Ein wenig „Nachkriegsgeschichte“

Zum Jahr 1968

Diese Zeit wird von vielen Heutigen als düstere, graue Zeit erachtet, in der nicht viel Interessantes passiert ist.

Das stimmt nicht.

Das Jahr 1968 ist in vielen Ländern der Höhepunkt der linksgerichteten Studenten- und Bürgerrechtsbewegungen der 1960er-Jahre, die daher auch als 68er-Bewegung bezeichnet werden. In den USA sind das die Proteste gegen den Vietnamkrieg und die schwarze Bürgerrechtsbewegung, deren Anführer Martin Luther King im April des Jahres ermordet wird, in Frankreich die Mai-Unruhen, in der Bundesrepublik die Studentenbewegung, die Proteste gegen die Notstandsverfassung, und die Außerparlamentarische Opposition, in der ČSSR der Prager Frühling, in Polen die März-Unruhen, die Studentenproteste in Mexiko und in Japan die Proteste von Zengakuren (Alljapanischer Allgemeiner Verband der studentischen Selbstverwaltungen, linksradikal).

Auch in Österreich gab es 1968 Studentenproteste. Auch hier ging es den Studierenden darum, dass sie die Unis als „verstaubt“ erlebten und dass sie stärker mitbestimmen wollten. Die Uni-Hörsäle wurden von den Studierenden im Mai ´68 besetzt, und sie hielten dort Diskussionsveranstaltungen ab. Aber nicht nur die Situation an den Universitäten wurde kritisiert, die österreichische Jugend wünschte sich auch Veränderungen in der Politik und Gesellschaft, welche sie als konservativ und „rückschrittlich“ empfand. 1968 protestierten Studierende in Österreich aus Solidarität mit Rudi Dutschke, nachdem dieser angeschossen worden war. Dutschke war einer der bekanntesten Wort-Führer bei der Studentinnen Bewegung in Westdeutschland. Auch in Österreich kam es bei den Protesten zu Konflikten mit der Polizei. Im Vergleich (z.B. mit Frankreich) liefen die Studentenproteste in Österreich aber eher ruhig ab.

Im Juni 1968 fand in einem Hörsaal der Universität Wien ein sogenanntes Happening unter dem Titel „Kunst und Revolution“ statt. Es sorgte für viel Aufsehen und Empörung, da die beteiligten KünstlerInnen versuchten, zu schockieren, indem sie möglichst viele Tabus brachen, z.B. Nacktheit, Exkremente und Selbstverstümmelung. Dabei sangen sie die österreichische Bundeshymne und benutzten die österreichische Nationalflagge. Die Veranstaltung wurde von einigen Medien als „Uni-Ferkelei“ bezeichnet und hatte ein gerichtliches Nachspiel.

Berühmt-berüchtigt wurde auch die Aktion der Künstlerin VALIE EXPORT, das Tapp- und Tastkino. Mit dieser Straßenaktion trat sie auf öffentlichen Plätzen auf, erstmalig in München. VALIE EXPORT trug dabei über ihren nackten Brüsten einen Kasten mit zwei Öffnungen. Ihr Partner begleitete sie und lud die PassantInnen zum „Besuch“ dieses „Tapp- und Tastkinos“ ein: Die „BesucherInnen“ durften einige Sekunden lang durch die Öffnungen im Kasten die nackten Brüste der Künstlerin berühren. VALIE EXPORT bezeichnete die Aktion selbst als feministische Aktion.

Erschüttert hat uns 1968 besonders der später so genannte Prager Frühling, der damals vom österreichischen Rundfunk fast „live“ übertragen wurde.

In Österreich gab es Proteste gegen die ORF-Berichterstattung. Der erst seit 1967 rechtlich unabhängige ORF war seit dem Beginn der Operationen bestens informiert und konnte diese Meldungen auch an andere westliche Medien weitergeben. Darüber beschwerte sich der sowjetische Botschafter und es kam zu Konfrontationen zwischen der Bundesregierung und dem ORF, denen sich auch Bruno Kreisky anschloss, da der ORF unter der Leitung von Gerd Bacher, auch seiner Ansicht nach neutralitätswidrig berichtete. Dennoch gelang es dem österreichischen Rundfunk als Informationsdrehscheibe für die ganze Welt zu fungieren und laufend aktuelle Nachrichten anzubieten.

Der Prager Frühling ist die Bezeichnung für das Streben der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei (KSČ) unter Alexander Dubcek im Frühjahr 1968, ein Liberalisierungs- und Demokratisierungsprogramm durchzusetzen, sowie vor allem die Beeinflussung und Verstärkung dieser Reformbemühungen durch eine sich rasch entwickelnde kritische Öffentlichkeit. Mit dem Begriff „Prager Frühling“ verbinden sich zwei gegensätzliche Vorgänge: einerseits der Versuch, einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu schaffen, andererseits aber auch die gewaltsame Niederschlagung dieses Versuchs durch am 21. August 1968 einmarschierende Truppen des Warschauer Paktes. Auch das österreichische Bundesheer war damals im „Alarmzustand“. Die Bezeichnung „Prager Frühling“ stammt von westlichen Medien und ist eine Fortführung des Begriffs Tauwetter-Periode, der wiederum auf den Titel des Romans Tauwetter von Ilja Ehrenburg zurückgeht.

Viele tschechische Flüchtlinge sind (temporär) nach Österreich gekommen, stolz trugen sie Abzeichen mit der tschechischen Fahne, aus Solidarität mit ihnen, haben das dann auch viele Wiener gemacht (ich kann das bestätigen, denn ich habe auch damals in Wien gelebt).  

Eine besondere Rolle für ausreisewillige Tschechoslowaken spielte der damalige österreichische Botschafter in Prag und spätere Bundespräsident Rudolf Kirchschläger, der entgegen den Weisungen des Außenministers Kurt Waldheim die österreichische Botschaft für Fluchtwillige offenhielt und Visa für Österreich ausstellte. Damit verhalf Kirchschläger zahlreichen Personen zur Flucht. In der Folge kamen rund 210.000 Flüchtlinge nach Österreich, von denen aber nur etwa 12.000 auch um Asyl ansuchten und in Österreich blieben.

Ein wenig „Nachkriegsgeschichte“

Heute hätte meine Mutter ihren 119. Geburtstag

Die Zeiten, in denen meine Mutter gelebt hat (1905 – 1990, sie ist 85 Jahre alt geworden), waren sehr turbulent.

Viele Frauen, die in dieser Periode gelebt haben, mussten viel, unabhängig von ihrem Stand, durchmachen. Aufgewachsen sind sie noch im Kaiserreich, sie haben noch den alten Kaiser gesehen, wie er von Schönbrunn in die Hofburg gefahren ist, sie haben geknickst, wenn er vorbeigefahren ist. Dann kam der 1914 – 1918 der Erste Weltkrieg. Viele Väter sind gar nicht mehr daraus zurückgekehrt, viele Verwandte waren verwundet – also ihrer Erwerbsfähigkeit beraubt, frustriert, verarmt.

Durch die Umstände – Kaiserreich zur Republik, Verlust aller Kronländer etc. haben viele nicht nur ihre Güter, sondern auch ihren Status verloren. Es kam zu einer Inflation, die alle Geldwerte zunichtemachte (ich habe noch Bündel von Obligationen meiner Tanten in einem Kastl, die von heute auf morgen nichts mehr wert waren). Man war plötzlich arm, konnte sich fast das Brot nicht mehr leisten.

Dazu kam nach dem Krieg die Spanische Grippe, die viele schon Geschwächte in ihren Wellen über fast drei Jahre hinwegraffte. Auch die Spanische Grippe hat vor Reichtum oder Status kaum Halt gemacht.

Wer musste „weitermachen“, die Familie zusammenhalten, wer musste dafür sorgen, dass wenigstens ein wenig Essen auf den Tisch kam, wer musste sich in langen Schlangen um Lebensmittel anstellen – es waren diese Frauen, die später unsere Mütter und Großmütter etc. wurden? Viel von den „roaring twenties“ werden sie nicht mitbekommen haben, dieses „high life“ fand wohl für Mitglieder der Blase aus Kriegsgewinnlern statt.

Meine Eltern arbeiteten und sparten, um sich endlich eine Wohnung leisten zu können, um heiraten zu können, um selbst Kinder haben zu können.

