Ja, sogar heute gibt’s neue Produkte in meiner Ärgernisgreislerei

Ja, auch ich ärgere mich zuweilen sogar über liturgische Texte. Heute z.B. wurde Paulus zitiert: „Die Frauen seien ihren Männern untertan .. „da hat’s mich „g’rissen“, wie man bei uns in Wien sagt. Es gibt doch Bibelübersetzungen, die derartiges „ausräumen“. Schon das Wort „untertan“ ist schwer erträglich, wenn es für die Hälfte der Menschheit verwendet wird. Und um es vorweg zu sagen: auch „ordnet euch unter“ ist nicht viel besser.

Mein Problem ist halt, dass ich an solchen Textstellen „hängenbleibe“, sinniere und den Rest kaum mehr wahrnehme.  Sogar bei der Predigt war ich nicht ganz bei der Sache. Vordergründig wurde nämlich folgendes dargestellt: Maria war nicht mit Joseph verheiratet, daher war Jesus ein uneheliches Kind. Joseph war auch nicht der leibliche Vater von Jesus … Wieso mich diese Analogie  zu vielen Fällen der heutigen Zeit dann doch wieder  gestört hat, weiß ich eigentlich nicht so genau.

Das war heute.

Bei den vielen Psalmen, die hier gebetet werden, kommen halt auch hin und wieder Stellen vor, in denen Gott gedankt wird, dass er die Feinde Israels zerschmettert habe – und dabei kann ich wieder nicht umhin, um an das laufende Bombardement von Gaza zu denken, und dass manche Ultraorthodoxe diese Vorgangsweise schon durch die Bibel legitimiert sehen. Ja, man hat mir erklärt, diese „Feinde“ wären die Götter, die damals noch  von manchen Menschen auch in Israel angebetet wurden. Und überhaupt solle ich den Begriff Israel nicht auf den heutigen Staat beziehen. Das ist schwierig für mich, z.B. Jerusalem war damals eine Stadt – nicht nur für Juden – und ist es auch heute noch: Jerusalem ist eine heilige Stadt nicht nur für Juden (wenn auch versucht wird, sie zu vereinnahmen) sondern für uns Christen (alle Christen!) und Muslime.  

„Die angeordnete Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham“ kann ich „hinnehmen“, weil zur damaligen Zeit der Bibel(Schreibung) in der Umgebung noch Menschenopfer üblich waren. Ich denke da an den „Gott“ Baal.  In der Bibel wird der Ausdruck Baal synonym als Name für eine Reihe von Lokalgottheiten verwendet. Baal wurde über Jahrhunderte hinweg insbesondere in Nordisrael verehrt. Aber in auch Israel verstieß man gegen dieses Gebot der Menschenopferung und zog den Zorn JHWHs, der durch die Propheten mitgeteilt wurde, auf sich. Menschenopfer galten ihnen als typisches Zeichen der Verehrung fremder Götter wie Moloch und Baal.

Moloch ist die biblische Bezeichnung für phönizisch-kanaanäische Opferriten, die nach der biblischen Überlieferung die Opferung von Kindern durch Feuer vorsahen.

Aber es gibt auch andere Feinde Israels, mit deren Schicksal ich nicht ganz zurechtkomme. Es geht  um das Schilfmeer, und die durch JHWH veranlassten göttlichen Errettung des Volkes Israel während des Auszugs aus Ägypten. „Und die Israeliten gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trockenen, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken. Und die Ägypter folgten und zogen hinein ihnen nach…mitten ins Meer. Da reckte Mose seine Hand aus über das Meer… Und das Wasser kam wieder und bedeckte Wagen und Männer, das ganze Heer des Pharao, das ihnen nachgefolgt war ins Meer, so dass nicht einer von ihnen übrigblieb.“

Dass dem Pharao ein böses Schicksal ereilt, ist nachvollziehbar, er hat die Menschen zu Sklaven gemacht und sie ausgebeutet. Aber die „Männer, das ganze Heer des Pharao“ ertranken in den Fluten. Diese Männer hatten wohl keine Wahl, als den Befehlen des Pharao zu folgen und die Juden zu verfolgen und zum Rückzug zu zwingen. „Befehlen Folgen“  ruft bei uns eine böse Erinnerung hervor, aber dass sie alle ertrinken müssen, dafür? Das sehe ich nicht ein.

Aber besonders das Alte (Erste) Testament kann man auch als eine Reihe von Lehr-Parabeln, die auf drastische Art, etwas bewirken sollen. Und die ertrunkenen Männer aus Pharaos Heer sind wirklich nur ein winziges Detail in dieser  großen Geschichte.

Jetzt beende ich für das heurige Jahr meine Blogs – und bereite mich auf Silvester am Kloster am Göttweiger Berg vor.

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Silvester – einst und heute?

Eine Wiederveröffentlichung aus 2019

Ich wurde also aufgefordert, über meine Silvestererinnerungen zu schreiben. Als ich nachdachte, fiel mir gar nicht so besonders viel dazu ein. Silvester war in meiner Kindheit und Jugend eher kein so großes Fest. Woran ich mich erinnere, war das Umschreiben des Kalenders. Es gab damals weitgehend nur kleine Büchlein, die den Kalender enthielten, darin gab es „Formulare“ für „persönliche Daten“ und vor allem das Adressbuch. Das musste übertragen werden.  Etwas später gab es dann herausnehmbare Teile für das Adressbuch, damit man nicht mehr alles übertragen musste. Heute führe ich z.B. meinen Kalender am Computer (nicht immer schlau), aber jedenfalls „rollt er weiter“ und es gibt keinen Bruch am Jahresende. Die Adressdaten (meist Telephonnummern) hat man heute am Handy gespeichert und braucht kein „papierenes Adressbuch“. Auch die Adressen haben sich geändert, waren es früher Orte, Straßen und Hausnummern, speichert man heute primär Mailadressen – wer schreibt noch Briefe, Karten oder gar Korrespondenzkarten oder schickt Telegramme?

Und was Trinken anlangt: in meiner Familie wurde in meiner Kindheit und Jugend nur in Ausnahmefällen Alkohol getrunken. Ich weiß noch von einer Flasche Champagner im Keller, der anfangs für den „Endsieg“ aufgehoben wurde. Als meine Mutter ihn einmal suchte, griff sie im Dunkeln auf etwas Haariges, erschrak fürchterlich, da sie eine Ratte vermutete, zerbrach den lang gelagerten Champagner. Das haarige Ding stellte sich dann später als Bartwisch heraus, der einmal beim Kelleraufräumen dort vergessen worden war. Naja, und zum Endsieg ist es für uns ohnedies nicht gekommen.

