Ein anfangs eher turbulenter Tag

(naja, für eine alte Frau halt)

In der Nacht hatte es zum Glück abgekühlt, und in der Wohnung hatte es zwischen 23 und 25°. Also angenehm. Heute früh stellte sich der Tag dennoch einfach schwierig dar. Ich musste früher als sonst aufstehen, und das frühe Aufstehen freut mich überhaupt wenig. Denn die Fensterputzer, die ich bei meinen hohen Fenstern benötige, waren ursprünglich für Mittwoch angekündigt gewesen, das wurde aber auf Donnerstag – also heute – verschoben. Und sie kamen pünktlich um 8 Uhr, und schon wurden die gerade geschlossenen Fenster wieder aufgemacht, die Rollos hinaufgelassen – und die heiße Luft strömte wieder herein. Die Arbeit war bei den herrschenden Temperaturen für sie sehr anstrengend, aber sie hatten alles benötigte Gerät mitgebracht und machten sich gleich an die Arbeit.

Andererseits war schon lange für den  heutigen Tag ein Termin ausgemacht gewesen, bei dem ich wieder meine „Raubersg’schicht“ (siehe: https://christachorherr.wordpress.com/2020/09/29/warnung-teil-1/) zur Warnung der Seher dieses Senders erzählen sollte. Ich gebe zu, dass ich diese Geschichte schon sehr gerne hinter mir lassen möchte (eh nicht verdrängen!), weil ich schließlich darin als ziemlicher Depp dastehe.

Weil ich das Haus verlassen musste, meine Enkel nicht zu Hause sein würden, hatte ich eine meiner Haushaltshilfen gebeten, während meiner Abwesenheit halt die Wohnung zu putzen, und zu warten, bis ich nach Haus käme.

„G’schneuzt und gekampelt“ machte ich mich auf den Weg zum nächsten Taxistandplatz. Wie das halt so geht, traf ich unterwegs eine Freundin, die mir brühwarm davon erzählt hat, dass sie auch so einen Anruf von der falschen Polizei erhalten hatte (kaschiert unter der Telephonnummer ihrer Freundin!). Dann war’s schon ein bissel spät. Beim ersten Taxi sass kein Fahrer drinnen (der tratschte mit anderen heraußen), also wandte ich mich an das nächsteTaxi. Allerdings verwechselte ich bei der Angabe der Adresse Kundratstraße (benannt nach Johann Kundrat, * 6. Oktober 1845; † 25. April 1893;  bedeutender Pathologe der Wiener Medizinischen Schule) mit Kundmanngasse (benannt nach dem Ringstraßenzeitkünstler  Carl Kundmann; * 15. Juni 1838, † 9. Juni 1919).  Na, jetzt weiß‘ ich’s. Während ich das aufklärte, äußerte der Taxifahrer, dass ich sein Taxi verlassen solle, denn gerade hätte er – telephonisch – eine Fuhr zum Flughafen erhalten.

Ich fand das zwar verständlich, aber dennoch impertinent, nahm eine anderes Taxi, das mich dann trotz allem noch pünktlich an meine Destination brachte, auch nur durch Fahren in Nebenstraßen, denn der Verkehr ist in der Woche vor Schulschluss schon recht heftig. Viele Erinnerungen tauchten auf, als wir so durch das Diplomatenviertel fuhren.

Dort angekommen stellte sich heraus, dass mich der Kameramann schon kannte, er hatte schon bei einer früheren ähnlichen Gelegenheit, als ich die leidige Geschichte erzählt hatte, mitgewirkt. Und außerdem befand sich in der Wohnung noch ein Polizeibeamter, der beim Filmen – auch über besagtes Ereignis – in unserer Wohnung gewesen war.

Mit den Vorbereitungen für eine derartige Aufnahme war ich ja schon vertraut und ich erzählte halt neuerlich diese alte Geschichte. Ich kann nur hoffen, dass diese Aktion wiederum weitere  Leute daran hindert, diesem Verbrecher in die Hände fallen. Ein bissel dachte ich während der Vorgänge dort doch auch an die Fensterputzer die zu Hause allein vor sich hin werkten. Aber andererseits ist es schon das zweite Mal, dass sie diese Arbeit bei mir verrichten und daher hoffte ich, dass es nicht irgendwelche unbeantwortbare Fragen in meiner Abwesenheit gab.

Als die Prozedur dann in bestem Einvernehmen und guter Atmosphäre zu Ende ging, begab ich mich schleunigst zum nächsten Taxistandplatz und fuhr  – wiederum durch dichten Verkehr – nach Hause.

Die Fensterputzer waren gerade beim Fertigwerden, meine Haushaltshilfe war in der Wohnung geblieben- somit alles paletti.

Ein anfangs eher turbulenter Tag

Es läuft nicht so, wie es sich die Gegner im Russland-Ukraine Krieg vorstellen.

Status dieses Krieges Ende Juni 2022

Schon wieder hat Putin in aller Stille ein Köpferollen in der Generalität durchgesetzt und eine neue Befehlsstruktur geschaffen. Putin ist offensichtlich mit dem Kriegsverlauf in der Ukraine unzufrieden, sonst würde er seine Generäle nicht in so rascher Folge austauschen. General Dvornikow hatte den Posten erst im April angetreten – nun ist er ihn wohl schon wieder los. Dvornikow ist ein Befehlshaber mit besonders viel Erfahrung, leitete unter anderem russische Operationen in Syrien. Seine Aufgabe war es, „die allgemeine Führung und Kontrolle zu verbessern“.  Aber wer ihm nun folgt, ist noch nicht klar.

Was die Kriegsziele Russlands nun überhaupt sind, ist ja auch nicht so klar, „reicht“ Putin der Donbass und der Süden (der ja noch nicht ganz erobert ist – es fehlt noch Odessa  und Umgebung). Oder will Putin sich die gesamte Ukraine einverleiben – jetzt, oder Teile davon später?

Jedenfalls lese ich DERZEIT: Russland greift im Osten der Ukraine weiter an, zieht sich aber im Südwesten des Landes von wichtigen Stellungen zurück. Die Frontstadt Lyssytschansk stand laut der ukrainischen Behörden am Donnerstag unter Dauerbeschuss russischer Kräfte. Man versuche weiter, die verbliebenen rund 15.000 Einwohner in Sicherheit zu bringen. Dagegen zogen sich die russischen Truppen von der Schlangeninsel im Schwarzen Meer vor Odessa zurück, die sie kurz nach Kriegsbeginn erobert hatten. Das russische Verteidigungsministerium bezeichnete den Rückzug als „Geste des guten Willens“. Der Abzug zeige, dass Russland die Bemühungen der Vereinten Nationen nicht behindere, einen humanitären Korridor für den Getreide-Export aus der Ukraine einzurichten. Diese Insel südlich der ukrainischen Hafenstadt Odessa gilt als strategisch wichtig.

Damit konzentrieren sich die russischen Bemühungen noch stärker darauf, die Donbass-Region im Osten der Ukraine zu erobern. „Die Kämpfe gehen unaufhörlich weiter. Die Russen sind ständig in der Offensive. Es gibt keine Pause“, sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj. In der Früh hätten russische Truppen die Ölraffinerie von Lyssytschansk angegriffen. Die pro-russischen Separatisten in der Region erklärten, die Raffinerie sei bereits vollständig erobert. Auch alle Straßen in die Stadt würden von russischen und pro-russischen Kräften kontrolliert, sagte der Botschafter der selbst ernannten Volksrepublik Luhansk laut der russischen Nachrichtenagentur RIA.

Die russischen Truppen versuchen die Stadt einzukesseln. Nach der Eroberung der wochenlang umkämpften Nachbarstadt Sjewjerodonezk am Wochenende ist Lyssytschansk die letzte größere Bastion der ukrainischen Streitkräfte in der Region Luhansk, die gemeinsam mit der Region Donezk den Donbass in der Ukraine bildet. Russland hat die Einnahme der Industrieregion Donbass als ein Hauptziel bezeichnet.