Die Zeiten waren politisch unruhig, es kam beispielsweise 1927 zum Brand des Justizpalastes (meine Mutter dürfte ihn „erlebt“ haben, „live“, wie man heute sagen würde). Die Menschen waren zunehmen verunsichert. Auf den Straßen wurde gegeneinander marschiert. Fast jede Partei verfügte über einen „militärischen Arm“.

Doch dann kam 1929 der große Börsenkrach. Dieser Börsencrash gilt als Auslöser der Great Depression in den USA und der Weltwirtschaftskrise. Die folgende Baisse erreichte erst 1932 ihren endgültigen Tiefpunkt. Nach einem ersten Höhepunkt der Arbeitslosigkeit 1929 (Beginn der Weltwirtschaftskrise) stieg die Arbeitslosigkeit rapid an. Viele wurden ausgesteuert, d.h. Arbeitslose erhielten  keine Arbeitslosenunterstützung mehr. 1933/1934 verschärfte sich die Krise, die seitens des Bundes durch Notstandsmaßnahmen (Kurzarbeit, Verbot der Doppelarbeit bei Ehepaaren [Doppelverdienergesetz] und anderes), seitens der Gemeinde Wien nach dem Februar 1934 durch Notstandsprogramme (vor allem Straßen- und Brückenbau [Höhenstraße, Reichsbrücke] als Ersatz für den sozialdemokratischen kommunalen Wohnhausbau, durch dessen Einstellung die Bauwirtschaft in Bedrängnis geraten war) ohne erkennbaren Erfolg bekämpft wurde. Noch 1934 gab es 261.650 Arbeitslose (22,1 Prozent der Berufstätigen; Österreich am 31. Dezember 1931 396.474), denen noch die Ausgesteuerten zuzurechnen sind; bei den Arbeitern war die Arbeitslosigkeit mit 37,7 Prozent der Berufstätigen am höchsten!

Mein Vater hatte zwar seinen „Job“ behalten, aber im Rest der Familie herrschte Not. Man half einander, so gut man konnte. Meine Großmutter versorgte ein paar Bettler mit täglicher Suppe an ihrer Wohnungstür.

Was war nun die Konsequenz? Wiederum war Erspartes verloren gegangen, entweder durch die Entwertung oder es wurde aufgebraucht, um überhaupt überleben zu können. Die Arbeitslosen bettelten um Arbeit, jegliche, unabhängig von ihrer Bildung oder ihrem vorigen Beruf. Es gab keine Perspektiven. 

Es kam von der Republik zum Ständestaat, eine Zeit, in der vor allem Sozialisten unterdrückt waren. Meine Familie war sozialistisch eingestellt, allerdings politisch nicht aktiv. Man hielt den Mund und war froh nicht eingesperrt zu sein.

1936 kam es zum Phönix-Skandal: ein österreichischer Versicherungsskandal, der das austrofaschistische Schuschnigg-Regime zutiefst erschütterte, einer der Auslöser einer Regierungsumbildung wurde und mit zum Juli-Abkommen  beitrug, durch das Österreich in stärkste Abhängigkeit von NS-Deutschland geriet. Dieser Aspekt kümmerte meine Mutter weniger, außer dass sie ihr wirklich vom Mund abgespartes Geld neuerlich verlor.  Noch lange später zeigte mir meine Mutter erbittert, das Gebäude indem die Phönix-Versicherung (Freyung) ihren Sitz gehabt hatte.

1938 kamen die Nazis, man hoffte endlich auf „Arbeit“, aber es kam Krieg, 1939. Meine Onkel und mein Vater zogen wiederum in den Krieg. Mein Stiefgroßvater – ein Jude – verlor seine Existenzgrundlage, meine Großmutter musste für den Unterhalt der Familie sorgen, eine meiner Tanten saß in England fest, interniert „als Feind“, sie hatte dort als Kindermädchen gearbeitet. Sie kam erst 1946 zurück, kurz nachdem ihre Mutter gestorben war. Meine andere Tante floh nach Frankreich, weil sie mit einem Juden verheiratet war. Sier kamen zu früh zurück, dieser mein Onkel kam bei einem Fliegerangriff um, bei dem auch meine Tante verletzt worden war.

Wiederum verloren viele ihr Leben und ihre Gesundheit im Krieg (mein Vater kam als 90%iger Invalide heim), viele verloren ihre Lieben und oder ihr Heim durch die Bomben. Wir, die wir “ausgelagert“ waren, hatten zwar viel von „unseren Sachen“ verloren, aber waren halbwegs heil (wenn auch wahrscheinlich psychisch durch Verhalten mancher russischen Soldaten geschädigt) davongekommen.

Wieder war vieles/alles weg, wieder hieß es neu anfangen, für diese tapferen, jetzt schon nicht mehr ganz jungen Frauen. Kein Wunder, dass viele von ihnen hart geworden sind. Wiederum eine Währungsreform. Es waren neuerlich harte Jahre, in der Nachkriegszeit, wieder schwierige Nahrungs- und Heizmittelbeschaffung. An Luxus konnte nicht einmal gedacht werden, vielleicht an ein Paar Nylonstrümpfe – vom Schwarzmarkt?

Für meine Mutter blieben die Zeiten auch während des Wirtschaftswunders schwer, denn mein „invalider“ Vater konnte an diesem Aufschwung nur sehr begrenzt teilnehmen, er musste uns – wie meine Mutter meinte – durch mindere Jobs durchbringen. Meine Mutter vermietete ein Zimmer unserer Wohnung, um finanziell beizutragen, sie nahm „Heimarbeit“ an, ebenfalls besonders schlecht bezahlt. Das Ziel meiner Eltern damals: mir eine ordentliche Ausbildung zukommen lassen. Ich durfte studieren (mein Vater ist auch nicht lang nach meiner Promotion gestorben).

Wir dagegen, ihre Nachkommen?   Wir konnten ohne Krieg, dank Europäischer Union, verbringen, für uns ging es lange Strecken nur „aufwärts“. Bis dann alles stagnierte – und die große unerwartete Pandemie kam. Und dann war wieder Krieg …, wenn nicht „hier“, aber nahe genug.

Leben wir in einer Zeitschleife?

Heute hätte meine Mutter ihren 119. Geburtstag

Eine Geburtstagfeier am Muttertag in Stammersdorf

Eine meiner drei Enkeltöchter wurde an einem Muttertag geboren. Und gestern ist ihr Geburtstag wieder auf den Muttertag gefallen, daher wurde dieser Geburtstag mit Mutter, Schwiegereltern mit Familienteilen gefeiert – ich durfte auch dabei sein.

Wie Sie alle wisse, war es ein wunderschöner Mai-Tag, sonnig, warm, aber noch nicht heiß; ideal um im Freien zu sitzen. Unser Zusammentreffen war für 15 Uhr geplant, damit die Kinder rechtzeitig ins Bett kommen, denn morgen ist ja wieder ein Schultag.

Der Ort des Zusammentreffens war ein Heuriger in Stammersdorf. Und er war gar nicht so leicht zu finden. Denn Stammersdorf wird bereits in einen Oberort, einen Unterort und Neu-Stammersdorf geteilt. Neu-Stammersdorf ist jedes Mal erstaunlich größer und immer mehr städtische Besiedlung findet hier statt. Ob die öffentliche Verkehrsanbindung dem ausreichend Rechnung trägt? Ich habe nur einen Bus und eine Straßenbahn gesehen?

Ein Teil des Ortskernes war mir ja bekannt, und auch früher waren wir (mein Mann und ich) mit Freunden hier – ich erinnere mich aber nur an eine Kellergasse, wohin wir immer wieder gegangen sind. 

Aber gestern haben wir ein ganzes „Viertel“ von sehr attraktiven Kellergassen durchfahren. Es sind schmale gepflasterte Sträßchen, eigentlich Hohlwege im Löss, dicht bewachsen und fast überwachsen, die Wurzeln hängen über die Hänge herab.  Mich haben diese Hohlwege (wir haben einige durchfahren um „unseren“ Heurigen zu finden) sehr an die Toskana erinnert, nämlich jenen Teil der von den Etruskern besiedelt war (zwischen Arno und Tiber). Wir mein Mann, unsere Tochter und ich haben einmal eine Etrusker-Reise nach Italien gemacht, wo wir uns wirklich nur auf etruskische Gräber, Ausgrabungen, Museen konzentriert haben.  Ist ein Weilchen her, es war damals noch sehr romantisch, weil man z.B. noch den Schlüssel vom Pfarrer der Umgebung holen musste, um dann ein Grab (allein!) besichtigen zu können.   Aber ich mäandere, wie ein Freund manchmal gesagt hat.