Aufgeblieben sind wir schon, etwas Besonderes gegessen haben wir jedenfalls nicht, außer zu Mitternacht die Biskuitfischerln, wobei ich nicht mehr oder noch immer nicht weiß ob man sie von hinten oder von vorne anbeißen muss, um im folgenden Jahr Glück zu haben.

Wichtig war es jedenfalls, die Fenster zu Mitternacht aufzumachen, um „das Neue Jahr hereinzulassen“. Bei uns wurde auch darauf geachtet, dass keine Wäsche übers in der Silvesternacht an einer Leine hing, denn das bedeutete den Tod eines Familienmitglieds. (Konnte ich nicht verifizieren). Und an Feuerwerke kann ich mich in dieser Zeit überhaupt nicht erinnern.

Einmal, es muss in den frühen Fünfziger Jahren gewesen sein, war ich bei einer Schulkollegin zu Silvester eingeladen. Sie hatte einen Zwillingsbruder und somit waren auch ein paar Burschen anwesend. Die Mutter dort hatte für uns Brote hergerichtet, mit Liptauer und sonstigen Aufstrichen. Ich glaube auch, dass wir dort keinen Alkohol getrunken haben. An Bleigießen kann ich mich auch nicht erinnern. Ein paar von den Jugendlichen hatten ihre Platten mitgebracht und dazu haben wir getanzt. Um Mitternacht, als wir über unsere Wünsche für das kommende Jahr sprachen, stand an oberster Stelle bei allen von uns, der Wunsch nach Freiheit für Österreich.

In meiner Jugend war ich auch Mitglied des Alpenvereins, Sektion Austria. Die Jugendgruppe fuhr oft schon am 26. Dezember zum Schifahren auf eine Hütte. Zurück kamen wir dann am 6. Jänner. Konkret kann ich mich einmal an die Austria- Hütte am Dachstein erinnern, wir waren im Matratzenlager untergebracht. Um bis Mitternacht aufzubleiben wurde Karten gespielt. Um Mitternacht waren wir jedenfalls alle im Freien, aber nicht schifahrend. Wir wurden mit einem herrlichen Sternenhimmel belohnt, ein Feuerwerk ging uns daher gar nicht ab.   

Aber was ist eigentlich so besonders an Silvester? Als Silvester (regional auch Altjahrstag oder Altjahrestag) wird in einigen europäischen Sprachen der 31. Dezember, der letzte Tag des Jahres im westlichen Kulturraum, bezeichnet. Nach dem Heiligenkalender der römisch-katholischen Kirche ist dies der Gedenktag des heiligen Papstes Silvester I. Er starb am 31. Dezember 335. Weil er als Heiliger verehrt wird, wurde sein Todestag zugleich sein Namenstag. Herrschte zur Zeit seiner Priesterweihe noch Christenverfolgung, so wurde durch das 313 erlassene Toleranzedikt der Beginn einer Wende zur christlichen Staatsreligion vollzogen. Von historischer Bedeutung wurde die Beziehung des Papstes zum damaligen Kaiser Konstantin durch die sogenannte „Konstantinische Schenkung“. Dabei handelte es sich um eine gefälschte Urkunde, wonach Kaiser Konstantin angeblich den Vorrang Roms über alle Kirchen anerkannte, dem Papst kaiserliche Abzeichen und den Lateran-Palast in Rom verlieh, sowie die Herrschaft über die Stadt, Italien und die römischen Provinzen im östlichen Mittelmeerraum.

Das Jahresendfest hatten bereits die Römer gefeiert, erstmals im Januar zu Beginn des Jahres 153 v. Chr., als der Jahresbeginn vom 1. März auf den 1. Januar verschoben wurde. Die Feuer-Feste am Jahresende haben alte germanische Wurzeln.

Die Assoziation des Jahresendes mit dem Namen Silvester („Waldmensch“, von silva ‚Wald) geht auf das Jahr 1582 zurück. Damals verlegte die Gregorianische Kalenderreform den letzten Tag des Jahres vom 24. Dezember auf den 31. Dezember, den Todestag des Papstes Silvester I.

Das jetzt übliche Feuerwerk sollte im vorchristlich-animistischen Glauben früher „böse Geister“ vertreiben und drückt heute vielleicht bei manchen auch Vorfreude auf das neue Jahr aus. Um 12 Uhr nachts wird von vielen Kirchen das neue Jahr eingeläutet. Je nach örtlicher Tradition dauert das Geläut zwischen zehn Minuten und einer Stunde. Bei uns in Wien läutet die Pummerin – nur leider ist sie aufgrund des Getöses der Böller und Feuerwerkskörper kaum zu hören – außer im Radio.

Das österreichische Pyrotechnikgesetz von 2010 verbietet in § 38 Abs 1 „die Verwendung pyrotechnischer Gegenstände […] im Ortsgebiet“ auch zu Silvester. Um die private Verwendung von Feuerwerk – etwa zu Silvester – zu ermöglichen, kann die Gemeinde unter Vorgabe eines Zeitrahmens „bestimmte Teile des Ortsgebietes von diesem Verbot ausnehmen, sofern nach Maßgabe der örtlichen Gegebenheiten durch die Verwendung Gefährdungen von Leben, Gesundheit und Eigentum von Menschen oder der öffentlichen Sicherheit sowie unzumutbare Lärmbelästigungen nicht zu besorgen sind“. Davon ausgenommen ist der Umkreis von „Kirchen, Gotteshäusern, Krankenanstalten, Kinder-, Alters- und Erholungsheimen sowie Tierheimen und Tiergärten“ (§ 38 Abs 2). Nur wenige österreichische Gemeinden haben eine solche Verordnung erlassen, und nur ein Bruchteil der Feuerwerker hält sich an den darin vorgegebenen zeitlichen Rahmen. In der Mehrzahl der Gemeinden ist die private Verwendung von Feuerwerk auch zu Silvester generell verboten. Hilft aber nicht viel!

Seit dem Jahreswechsel 1990/91 veranstaltet die Stadt Wien mit anderen Organisationen den Wiener Silvesterpfad. Mittlerweile ist es das größte Silvesterevent Europas. Heute am Vormittag war schon ein großer Teil der „Standln“ aufgestellt (während noch jene der Christkindlmärkte weggeräumt wurden).  Mit tut es nur leid, dass nicht schönere Produkte, die vielleicht in Österreich hergestellt werden, dort verkauft werden.