Nach russischen Angaben haben sich bisher mehr als 6.000 ukrainische Soldaten ergeben oder wurden gefangen genommen. Der am Mittwoch organisierte und bisher umfangreichste Gefangenaustausch, bei dem 144 ukrainische Soldaten freigelassen worden seien, habe auf direkten Befehl von Präsident Wladimir Putin stattgefunden, meldete die russische Nachrichtenagentur RIA und Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau.

Russlands Präsident Wladimir Putin kritisierte unterdessen die westlichen Sanktionen wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine als illegale Strafmaßnahmen ohne Beispiel. „Die Vorherrschaft eines Landes oder einer Gruppe von Ländern auf der Weltbühne ist nicht nur kontraproduktiv, sondern auch gefährlich und führt unweigerlich zu großen Systemrisiken“, sagte. Es dürfe im 21. Jahrhundert keinen Platz für Ungleichheit, Diskriminierung von Staaten und Völkern geben.

Als Reaktion auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine seit Ende Februar haben unter anderem die USA und die EU umfangreiche Sanktionen gegen Russland verhängt. Der Westen bezeichnet die Invasion durch Russland als Bruch des Völkerrechts.

Ich habe den Eindruck, dass bei uns (also hier z.B. in Österreich) das Interesse am Russland-Ukraine -Krieg kontinuierlich sinkt, und zwar weil jetzt wieder der Goliath in diesem Ringen, nämlich Russland siegreicher ist, als der kleine David (Ukraine). Denn hier, so meine ich die Stimmung interpretieren zu können, will man eigentlich Frieden (d.h. „in Ruhe gelassen werden“), und außerdem sind wir gegen Waffenproduktion und deren Verkauf. „Sie sollen sich endlich einigen“, so hört man des Volkes Stimme. „Zahlen sich so viele Tote für ein Stück Land aus?“

Man sollte jedoch beachten, dass dieses Stück Land, das bei Verhandlungen vielleicht verloren ginge (Selenskyj hat ja gemeint, er will alles verlorene Territorium zurück, auch die Krim), die Heimat vieler ukrainischer Kämpfer und ihrer geflohenen Familien ist. Selbst wenn dieses Land – aufgrund des russischen Raketenhagels  – in Schutt und Asche liegt, die Menschen wollen in ihre Heimat doch wieder zurückkehren und sie wieder aufbauen.

Das sollten wir nicht vergessen, wenn wir wahrscheinlich leichtfertig von Friedensverhandlungen reden.  Natürlich wünschen wir sie uns – und bald auch dazu – einen Preis wird es auch geben müssen, denn einen totalen Sieg wird Russland (hoffentlich) nicht erreichen, wenn es sich auch um das mächtigere, um vieles größere ressourcenreiche Land handelt.

Es läuft nicht so, wie es sich die Gegner im Russland-Ukraine Krieg vorstellen.

Zur Entwicklung der NATO

Von 1949 – 1997

Die NATO schien lange Zeit eine Organisation zu sein, die ihre Zielsetzung suchte. Nach Ende des Kalten Krieges schien sie ihren Zweck verloren zu haben, ihr Gegenpart, der Warschauer Pakt hatte seine Existenz beendet. Viele Mitglieder des Warschauer Paktes waren auch der NATO beigetreten. Damals wurde sogar in Erwägung gezogen, Russland und andere Nachfolgestaaten in die NATO aufzunehmen. Sie war Teil des Kriegsgeschehens beim Zerfall von Jugoslawien, sie spielte ihre Rolle innerhalb des War on Terror, im Iraq, in Afghanistan.

Vor drei Jahren hatte Macron noch gesagt die NATO würde an Gehirnversagen sterben. Die NATO wirkte wie eine Militärmacht die einen Gegner suchte. Nun, jetzt scheint sie ihn gefunden zu haben, wenn auch die Mitgliedsländer nicht in den Konflikt verwickelt sind.

Aber dann, weitgehend unerwartet, trat Putin seine militärische Operation in der Ukraine los, die bis jetzt andauert, in der Hoffnung „die Umklammerung durch den Westen/NATO “ zu lockern – und hat genau das Gegenteil dessen erreicht, was er (angeblich) erreichen wollte. Die NATO hat nun zwei neue Beitrittskandidaten, und die Grenze zur NATO hat sich für Russland erheblich verlängert.

Die NATO (englisch North Atlantic Treaty Organization), ist ein Verteidigungsbündnis von 30 europäischen und nordamerikanischen Mitgliedstaaten, das dem gemeinsamen Schutz der eigenen Territorien dient und darüber hinaus das Ziel weltweiter politischer Sicherheit und Stabilität verfolgt.

Basis der NATO ist der Nordatlantikvertrag nach Artikel 51 der UN-Charta. In seiner Präambel bekennen sich die Mitglieder zu Frieden, Demokratie, Freiheit und der Herrschaft des Rechts.  Die NATO sieht sich als „Wertegemeinschaft freier demokratischer Staaten“. Da sie eine Internationale Organisation ohne Hoheitsrechte ist, behalten ihre Mitgliedstaaten ihre volle Souveränität und Unabhängigkeit.

Das NATO-Hauptquartier befindet sich seit 1967 in Brüssel. Dort haben der Nordatlantikrat, das Hauptorgan der NATO, und seine unmittelbar nachgeordneten Einrichtungen ihren Sitz.

Der Nordatlantikpakt wurde am 4. April 1949 im Zuge der Eindämmungspolitik der USA gegen die Sowjetunion geschlossen. Zunächst auf 20 Jahre begrenzt, wurde er wegen des anhaltenden Kalten Krieges 1969 auf unbestimmte Zeit verlängert.

Wie ist es überhaupt zur NATO gekommen? Bald nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs traten die Gegensätze zwischen den ehemaligen Teilnehmermächten der Anti-Hitler-Koalition zutage: der UdSSR auf der einen und dem Vereinigten Königreich, Frankreich und den USA auf der anderen Seite. Bereits mit dem Brüsseler Pakt vom 17. März 1948 schlossen sich die westeuropäischen Länder Frankreich, das Vereinigte Königreich, die Niederlande, Belgien und Luxemburg zu einem Bündnis für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Zusammenarbeit sowie zur kollektiven Selbstverteidigung zusammen. Dieses Bündnis war nominell noch als Beistandspakt gegen eine erneute deutsche Aggression vorgesehen. Am 11. Juni 1948 verabschiedete der Senat der Vereinigten Staaten die sogenannte Vandenberg-Resolution, die besagte, dass jedes europäische Land für die Zusage der USA, es zu verteidigen, auch zusagen müsse, die USA zu verteidigen. Im März 1947 hatten die USA die britische Schutzmachtrolle über Griechenland und die Türkei übernommen, um einer sowjetischen Machtausweitung entgegenzuwirken (Truman-Doktrin). Mit dem Februarumsturz 1948 in der Tschechoslowakei und der Berlin-Blockade von Juni 1948 bis Mai 1949 rückte in Westeuropa eine mögliche militärische Bedrohung durch den von der Sowjetunion angeführten kommunistischen Ostblock ins Blickfeld. Die westeuropäischen Staaten wandten sich nun an die USA mit der Bitte um militärischen Beistand gegen eine mögliche sowjetische Aggression. Daraufhin kam es zu einem wechselseitigen Abkommen, dem Nordatlantikvertrag. Die Beratungen über den Vertragstext und Inhalt wurden seit dem 6. Juli 1948 geführt. Am 10. Dezember 1948 begannen die Verhandlungen über den Nordatlantikvertrag zwischen den Mitgliedstaaten des Brüsseler Pakts, Kanada und den Vereinigten Staaten.