Wir sind noch immer in Stammersdorf. Etwas ist anzumerken, bei den Heurigen kann man nicht parken. Die Sträßchen sind so eng, dass sich selbst Radfahrer und Autos parallel schwertun. Also wir wurden freundlicherweise abgesetzt, und der Fahrer musste einen Parkplatz suchen (die wenigen verfügbaren waren ziemlich voll) und dann wieder zu Fuß zurückfinden.

Zu unserem Heurigen musste man eine steile enge Treppe hinaufgehen, und dann aber saß man am Rande des Weingartens, der sich auf dem Hang dahinter erstreckte. Hier am Hang des Bisamberges liegen viele Weingärten. Durch die jahrhundertelange Bewirtschaftung durch den Menschen wurden der Bisamberg und seine Fauna und Flora in der heutigen Ausprägung geformt. Änderungen in der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung in den letzten rund hundert Jahren, haben zu einer drastischen Abnahme der offenen Flächen (Weiden, Äcker) und zu einer ebenso drastischen Zunahme der Waldflächen geführt. Aus dem Franziszeischen Kataster ist ersichtlich, dass um 1820 der westliche Teil des Bisamberges zu 67 % aus Grünflächen, zu 21 % aus Weingärten und nur zu 7 % aus Wald- und Ackerland bestand. 1880 sank der Waldanteil auf 1 %, was dem enormen Holzbedarf der Stadt Wien sowie der Anlage von freien Schussfeldern vor den in Kriegszeiten angelegten Verteidigungsanlagen geschuldet war. Ende des 19. Jahrhunderts wurde mit großräumigen Aufforstungen begonnen, die das über Jahrhunderte geformte Landschaftsbild massiv veränderten. Bis 1994 nahm der Waldanteil auf 67 % zu, während der Anteil der artenreichen Trocken- und Halbtrockenrasen auf 7 % dezimiert wurde. Bei den Aufforstungen wurden im größeren Umfang standortfremde Gehölzarten, wie Robinie, Schwarz-Föhre und Götterbaum, eingebracht. Während Robinien im Boden Stickstoff anreichern und zu einer Eutrophierung (Nährstoffanreicherung) führen, versauern die abgefallenen Nadeln der Schwarz-Föhre den Boden. Ein weiteres Problem ist der hohe Siedlungsdruck im Gebiet und der damit verbundene ständige Verlust von offenen Flächen und die steigende Belastung durch Verkehrsabgase der Pendler.

Wir saßen friedlich unter alten Bäumen, genossen den lokalen Wein und Schaumwein, für die Kinder gab es Trauben- und Hollersaft, die beiden Mädchen konnten sich am kleinen Spielplatz vergnügen, die Sonne schien und meine Enkeltochter ließ sich feiern. Die beiden Haushunde kamen vorbei und beschnupperten uns. Das Geburtstagskind selbst hatte Blumen für alle Mütter der Runde mitgebracht. Das Essen war sehr „zünftig“, Backhendl, Fleischlaberl, Schweinsbraten, Surschnitzel, und dazu Krautsalat, Erdäpfelsalat und Gurkensalat. Es hat uns allen sehr gut geschmeckt.

Und dann gab es noch diverse Strudel und köstliche hausgemachte Mehlspeisen. Ja, und nicht zu vergessen, es gab auch Schaumrollen. Eigentlich sind Schaumrollen kulinarisch nicht so etwas Besonderes, aber für viele von uns bedeuten sie „Freuden der Kindheit“ und werden daher gerne schnabuliert.

Die Tage sind so wunderbar lang, dass wir auch noch ein Weilchen nach dem Essen sitzen und plaudern konnten.

Schön war’s! Danke, dass ich dabei sein durfte!

Eine Geburtstagfeier am Muttertag in Stammersdorf

Ungelöste (unlösbare) Fragen?

Als ich aus der Kirche kam (ja, ich gehe möglichst jeden Sonntag in die Kirche – aber darüber später) saß eine junge Frau in einem Schanigarten in der Kärntnerstraße und tunkte ein Kipferl in ihren Kaffee. Und das erinnerte mich umgehend an meinen Stief-Großvater. Mein geliebter Großpapa trank sehr viel Kaffee, der wurde von meiner Großmama und später meiner Tante immer auf Vorrat gekocht – und wieder aufgewärmt (so schmeckte er auch). Und mein lieber Großpapa brauchte immer etwas aus Weißbrot, um es den Kaffee zu tunken.

Meine Mutter die diesen ihren Schwiegervater allen anderen Mitgliedern der Familie ihres Mannes vorzog und seine Meinung respektierte und sich auch eventuell an seine Ratschläge hielt (er war der Moderator in dieser Familie), war eine sehr gute Köchin, vor allem konnte sie herrliche Mehlspeisen backen. Und selbstverständlich wurde ein Teil der Mehlspeisen meinem Großpapa gebracht, der sie dann immer in seinen Kaffee tunkte. Das galt für Fruchtkuchen genauso wie für Strudeln jeglicher Art. Meine Mutter war immer etwas entsetzt darüber …

Aber jetzt zum Hauptthema. Ich gehe meist in eine Kirche, wo ich einen „guten Prediger“ erwarte. Denn die biblischen Texte sind nicht immer einfach zu interpretieren. Denn eigentlich könnte man sie ja zu Hause einfach lesen, und dann darüber meditieren. Gerade in den Texten aus den Schriften des Johannes geht das allein, ohne Theologiestudium, leider nicht gar so gut. Heute war das wieder so ein Text.

Aber bei einer Messe geht es ja auch um etwas anderes. Die heilige Messe besteht aus zwei Hauptteilen: der „Liturgie des Wortes“ (Wortgottesdienst) und der „eucharistischen Liturgie“ (Eucharistiefeier). Diese beiden sind eng verbunden und bilden eine gottesdienstliche Einheit; Die Eucharistie („Dankbarkeit, Danksagung“), auch „Abendmahl“ oder „Herrenmahl“, „heilige Kommunion“, „Altarsakrament“, „allerheiligstes Sakrament [des Altars]“, in einigen Freikirchen „Brotbrechen“, in den Ostkirchen „heilige“ oder „göttliche Liturgie“ genannt, ist ein christliches Sakrament, das in den verschiedenen Konfessionen unterschiedlich verstanden wird. Sie wird bezogen auf das Abendmahl, das Jesus nach der Darstellung der Evangelien und des 1. Korintherbriefes mit seinen Jüngern kurz vor seinem Leiden und Sterben feierte, und wird entweder als unblutige Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers oder als Feier zur vergegenwärtigenden Erinnerung an Jesu Tod interpretiert.

Darüber hinaus werden bei der Eucharistie das Sterben und die Auferstehung Jesu Christi als Heilsereignis verkündigt. Jesus Christus ist dabei in der von ihm gegebenen Gemeinschaft gegenwärtig. Die Lehre der verschiedenen Konfessionen unterscheidet sich im Hinblick auf die Art und Weise dieser Gegenwart – in seinem Wort, im Glauben an ihn oder in den Gaben von Brot und Wein.

Dennoch – gerade in Zeiten wie diesen – erwartet man von der Messe am Sonntag auch, dass sie aufbaut, dass sie erklärt, wie man mit der Gegenwart vielleicht doch besser umgehen kann. Ja, ich muss akzeptieren, dass ich – wenn ich auch darüber zuweilen berichte – kein Jota an den Kriegsverläufen in der Ukraine oder in Gaza ändern kann. Ich kann diesen armen Menschen nicht helfen, wenn sie bombardiert werden, wenn sie kein Essen, kein Wasser, keine Medikamente haben, wenn sie schon wieder fliehen müssen.

Ich kann auch nichts am Song-Contest ändern, weder ihn weniger „politisch“ machen noch die Aufmerksamkeit der Menschen auf andere, bestehende Probleme lenken.

Früher sagte man, „Not lehrt beten“, schon im Psalm 81,8 kann man lesen: Gott spricht: Als du mich in der Not anriefst, half ich dir heraus.