Ich teile noch immer nicht die hektische Lustigkeit, die viele Menschen zu Silvester verspüren. Vielleicht bin ich auch jetzt schon zu alt dafür!

Silvester – einst und heute?

Die (Heilige) Familie

Im Laufe meines Lebens hat sich das „Familienbild“ stark verändert. Bei meinen Eltern galt eigentlich nur die kirchliche Trauung. Als ich geboren wurde, hat sich (meinem Vater) aufgrund der Umstände die Frage stellen lassen müssen, ob das Leben der Mutter oder des Kindes zu retten wäre. Wir haben letztlich beide überlebt.

Als ich geheiratet habe galt in Österreich noch das „alte Familienrecht“ – also der Mann als Oberhaupt der Familien, mit allen Konsequenzen. Mein lieber, leider nun vor mehr als 5 Jahren verstorbener Mann hat auf dieses Recht – nach außen hin – nie gepocht, aber nach innen hat er sich bis fast zu seinem Lebensende als Pater Familias gefühlt.  

Wie hat sich das geändert! Erst haben viele außerhalb der Kirche geheiratet, und jetzt ist es soweit, dass manche ohne zu heiraten (weder standesamtlich noch kirchlich) zusammenleben – lange. Manche heiraten dann später, andere nicht. Oft sind es die (gemeinsamen oder auch die eines Partners) Kinder, die bei der Hochzeit die Blumen streuen.

Das durchschnittliche Heiratsalter ist stark angestiegen (33 Jahre). Die mittlere Ehedauer (Median) der 2021 geschiedenen Ehen lag bei 10,6 Jahren.

Ja, auch immer schon „musste“ geheiratet werden, das nannte man dann nicht mehr nur noch Hochzeit, sondern „Höchste Zeit“, aber bei der Trauung versuchte man es noch zu kaschieren.   Heute ist das wirklich kein Problem mehr. Während ein uneheliches Kind in meiner Jugend noch als Schande galt, und dem Kind selbst Steine in den Weg gelegt wurden, hat sich das heute geändert, uneheliche Kinder sind nicht mehr „stigmatisiert“.

Ein neuer Begriff ist hingegen aufgetaucht. Die Patchwork-Familie. Als all diese Veränderungen langsam bekannt wurden, kursierte der Witz betreffend eine Patchwork-Familie: „meine Kinder und deine Kinder prügeln unsere Kinder“.

Heute ist das alles Routine geworden und niemand findet irgendetwas Besonderes daran. Allerdings ganz so selbstverständlich ist manches „Neueres“ für mich auch nicht: als bei einer Nikolausfeier die sehr nette sympathische Freundin meiner Enkeltochter mir ihre Eltern vorstellte: es waren 2 Mütter. Da habe ich dann doch kurz geschluckt.

Wir haben hoffentlich alle gelernt, tolerant zu sein, und vor allem die Kinder, so wie sie sind, zu beurteilen und nicht nach den Beziehungen der Eltern zu fragen. Warum mir das alles in den Sinn kommt: Heute, am Sonntag, dem 31. Dezember ist „Heilige Familie“.

Die Verehrung der Heiligen Familie ist seit dem Mittelalter nachweisbar. Der Legende zufolge wurde ein Nachbau des Wohnhauses der Familie aus Nazareth im 11. Jh. in Walsingham in England errichtet. Eine weitere Überlieferung beschreibt die Versetzung des Hauses 1291 von Nazareth auf den Hügel von Trsat (Rijeka) und 1294 von dort nach Loreto.

In der katholischen Tradition begann die Verehrung der Heiligen Familie in der gegenreformatorischen Barockzeit. Sie lässt sich verstärkt seit dem 17. Jahrhundert nachweisen und nahm im 19. Jahrhundert – vor allem von Kanada aus – Aufschwung, unter anderem mit der Gründung der Bruderschaft von der Heiligen Familie in Lüttich 1844 und des Vereins der christlichen Familie (1861). „Man sah in dem 30 Jahre währenden Leben Jesu in der Heiligen Familie ein bedeutungstiefes Mysterium und ein hilfreiches Vorbild für das vielfach gefährdete Familienleben.“ Die Verehrung wurde von Papst Leo XIII. besonders gefördert, möglicherweise auch, um einem Zerfall des christlichen Familienbildes entgegenzuwirken. 1893 nahm er das bislang nur in einzelnen Diözesen und Ordensgemeinschaften gefeierte Ideenfest der Heiligen Familie in den Römischen Generalkalender auf, verband es mit einer Weihe der häuslichen Familie an Jesus, Maria und Josef und legte es auf den dritten Sonntag nach dem Fest der Erscheinung des Herrn.

Papst Pius X. setzte im Rahmen einer Reform des liturgischen Kalenders das Fest der Heiligen Familie zunächst aus. Durch eine stark angewachsene Zahl von Heiligenfesten wurde die Liturgie der Sonntage in Stundengebet und heiliger Messe häufig verdrängt. Pius X. war bestrebt, die Sonntage wieder stärker hervortreten zu lassen; einfache Sonntage bekamen liturgisch den Vorrang vor einfachen Festen, und alle Feste, die auf einen Sonntag fixiert waren, wurden auf ein bestimmtes Datum verlegt, mit Ausnahme des Namen-Jesu-Festes und des Dreifaltigkeitsfestes. Papst Benedikt XV. (*1854; † 1922) führte das Fest der Heiligen Familie 1921 wieder ein und legte es auf den ersten Sonntag nach Erscheinung des Herrn (Missale von 1920).

Seit der Liturgiereform 1969 wird es am Sonntag in der Weihnachtsoktav begangen, während der erste Sonntag nach Epiphanie jetzt im Zeichen der Taufe Jesu steht. Tagesevangelium ist entweder die Flucht nach Ägypten, die Darstellung Jesu im Tempel  oder die Wallfahrt der Familie zu Pessach nach Jerusalem mit dem Aufenthalt des zwölfjährigen Jesus im Tempel. Wenn kein Sonntag zwischen Weihnachten und Neujahr fällt, wird das Fest der Heiligen Familie am 30. Dezember gefeiert. Fällt der Sonntag auf den 26. Dezember, verdrängt es das Fest des hl. Stephanus. Fällt der Sonntag auf den 28. Dezember, verdrängt es das Fest der Unschuldigen Kinder.

Sicher ist dabei, das Leben der Heiligen Familie von Nazareth nicht als Idylle zu verstehen. Ein Kind braucht besonders die Liebe der Menschen, mit denen es zusammenlebt, in welcher Form auch immer.

Die (Heilige) Familie

Ja, ich bemüh‘ mich ja, aber die „Versenkung in mich selber“ klappt nicht so ganz

Es gibt einfach viel zu viel Interessantes hier!