In den ersten Jahren stand die Gemeinschaft unter dem Eindruck der Berlin-Blockade 1948/49 und der Zündung der ersten sowjetischen Atombombe am 29. August 1949. Das erste Strategische Konzept orientierte sich an der US-amerikanischen Strategie des Containments (Eindämmung). Als Grundsatz galt in dieser Zeit die Abwehr eines sowjetischen Angriffs auf das Bündnisgebiet möglichst weit im Osten. Mit dem Ausbruch des Koreakriegs im Juni 1950, in den im November 1950 auch die Volksrepublik China eingriff, änderte sich auch die Militärpolitik in Europa. Die USA verdreifachten ab August 1950 ihre in Großbritannien stationierten strategischen Bomberverbände.

Am 18. Februar 1952 wurden Griechenland und die Türkei in die NATO aufgenommen. Am 16. März 1955 kündigte US-Präsident Dwight D. Eisenhower für den Kriegsfall den Einsatz taktischer Nuklearwaffen gegen militärische Ziele an. 1959 entzog Frankreich seine Flotte der NATO-Unterstellung.

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 beziehungsweise der Auflösung des Ostblockes im Jahr 1991 änderte sich dann die geopolitische Lage in Europa grundlegend. Es kam zur Deutschen Wiedervereinigung.

Nach Ermächtigung durch den UN-Sicherheitsrat oder der OSZE waren nun auch Einsätze außerhalb des NATO-Territoriums möglich. Die Folge dieses Beschlusses waren die aktiven Kriegseinsätze der NATO mit den Luftangriffen gegen Jugoslawien während des Kosovokrieges. Dieser Vorgang wird kritisiert, denn weder wurde ein Mitgliedstaat der NATO angegriffen, noch gab es eine Ermächtigung des UN-Sicherheitsrates!

Im Mai 1997 wurde in Paris die Grundakte über gegenseitige Beziehungen, Zusammenarbeit und Sicherheit zwischen NATO und der Russischen Föderation vereinbart, die eine Voraussetzung für die NATO-Osterweiterung war. NATO und Russland bezeichneten sich darin nicht länger als Gegner. Intern wurde beschlossen, die NATO von einer militärischen zu einer meist politischen Organisation umzuwandeln. Hierzu kam auch der NATO-Russland-Rat (NRR) als Koordinationsforum dazu. Auf dem NATO-Gipfel in Madrid 1997 am 8. und 9. Juli 1997 wurde Polen, Ungarn und Tschechien ein NATO-Beitritt angeboten und mit der Ukraine eine NATO-Ukraine-Charta über eine „besondere Partnerschaft“ vereinbart.

(Wird fortgesetzt)

Zur Entwicklung der NATO

Bei der Freundin einer Freundin, von der ich hoffe, dass sie auch meine Freundin geworden ist

Wenn man alt wird, verliert man laufend liebe alte Freunde. Und diejenigen, die man noch hat, sind ängstlich und unsicher geworden, gehen nicht mehr gerne aus, da bleibt dann nur mehr das Telephonieren. Ärgerlich ist sie schon, die anhaltende Hitze, von allen Seiten wird man gewarnt, man soll möglichst wenig hinausgehen, sich schonen etc. Es ist ja wahrscheinlich begründet, aber es freut mich halt gar nicht. Bis jetzt gab die diversen Lockdowns, die Eigenverantwortungszeiten, während derer man Kontakte hätte meiden sollen, dann hatten Freunde Quarantänen einzuhalten und jetzt soll man wegen der Hitze eingeigelt zu Hause bleiben. Sie müssen zugeben, das kann schon einigermaßen fad sein.

Aber es gibt auch Lichtblicke. Es gibt nämlich noch Freunde von Freunden, die man erst kürzlich kennengelernt hat, die auch zu Hause sitzen und vorgeschlagen haben, dass ich gestern abends zu Besuch kommen sollte. Na gerne habe ich diese Einladung angenommen. Diese liebe Dame – auch Witwe, so wie ich, wohnt nicht weit von mir. Sie hat gemeint, sie verfüge über eine Terrasse und am Abend würde es dort kühler; sie wolle etwas Einfaches, Kaltes zum Essen vorbereiten.

Gesagt, getan, ich freute mich darauf, und der Aufenthalt auf einer Terrasse erschien mir sehr erstrebenswert. Also die Dame, die Freundin meiner Freundin, jetzt hoffentlich dann auch meine Freundin, wohnt in einem ausgebauten Dachboden. Sie hätten das meiste selbst gemacht, bei diesem Ausbau, sonst wäre er finanziell nicht zu stemmen gewesen, erzählte sie.

Ich erreichte den letzten Stock in einem eleganten Innenstadthaus, wahrscheinlich um die Jahrhundertwende (vom 19. ins 20.Jahrhundert, wohlgemerkt) erbaut. Der Gang vor der Eingangstür war schon sehr heiß, aber als ich die Wohnung betrat, blieb mir vor lauter Staunen der Mund offen.

Der Eingangsbereich ist ein großer spärlich, aber elegant möblierter Raum, der auf der einen Seite zu einer kleineren Terrasse führt, auf der anderen, durch einen Wintergarten, also Glashaus, auf eine weitere große Terrasse. Vorerst war ich überwältigt. Die Hausherrin entschuldigte sich, da es überall Stufen gäbe, was aber dem Raum entspräche, wie er ursprünglich vorgefunden worden war.  Der Boden – überall Klinkersteine. Ich warf auch einen Blick in den „Winteraufenthaltsraum“, der war ein „Conversation Pit“, wie man es zur Zeit der 60er Jahre gebaut hat. Also man schritt in eine Art Grube, die mit einer rundum-laufenden Bank mit viele Pölstern versehen war, um einen gemütlichen großen Couchtisch.

Die Nachbarwohnung, so wurde mir erzählt, war früher die Waschküche des Hauses gewesen, jetzt wohnten Kinder – mit ihrer Familie meiner neuen Freundin dort.

Wir ließen uns mit einer kleinen Flasche Prosecco auf der größeren Terrasse nieder. Rundherum sah man nur ausgebaute Dachböden und Balkone, die gegen die Sonner beschirmt waren und viele Sträucher und Blumen. Denn die Terrasse ist mit Blumentrögen umstellt und im Wintergarten finden sich exotische Pflanzen. (Der Neid könnt‘ einem fressen, wenn ich an mein enges Balkönchen denke).

Bei Betrachtung der Pflanzen in dieser Umgebung fand ich mich in der Annahme bestätigt, dass bei uns schon jetzt ein Klima herrscht, wie es früher im nördlicheren Italien üblich war, wo Zitronen, Kumquats, Feigen, Oliven und vieles andere mehr etc. wachsen. Die Rosen waren weitgehend abgeblüht, dafür blühte der Oleander, die Hortensien, auch die Bougainville und vieles mehr, so gut kenn ich mich bei Pflanzen auch wiederum nicht aus.

Wir verbrachten einen gemütlichen Abend mit Essen, Trinken und Plaudern. Langsam, sehr langsam wurde es dunkel, es war still, nur manchmal zwitscherten Vögel, ich hielt sie für Amseln, lag aber angeblich falsch, den Lärm der Straße hörte man in der Höhe nicht. Es wurde eine Kerze au den Tisch gestellt. Leider war der Himmel leicht überzogen, also sah man keine Sterne.

Nur ungern verließ ich dieses Paradies, tauchte kurz in den Lärm der Straße ein, denn langsam leerten sich die Schanigärten. Wieder zu Haus überlegte ich, ob ich die Fenster schon aufmachen könnte – eigentlich nicht. Ich tat’s dennoch, und hoffte, dass es in der Früh kühler sein würde ….

Bei der Freundin einer Freundin, von der ich hoffe, dass sie auch meine Freundin geworden ist

Zum heutigen Peter und Paul Tag

Heute ist Peter und Paul Tag, in meiner Jugend signalisierte dies das Ende des Schuljahres. Endlich begannen die Ferien.