Zurück zum heutigen Evangelium: Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.

Hier kommt das große Fragezeichen. Was ist Wahrheit? Das hat schon Pilatus gefragt. Es ist die Erwiderung des Pontius Pilatus auf die Bemerkung Jesu, in die Welt gekommen zu sein, um „Zeugnis für die Wahrheit“ abzulegen. Die Frage geht der Verurteilung Jesu zum Kreuzestod unmittelbar voraus und bleibt unbeantwortet: Pilatus wendet sich ab, ohne auf eine Antwort zu warten.

Jesus sagt auch: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. (Joh 14,7).         Die Welt ist nicht einfach, und auch die Erklärungen im Neuen Testament sind nicht einfach. Ich halte mich halt eher an den Brief des Johannes, Kapitel 4: Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.

Wahrscheinlich sollten wir alle miteinander einander mehr lieben.

Ungelöste (unlösbare) Fragen?

Zu den Ursachen des muslimischen Antisemitismus

Eine Wiederveröffentlichung (aus 2018) – auf Vorschlag von Facebook –

Viel wird derzeit vom muslimischen Antisemitismus in Europa geredet.  Manche meinen, dass er gefährlicher wäre, als der autochthone.

Was sind nun aber die Wurzeln dieses muslimischen Antisemitismus? Viele meinen, dass er aus Hass gegenüber Israel geboren wäre.  Man muss sich dazu nur die Liste der Arabisch-Israelischen Kriege vergegenwärtigen.

  1. Palästinakrieg, auch israelischer Unabhängigkeitskrieg (November 1947 – Juli 1949): Dieser Krieg begann mit dem arabisch-israelischen Bürgerkrieg zwischen jüdischen und arabischen Milizen in der Zeit am Ende der britischen Mandatsherrschaft. Nach der israelischen Staatsgründung im Mai 1948 wandelte die Auseinandersetzung sich in einen regulären Krieg, als die arabischen Staaten Israel umgehend den Krieg erklärten. Der Krieg endete mit dem Waffenstillstandsabkommen von 1949 zwischen den Staaten Israel, Ägypten, Libanon, Syrien, Irak und Jordanien.
  2. Sueskrise, auch Sinai-Krieg (Oktober 1956 – März 1957): Begann mit dem Angriff auf Ägypten durch Truppen Israels, Englands und Frankreichs zur Besetzung der Sinai-Halbinsel. Der Angriff war die Reaktion auf die Verstaatlichung des Sueskanals durch Ägypten und dessen Sperrung für israelische Schiffe sowie die Blockade der Straße von Tiran für israelische Schiffe;
  3. Sechstagekrieg, (Juni 1967): Angriff Israels auf seine Nachbarn Ägypten, Syrien und Jordanien, um einem befürchteten Angriff der arabischen Staaten zuvorzukommen, nachdem ägyptische Truppen an der Grenze zu Israel aufmarschiert waren. Die Länder Irak, Kuwait, Saudi-Arabien und Algerien waren durch Truppen- und Waffenlieferungen ebenfalls involviert. Aus dem Sechs-Tage-Krieg resultierte die israelische Besetzung des Gazastreifens, des Sinais, des Westjordanlands und der Golanhöhen;
  4. Abnutzungskrieg (Juli 1967 – August 1970): Ein eingeschränkter Krieg zwischen Streitkräften Israels, Ägyptens, der UdSSR und der PLO. Von Ägypten initiiert, um die israelische Besetzung des Sinai rückgängig zu machen. Die Kämpfe endeten mit einem Waffenstillstand, mit dem die Fronten unverändert blieben;
  5. Jom-Kippur-Krieg, (Oktober 1973): Arabischer Angriff am jüdischen Feiertag Jom Kippur mit dem Ziel, die Gebiete zurückzuerobern, die Israel 1967 besetzt hatte. Infolge dieses Krieges kam es zu einem Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel;
  6. Operation Litani (März 1978): Einmarsch der israelischen Armee in den Libanon nach einer Reihe von Anschlägen;
  7. Libanonkrieg 1982 (Juni – September 1982): Begann mit dem israelischen Einmarsch in den Südlibanon als Antwort auf regelmäßige Attacken terroristischer Gruppierungen, die vom südlichen Libanon aus operierten. Die israelische Armee griff dabei in den libanesischen Bürgerkrieg ein;
  8. Libanonkrieg 2006 (Juli – August 2006): Begann als militärische Reaktion Israels auf die Entführung zweier israelischer Soldaten durch die Hisbollah. Der Konflikt weitete sich schrittweise aus, wobei das primäre Ziel Israels die Schwächung der Hisbollah war. Dieser Krieg endete mit einem Waffenstillstand, der durch die Vereinten Nationen vermittelt wurde.

Keiner dieser Kriege war durch arabische Truppen gewonnen worden.

Dazu kommen die „Intifadas“, die zwischen Israel und den Palästinensern ausgetragen wurden und medial weltweit gezeigt und kommentiert wurden. Nicht zu vergessen: die zuweilen nicht sehr „verhältnismäßigen“ Angriffe Israels auf Gaza. Nicht zu vergessen sind die noch immer bestehenden Flüchtlingslager der immer wieder vertriebenen Palästinensern in den Israel umgebenden arabischen Staaten. Noch immer nicht in vielen Köpfen präsent: das Massaker von Sabra und Schatila – zwar nicht von Israel durchgeführt aber zugelassen.

All das ist wohl in den Köpfen der hierhergekommenen arabischen Flüchtlinge präsent – außerdem wurde es dort – aus arabischer Sicht – in den Schulen gelehrt.

Dazu kommt noch, dass der muslimische Antisemitismus theologisch legitimiert ist.

Nicht nur die Christen, sondern auch die Juden, meist als „Kinder Israels“ bezeichnet, müssten im Alltag gemieden werden (Koran 2:120). Ihre Herzen seien verhärtet, sogar härter als die Steine (Koran 2:69, 5:16 und 57:15). Sie hätten ihre eigenen Propheten umgebracht (Koran 2:58 und 2:85) und den mit Gott geschlossenen Bund gebrochen (Koran 4:154 und 5:16). Ihnen sei nicht zu trauen, sie seien als Verräter zu betrachten (Koran 2:94 und 5:16). Ihnen werden Wortverdrehungen und Verfälschungen des Wortes Gottes zugeschrieben (Koran 4-48-49 und 16:45), die durch den Koran korrigiert würden. Seit dem 11. Jahrhundert ergeht von islamischer Seite aus bis heute der Vorwurf an Juden und Christen, durch bewusste Fälschung den Text ihrer Heiligen Schriften entstellt zu haben. Sie brächten andere Menschen um ihr Geld (Koran 159 und 9:34). „Sag: ‚Soll ich euch von etwas Schlimmerem prophezeien, von Gottes Vergeltung? Von dem, den Gott verflucht hat, und auf den er zornig ist; und aus ihnen hat er Affen und Schweine und Götzendiener gemacht. Die sind schlimmer dran und weiter vom rechten Weg abgeirrt.’“ (Koran 5:60)

Allerdings gibt es auch Koransuren, die eine freundliche Gesinnung gegenüber Juden zeigen: „Und unter dem Volk Moses gab es eine Gemeinschaft, die nach der Wahrheit leiteten und danach Gerechtigkeit übten.“ (Koran, 7: 159). „Und unter dem Volk Moses gab es eine Gemeinschaft, die nach der Wahrheit leiteten und danach Gerechtigkeit übten.“ (Koran, 7: 159)

Zu den Worten des Korans und entsprechender Hadithe kommt noch das Verhalten Mohammeds in Medina gegenüber den Juden: Als Mohammed 622 in Medina eintrifft, machen die Juden ungefähr die Hälfte der Bevölkerung aus. Sie sind in drei Stämmen organisiert:

  1. Die Qainuqa betreiben hauptsächlich die Goldschmiedekunst, während
  2. die Banu‘n-Nadir und
  3. die Banu Quraiza vor allem von der Oasenwirtschaft leben. Schon früh nimmt Mohammed Kontakt zu den Juden auf und gibt sich die größte Mühe, sie für seine Offenbarungen zu begeistern.