Ich kann ja nicht nur sitzen und schreiben. Also hab‘ ich den kleinen Spaziergang rund ums Kloster gewählt – teilweise doch wieder in der Sone, aber gleichzeitig weht es auch wieder ordentlich.  Aber es ist schon rechtwarm. Wohl in der Hoffnung, wie angestrebt, über mich nachzudenken.

Aber das geht nicht so leicht – wenn ich da um mich schaue, und die umliegenden Dörfer weit unten liegen, die Donau eine Schleife macht und ein Schiff darauf sichtbar wird – fällt mir das Riesenspielzeug  ein. Wahrscheinlich wissen Sie nicht, was es damit auf sich hat. Das ist eine Ballade von Adalbert Chamisso.  Es ist die Geschichte von der Riesentochter, die verstehen lernen muss, dass auch kleine Wesen ihren Sinn und ihre Bedeutung haben. Das Gedicht beruht auf einer alten elsässischen Sage, sie behandelt ein Thema zum Verständnis der Welt und der Menschen. Wir haben viele Balladen in der Schule gelesen – und sie haben mich fasziniert.

Dieses Kloster Göttweig ist schon eine große Anlange, und wurde und wird immer weiter (aus)gebaut. Am Weg herum kommt man an den alten hohen Festungsmauern vorbei – waren es schon diese Mauern, die der Türkenbelagerung 1529 standgehalten haben? Damals kamen 6.000 türkische Streifscharen in die Gegend. Um das Stift zu erobern, sammelten sie sich „unter dem Berg des Hl. Georg in Paudorf“ (sub monte Sti Georgii ad Paudorf). Der Angriff scheiterte, die Kirche St. Georg wurde jedoch vermutlich zerstört. Die Steine der Kirche wurden möglicherweise  für den Barockbau des Stiftes genutzt.

Ja, natürlich, die Reste dieser Kirche haben wir schon bei einem kleinen Spaziergang besucht. Auf der höchsten Kuppe des Berges Göttweig, der im 10./11. Jahrhundert zum großflächigen Besitz des Erzbistums Salzburg in Niederösterreich zählte, wurde wahrscheinlich  unter Erzbischof Dietmar (†907) die  Georgskirche als Holzkirche errichtet. Bischof Altmann von Passau (†1091), der das Gut Paudorf mit dem Berg von den Grafen von Formbach-Radlberg geschenkt erhalten hatte, ließ eine Steinkirche zu Ehren des Hl. Georg erbauen. – Bei Bischof Altmanns Amtsantritt in dem Bistum Passau waren fast alle Kirchen noch aus Holz erbaut. Altmann  hat es fertiggebracht, dass jetzt dann alle Gotteshäuser des Bistums aus Stein erbaut sind.

St. Georg wurde 1437 und 1463 neu geweiht. Diese wird in der Kirchen-Aufzählung der „Vita Altmanni“ an erster Stelle genannt. Sie wäre, heißt es, verbunden mit den Gebäuden von Inklusinnen (Inklusen sind Menschen, die sich zu Askese und Gebet in einem Inklusorium einschließen und einmauern lassen beziehungsweise ließen). Vielleicht hat Frau Ava (auch Ava von Göttweig oder Ava von Melk; * um 1060; † wahrscheinlich 7. Februar 1127 bei Melk oder in Kleinwien bei Göttweig) erste Dichterin in deutscher Sprache, hier gelebt.

Ab 2005 fanden auf der höchsten Kuppe des Göttweiger Berges Lehrgrabungen der Universität Wien   im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt und in Zusammenarbeit mit dem 2003 gegründeten Verein „Freunde der Kirche St. Georg auf dem Göttweiger Berg“ statt, am Ende der 4. Grabung (2008) wurde der erste Mauerzug der Kirche St. Georg entdeckt, 2009 und 2010 weitere.

Archäologische Funde beweisen eine 4000 Jahre alte – zumindest phasenweise – Besiedelung des Berges. Militärische Befestigungsanlagen wurden zuletzt unter Kaiser Napoleon und im Ersten Weltkrieg angelegt[CC1] .

2011 bauten freiwillige Helfer die Kirchenstrukturen wieder auf; der Holzvorgängerbau wurde mit Pfosten angedeutet.

Von der Kirche St. Georg aus sieht man das prächtige Stift Göttweig, die Ruine Dürnstein (wo König Richard Löwenherz 1192/1193 gefangen saß), die Stadt Mautern (das Favianis des Hl. Severin) und bei Schönwetter auch den Schneeberg. Wir hatten das Privileg das alles wahrzunehmen, obwohl der Schneeberg ein Nebelhauberl aufhatte.

Aber St. Georg war nicht die einzige Kapelle hier in der Umgebung Göttweigs. Ich überlege, warum man so viel Kapellen benötigt hatte!  Wollte man – für das damals doch recht harte Leben der bäuerlichen Bevölkerung diesen Menschen die Möglichkeit geben  ihren „eigenen“ Heiligen ganz in der Nähe anrufen zu können?

Auf einer Felsenkuppe steht eine zweite Kirche, die der Hl. Erentrudis geweiht ist; sie befindet sich jetzt innerhalb des Klosterkomplexes. Erentrudis von Salzburg (* um 650 in Worms; † 30. Juni 718 in Salzburg) war die erste Äbtissin der Benediktinerinnenabtei Nonnberg und ist die Schutzpatronin Salzburgs. Sie wird auch Arindrud genannt. Die Gegend gehörte lange zum Bistum Salzburg.

Eine dritte Kirche erhebt sich mächtig auf dem Plateau des Berges. Sie ist als Hauptkirche der seligen Jungfrau Maria (Stiftskirche) geweiht. Acht Altäre schmücken sie. An sie ist das Mönchskloster angebaut. Hier treffen wir einander zum Gebet und Feiern in der Kirche selbst, in der Krypta und in der Chorkapelle.

Bei der vierten Kirche St. Benedikt liegt das Krankenhaus.

Die  fünfte zu Ehren des Hl. Johannes des Täufers erbaute Kirche ist durch einen Verbindungsgang mit dem Kapitelsaal der Brüder verbunden.

Die sechste ist gleichfalls mit einem Umgang versehen und zu Ehren des Hl. Nikolaus geweiht. Sie lehnt sich an einen sehr hohen Turm an.

Die siebente Kirche St. Blasius steht am Fuß des Berges Klein-Wien) an einem kleinen Bach (Fladnitz). Dort befinden sich das Haus der Schwestern (Nonnenkloster) und die Herberge der Brüder (Pfisterhof), die in der Mühle und Bäckerei Dienst tun.