Der beiden Heiligen gedachte ich eher weniger.

Simon Petrus (* in Galiläa; † um 65–67, möglicherweise in Rom) war nach dem Neuen Testament einer der ersten Juden, die Jesus Christus in seine Nachfolge berief. Er wird dort als Sprecher der Jünger bzw. Apostel, erster Bekenner, aber auch Verleugner Jesu Christi, Augenzeuge des Auferstandenen und einer der Leiter („Säulen“) der Jerusalemer Urgemeinde dargestellt. Hinzu kommen deutlich spätere Notizen bei diversen Kirchenvätern, wonach Petrus erster Bischof von Antiochien sowie Gründer und Haupt der Gemeinde von Rom gewesen sei und dort das Martyrium erlitten habe.

Simons Historizität wird aufgrund übereinstimmender Angaben in den frühesten Textbestandteilen der Evangelien und archäologischer Funde angenommen. Das Neue Testament überliefert jedoch nur wenige als zuverlässig geltende biografische Details über ihn. Spätere Notizen werden vielfach als legendarisch angesehen. Ein Aufenthalt Petri in Rom wird in der Bibel nicht erwähnt.

Paulus von Tarsus (* vermutlich vor dem Jahr 10 in Tarsus/Kilikien; † nach 60, vermutlich in Rom) war nach dem Neuen Testament der bedeutendste Missionar des Urchristentums und einer der ersten christlichen Theologen. Da er entscheidend dazu beitrug, den neuen Glauben auch für Nichtjuden zu öffnen, betrachten ihn seit der Aufklärung viele Historiker als den eigentlichen Gründer des Christentums als eigenständiger Religion.

Als griechisch gebildeter Jude und gesetzestreuer Pharisäer mit römischem Bürgerrecht verfolgte Paulus zunächst die Anhänger Jesu Christi, dem er zu dessen Lebenszeit nie begegnet war. Seit seiner Bekehrung verstand er sich jedoch als von Gott berufener Apostel des Evangeliums für die Völker. Als solcher verkündete er vor allem Nichtjuden den auferstandenen Jesus Christus. Dazu bereiste er den östlichen Mittelmeerraum und gründete dort einige christliche Gemeinden. Durch seine Briefe blieb er mit ihnen in Kontakt. Diese ältesten erhaltenen urchristlichen Schriften bilden als sogenannte Paulusbriefe einen wesentlichen Teil des späteren Neuen Testaments.

Wesentliches Kennzeichen der paulinischen Theologie ist die Konzentration des christlichen Glaubens auf die Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi mit ständigem Bezug auf die Verheißungen des Tanach (eine von mehreren Bezeichnungen für die Hebräische Bibel, die Sammlung Heiliger Schriften des Judentums. Der Tanach besteht aus den Teilen Tora (Weisung), Nevi’im (Propheten) und Ketuvim (Schriften). Der Tanach enthält insgesamt 24 in hebräischer Sprache verfasste Bücher; zwei Bücher davon enthalten auch längere aramäische Textpassagen.) Das Christentum hat alle Bücher des Tanach übernommen und – in etwas anderer Anordnung – als Altes Testament kanonisiert. Durch die stellvertretende Erfüllung der Tora durch Jesus Christus, den Sohn Gottes, fand Paulus die Rechtfertigung des Menschen und seine Versöhnung mit Gott aus Gnade begründet. Diese Themen wurden in unterschiedlichen Interpretationen Grundbausteine für die Lehren vieler christlicher Konfessionen.

Das Fest geht nicht auf den Todestag der Namensgeber, sondern auf die Überlieferung zurück, dass zur Zeit der Valerianischen Verfolgungen an diesem Tag in Rom die Reliquien der beiden Apostel in die Sebastian-Katakombe an der Via Appia übertragen wurden. Die älteste Feier dieses Gedenkens ist aus dem Jahr 354 belegt. Das Apostelfest des 29. Juni wurde Anfang des 6. Jahrhunderts von Konstantinopel übernommen. In Jerusalem und Palästina feierte man das Apostelpaar anfangs (Ende 4./Anfang 5. Jh.) am 28. Dezember jedes Jahres; der 29. Juni kam später (vor 614?) als Nebenfest hinzu.

Die Bedeutung von Peter und Paul für die Ostkirchen zeigt sich heute daran, dass der Feiertag am 29.6. das Ende des Apostelfastens markiert, das eine Woche nach Pfingsten beginnt. Viele katholische Bistümer begehen am Hochfest Peter und Paul traditionell die Priesterweihe.

Bis 1969 war der Vortag des Festes Peter und Paul, der 28. Juni, der Vigiltag (Eine Vigil – von lateinisch vigilia, Nachtwache, ist eine nächtliche Gebetswache vor einem Fest des Kirchenjahres, die meist in Gemeinschaft gefeiert wird. Ihre Elemente sind Psalmen und Lesungen biblischer und anderer geistlicher Texte, wie die der Kirchenväter. Im frühen Christentum bis zum Mittelalter versammelten sich die Gläubigen zu Vigiliae, um sich durch Fasten, Gebet und das Hören des Wortes Gottes auf den Sonntag oder ein Fest vorzubereiten, oder sie taten es einzeln in ihren Wohnungen.

Wie auch zu anderen kirchlichen Festen existieren rund um Peter und Paul viele Bauernregeln, die die Bedeutung des Festes im Jahr der Landwirte zeigen. Da ab dem späten Juni die Ernte vieler Früchte und Getreide ansteht, verweisen die Regeln auf die Wichtigkeit guten Wetters. So besagt eine Regel: „Ist es schön an Peter und Paul, füllt’s uns die Taschen und das Maul.“ Oder auch: „War es an Peter und Paul klar, dann hoffe auf ein gutes Jahr.“ Und die Regel „Peter und Paul hängen einem die Kirschen ins Maul“ bezieht sich darauf, dass Ende Juni die Süßkirschen reif sind.

Und was erwarten Sie nach Peter und Paul?

Zum heutigen Peter und Paul Tag

Dress to Impress

So ein königlicher Besuch (derzeit in Österreich), der macht schon etwas. Ich gebe zu, ich habe das rote Outfit der Königin hinreißend gefunden, und auch den Hut dazu (in Wien kann man schwer breitkrempige Hüte tragen, da fast immer ein Wind weht)!

Wer könnte so etwas bei uns öffentlich tragen zu welchem Anlass tragen? Also ja, z.B. in Salzburg, zur Festspielzeit werden schöne Roben gezeigt. Aber sonst kommen wir meist „praktisch“ daher. Nicht so die Mitglieder der königlichen Familie in Großbritannien.  Und nicht nur diese: ich denke da an Ascot. Ein lieber – leider auch schon lange verstorbener – Freund von uns, der eine Zeitlang in London gelebt hat, hat mir bei einem Besuch dort strahlend erzählt, dass er sich jetzt einen grauen Zylinder angeschafft hat, um in Ascot auftreten zu können.

So genannte Dress-Codes wurden abgeschafft. Das ist einerseits gut so, damit kann jeder frei entscheiden, wie er/sie wohin bekleidet geht, andererseits auch schade … In deutscher Sprache nennt man das Kleiderordnung (klingt schrecklich).

Mit dem Begriff werden auch Regeln bezüglich der Kleidung bezeichnet, die nicht per Gesetz oder Erlass, sondern aufgrund weicherer Faktoren bestehen: aufgrund von Konvention, aufgrund des Bedürfnisses nach Konformität, aufgrund einer stillschweigenden Übereinkunft, eines gesellschaftlichen Konsenses (bzw. eines Konsenses in einer gesellschaftlichen Gruppe) oder einer Erwartungshaltung z. B. eines Veranstalters oder eines Arbeitgebers.