Dann überfällt Mohammed den Stamm der Qainuqa und, weil sie sich absolut weigern, ihn als Propheten anzuerkennen, nimmt er ihnen Waffen und Rüstungen weg. Dieser erste jüdische Stamm muss nun die Stadt verlassen, seine Güter werden als Beute verteilt.

Angeblich sollen die Banu‘n-Nadir an einer Verschwörung beteiligt sein, die Mohammed vereiteln kann. Sie kapitulieren. Vergebung wird all jenen in Aussicht gestellt, die zum neuen, von Mohammed propagierten Glauben übertreten. Nur zwei der betroffenen Juden nehmen das Angebot an. Die anderen müssen, genau wie schon der erste jüdische Stamm, die Banu Qainuqa, Hab und Gut aufgeben und Medina verlassen. Der letzte, in Medina verbliebene jüdische Stamm, die Banu Quraiza, ungefähr 600 bis 700 Männer (die Frauen und Kinder zählen nicht), schlägt sein Angebot, zum Islam überzutreten und dadurch das eigene Leben zu retten, aus. Mohammed nimmt blutig Rache an ihnen: Alle männlichen Juden müssen in ein eigens für sie ausgehobenes Massengrab steigen, – und sie werden in seiner Gegenwart durch Enthaupten hingerichtet. Die Frauen und Kinder werden in die Sklaverei verkauft.

Nun gelten die Worte und Taten des Propheten als nachahmenswert!

Zu den Ursachen des muslimischen Antisemitismus

Zu den Eisheiligen

Eine Wiederveröffentlichung – aus gegebenem Datum!

Soll man jetzt die Balkonblumen setzen, oder soll man bis nach den Eismännern warten? Ein diesbezüglich Kundiger hat geraten, es gleich zu tun, die Jahreszeit wäre bereits weit fortgeschritten. Im Vertrauen darauf habe ich sie gesetzt.

Aber was hat es mit den Eismännern so auf sich? Die Literatur spricht von deren fünf: Mamertus, 11. Mai; Pankratius, 12. Mai; Servatius, 13. Mai; Bonifatius, 14. Mai; Sophia, 15. Mai. Für mich waren es immer nur drei: nämlich Pankratius, Servatius und Bonifatius.

Die Eismänner entsprechen einer uralten Bauernregel, die ihre meteorologische Entsprechung hat:  Ab Anfang Mai sind die Temperaturen in Mitteleuropa meistens bereits recht hoch. Diese hohen Temperaturen werden aber immer wieder durch Wetterlagen unterbrochen, bei denen kalte Polarluft nach Mitteleuropa strömt. Ist dann der Himmel klar, so kann die nächtliche Abstrahlung zu Bodenfrost führen. Laut der Bauernregel wird das milde Frühlingswetter erst mit Ablauf der „kalten Sophie“ stabil. Die Bauernregel war wichtig, da Bodenfrost eine Saat vernichten kann. Die Aussaat durfte also erst nach der kalten Sophie erfolgen. Aber die Bauernregel stammt aus einer Zeit, als noch der julianische Kalender galt. Mit dem Wechsel zum gregorianischen Kalender 1582 wurden auch die Eisheiligen nach vorne verschoben, so dass sie heute astronomisch gesehen zu früh im Jahr liegen. Würde man den Kalenderwechsel berücksichtigen, so läge die kalte Sophie jetzt erst auf dem 23. Mai.

Wer waren nun diese drei, die jetzt als Eisheilige gelten?

Pankratius (* um 289 in Phrygien in der heutigen Türkei; † um 304 (oder um 258 oder 251) in Rom) war der Sohn eines reichen Römers, der aber dann von seinem Onkel Dionysius erzogen wurde. 303 reiste er mit diesem Onkel nach Rom und wurde dort unter dem Einfluss des römischen Bischofs Marcellinus Christ. Mit seinem ererbten Vermögen half er nun den verfolgten Christen, besonders den um ihres Glaubens willen Gefangenen. Nach dem Tod des Onkels wurde Pankratius von einem der Verfolgungsbefehle Kaiser Diokletians erfasst und vor den Kaiser in den Kaiserpalast auf dem Palatin gebracht. Der 14-jährige ließ sich trotz aller Verlockungen nicht vom Glauben abbringen, deshalb wurde er öffentlich vor dem Stadttor der Via Aurelia enthauptet und sein Leichnam Hunden zum Fraß vorgeworfen. Eine Christin, die die Hinrichtung miterlebt hatte, barg Pankratius‘ Leichnam unter Lebensgefahr und setzte ihn auf ihrem Besitz an der Via Aurelia in den später nach ihm benannten Katakomben unter der heutigen Kirche San Pancrazio bei.

Servatius (* Anfang des 4. Jahrhunderts in Armenien (?); † 13. Mai 384 (?) in Maastricht in den Niederlanden) war nach der Legende der Sohn jüdischer Eltern aus Armenien und entstammte der Heiligen Sippe. Er wurde um 340 Bischof von Tongern – der erste dort bezeugte Bischof. Servatius wird allgemein mit der Mitte des 4. Jahrhunderts als Teilnehmer mehrerer Konzilien erwähnten Servatius/Sarbatios / Aravatius identifiziert; demnach war er ein Hauptgegner der Lehre des Arianismus, Teilnehmer der Synoden von Sardica – dem heutigen Sofia – im Jahr 343, in Köln im Jahr 346 und 348 sowie in Rimini 359. Eine Gesandtschaft zu Kaiser Constans 350 zeigt Servatius‘ kirchenpolitische Bedeutung.

Neuerdings sind diese Daten aber umstritten, manche Forscher sehen Servatius eher in der Mitte des 5. Jahrhunderts lebend. Die Servatius allgemein zugeschriebene Verlegung des Bischofssitzes nach Maastricht erfolgte erst unter einem seiner Nachfolger.

Ein Engel soll Servatius von Jerusalem nach Tongern/Tongeren geführt, ihm Ring und Stab des verstorbenen Vorgängers auf dem Bischofsstuhl von Maastricht, die auf dem Altar bereitlagen, überreicht und ihn damit selbst zum Bischof geweiht haben. Zahlreiche Heilungen und Wunder werden von ihm berichtet. Als er predigte, erfüllte ihn der Geist und alle verstanden ihn in ihrer Muttersprache. Ein Adler habe den am Wegrand eingeschlafenen bischöflichen Pilger vor den heißen Sonnenstrahlen mit seinen Flügeln beschattet und geschützt, nach anderer Überlieferung die Servatius bedrohenden Hunnen unter Attila mit Steinwürfen abgewehrt; eine andere Version erzählt, Attila habe sich ob des fürsorglichen Adlers bekehrt. Hunnen und feindlich gesinnte Einwohner vertrieben ihn, er bat in Rom um Asyl. Während einer Reise nach Rom und einem Besuch am Grab von Petrus erschien ihm dieser und reichte ihm einen silbernen Schlüssel, mit dem er allen, die darum bitten, das ewige Leben aufschließen möge.

Legenden erzählen, er sei mit einem Holzschuh erschlagen worden; andere berichten, dass Servatius, seinen Tod vorausfühlend, nach Maastricht ging, da er dort begraben werden wollte. Tatsächlich ist sein Grab in Maastricht, vor den damaligen Mauern der Stadt, an der Straße nach Köln.

Bonifatius (* in Rom (?); † um 306 in Tarsus in Kilikien in der heutigen Türkei (?)) Er war anfänglich kein Christ. Dieser Mann war dem Weine und allen Unordnungen ergeben, aber er hatte auch manche andere gute Eigenschaften, als: Gastfreundschaft, Freigiebigkeit und Mitleid. Er lebte in Sünde mit der reichen Römerin Aglae, die ihn schließlich beauftragte, in Tarsus die Reliquien christlicher Märtyrer zu finden und nach Rom zurück zu bringen. Bonifaz erlebte in Tarsus die Folterungen und Tötungen in der Christenverfolgung unter Kaiser Galerius mit: Er erblickte da eine große Anzahl Märtyrer in grauenvollen Qualen. Der eine hing an einem Fuße und Feuer brannte unter seinem Haupte; ein anderer war ausgespannt an weit voneinander entfernte Pfähle gebunden; ein Dritter wurde von den Schergen mit einer Säge zerschnitten; einen vierten waren die Hände abgehauen; ein fünfter lag auf der Erde mit einem Pfahl durch die Kehle gespießt; einem sechsten hatten die Schergen Hände und Füße aus den Gelenken gerissen und auf den Rücken gebunden und zerschlugen ihn mit Stöcken. Die Zahl der Christen, die man auf diese grausame Weise marterte, belief sich auf zwanzig. Aber während die Zuschauer von starrem Entsetzen ergriffen wurden, erduldeten sie mit unzerstörbarer Seelenruhe diese unmenschlichen Qualen. Daraufhin ließ Bonifaz sich taufen und bekannte sich zum Christentum. Er beharrte auch nach Drohungen auf dem Bekenntnis seines Glaubens. Man warf ihn in einen Kessel siedendes Peches, er ging aber unverletzt heraus. Zuletzt wurde er zur Enthauptung verurteilt. Da das Urteil gefällt war, betete er um Vergebung seiner Sünden und um Bekehrung seiner Verfolger. Nach geendigtem Gebete hielt er den Henkern das Haupt hin und empfing den Todesstreich.