Was mich etwas von meinem Tumult im Kopf befreien kann: das war: meditatives Singen , doch darüber erzähle ich ein andermal.


 [CC1]

Ja, ich bemüh‘ mich ja, aber die „Versenkung in mich selber“ klappt nicht so ganz

Schweigen und Konzentrieren ist sehr schwer für einer neugierigen Menschen wie mich

„Ich tu mich schwer“, mit dem Schweigen. Wahrscheinlich, weil ich ein neugieriger Mensch bin und Interesse an „Anderen“ (zugegeben: mir Sympathischen) habe. Jetzt verbringe ich einige Tage mit Menschen, die sicherlich interessant sind, von denen ich gerne wissen möchte wer sie sind, was sie tun etc. und wir schweigen uns gegenseitig an. Manchmal ein winziger (aber hochinteressanter) Bruch dieses Schweigens, einer der Kursteilnehmer kratzt Moos von Bäumen ab und meint, wie unterschiedlich das auf verschiedenen Bäumen sein kann – und ob wir die Bäume sprechen hören – besonders die Nadelbäume wispern? Dieses Gespräch hätte ich gerne weitergeführt.

Aber wir sind hier, um uns auf uns selbst zu besinnen – und nicht um zu reden. Naja, ich rede ja viel mit mir selber, weil ich ja oft allein bin. Das stört mich eigentlich auch nicht. Aber meine Gedanken purzeln kunterbunt durch meinen Kopf, ein wenig mehr Konzentrieren würde mir sicher nicht schaden.  Und ich lasse viel „von außen“ in mein Leben hinein – es sind derzeit diese Kriege, die in der Ukraine und in Israel-Palästina toben, die mich so bekümmern – aber eigentlich kann ich gar nichts dafür und dagegen tun. Sollte ich mich einfach weniger damit beschäftigen? Sie sind ja weit weg, und hier ist es doch ziemlich gut?

Selbst wenn ich keine Zeitungen lese, wenn ich weder Radio höre noch fern-sehe, kommt vieles im Internet vorbei, woran ich dann wieder hängen bleibe.

Aber nicht nur das: Wir sind gestern am so genannten Predigtstuhl vorbeigekommen.  Der Predigtstuhl ist die höchste Kuppe des Göttweiger Bergs. Obwohl er mit 435 Meter Seehöhe etwas höher ist als die nördliche Kuppe, auf der auf 428 m Seehöhe das Stift Göttweig liegt, wirkt er vielleicht auf manche  unscheinbar. Hier befindet sich eine ehemaligen Verteidigungsanlage “Brückenkopf Krems”. Im August 1914 wurde begonnen, rund um die wichtigsten Brückenstädte (z.B. Linz, Krems, Tulln, etc.) Verteidigungsringe aufzubauen, um die Brücken im Falle einer Invasion russischer oder italienischer Truppen besser verteidigen zu können. Im Endausbau hätten rund 34.000 Soldaten in diesem Ring um Krems stationiert werden sollen. Wie es so kommt, ist der Krieg anders verlaufen und so wurde der Ausbau bereits 1916 gestoppt und Material wurde abtransportiert.

Man kann an diesem Ort auch ganz anders sehen. Es ist nämlich auch ein Eichenhain. Wenn sie zuweilen in verkrüppelter Form auf steinigen Abhängen auftreten handelt es sich oft um heilige Stätten – in deren Nähe auch Klöster gebaut wurden. Mich hat dieser Predigtstuhl hier an den Berg Tabor – Berg der Verklärung – erinnert. Als wir damals Israel besucht haben und selbstverständlich auch zum Berg Tabor fuhren, durften wir die Anlagen dort nicht besichtigen, weil grade Feueralarm ausgerufen worden war. Auch  rundherum brannte es. Wir zogen uns dann an einen Ort unterhalb des Gipfels zurück ,wo es fast genauso aussah wir, hier auf den Predigtstuhl – und an Orten wie diesen werden die Worte der Evangelien sehr, sehr lebendig.

Und nicht nur im Christentum hatten solche Orte Bedeutung. Schon im Altertum besaßen Eichen bei den verschiedenen Völkern in ihrem Verbreitungsgebiet eine große Symbolkraft und auch eine ähnliche Symbolik. Dass sie zum Zeichen der Ewigkeit wurde verdankt die Eiche wohl der Tatsache, dass ein Eichenleben etwa 30 Menschengenerationen umfasste. Häufig wurde sie mit blitztragenden Göttern oder Götterfürsten in Verbindung gebracht.

Bei den alten Griechen galt die Eiche als Baum des Zeus. In der antiken Stadt Dodona in Epirus befand sich das Eichenorakel, wo drei weißgekleidete Frauen aus dem Rauschen der Blätter der heiligen Eichen die Stimme des Göttervaters vernahmen. Die ebenfalls der griechischen Mythologie entstammenden Waldnymphen haben ihren Namen, Dryaden, von dem griechischen Wort drys für Eiche. Zeus entspricht in der römischen Götterwelt Jupiter. Er ist ebenfalls Göttervater und Blitzgottheit. Auch sein Baum ist die Eiche. Zusammen mit der Palme galten Eichen im alten Rom als Sinnbild des „goldenen Zeitalters“.

Bei den Kelten war die Eiche ebenfalls der Baum des Himmelsherrschers und Wettergottes Taranis. Durch den römischen Geschichtsschreiber Plinius d. Ä. (23/24 – 79 n.Chr.) ist überliefert worden, dass die Kelten ohne Eichenlaub gar keine kultischen Handlungen vollzogen Wer widerrechtlich einen Eichenhain fällte, der war dem Tode geweiht.

Die Iren ordneten die Eiche mit Dagda ebenfalls einem Wettergott zu  und den Slawen war sie dem Perun oder Perkun geweiht, dessen Name vom indoeuropäischen Wort für Eiche herrührt.

In der nordischen Mythologie ist die Eiche dem Donner- und Kriegsgott Thor geweiht. Die Eiche vereinte beide Geschlechteraspekte in sich. Den männlichen in der Symbolik von Kraft, Ruhm und Stolz im Donnergott und den weiblichen in der indogermanische Urmutter Ana, die Mensch und Tier mit ihren Eicheln nährt. Der Legende nach wurde der erste Mensch aus einer Eiche geboren. Die Germanen verehrten ihre Götter im Wald, der ursprünglich 90 Prozent ihres Siedlungsgebietes bedeckte.