Die Standards der Kleiderordnung können sich je nach Land, Region, Religion, ethnischer Gruppierung, Unternehmens-, Zunft- oder Branchenzugehörigkeit unterscheiden. In einigen Regionen ist z. B. das Tragen einer Tracht zu öffentlichen Ereignissen erwünscht, wird außerhalb dieser Regionen jedoch als unpassend empfunden oder ist sogar verpönt. Bestehende Kleiderordnungen sind zudem häufig modischen Einflüssen und dem Zeitgeist (z. B. Zylinder, Gehstock) unterworfen.

Schon im Altertum gab es Kleiderordnungen entsprechend dem sozialen Status. Karl der Große erließ im Jahr 808 ein „Aufwandgesetz“, das vorschrieb, wie viel jeder Stand für seine Kleidung ausgeben durfte. Für Prostituierte und Juden galten spätestens seit dem Mittelalter Kleidungsvorschriften wie der Gelbe Ring. In Speyer und in Straßburg wurde den Frauen 1356 lang herabfallendes, offen getragenes Haar verboten. 1370 folgte in Straßburg ein Verbot von Unterwäsche, die die Brüste anhob. Ursprünglich wurden als Kleiderordnung Erlasse bezeichnet, die eine zulässige Bekleidung und den erlaubten Schmuck für die einzelnen Stände festlegten, zum Beispiel gab es 1530 einen Reichserlass (!) dazu. Neben religiösen und moralischen Gründen spielten soziale Erwägungen eine Rolle: Wenn beispielsweise in einer freien Reichsstadt ein Bürger durch verschwenderischen Lebensstil verarmte, fiel er der städtischen Fürsorge zur Last. Außerdem waren Kleiderordnungen ein Instrument des Protektionismus: Viele kostbare Materialien (etwa Seide) mussten aus anderen Ländern importiert werden, was zu einem unerwünschten Abfluss von Kaufkraft ins Ausland führte.

Eine besondere Beachtung in den Kleiderordnungen fand der Pelz, oft ein Bestandteil der Schaube (von arabisch Dschubbe, ist ein weiter, oft glockiger, vorn offener, ungegürteter Überrock, der im 15. Jahrhundert aufkam, um den darunter getragenen Scheckenrock sichtbar zu machen), als Besatz, Verbrämung oder als Fellinnenfutter. Die Reichspolizeiordnung von 1530 zeigt die Pelzhierarchie im Verhältnis zur gesellschaftlichen Rangordnung. Noch heute tragen Personen, die bestimmte Berufe ausüben, Hermelinkragen, wie wir es bei den Verlautbarungen durch den Verfassungsgerichtshof sehen können.

Im 16. Jahrhundert untersagten Spanien, Frankreich, Italien und England ihren Untertanen Gold- und Silberbrokate sowie Stickereien mit Gold- und Silberfäden. 1530 beschloss der Augsburger Reichstag eine umfassende Neuregelung der Standestrachten, die 1548 erneuert wurde. Im 17. Jahrhundert gab es in Europa zunehmend Luxusbeschränkungen, auch aus religiösen Gründen. In Spanien und Frankreich wurden Spitzen verboten, vor allem solche aus Belgien. Durch die Ideen der Aufklärung gerieten diese Standesvorschriften aber zunehmend ins Wanken, und die Französische Revolution erschütterte sie vollends.

Heute wird noch „Berufskleidung verwendet. Die Kleiderordnung umgrenzt auch Sozialräume (Uniform- und Frackzwang, Trachten, Habit der Ordensleute und Schleier der Jungfrauen, Priesterkleidung, in manchen Ländern auch die Zugehörigkeit zu einer Kaste). Kleidung kann die Zugehörigkeit zu Bevölkerungsgruppen, Religionen und Traditionen signalisieren (Verschleierung, Turban, gemeinsame Bekleidungsmerkmale). Kleidervorschriften können auch ausgrenzen (Judenhut, Judenstern, Sträflingskleidung).

Mitunter wird auf Einladungen die gewünschte Art der Kleidung angegeben, oftmals wird die Einhaltung der passenden Kleiderordnung jedoch auch stillschweigend vorausgesetzt. Häufig wird die Einhaltung von Kleiderordnungen stillschweigend erwartet, wenn man sich in eine gesellschaftliche Situation begibt, die eine gesellschaftliche Rolle oder Funktion in einem Unternehmen einnimmt. Da allerdings sollte man nicht durch Extravaganz auffallen.

(Über das Kopftuch sollten wir ein andermal diskutieren.)

 Dress to Impress nennt sich ein Geschäft in meiner Nähe, es verkauft Abendkleider, aber über die Anzahl derer, über die man verfügen muss, besteht derzeit wenig Einigkeit (drei, das scheint die Untergrenze zu sein!).

Dress to Impress

Wer ist Selenskyj eigentlich?

Wer ist dieser Mann im schlammfarbenen Ruderleiberl, der nicht nur unsere Nachrichtensendungen im Fernsehen dominiert, sondern auch derzeit großen Einfluss auf unser Leben hat, das betrifft jedenfalls die meisten Europäer:   Wolodymyr Oleksandrowytsch Selenskyj , * 25. Januar 1978 in Krywyj Rih, Ukrainische SSR, damals Sowjetunion. Er ist seit Mai 2019 der Präsident der Ukraine.

Zu seiner Herkunft ist zu bemerken: Selenskyj kam im Südosten der damals noch sowjetischen Ukraine  in einer russischsprachigen jüdischen Familie zur Welt. Sein Vater, Oleksandr Selenskyj (* 1947), war Professor für Kybernetik und leitete die akademische Abteilung für Kybernetik und Computerhardware am Krywyj-Rih-Institut für Ökonomie der Staatlichen Universität für Wirtschaft und Technologie Kryvyi Rih; seine Mutter, Rimma Selenska (* 1950), ist Ingenieurin. Die Familie lebte vier Jahre in Erdenet in der Mongolei, wohin der Vater versetzt worden war.

Sein Großvater Semen Selenskyj (* 1924) diente während des Zweiten Weltkriegs als Kommandeur eines Mörserzuges, Kommandeur einer Schützenkompanie und bis Kriegsende im Rang eines Leutnants. Alle drei Brüder Semen Selenskyjs und sein Vater wurden im Holocaust ermordet.

Heute ist Selenskyj verheiratet – seit 2003 – und hat zwei Kinder.

Zu Selenskyjs Ausbildung: Nach der Rückkehr nach Krywyj Rih beendete Wolodymyr Selenskyj 1995 erfolgreich das Gymnasium und absolvierte ein Diplomstudium der Rechtswissenschaft am Institut der Nationalen Wadym-Hetman-Wirtschaftsuniversität in Kiew, war jedoch im Anschluss nie als Jurist tätig. 1997 gründete Selenskyj die nach seinem Stadtviertel benannte Kabarettgruppe Kwartal 95 („95. Wohnblock“) mit. Die Truppe tourte fünf Jahre von Moskau aus durch Staaten der ehemaligen Sowjetunion.

Seine Kariere vor der Politik: Landesweit bekannt wurde er 2006 durch seine Teilnahme an der ukrainischen Version von Dancing with the Stars. (Das kann man on-line bewundern). In den Jahren 2010 bis 2013 erhielt er mehrmals den Nationalen Fernsehpreis der Ukraine.

Mit seiner Kabaretttruppe gründete er eine Fernsehproduktionsgesellschaft. 2015 trat er im populären Fernsehsender 1+1 des Oligarchen Ihor Kolomojskyj in der satirischen Fernsehserie Diener des Volkes als Geschichtslehrer Wassilyj Petrowytsch Holoborodko auf. Die Figur Holoborodko ist von der Korruption ukrainischer Politiker angewidert, macht über Social Media Wahlkampf, sammelt Geld über eine Crowdfunding-Kampagne und wird unversehens zum Präsidenten gewählt. Als ehrlich bleibender Präsident räumt Holoborodko dann in der notorisch korrupten ukrainischen Politik auf. Die Fernsehserie wurde zum Grundstein für Selenskyjs politischen Durchbruch.

