Als ich aus der Kirche kam (ja, ich gehe möglichst jeden Sonntag in die Kirche – aber darüber später) saß eine junge Frau in einem Schanigarten in der Kärntnerstraße und tunkte ein Kipferl in ihren Kaffee. Und das erinnerte mich umgehend an meinen Stief-Großvater. Mein geliebter Großpapa trank sehr viel Kaffee, der wurde von meiner Großmama und später meiner Tante immer auf Vorrat gekocht – und wieder aufgewärmt (so schmeckte er auch). Und mein lieber Großpapa brauchte immer etwas aus Weißbrot, um es den Kaffee zu tunken.
Meine Mutter die diesen ihren Schwiegervater allen anderen Mitgliedern der Familie ihres Mannes vorzog und seine Meinung respektierte und sich auch eventuell an seine Ratschläge hielt (er war der Moderator in dieser Familie), war eine sehr gute Köchin, vor allem konnte sie herrliche Mehlspeisen backen. Und selbstverständlich wurde ein Teil der Mehlspeisen meinem Großpapa gebracht, der sie dann immer in seinen Kaffee tunkte. Das galt für Fruchtkuchen genauso wie für Strudeln jeglicher Art. Meine Mutter war immer etwas entsetzt darüber …
Aber jetzt zum Hauptthema. Ich gehe meist in eine Kirche, wo ich einen „guten Prediger“ erwarte. Denn die biblischen Texte sind nicht immer einfach zu interpretieren. Denn eigentlich könnte man sie ja zu Hause einfach lesen, und dann darüber meditieren. Gerade in den Texten aus den Schriften des Johannes geht das allein, ohne Theologiestudium, leider nicht gar so gut. Heute war das wieder so ein Text.
Aber bei einer Messe geht es ja auch um etwas anderes. Die heilige Messe besteht aus zwei Hauptteilen: der „Liturgie des Wortes“ (Wortgottesdienst) und der „eucharistischen Liturgie“ (Eucharistiefeier). Diese beiden sind eng verbunden und bilden eine gottesdienstliche Einheit; Die Eucharistie („Dankbarkeit, Danksagung“), auch „Abendmahl“ oder „Herrenmahl“, „heilige Kommunion“, „Altarsakrament“, „allerheiligstes Sakrament [des Altars]“, in einigen Freikirchen „Brotbrechen“, in den Ostkirchen „heilige“ oder „göttliche Liturgie“ genannt, ist ein christliches Sakrament, das in den verschiedenen Konfessionen unterschiedlich verstanden wird. Sie wird bezogen auf das Abendmahl, das Jesus nach der Darstellung der Evangelien und des 1. Korintherbriefes mit seinen Jüngern kurz vor seinem Leiden und Sterben feierte, und wird entweder als unblutige Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers oder als Feier zur vergegenwärtigenden Erinnerung an Jesu Tod interpretiert.
Darüber hinaus werden bei der Eucharistie das Sterben und die Auferstehung Jesu Christi als Heilsereignis verkündigt. Jesus Christus ist dabei in der von ihm gegebenen Gemeinschaft gegenwärtig. Die Lehre der verschiedenen Konfessionen unterscheidet sich im Hinblick auf die Art und Weise dieser Gegenwart – in seinem Wort, im Glauben an ihn oder in den Gaben von Brot und Wein.
Dennoch – gerade in Zeiten wie diesen – erwartet man von der Messe am Sonntag auch, dass sie aufbaut, dass sie erklärt, wie man mit der Gegenwart vielleicht doch besser umgehen kann. Ja, ich muss akzeptieren, dass ich – wenn ich auch darüber zuweilen berichte – kein Jota an den Kriegsverläufen in der Ukraine oder in Gaza ändern kann. Ich kann diesen armen Menschen nicht helfen, wenn sie bombardiert werden, wenn sie kein Essen, kein Wasser, keine Medikamente haben, wenn sie schon wieder fliehen müssen.
Ich kann auch nichts am Song-Contest ändern, weder ihn weniger „politisch“ machen noch die Aufmerksamkeit der Menschen auf andere, bestehende Probleme lenken.
Früher sagte man, „Not lehrt beten“, schon im Psalm 81,8 kann man lesen: Gott spricht: Als du mich in der Not anriefst, half ich dir heraus.
Zurück zum heutigen Evangelium: Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.
Hier kommt das große Fragezeichen. Was ist Wahrheit? Das hat schon Pilatus gefragt. Es ist die Erwiderung des Pontius Pilatus auf die Bemerkung Jesu, in die Welt gekommen zu sein, um „Zeugnis für die Wahrheit“ abzulegen. Die Frage geht der Verurteilung Jesu zum Kreuzestod unmittelbar voraus und bleibt unbeantwortet: Pilatus wendet sich ab, ohne auf eine Antwort zu warten.
Jesus sagt auch: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. (Joh 14,7). Die Welt ist nicht einfach, und auch die Erklärungen im Neuen Testament sind nicht einfach. Ich halte mich halt eher an den Brief des Johannes, Kapitel 4: Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.
Wahrscheinlich sollten wir alle miteinander einander mehr lieben.