Im Jahre 719 beauftragte Papst Gregor Bonifatius, der später als der „Apostel der Deutschen“ bekannt wurde, mit der Christianisierung der heidnischen Germanenstämme. 723 ließ dieser das wahrscheinlich bedeutendste Baumheiligtum, die Donar-Eiche beim hessischen Geismar, fällen.

Nach der Christianisierung diente die Eiche der katholischen Kirche als Allegorie  für Jesus Christus und die Jungfrau Maria.

Oje, jetzt bin ich wieder einmal sehr weit vom Schweigen abgekommen. Jetzt hab‘ ich mich schon wieder als „Scatterbrain“ (unzutreffend übersetzbar in Wirrkopf) erwiesen.

Schweigen und Konzentrieren ist sehr schwer für einer neugierigen Menschen wie mich

Zum Ablauf von Schweige-Exerzitien

Wenn Sie sich fragen sollten, was man hier im Kloster in Göttweig während „Schweige-Exerzitien“ so tut, werde ich versuchen es ein wenig zu beschreiben.  Zuallererst es gibt kein Fernsehen, keine Zeitungen etc., etwas, das für mich News-Junkie schon schwierig ist. Allerdings habe ich meinen Laptop mit, wo ich, zugegebenermaßen gegen die Intentionen, doch sehe was Putin wieder tut, womit Lawrow wieder droht, lese (halt on-line), dass Menschen in Gaza hungern und sich (vielleicht) die Konfliktparteien in Jemen doch annähern.

Also früher war das hier angeblich viel strenger: keine Bücher (also nicht lesen) und nur mit der Hand – für sich selbst – schreiben.  Aber ich habe gefragt, ob ich den Blog hier weiterführen darf – und Erlaubnis bekommen.

Es gibt ein Programm, d.h. man kann den Gebeten der Mönche beiwohnen (muss aber nicht). Das beginnt um 6:30 mit den Laudes in der Chorkapelle. Die Laudes (Lobgesang) sind die Morgenhore im Stundengebet und als Morgenlob das liturgische Morgengebet der katholischen, der altkatholischen, der anglikanischen und der lutherischen Kirchen. Es sind Lobpsalmen, die jahrhundertelang fester Bestandteil des liturgischen Morgenlobs waren. Die Laudes werden bei Tagesanbruch, etwa zwischen 6 und 8 Uhr, gehalten. Ihr Ursprung ist in den frühchristlichen Gemeindeversammlungen am Morgen zu sehen, mit denen der Auferstehung Jesu Christi gedacht wurde. Die Chorkapelle befindet sich in der Kirche, hinter dem Altar, ist ein freundlicher (warmer) Raum, in dem am Rand die Patres im Chorgestühl sitzen, wir also Besucher im Kloster, dürfen auf Sesseln davorsitzen.  

Gleich darauf 7:15 folgt die Heilige Messe in der Krypta, in der Unterkirche.

Ich gebe zu, dass ich diesmal an diesen beiden „Veranstaltungen“ nicht teilnehme, weil ich überhaupt schlecht schlafe, dafür aber am besten in der Früh. Das heißt, mir ist das alles viel zu früh.

Anschließend gibt es dann ein Frühstück im Gästehaus, wo wir auch wohnen.

Am Vormittag gibt es Einzelgespräche mit einzelnen Mönchen des Klosters.  Sie dauern mindestens eine halbe Stunde und haben Probleme, Verhaltensweisen etc. zum Inhalt. Sie sollen helfen, diese Schweigezeit optimal zu nutzen.

Um 12 Uhr versammelt man sich wieder zum Mittagsgebet in der bereits oben erwähnten Chorkapelle. Auch hier werden hauptsächlich Psalmen gebetet. Ich gebe zu, man kann all dem folgen und mitlesen und mitbeten, wenn man sich in den Büchern auskennt, die aufliegen. Nun mir wird jeweils geholfen, indem mir von Nachbarn die Seite gezeigt wird, wo man die jeweiligen Texte findet. Das wird teilweise gesungen – und von einem Zupfinstrument begleitet. Ich finde das sehr schön, so lange wurden schon diese Texte immer wieder gebetet (psalmodiert).

Um 12:30 gibt es ein Mittagessen wieder im Gästehaus.  

Der Nachmittag eignet sich zu Wanderungen in der wirklich wunderschönen Umgebung hier. Angeboten wird diesmal hier auch um 16 Uhr Qigong-Übungen.  Ich habe einmal teilgenommen, am nächsten Tag hat aber dann die Wanderung doch zu lange gedauert und ich war einfach zu müde.

Um 18 Uhr findet die lateinische Vesper in der Kirche statt. Die Vesper („Abend“) ist die Abendhore im Stundengebet und somit als Abendlob das liturgische Abendgebet im Christentum. Die Psalmen und Cantica, Antiphonen, Kapitel, Fürbitten und Orationen wiederholen sich an den einzelnen Wochentagen im Vier-Wochen-Rhythmus (Vierwochenpsalter), außer an Feiertagen und in der Advents-, Weihnachts-, Fasten- und Osterzeit. Hochfeste und Sonntage haben ein eigenes Formular für die erste Vesper am Vorabend und die zweite Vesper am Abend des Tages selbst, da Sonntage und Hochfeste liturgisch bereits mit der ersten Vesper beginnen.

Hier werden sie in lateinischer Sprache gesungen, auch hier kann man mitlesen (bzw. die dabeistehende Übersetzung lesen).  Aber auch dabei muss man das Buch, zur Verfügung steht gut kennen, um der Vesper folgen zu können. Ich finde es schwierig genug, dem lateinischen Text immer zu folgen (wenn notwendig, die Übersetzung zu lesen). Man kann selbstverständlich auch  sich das alles nur anhören und sich versenken, ohne die Texte zu verstehen (ich für mich halte das nicht so sinnvoll – aber jeder soll das halten wie der will, oder auch fernbleiben).

Um 18:30 gibt es wieder das Abendessen.

Und um 19:45 findet die Komplet in der Krypta  Ist die Vesper die letzte Hore des Tages, die in Gemeinschaft gebetet wird, wird häufig die der Zeit im Kirchenjahr entsprechende marianische Antiphon angefügt, die ansonsten die Komplet beschließt. Früher waren fünf Psalmen vorgesehen.

Manchmal wird noch eine stille Anbetung vorgesehen oder es findet ein gemeinsames Singen statt.

Zu Silvester gibt es noch ein Lucernar in der Stiftskirche. Das Luzernar (Lichtfeier genannt) ist ein gottesdienstliches Element, das im rituellen Entzünden des Lichtes bei Einbruch der Dunkelheit besteht.