Im September 2016 verursachte Selenskyj in der Ukraine einen Skandal, als er in einer Parodie auf Petro Poroschenko den ehemaligen Präsidenten Wiktor Janukowytsch und den Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko „Bettler“, sowie die Ukraine „eine Schauspielerin eines deutschen Films für Erwachsene“ nannte, die „bereit ist, jede beliebige Nummer auf einer beliebigen Seite zu akzeptieren“. Daraufhin Selenskyjs Humor als „minderwertig, geschmacklos, bürgerlich und beschränkt“ bezeichnet.

Seine politische Laufbahn: Selenskyj gab am Silvesterabend 2018 im Fernsehsender 1+1, dem beliebtesten des Landes, seine Kandidatur für die Wahl bekannt. Er wurde von kritischen Medien als „Strohmann“ des ukrainischen Oligarchen und Poroschenkogegners Ihor Kolomojskyj bezeichnet. Im April 2019 wurde Selenskyjs Aufstieg als Ausdruck des „kranken ukrainischen Systems gesehen: Er war nur möglich, weil ukrainische Medien von Oligarchen dominiert werden, die bestimmen, wer in ihre Fernsehsender kommt – und wer nicht.“ In seinem politischen Programm blieb Selenskyj vage und bot damit eine Projektionsfläche für die Hoffnungen vieler Ukrainer. Sein Programm reichte von der Einführung direkter Demokratie und Volksabstimmungen über eine Beteiligung aller Ukrainer am nationalen Reichtum, von Geburt an, über freie Universitätswahl für herausragende Abiturienten bis hin zum Straßenbau auf europäischem Niveau. Russland blickte skeptisch und mit viel Argwohn auf den „lebendigen politischen Prozess“ im Nachbarland. Nach seinem Wahlsieg erhielt Selenskyj zahlreiche Gratulationen aus dem Ausland. Aus Russland erhielt Selenskyj nach seiner Wahl herablassende Ratschläge von Ministerpräsident Medwedew, aber keine Gratulation – dafür „sei es zu früh“.

Im Oktober 2021 wurde durch Veröffentlichungen der Pandora Papers bekannt, dass Selenskyj eine Briefkastenfirma in einer Steueroase unterhielt. Kurz nach seiner Amtseinführung am 20. Mai 2019 als neuer Präsident der Ukraine, löste Selenskyj das Parlament auf. Er kündigte Neuwahlen innerhalb der nächsten zwei Monate an. Selenskyj hatte über keine eigene Mehrheit im Parlament verfügt. Seine neugegründete Partei Sluha narodu („Diener des Volkes“) erhielt bei der Wahl am 21. Juli 254 von 424 Sitzen. In den ersten Jahren seiner Präsidentschaft versuchte Selenskyj die ukrainischen Oligarchen zu überzeugen, freiwillig Macht abzugeben, sich für das Gemeinwohl einzusetzen und dem Staat bei einzelnen Projekten zu helfen. Als dies nicht gelang, verabschiedete er mit Hilfe des Parlamentes ein Lobbygesetz, das den Einfluss der Oligarchen offenlegte und etwas beschnitt. Selenskyjs Administration legte den Fokus auf Wirtschaftswachstum. Frühe Kernanliegen waren die Privatisierung staatlicher Unternehmen und die Schaffung eines Marktes für Agrarland. Zu Beginn von Selenskyjs Amtszeit besaß der ukrainische Staat ca. 3700 Unternehmen. Die Regierung beabsichtigte, die Anzahl der staatlichen Unternehmen auf einige hundert zu begrenzen. Selenskyj setzte im April 2020 eine Bodenreform durch.

Seit dem Frühjahr 2021 begann Russland damit, Streitkräfte aus Sibirien und der Umgebung von Moskau an die ukrainische Grenze zu verlegen, zum Teil auch auf dem Gebiet des benachbarten Belarus. Im darauf folgenden Herbst begannen diese Truppen mit umfangreichen Militärmanövern.

Die Folgen sehen wir Tag für Tag im Fernsehen – und Selenskyj – so stellt es sich mir dar – „kommandiert“ die Westliche Welt ihn in diesem Krieg und später beim Wiederaufbau zu unterstützen.

Wer ist Selenskyj eigentlich?

Eine brisante Situation

Litauen und Russland messen Kräfte (am Suwalki-Korridor)

Litauen hat kürzlich Russland „beleidigt“. Es hat sich auf die bestehende EU-Sanktionen berufen und den Warenverkehr nach Kaliningrad, der russischen Enklave, zwischen Litauen und Polen, beschränkt. Unter anderem dürfen nun kein Zement, keine Baumaterialien oder Metalle mehr auf dem Landweg in die russische Ostseeregion gebracht werden. Nach Angaben von Kaliningrads Gouverneur Alichanow sind bis zu 50 Prozent des Transits von und nach Kern-Russland betroffen. Russische Offizielle hatten bereits Gegenmaßnahmen angekündigt, in Moskau wird nun die Rechtmäßigkeit der litauischen Grenze bestritten: Im Grunde genommen hat Litauen damit seine eigenen Grenzen in Frage gestellt, wird seitens Moskau behauptet. Der ungehinderte Transit sei Bedingung dafür, dass Russland die Grenzen der ehemaligen Sowjetrepublik Litauen anerkenne! Russische Offizielle hatten deshalb bereits Gegenmaßnahmen angekündigt. So wurde der Ausschluss Litauens aus dem gemeinsamen Stromnetz vorgeschlagen. Es wurden auch russische Forderungen laut, einen „Korridor“, den Suwalki-Korridor,  nach Kaliningrad zu erobern.

Wenn man nun so die Geschichte des Baltikums betrachtet, dann waren die Zugehörigkeiten über die Zeitläufte recht unterschiedlich. Im Hochmittelalter begann die Christianisierung und Unterwerfung Livlands durch die deutschen Ordensritter, die seit Anfang des 13. Jahrhunderts zunächst von Riga aus (Schwertbrüderorden) ins Baltikum vordrangen und bis um 1300 weite Gebiete unter ihre Herrschaft bringen konnten. Einzig Litauen und Samogitien (Später Teil von Litauen) blieben unabhängig. Im Spätmittelalter blieb Litauen unabhängig, da es mit Polen 1385 eine erste Allianz- und Vertrags-Union, die Union von Krewo vereinbarte, der weitere folgten und 1569 zur Gründung der Adelsrepublik vom Königreich Polen und Großfürstentum Litauen führten.

Im 18. Jahrhundert geriet das Baltikum durch den Großen Nordischen Krieg und die Polnischen Teilungen unter die Herrschaft des russischen Zarenreichs. Diese Herrschaft dauerte bis zum Ersten Weltkrieg, zwei polnisch-litauische Aufstände (Novemberaufstand 1830/31 und Januaraufstand 1863/64) wurden blutig niedergeschlagen. Im Gefolge des Friedensvertrages von Brest-Litowsk entstanden 1918 die unabhängigen Republiken Estland, Lettland und Litauen. Diese mussten sich allerdings umgehend gegen die Machtansprüche der Kommunisten (russische Rote Armee), der Monarchisten (russische Weiße Armee im Verbund mit den von Teilen des deutschen Adels unterstützten deutschen Freikorps) und der Polen zur Wehr setzen. Mit dem Abschluss dieser Bürgerkriegsphase bis 1920 verblieb ein Teil Litauens unter polnischer Hoheit. Im deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt von 1939 wurden Lettland und Estland als sowjetische Interessensphäre bezeichnet. Ihr wurde im deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 auch Litauen zugeschlagen, wofür die Sowjetunion eine Vergrößerung des deutschen Besatzungsgebiets in Polen zugestand. Abgesichert durch rasch abgeschlossene Beistandsverträge besetzte die Rote Armee im Herbst 1939 Stützpunkte in Litauen, Estland und Lettland. Deutschland veranlasste 1940/41 die nahezu vollständige Umsiedlung der deutsch-baltischen Bevölkerung in das besetzte Polen (Warthegau, Westpreußen). Angesichts der sowjetischen Besatzung stimmten die im Sommer 1940 neugewählten Parlamente der baltischen Staaten der Eingliederung in die Sowjetunion gezwungenermaßen zu. Die Zwangseingliederung in die Sowjetunion aller drei Staaten erfolgte 1940. 1941 wurde das Gebiet von Truppen der deutschen Wehrmacht besetzt. Teile der Bevölkerung dienten in der deutschen Armee, andere in jener der Sowjetunion. Im Juli bzw. Oktober 1944 wurden die baltischen Republiken schließlich erneut von der Sowjetarmee besetzt und als Sozialistische Sowjetrepubliken der Sowjetunion einverleibt. In dieser Zeit wurden diese Länder, größtenteils gegen den Willen der Bevölkerung, in das sowjetische System integriert. Diese Zeit war gekennzeichnet von der sowjetischen Ansiedlungspolitik von Russen, wodurch die angestammten Bevölkerungen zu Minderheiten im eigenen Land gemacht werden sollten.