Seine Begleiter brachten Bonifatius‘ Gebeine nach Rom, wo sie an der Via Latina beigesetzt und später in die ihm und Alexius von Edessa geweihte Kirche Santi Bonifacio e Alessio übertragen wurden.

Mögen uns die drei Eisheiligen beschützen, selbst wenn wir nicht von der Landwirtschaft leben.

Zu den Eisheiligen

Muttertagsgedanken

Eine Wiederveröffentlichung aus 2018

Eigentlich habe ich den Muttertag nie besonders geschätzt. Er hat sich seit 1914, beginnend in den Vereinigten Staaten, in der westlichen Welt etabliert. Im deutschsprachigen Raum und vielen anderen Ländern wird er am zweiten Sonntag im Mai begangen. Der Muttertag in seiner heutigen Form wurde in der englischen und US-amerikanischen Frauenbewegung geprägt. Die US-Amerikanerin Ann Maria Reeves Jarvis versuchte 1865 eine Mütterbewegung namens Mothers Friendships Day zu gründen. 1870 wurde von Julia Ward Howe eine Mütter-Friedenstag-Initiative unter dem Schlagwort peace and motherhood gestartet. Sie hatte das Ziel, dass die Söhne nicht mehr in Kriegen geopfert werden sollen. Ab den 1860er-Jahren entstanden auch in Europa diverse Frauenbewegungen und Frauenvereine, die sich neben Friedensprojekten und mehr Frauenrechten auch für bessere Bildungschancen für Mädchen einsetzten.

Das wären immerhin Zielsetzungen, mit denen ich mit identifizierten kann.

In Österreich gilt die Begründerin der Frauenbewegung Marianne Hainisch Initiatorin des Muttertages, der 1924 während der zweiten Amtszeit ihres Sohnes Michael Hainisch als Bundespräsident eingeführt wurde. Zusammen mit der Pfadfinderbewegung engagierte sich die Industriellengattin für die Feier eines Muttertags, der sich rasch durchsetzte. Im Großdeutschen Reich ab 1938 wurden die Feierlichkeiten durch den Staat forciert.  Da gab es schließlich auch das Mutterkreuz (ab 4 Kindern)

Der Muttertag hat auch wirtschaftliche Konsequenzen. In den USA werden die finanziellen Aufwendungen für den Muttertag nur durch Weihnachten übertroffen. In Österreich wurden im Jahr 2017 durchschnittlich EUR 30.—pro Person für diesen Anlass ausgegeben.  Hauptsächlich werden Blumen und Süßigkeiten verschenkt.  Für den Muttertag werden im Blumenhandel die größten Umsätze des Jahres (noch vor dem Valentinstag) erzielt. Im Frühjahr gibt es auch mehr Schnittblumen als im eigentlichen Hochwinter, zum Valentinstag.

Der Muttertag fiel oft mit dem Geburtstag meiner Mutter zusammen, wie auch heuer. Als Kind hatte ich kaum die Mittel um ein Geschenk zu kaufen. In den Kindergarten ging ich nicht, wo man hübsche Geschenke selber basteln lernte. Ich bin im Basteln mein Leben lang nicht gut gewesen. Erinnern kann ich mich, dass meine Mutter in meiner Kindheit fand, dass ich zu wenig Mühe für solche Anlässe aufwandte. Meist stotterte ich beim „Gedicht-Aufsagen“. Die gepflückten Blumen (ich hatte Vergissmeinnicht am Rande des Baches abgerissen) waren wahrscheinlich äußerst lieblos gebunden.

Einmal hatte ich – mit Hilfe einer Freundin im Gymnasium – eine Vase aus einer Zündholzschachtel und einer Eprouvette mühsam zusammengestellt. Meine Mutter fand sie unpraktisch – sie wurde „entsorgt“. Später, als ich schon studierte, hatte ich mit drei Kollegen am Samstag vor dem Muttertag das Problem der Blumenbeschaffung besprochen.  Blumen (Tulpen) in einem Park abzureißen, trauten wir uns doch nicht. Nun erspähten wir den prächtigen Flieder im Garten des Palais Clam Gallas in der Währinger Straße. Dort waren allerdings damals amerikanische Streitkräfte stationiert. Tapfer wendeten wir uns an den wachhabenden Soldaten und trugen ihm unser Anliegen vor: Lilac for Mothers Day. Er sagte wir sollten nur schnell machen. Jeder von ging mit einem großen Buschen herrlich duftenden Flieders weg.   Ich hatte mich auf den weißen konzentriert, wissend, dass er meiner Mutter der liebste war. Nun hoffte ich doch meine Mutter damit einmal wenigstens zu erfreuen. Sie erkannte umgehend, dass der wunderschöne Flieder abgerissen war und erachtete ihn daher für wertlos. Also fürchtete ich den Muttertag.

Meine Mutter war überhaupt sehr schwer zu beschenken, auch als ich schon lange erwachsen war. Sie machte nie Andeutungen, was sie sich wünschen würde, im Gegenteil, sie meinte, man solle doch kein Geld für Geschenke ausgeben. Wenn man sich aber daranhielt, war sie enttäuscht. Und wenn man sich (halt aus eigener Sicht) ein schönes Geschenk ausgedacht hatte, bekam ich prompt als Antwort, dass meine Mutter sich eigentlich etwas anderes gewünscht hatte. Ein Dilemma.

Dann kam aber die Zeit, zu der ich selbst Mutter wurde. Auf Grund all dieser Erfahrungen, wollte ich keinesfalls die Kinder mit dem Muttertag unter Druck setzten. Beide gingen in den Kindergarten und brachten die wirklich liebevoll gemalten Bilder und Basteleien. Ich war immer sehr gerührt und habe das alles auch aufgehoben. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass die Kinder das Frühstück gemacht hätten oder einen Kuchen gebacken haben. Wahrscheinlich haben sie recht bald erfasst, dass ich „das Getue“ eigentlich nicht wollte. Dazu ist zu bemerken, dass ich eigentlich nicht „schön feiern kann“.

Als Großmutter wurde ich dann zu den Muttertagsfeiern meiner Kinder eingeladen, das hab‘ ich dann wirklich genossen! Und zu diesem Anlass habe ich immer Flieder bekommen, aber jetzt ist der Flieder schon lange verblüht – naja, der Klimawandel.

Vielleicht sollte man sich aus dem derzeitigen Muttertagskitsch bzw.-obligationen  etwas zurückziehen und sich der ursprünglichen Intentionen dieses Tages erinnern: Mütter sollten sich nicht mehr fürchten müssen, ihre Söhne in Kriegen zu verlieren – und die derzeitige politische Situation bedürfte dringend der De-eskalation. Die Bildungschancen für viele Mädchen in „westlichen Ländern“ haben sich erheblich verbessert.  Das trifft allerdings nicht auf alle Weltgegenden zu. Aber – seitdem es den Muttertag gibt – hat sich auch das Frauenleben erheblich verändert. Die meisten Frauen sind nicht mehr „Frauen und Mütter“, sondern (voll) berufstätig. Vielleicht sollte man am Muttertag auch daran denken, sie in dieser Mehrfachrolle besser zu unterstützen!

Allen Familien wünsche ich einen fröhlichen Muttertag!