Nun, wie Sie sehen ist man durchaus „beschäftigt“ und unterwegs zwischen dem Gästehaus, der Kirche, bzw. den darinnen befindlichen Chorkapelle und der Krypta.

(Ich muss zugeben, ich habe nicht immer geschwiegen, besonders während des Spazierengehens oder am Abend bei einem Glas Göttweiger Weins)

Zum Ablauf von Schweige-Exerzitien

Zur weit zurückreichenden Geschichte des Christentums hier – im früheren Noricum

Heute Freitag ist wieder ein sonniger Tag, hier in Göttweig. Kein Nebel liegt im Tal, fast kann man die Donau glitzern sehen. Aber es ist aber ziemlich stürmisch – und warm.

Das Gebiet hier gehörte zum lateinischen Ufernoricum – und wir wissen, dass hier der Heilige Severin eine bedeutende Rolle gespielt hat. Das bedeutet aber, dass das Christentum hier eine sehr lange Tradition hat.

Wenn ich mich so in nächster Umgebung umschaue sehe ich Orte, die schon in der Römerzeit besiedelt waren. Hie verlief der gesicherte Limes, auch mit seinen Festungen. Z. B. Das Kastell Favianis (Mautern an der Donau) diente wahrscheinlich zuerst als Reiterlager, in der Spätantike auch als Stützpunkt der Donauflotte (Classis Pannonica) und war vermutlich vom 1. bis ins 5. Jahrhundert kontinuierlich mit römischen Truppen belegt. Es gelangte vor allem im 5. Jahrhundert durch die politischen und sozialen Aktivitäten des Missionars Severin von Noricum zu größerer Bedeutung. In diesem Zusammenhang schützte es u. a. das Severinskloster und war 488 – nach Niederwerfung des nördlich der Donau gelegenen Reiches der Rugier durch König Odoaker – Sammelpunkt für die Evakuierung der romanischen Bevölkerung Ufernoricums nach Italien.

 Z.B. das Kastell Arelape, uns bekannt unter Pöchlarn. Das zum norischen Limes zählende Hilfstruppen- und Reiterlager wurde nahe der Mündung der Erlauf in die Donau angelegt und war vermutlich vom 1. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. kontinuierlich mit römischen Soldaten belegt. Fast alle geographischen Hauptquellen für die Antike geben den Ort an. Im 4. Jahrhundert gelangte es durch die Stationierung einer Einheit der Donauflotte zu größerer Bedeutung. Ein als Hafen genutzter Altarm trennte das vermutlich auf einer Insel gelegene Kastell von der Zivilsiedlung. Über die bauliche Entwicklung des Kastells war ansonsten nur sehr wenig bekannt. Dies änderte sich erst, als das Bundesdenkmalamt in den Jahren 2002 bis 2009 großflächige Untersuchungen durchführte. Das Lager konnte dabei archäologisch eindeutig nachgewiesen werden. Der nördliche Teil wurde von der Donau abgeschwemmt, der südliche ist vollständig durch die Altstadt überbaut. Reste eines spätantiken Fächerturms und Mauerreste  haben sich erhalten.

Pöchlarn ist auch eng mit der Nibelungensage verbunden: hier hat Kriemhild, die Tochter des Burgundenkönigs, auf dem Weg nach Worms den Rhein überquert . (Aber das ist eine andere Geschichte für eine andere Zeit)

Als Severin um 467 nach Ufernorikum kam, war die römische Herrschaft dort schon zusammengebrochen. Sechs Jahre nach seinem Tod wurden die Romanen im Jahr 488 von König Odoaker angewiesen, die Provinz zu räumen und nach Italien abzuwandern.

Wer war dieser Severin: Severin von Noricum (Severinus; * um 410; † 8. Januar 482 in Favianis, vermutlich dem heutigen Mautern an der Donau) war ein spätantiker Heiliger, Missionar und Klostergründer in Noricum.

Über Severins Abstammung ist wenig bekannt. Er stammte wahrscheinlich aus Italien und seine Familie gehörte einer vornehmen, gebildeten Schicht an. Da er Auskunft über seine Abstammung aus Bescheidenheit verweigerte, ist davon auszugehen, dass er der politischen Führungsschicht entstammte. Seine Ausbildung als Mönch erhielt er im Osten des Reichs bei den in der Wüste lebenden Einsiedlern. Nach dem Tod des Hunnenkönigs Attila im Jahr 453 kam er von Pannonien nach Ufernoricum (der römischen Provinz nördlich der Ostalpen), die zu jener Zeit bereits durch den Zerfall des Weströmischen Reiches infolge der Völkerwanderung bedroht war. Severin hielt sich hauptsächlich im Donauland zwischen Carnuntum im Wiener Becken und der Gegend von Passau auf.

Er unterstützte und bestärkte demnach zunächst deren romanische Bevölkerung angesichts der ständigen germanischen Überfälle, organisierte dann aber ihre Evakuierung nach Lauriacum (Lorch) an der Enns, bald wegen anhaltender Bedrohungen weiter zurück in die niederösterreichische Nachbarschaft seines früheren Wirkungsorts Favianis. Hier verbrachte Severin offenbar seinen Lebensabend.

Severin bekleidete selbst kein Amt, sondern scheint auch nach der Konventsgründung weiter als Anachoret (die Zuordnung eines Mönchs zum Anachoretentum bedeutet nur dessen Rückzug aus der Gesellschaft. Er konnte entweder in klösterlicher Gemeinschaft mit anderen Anachoreten leben oder als Eremit ein abgeschiedenes Dasein führen) gelebt zu haben. Er betätigte sich als Mahner, Helfer und Seelsorger, setzte sich für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung ein und organisierte Lebensmittel- und Kleiderlieferungen. In den Jahren 469/470 erlangte er vom alamannischen König Gibuld, den er im Gebiet von Passau traf, die Freilassung römischer Kriegsgefangener. Sein entschiedenes Auftreten im Umgang mit Herrschern zeugt von seiner außergewöhnlichen persönlichen Autorität.

Severin starb 482 in Favianis. Der von ihm gegründete Konvent schloss sich dann einem Zug über die Alpen an, den Hunulf 488 im Auftrag seines Bruders Odoaker durchführte, und siedelte samt den Gebeinen Severins nach Italien über. Zu diesem Zweck wurden die Gebeine des Severin geborgen. Neuer Standort der Gemeinschaft wurde Castellum Lucullanum bei Neapel. Die Reliquien des heiligen Severinus wurden seit dem Jahr 902 in der Kirche des bedeutenden Benediktinerklosters Santi Severino e Sossio in Neapel aufbewahrt, von wo sie 1807 in die Pfarrkirche von Frattamaggiore in Kampanien überführt wurden, wo sie bis heute liegen.