Am 23. August 1989 bildeten zwei Millionen Menschen den Baltischen Weg, eine Menschenkette über eine Länge von 600 Kilometern von Tallinn über Riga nach Vilnius, um für die Unabhängigkeit der baltischen Staaten zu demonstrieren. Im Frühjahr 1990 erklärten die baltischen Staaten ihre Unabhängigkeit und deklarierten die Erneuerung der Vorkriegsverfassungen. Am 13. Januar 1991 gingen die promoskauischen und prokommunistischen politischen Kräfte zum Angriff über. Mit brutaler Gewalt wurde versucht, die rechtmäßig gewählte Macht zu stürzen.

Das Baltikum gehörte als einziges ehemals sowjetisches Territorium nie zur Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. Am 1. Mai 2004 traten die baltischen Staaten der NATO und der EU bei. Für das Kaliningrader Gebiet und die Sonderwirtschaftszone Jantar im ehemals nördlichen Ostpreußen, das zu Lande von der EU angehörenden Gebieten eingeschlossen ist, gelten besondere Regelungen.

Die baltischen Staaten sind geopolitisch exponiert. Der Suwalki-Korridor stellt die einzige Landverbindung zum restlichen Bündnisgebiet zur NATO dar. Er verbindet Polen und Litauen, hier ist die Nato am verwundbarsten. Gleichzeitig trennt er die russische Exklave Kaliningrad und Belarus voneinander. Für das ganze Baltikum wichtige Straßen, Bahn- und Stromtrassen sowie eine Gas-Pipeline führen hier entlang.

In Kaliningrad (ehemals Königsberg) ist die russische Ostsee-Flotte stationiert, außerdem Flugabwehrsysteme und Iskander-Raketen, die man mit Atomsprengköpfen ausstatten kann. Sollte Russland eine „eiserne Glocke“ über die Region lege, könne die Nato dem Baltikum nur sehr schwer zur Hilfe kommen. Über Kaliningrad würde Russland versuchen, westliche Truppen zu binden und davon abzuhalten, dem Baltikum zur Hilfe zu kommen. Der Suwalki-Korridor ist für schweres Gerät nicht leicht zu passieren, umso bedeutender wären Truppenanlandungen über die Ostsee. Die Angst vor einer russischen Aggression ist in Estland, Lettland und Litauen deshalb besonders groß.

Der Ukraine-Krieg hat die Bedrohungslage im Baltikum verschärft.

Eine brisante Situation

Zum Obersten Gerichtshof der USA und seinen Entscheidungen

Viele von uns sind erschüttert, über das Verhalten des Obersten Gerichtshofes in den USA. Zwei Entscheidungen, die wie wir, die wir die USA früher bewundert und ja geliebt hatten, nicht verstehen können.

Das Oberste Gericht der USA hat in einem weitreichenden Urteil das Tragen von Schusswaffen in der Öffentlichkeit erleichtert. Es erklärte eine restriktive Vorschrift im Bundesstaat New York für verfassungswidrig. Es ist eine Niederlage für New York – und für die Anhänger schärferer Waffengesetze in den gesamten USA: Der Oberste Gerichtshof hat ein über 100 Jahre altes Waffengesetz des Bundestaates jetzt als verfassungswidrig aufgehoben!

Nach der bisherigen Regelung durften Personen ihre Handfeuerwaffen in der Öffentlichkeit nur tragen, wenn sie eine entsprechende Lizenz hatten. Und diese Lizenz gab es bisher nur, wenn die Waffenträger einen besonderen Grund nachweisen können, dass sie die Waffen zur Selbstverteidigung unbedingt brauchen. Aber genau diese Vorbedingung verletzte das in der Verfassung garantierte Recht jedes Amerikaners, eine Waffe zu tragen, vor allem zur Selbstverteidigung in der Öffentlichkeit, so der oberste Richter Clarence Thomas in seinem Urteil. Auch die anderen fünf konservativen Richter stimmten für die Abschaffung des New Yorker Gesetzes. Die drei liberalen Richter erklärten dagegen, dass diese Entscheidung die Versuche der Bundesstaaten, die Gefahr durch Waffengewalt einzudämmen, ernsthaft erschwert.

Wir alle denken in diesem Zusammenhang an die vielen Schießereien in Schulen mit vielen toten Kindern und verstehen diese sechs Richter nicht.

Die Richter des Supreme Court stimmten mehrheitlich für die Aufhebung der Regelung Roe vs. Wade, damit kippt das Oberstes Gericht das landesweite Recht auf Abtreibung. Damit ist das aktuell geltende Recht auf Abtreibung in den Vereinigten Staaten nach fast einem halben Jahrhundert Geschichte. Sechs der neun Richter stimmten dafür, Roe vs. Wade zu kippen. (Meine Position zu diesem Thema: ich bedauere jede Frau, die sich aus welch immer Gründen gezwungen sieht abzutreiben, aber bei uns haben wir die sogenannte Fristenlösung, die ihr das immerhin ermöglicht. Es ist sicher keine einfache Entscheidung).

Diese Entscheidung wird besonders schwarze Frauen betreffen, die traditionell ärmer sind – und sich eine Reise in einen Bundesstaat, wo die Abtreibung weiterhin erlaubt sein wird, nicht werden leisten können.

Auch international hat diese Entscheidung des Obersten Gerichtshofes für Aufsehen gesorgt. Die Vereinten Nationen etwa wiesen auf die Gesundheitsrisiken für Frauen hin. „Daten zeigen, dass die Einschränkung des Zugangs zur Abtreibung die Menschen nicht davon abhält, eine Abtreibung durchzuführen – sie macht sie nur tödlicher“, hieß es vom Uno-Bevölkerungsfonds dazu.

Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten ist das oberste rechtsprechende Staatsorgan der Vereinigten Staaten. Neben diesem obersten Bundesgericht existieren auf Ebene der Bundesstaaten Oberste Gerichtshöfe der Bundesstaaten.

Der USSC ist das einzige amerikanische Gericht, das explizit in der Verfassung der Vereinigten Staaten vorgesehen ist. Von wenigen Ausnahmen abgesehen werden nur Rechtsmittel gegen Entscheidungen der unteren Gerichte vom Supreme Court behandelt, wobei das amerikanische Rechtssystem keine strikte Abgrenzung zwischen Berufung und Revision kennt. Bei den meisten dieser Fälle geht es um die Verfassungsmäßigkeit von Handlungen der Exekutive und von Gesetzen, die vom Kongress oder von den Bundesstaaten verabschiedet wurden.

Der Supreme Court besteht aus neun Richtern, die nach Nominierung durch den Präsidenten vom Senat bestätigt, und danach auf Lebenszeit ernannt werden.