Muttertagsgedanken

Der Mensch denkt und es kommt ganz anders

Heute wollte ich zu meinem üblichen Spaziergang (Burggarten, Heldenplatz, Volksgarten) aufbrechen, wohl überlegend, dass mich die Menschenmassen dabei etwas irritieren würden. Dann wollte ich noch die zweite, also doppelt erhaltene Zeitung, die ich jeden Tag in meinem Post Kastl finde, „teilen“, und sie auf eines der Bankerln legen, die jetzt vor unserem Haus stehen.  Aber auf dem anderen Bankerl saß eine Nachbarin. Sie und ihr auch schon lange verstorbener Mann hatten uns auf eine leere Wohnung aufmerksam gemacht, in dem ihren gegenüberliegenden Haus.  Seit 1977 ist das jetzt „unsere Wohnung“.

Wir hatten schon lange nicht getratscht, und das war jetzt die Gelegenheit. Sie ist jetzt auch schon in Pension – und las gerade ein Buch.

Na jedenfalls saß ich dort ein gutes Weilchen und auf ihren Vorschlag hin, bin ich zur Abwechslung in den Stadtpark gegangen. Meine Absicht dabei war, den dort befindlichen Kaffeewagen aufzusuchen, denn der Kaffee dort ist bekanntermaßen sehr gut.

Gesagt, getan, ich begab mich in den Stadtpark. Wenn ich den Burggarten und Volksgarten je zu voll gefunden habe, was das nicht gegenüber dem, was ich hier vorgefunden habe. Es findet nämlich gerade der Genussmarkt statt. Ein Standl neben dem anderen, mit allerlei Köstlichem zu essen und zu trinken. Und dazwischen dicht gedrängt, Menschen, die sich diesem Genuss hingeben (wollen).  Von einem Sitzplatz konnte man nur träumen, die Bänke waren dicht besetzt. Und im Rasen saßen die Menschen auf Decken eng nebeneinander. Eigentlich wollte ich sofort die Flucht ergreifen, aber dann lockte mich doch der Gedanke an den guten Kaffee ins Getümmel. Und siehe da, ich kam an einem Stand vorbei, der frisches Gemüse und Kräuter verkaufte.  Flugs erstand ich den noch fehlenden Majoran und den Ersatz für den im Winter eingegangene Lorbeer.

Somit hatte ich immerhin etwas erledigt, worüber ich schon länger nachgedacht hatte und nicht gewusst hatte, wohin ich mich wenden sollte.

Womit ich mich zufrieden auf direktem Weg nach Hause trollte, eigentlich hätte ich mir noch für das morgige Mittagessen irgendwelche Kasnudeln kaufen können, von denen ich weiß, dass sie hier angeboten werden. Mein diesbezügliches Wissen kommt daher, weil ich einmal diesen Markt bei strömenden Regen besucht hatte, und ihn natürlich ohne Behinderung „abgehen“ konnte.  

Aber ich war mit meinen Kräutern hochzufrieden und zu Hause ist es still und gemütlich! Und mein Kaffee hier ist auch sehr gut!

Der Mensch denkt und es kommt ganz anders

Also, jetzt gibt es Polarlichter bei uns

Schon immer hätte ich gerne Polarlichter gesehen. Aber, ich wusste, die wären z.B. nur in den Lofoten zu bestimmten Terminen zu sehen.

Nun auf einer Kreuzfahrt waren wir auch durch die Lofoten gekommen, aber zur falschen Jahreszeit. Und meine „Reisegelüste“ haben mich immer mehr in den Süden gezogen. Natürlich, die norwegischen Fjorde waren wirklich eindrucksvoll, aber soooo anders, als bei uns, war alles das auch nicht – Wasser, Wälder und zuweilen Gletscher. Das gibt’s doch auch hier, bei uns – in wunderschöner Form (jedenfalls noch – die Gletscher betreffend). Und nur wegen der Polarlichter dorthin zu fahren, das wollte ich nun auch nicht.

Das Polarlicht (wissenschaftlich Aurora borealis als Nordlicht auf der Nordhalbkugel und Aurora australis als Südlicht auf der Südhalbkugel) ist eine Leuchterscheinung durch angeregte Stickstoff- und Sauerstoffatome der Hochatmosphäre, also ein Elektrometeor. Polarlichter sind meistens in etwa 3 bis 6 Breitengrade umfassenden Bändern in der Nähe der Magnetpole zu sehen. Hervorgerufen werden sie durch energiereiche geladene Teilchen, die mit dem Erdmagnetfeld wechselwirken. Dadurch, dass jene Teilchen in den Polarregionen auf die Erdatmosphäre treffen, entsteht das Leuchten am Himmel.

Das Plasma des Sonnenwindes wird durch das Erdmagnetfeld in weitem Bogen um die Erde gelenkt, da die elektrisch geladenen Teilchen sich nicht quer zu den Magnetfeldlinien bewegen können. Dadurch wird die Magnetosphäre deformiert, die Feldlinien werden auf der sonnenzugewandten Seite gestaucht und auf der Nachtseite zu einem langen Schweif ausgezogen. Der Sonnenwind ist unstet und kann bei heftigen Eruptionen zu einem Sonnensturm anwachsen, der, falls erdgerichtet, mit einer Geschwindigkeit von ca. 1000 km/s nach etwa zwei Tagen die Erde erreicht. Dann wird die Magnetosphäre durchgeschüttelt – man spricht auch von einem Magnetsturm – und es treten im Schweifbereich Rekonnexionen auf. Infolge der Veränderung des Magnetfeldes entsteht durch elektromagnetische Induktion auf der Nachtseite der Erde Elektrizität. Dadurch werden Elektronen beschleunigt und es entsteht ein komplexes System bewegter elektrischer Ladungen, die sich in teils großen, weltumspannenden Strömen um die Erde bewegen. Elektronen, die entlang der Magnetfeldlinien spiralförmig zur Erde geleitet werden, treffen an deren Fußpunkten auf Sauerstoff- und Stickstoffatome der Erdatmosphäre und regen diese an oder ionisieren sie. Die durch Elektronenstoß oder durch Rekombination entstandenen angeregten Atome senden beim Rückfall in den Grundzustand Licht aus, meist grünes oder rotes Phosphoreszenzlicht. Bei starken Magnetstürmen können auch Feldlinien betroffen sein, deren Fußpunkte in niedrigen Breiten liegen. Das ist jetzt bei uns der Fall.

Das rote Licht entsteht in ~250 km Höhe (derzeit bei uns leuchtend), das grüne Licht in ~120 km Höhe. Die Höhe der Polarlichter wurde schon im 18. Jahrhundert durch Triangulation bestimmt. Auch Kernwaffentests in hohen Atmosphären-Schichten (400 km) rufen solche Phänomene hervor, wie beispielsweise der Starfish-Prime-Test der USA am 9. Juli 1962.

Die Häufigkeit der Polarlichterscheinungen in den mittleren Breiten (Mitteleuropa) hängt von der Sonnenaktivität ab. Die Sonne durchläuft einen Aktivitätszyklus (Sonnenfleckenzyklus), der vom Anfang (solares Minimum) über die Mitte (solares Maximum) bis zum Ende (erneutes Minimum) im Durchschnitt elf Jahre dauert. Mit diesem Zyklus schwankt auch die Häufigkeit von Polarlichtern. Insbesondere während des Aktivitätsmaximums (auch Solarmax genannt; zuletzt aufgetreten 2013/14) finden starke Eruptionen auf der Sonne besonders häufig statt.

Durch erdgebundene, visuelle Sonnenbeobachtung können Polarlichter kurzfristig vorhergesagt werden. Besser gelingt dies aber durch das Hinzuziehen von frei verfügbaren Daten der diversen Weltraummissionen von ESA und NASA zur Erforschung der Sonne und des Sonnenwindes. Da der Sonnenwind zwei bis vier Tage von der Sonne bis zur Erde unterwegs ist, kann in diesem Zeitabstand nach einer starken, erdgerichteten Sonneneruption mit Polarlichtern gerechnet werden.

Es gibt grünes Licht bei 557,7 nm, rotes Licht bei 630 nm und 636 nm – alle dem Sauerstoff zugeordnet – und seltener – blaues Licht bei 391 nm und 428 nm vom Stickstoff.

Es treten vier verschiedene Arten von Polarlichtern auf, welche abhängig von den Sonnenwinden sind. Diese sind: Corona, Vorhänge, ruhige Bögen und Bänder.

