliegende Gesichtserkennungssoftware konnte Übertretungen der „Ausgehverbote“ sofort registrieren, dazu kam, dass Personen die Daten der Messung ihrer Körpertemperatur bzw. sonstiger Eckdaten ihrer Gesundheit (oder Krankheit) laufend bekannt geben mussten. So konnten rasch Personen identifiziert werden, die gefährdet waren, sondern auch durch Bewegungsüberwachung festgestellt werden, mit wem diese Personen in Kontakt waren. Verschiedene Apps auf den Smartphones jedes Einzelnen, konnten ihn/sie warnen, ob sich ein Infizierter in ihrer Nähe befand.

Aber China ist nicht das einzige Land, das derart weitreichende Methoden anwendet: auch Israel unter Benjamin Netanjahu verwendet nun seine Techniken im Zusammenhang mit dem Kampf gegen das Corona-Virus, die normalerweise dem Aufspüren von Terroristen dienen. Als der zuständige parlamentarische Ausschuss dies verbieten wollte, hatte Netanyahu diese Maßnahme unter „Notverordnung“ eingesetzt.

Diese Maßnahmen – die besonders Personenkontakte überprüfen können – funktionieren großartig gegen „Ansteckungspandemien“, aber im normalen Leben könnten sie dem „Großen Bruder“ ungeheure Macht über uns alle geben. Wenn wir jetzt derartige Maßnahmen – als temporär – begrüßen, müssen wir hinterher genau überprüfen, dass sie wieder abgesetzt werden. Aber wir leben in Österreich, Provisorien haben oft eine sehr, sehr lange Lebensdauer! Ausreden, dass die Beibehaltung zu unserem Besten dienen würde, sind zahllos: eine zweite Welle Corona-Virusinfektionen könnte über uns hereinbrechen, Ebola könnte neuerdings wieder bedrohen. Wenn es auf eine Wahl zwischen “Wahrung der Privatsphäre“ und Gesundheitserhalt gibt, werden die meisten Menschen wohl Gesundheitserhalt vorziehen.

Aber in dieser „rosigen“ Zukunft wird es doch nicht mehr ganz so sein, wie wir es vorher gewohnt waren und wohin wir uns zurücksehnen. Es hat sich gezeigt, „was plötzlich alles möglich ist“. Vielleicht werden es manche Menschen vorziehen, auch in dieser rosigen Zukunft öfter „Homeoffice“ zu machen – damit könnte der CO2 aufwändigen Pendlerei ein Ende bereitet werden. Anfänglich werden wir alle großen Wert auf persönliche Kommunikation legen, die uns jetzt so abgeht, aber wenn diese Welle wieder vorbei sein wird, könnten ein neues Gleichgewicht eintreten zwischen „gemeinsam – und allein sein“. Vielleicht könnten auch in Zukunft Dauermedikationen -Rezeptanforderung und elektronische Weitergabe an die Apotheken – also telephonisch und elektronisch erfolgen. Sicher wird man – wenn man sich krank fühlt – weiterhin zum Arzt gehen. Ferndiagnosen sollten auch weiterhin vermieden werden. Oder vielleicht könnten sich die Staatsspitzen nicht bei jeder Gelegenheit nach Brüssel begeben, sondern auch zuweilen auf Teleconferencing zurückgreifen (Der Verbesserung des Klimas würde es dienen).

Schule ist nicht nur Lernen von „Inhalten“, sondern auch Lernen sozialen Verhaltens. Daher ist das Beisammensein im Klassenzimmer allein schon Erziehung. Aber Lerninhalte elektronisch an Kinder weitergehen, die – vielleicht temporär – nicht in die Schule gehen können, könnte doch auch in Zukunft eine Methode sein, die parallel zum Schulbetrieb in Anwendung bleibt.  Und an diesen Methoden sollte auch weitergearbeitet werden.

Im Moment ist diese Zukunft nur ein entfernter Silberstreif am Horizont. Aber wir müssen, bei allen, auch wirtschaftlichen Problemen, die wir derzeit zu bewältigen haben, auch an die Zukunft denken. Möge die neue Normalität rosig sein.

 

Ein paar Gedanken zu einer hoffentlich rosigen – coronafreien – Zukunft