Im Februar 2016 starb US-Höchstrichter Antonin Scalia. Die republikanische Partei verhinderte die Bestellung eines Nachfolgers durch den amtierenden demokratischen US-Präsidenten Barack Obama mit der Erklärung, eine so wichtige Entscheidung kurz vor einer Wahl sei dem Wahlsieger oder der Wahlsiegerin vorbehalten.

Im November 2016 gewann der Republikaner Donald Trump die Wahl. Während seiner Amtszeit besetzte er drei Posten am Supreme Court neu: mit den Konservativen Neil Gorsuch, Brett Kavanaugh und Amy Coney Barrett. Letztere ersetzte die liberale Richterin Ruth Bader Ginsburg, die übrigens im September 2020 verstarb – zwei Monate vor der nächsten Präsidentschaftswahl. Diesmal legte die republikanische Partei die Entscheidung allerdings nicht in die Hände des Wahlsiegers!

US-Präsident Joe Biden nominierte im Februar 2022 Ketanji Brown Jackson als Nachfolgerin von Stephen Breyer, der zum Ende des Gerichtsjahres 2021/2022 in den Ruhestand treten wird. Am 7. April 2022 bestätigte der US-Senat ihre Ernennung. Die formelle Einführung in ihr Amt wird zum Anfang des nächsten Gerichtsjahres, im Oktober 2022 erfolgen. Sie wird dann die erste schwarze Frau, die dieses Amt bekleidet.

Dennoch ist anzunehmen, dass dieser Gerichtshof, dessen Mitglieder auf Lebenszeit ernannt sind, weiterhin „konservative“ Urteile fällen wird, die im Zweifelsfall dem weißen religiös orientierten Bevölkerungsanteil nutzen werden. Der tiefen Spaltung der USA Gesellschaft wird das sicher nicht entgegenwirken.

Zum Obersten Gerichtshof der USA und seinen Entscheidungen

An einem 27. Juni hat der Bankomat Geburtstag

Eigentlich ist er nicht mehr wegdenkbar, aus unserem täglichen Leben, der Bankomat.

An einem 27. Juni 1967 wird In Enfield Town, heute Teil von London, durch die Barclays Bank der erste Geldautomat der Welt in Betrieb genommen. Ein Geldautomat, bei uns Bankomat genannt, oder wie im Englischen ATM (Automated Teller Machine) ist ein technisches Gerät zur Bargeldabhebung in Selbstbedienung bei Geld- und Kreditinstituten vom eigenen Giro- oder Kreditkartenkonto. Mittlerweile kann bei vielen Automaten auch eingezahlt werden, und bei einigen davon ist das auch in Fremdwährungen möglich. Der Geldausgabeautomat war – noch vor dem PC – das erste Computerterminal, das breiten Bevölkerungsschichten weltweit zugänglich war.

Vorher musste man in die Bank gehen, um Geld abzuheben. Und noch früher hat man seinen Lohn in einem Sackerl erhalten, das vom Chef verteilt wurde. Ich hab‘ das alles erleb; ich habe auch erlebt, wie Menschen von Bankbeamten (das waren sie damals noch – heute sind sie Angestellte) öffentlich in der Filiale laut ermahnt wurden, dass ihr „(Überziehungs-)Rahmen“ erschöpft wäre und sie jetzt eben kein Geld mehr bekommen könnten, sie müssten auf den nächsten Eingang warten. Ich habe das immer sehr peinlich gefunden (obwohl es mich nicht betroffen hat).  Natürlich war man an die Banköffnungszeiten gebunden. Die meisten Arbeitnehmer hoben ihr gesamtes Gehalt gleich beim Eintreffen in der Bank ab.

Ich habe damals in einer Bank gearbeitet, als die Geräte für den Einsatz geprüft wurden, ich kann mich erinnern, als ich die erforderliche Testkarte zwei Mal falsch eingeschoben habe, sehr zum Verdruss meines damaligen Chefs, weil wir die Geräte gerade „vorführten“. Diesbezüglich war ich immer ziemlich patschert.

Am 8. September 1980 wurde dann das erste Gerät Österreichs in Wien in Betrieb genommen. Ich war nicht in dem Team dabei, das die Einführung betreute, denn es war ein Gemeinschaftsprojekt von 10 österreichischen Banken. Organisatorisch verantwortlich war dafür die GABE, die Geldausgabebetriebsgesellschaft. Die ersten drei Bankomaten standen in der Schottengasse, am Graben und am Stock-im-Eisen-Platz. Noch im ersten Jahr wurden von IBM 35 Bankomaten in Österreich aufgestellt, der Gesamtbedarf für das Land wurde auf 300 bis 400 Bankomaten geschätzt. Vergeben wurden die Standplätze von einer Standortkommission und diese richtete sich in erster Linie nach Entfernungen und der Einwohnerzahl einer Region. Geplant wurde das alles auf der Landkarte und das Ziel war es, dass die einzelnen Bankomaten wirtschaftlich betrieben werden konnten. Im Gegensatz zu anderen Ländern war die Benützung für die abhebenden Kunden immer schon kostenlos. In einem nächsten Schritt wurden vermehrt Bankomaten in den Foyers der Geldinstitute bereitgestellt.

Mit der Einführung der Bankomaten konnte die Arbeit in den Filialen erheblich verringert werden, es war wohl der Beginn der Personalreduktionen, die dann später zu Filialschließungen führte. Damals aber herrschte noch „Aufschwung“, und diese negativen Tendenzen wurden erst später sichtbar.

Seit den Anfängen, als das erste Bankomatnetz noch über die Telefonleitung abgewickelt wurde, haben sich die Sicherheitsstandards deutlich erhöht. Dazu beigetragen haben unter anderem verschlüsselte Hochgeschwindigkeitsstandleitungen oder auch Kameras. Ein großes und bis heute wichtiges Sicherheitsupdate kam 1995. Die Magnetstreifen konnten – vor allem international – viel zu einfach ausgelesen werden. Deswegen entschied man sich für die Einführung und den Ausbau des Chip-Systems. Dieses ist deutlich sicherer und heute auch Basis mobiler Bezahltechnologien, da sich die Chips auf den Karten und Handy-SIM-Karten grundsätzlich ähneln und nach dem heutigen Stand der Technik nicht ausgelesen werden können.

Ab 1995 wurde flächendeckend die Chiptechnologie auf die Bankomatkarten aufgebracht und ebenso die Quick-Börse. Dieses Quick-System ermöglicht es, dass ein Betrag direkt auf die Karte gebucht werden konnte und dann kleine Beträge direkt mit dieser Karte bezahlt werden konnten. Dazu benötigten die Bezahlterminals keine Online-Verbindung mit den Banken. Das System ist als nationale Lösung entwickelt worden und war großflächig im Einsatz.  Mit Ende Juli 2017 wird das Pay-Life-System endgültig eingestellt.

Ich war sehr froh, als „meine Karte“ auch im Ausland akzeptiert wurde. Allerdings war ich immer sehr vorsichtig, ich hob nur bei Bankomaten ab, die sich direkt neben dem Eingang einer Bank befanden und das nur zu Öffnungszeiten der jeweiligen Bank. Denn was ich unbedingt vermeiden wollte, dass meine Karte vom Bankomaten „verschluckt“ würde.  Den Code für die Abhebung „wissen“ eher meine Finger als mein Kopf. Aber es befindet sich kein Zettelchen in der Handtasche, in der auch meine Karte verstaut ist, damit bei Diebstahl und Verlust niemand so leicht mein Konto leerräumen kann.

Ich habe es sehr bedauert, als bei den Filialschließungen der Banken auch viele Foyers und somit Bankomaten verschwunden sind. Dennoch, es gibt sie noch in ausreichender Zahl – überall.

An einem 27. Juni hat der Bankomat Geburtstag