Der möglicherweise früheste datierbare Bericht über Polarlichter findet sich in einem über 2500 Jahre alten babylonischen Keilschriftdokument. Es berichtet von einem ungewöhnlichen roten Leuchten am Nachthimmel, das präzise auf die Nacht vom 12. auf den 13. März 567 v. Chr. datiert ist. Auch in der Bibel (Ezechiel) kann man darüber lesen. Der griechische Händler und Geograph Pytheas berichtete am Ende des vierten vorchristlichen Jahrhunderts von seiner Seereise nach Thule, wo er Polarlichter gesehen hat.

Die Völker in Lappland, Sibirien und Alaska glaubten hier Zeichen ihrer Götter zu sehen, die auf diese Weise mit ihnen in Verbindung treten wollten. Die Zeichen galten oft als Vorboten für schlimme Zeiten wie Krieg, Pest, Hungersnot. Ebenfalls ein nahendes Unglück vermuteten die Samen, Skandinaviens Ureinwohner, besonders beim Aufleuchten roter Farbschleier. An Aktivitäten der Geister ihrer Verstorbenen glaubten die Inuit. Die Wikinger sahen in den Polarlichtern das Zeichen, dass irgendwo auf der Welt eine große Schlacht geschlagen worden war. Nach ihrer Vorstellung ritten die Walküren nach jedem Gefecht über den Himmel und wählten die Helden aus, die fortan an Odins Tafel speisen sollten. Dabei spiegelte sich das Licht des Mondes auf ihren schimmernden Rüstungen und die bunten Nordlichter entstanden.

Es gab seit langem Berichte über Geräusche, ähnlich Radiorauschen, einem fernen Wasserfall oder Knistern, die die Aurora-Erscheinungen begleiteten. (In unserer lauten Umwelt würde ich mich nicht auf dieses Zeichen verlassen)

Jedenfalls, heute am Abend werde ich Ausschau halten – wenn es das Wetter erlaubt. Es würde mich freuen, Polarlicht gesehen zu haben.

Also, jetzt gibt es Polarlichter bei uns

Requiem für die Krawatte

Diesen Titel habe ich jetzt gestohlen: denn vor Jahren (2016) hat mein leider vor fast 6 Jahren verstorbener Mann ein Buch unter diesem Titel veröffentlicht. Es geht darin um die „Entbürgerlichung“ die sich auch in der Kleidung bemerkbar machte: Der Stil für Damen und Herren war uneindeutiger geworden, es gab keinen einheitlichen Dresscode mehr. Es wurde gefragt: Kleinbürger versus Großbürger, Spießbürger versus Bildungsbürger – was bedeutete der Begriff „bürgerlich“ noch heute (also damals 2016).

Diese, meine jetzige Geschichte wurde ausgelöst durch die ZIB, gestern abends. Die meist sehr elegante (zuweilen etwas exzentrisch) gekleidete Nadja Bernhard trug eine stilsicher gebundene Krawatte – als Gürtel. Ihr Kollege in dieser ZIB nahm dazu auch kurz Stellung.

Aber sie war nicht die erste, die das tat. Vor noch mehr Jahren als unser Sohn noch ein Teenager, vielleicht ein wenig älter war, trug unser Sohn – wohl um damals den „konservativen Vater“ zu schockieren – eine ihm fürsorglich geschenkte Krawatte – als Gürtel (geknüpft – nicht stilgerecht gebunden). Auch derzeit trägt einer meiner Enkel die liebevoll ausgesuchte Krawatte, ein Geschenk seines Vaters – wiederum als Gürtel (auch nicht mit Krawattenknoten).

Warum nicht?

Im Nachlass meines Mannes gab es viele, viele Krawatten und Krawattennadeln (diese Dinger, mit denen man die Krawatte am Hemd befestigt, damit sie beim Essen nicht in die Suppe hängt). Die lustigeren Varianten (mit kleinen Tieren oder Sportsymbolen drauf) der Krawatten und Nadeln fanden Gefallen in der Familie, die anderen wanderten zur Caritas. Ich habe keine davon behalten.

Aber es stimmt noch immer, die Krawatte hat „ausgedient“. Nur wenige Politiker tragen sie noch, im Theater (also Burgtheater) sind Krawattenträger schwer in der Minderheit, im Konzert (philharmonisches Abonnementkonzert) ist der Anteil der Krawattenträger noch etwas höher (aber da ist das Publikum durchschnittlich auch älter).

Das Wort „Krawatte“ (früher auch Cravatte) geht auf Französisch à la cravate „nach kroatischer Art“ zurück. Eine andere Form lautete croatta. Der Ausdruck Schlips bezog sich ursprünglich nur auf die Enden der Krawatte und wurde erst im 20. Jahrhundert zu deren Synonym.

Zur langen Geschichte des Halstuches (Krawatte: Auf der Trajanssäule in Rom sind Krieger der Kohorten von Marcus Ulpius Trajanus (53–117) zu sehen, die ein geknotetes Tuch um den Hals tragen. Dieses „Focale“ genannte Tuch diente in erster Linie dem Schutz des Halses und war auch unter Rednern beliebt. Falsch ist die weitverbreitete Ansicht, die Soldaten des ersten Kaisers von China Qin Shihuangdi (etwa 220 v. Chr.) hätten ein um den Hals geschlungenes Tuch mit lose herabhängenden Enden, als eine Vorform der Krawatte, getragen. Diese herabhängenden Enden stammen vielmehr von dem breiten Band, das den, je nach Rang differenzierten, Kopfputz fixiert. Diese Tatsache wird nicht bei den üblichen Frontalaufnahmen als vielmehr bei Fotos von der Seite oder von hinten eindeutig und an den Originalen, die im Jahr 1974 von chinesischen Bauern entdeckt wurden: Sie fanden die inzwischen weltbekannte Terrakottaarmee in der Nähe der alten Kaiserstadt Xi’an.

Die Krawatte verdankt ihre Popularität einer beliebten Legende zufolge einer Truppenparade im Jahr 1663 vor dem noch im Bau befindlichen Schloss Versailles für den französischen König Ludwig XIV. Zu dieser Parade war auch ein kroatisches Reiterregiment aufmarschiert. Diese Reiter trugen der Überlieferung nach ein Stück Stoff, das am Kragen in Form einer Rosette (oder Schleife) befestigt wurde und deren Enden über der Brust hingen. Dieser Bestandteil der Uniform der Kroaten zog angeblich die Aufmerksamkeit des Königs auf sich, der die Cravate anschließend übernahm und innerhalb des Adels verbreitete. Er beschäftigte einen eigenen Cravatier zur Pflege seiner Krawatten.

Auf Darstellungen aus dem Dreißigjährigen Krieg sind aber bereits deutsche und französische Soldaten mit Halsbinden und -schleifen abgebildet. Seit etwa 1655 – also vor der angeblichen Parade in Paris – trugen Männer der oberen Schichten an Stelle des bis dahin üblichen separat angelegten steifen Hemdkragens ein Tuch, das doppelt um den Hals gelegt und vorne geknotet wurde und dann über der Brust herabhing. Dieses Tuch wurde als Halsbinde bezeichnet. Es kann als Vorläufer der Krawatte angesehen werden. Im 18. Jahrhundert kamen auch fertig genähte Halsbinden auf, die im Nacken mit einem Verschluss versehen waren. Die mit Rosshaar oder Fischbein verstärkte Binde war Teil der korrekten Soldatenuniform.

Die korrekte Bindetechnik für Krawatten wurde im 19. Jahrhundert besonders wichtig und in England und Frankreich erschienen entsprechende Lehrbücher.

Ich bin (als mein Mann aufgrund seiner Behinderung nicht mehr selbst Krawatten binden konnte) am Windsor-Knoten gescheitert – ich habe ihn verweigert.  Ich erinnere mich auch noch gut an manche Kollegen in der Bank, als die Krawatte für dort tätige Männer noch obligat war: sie hatten eine bereits geknüpfte Krawatte in ihrem Schrank aufbewahrt, die sie morgens umhängten und am Abend wieder im Kasten verstauten. Diese Exemplare waren dann meist eher speckig.

Mir geht sie nicht besonders ab, in der heutigen Herrengarderobe, und zu den Leiberln passt sie ohnedies nicht gar so gut.

Requiem für die Krawatte