Am 8. Jänner ist sein Gedenktag. Severin gilt als Schutzpatron der Gefangenen, Winzer und Leinenweber sowie für Fruchtbarkeit der Weinstöcke. Seine Hilfe wird bei Hungersnot erbeten.

Zur weit zurückreichenden Geschichte des Christentums hier – im früheren Noricum

Tag der Unschuldigen Kinder

Der 28. Dezember ist der Tag der Unschuldigen Kinder. Die römisch-katholische, anglikanische und orthodoxe Kirche begehen das Fest der unschuldigen Kinder. Im Evangelischen Gottesdienstbuch ist er als besonderer Gedenktag der Kirche verzeichnet. Das Fest erscheint im Sacramentarium Leonianum und 505 in einem liturgischen Kalender aus Nordafrika. Der Festtag differiert heute in den verschiedenen Konfessionen:

  • römisch-katholische und evangelische Kirche: 28. Dezember
  • syrische und chaldäische Kirchen: 27. Dezember
  • orthodoxe Kirchen: 29. Dezember
  • anglikanische Kirche: 1. Dezember / 28. Dezember

Das Fest der Unschuldigen Kinder geht auf einen Bericht im Matthäusevangelium zurück. „Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“  Es wird erzählt, dass der herrschende König Herodes „erschrickt“ und die Schriftgelehrten Israels befragt, wo diese Geburt stattgefunden habe. Diese nennen Bethlehem als Geburtsort. Bethlehem gilt als Stadt Davids, dem Gott verheißen hatte, sein Nachkomme werde auf ewig den Thron erben.

Damit schlägt Matthäus den Bogen zum ersten Kapitel, in dem die Abstammung Jesu über Josef auf David zurückgeführt wird, und zitiert den Propheten Micha. Für Herodes ist ein Thronanwärter, der sich auf eine Abstammung von David beruft, gefährlich. Dementsprechend gibt er den Sterndeutern den Auftrag, nachzuforschen, dann zurückzukommen und Bericht zu erstatten, vorgeblich, um ihm selbst huldigen zu können. Die Sterndeuter finden das neugeborene Kind Jesus in Bethlehem, werden aber durch einen Traum davor gewarnt, wieder zu Herodes zu gehen. Auch Josef wird in einem Traum von Gott gewarnt und aufgefordert, das Land zu verlassen und mit seiner Frau Maria und dem Kind nach Ägypten zu fliehen. So entgeht Jesus dem Zorn des Herodes:

„Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er ließ in Bethlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte.“

Matthäus sieht darin ein Zitat des Propheten Jeremia als erfüllt an: „Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist: Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren dahin.“

Ältestes Zeugnis für die Rezeption des biblischen Berichts vom Bethlehemitischen Kindermord ist eine Predigt des Bischofs Optatus von Mileve aus der Zeit um 360. Augustinus im 5. Jahrhundert und Cäsarius von Arles (im 6. Jahrhundert) rühmen bereits die kindlichen Märtyrer nicht nur als Zeugen für Christus, sondern als Märtyrer, die an Jesu Stelle gestorben sind. Seit dem 5. Jahrhundert gibt es einen liturgischen Gedenktag für diese Kinder. Die Kirche verehrt die Unschuldigen Kinder  als die ersten Märtyrer und feiert deshalb ihr Fest in unmittelbarer Nähe zu Weihnachten. Ohne ihn selbst schon mit Worten und Taten bezeugen zu können, haben die Kinder durch ihren Tod Zeugnis abgelegt für den Messias Jesus.

In den Jahren 680/81 wurde das Festum puerorum auf dem 6. Ökumenischen Konzil verboten, weil sich dieses Fest der Kinder mit einem „Narrenfest“ verbunden hatte, das möglicherweise in der Tradition orientalischer Narrenkönige, römischer Saturnalien und eventuell auch keltischer Tiervermummung stand. Dieses Brauchtum erfreute sich unter Laien großer Beliebtheit. Er wurde trotz kirchlicher Verbote weiterhin mit Narrenspielen wie der „Eselsmesse“ begangen. Die Reformation schaffte diesen Brauch ab, in den meisten katholischen Gegenden Deutschlands starb er im 18. Jahrhundert aus.

Zu dem Thema habe ich aus anderer Sicht schon einmal geschrieben: https://christachorherr.wordpress.com/2020/01/07/hat-er-oder-hat-er-nicht-herodes-und-der-kindermord-in-bethlehem/

Wie sehr die Zahl der getöteten Kinder auch schwanken mag, ob dieser Kindermord überhaupt stattgefunden hat, möchte ich ihn nicht nur als Mahnung zum Schutz des ungeborenen Lebens sehen.

Ich finde, dass viel zu viele Kinder in den gegenwärtig laufende Kriegen, aber besonders in jenem, der im Heiligen Land stattfindet, getötet, verletzt, traumatisiert werden.

Ich möchte diesen Tag als Aufforderung sehen, die Zivilbevölkerung – und damit die vielen Kinder besser zu schützen – oder um überhaupt das Kriegführen einzustellen.

Ist wohl ein frommer Wunsch meinerseits!

Tag der Unschuldigen Kinder

Hier ist Stille!

Wiederum – also das dritte Mal – bin ich über den Jahreswechsel in Göttweig. Den Trubel hab ich somit hinter mir gelassen. Hier finden Schweigeexerciten statt.

Gestern schon, beim Herausfahren hat uns ein voller gelber Mond  begleitet. Uns haben manche der Ortsnamen entlang der Straße zum Nachdenken über die Geschichte der Gegend angeregt: Königstetten, z.B.

Der Name Königstetten wird von Chunihohesstetin hergeleitet. Chunihoh ist ein mittelhochdeutscher männlicher Name. Ich hätte eher auf etwas mit König getippt – aber so kann an sich irren. Die erste Erwähnung findet sich 985 in einer Urkunde des Bischofs Pilgrim von Passau (971–991). Der Weinbau wird erstmals 1083 erwähnt. Die Klöster Göttweig und St. Pölten hatten Weingartenbesitzungen, 1292 hatte auch das oberösterreichische Kloster Schlägl Weingärten in Königstetten. Der Bischof von Passau errichtete ein Schloss und ab 1415 war dieses der Verwaltungssitz. Im Jahr 1438 verlieh König Albrecht II. Königstetten das Marktrecht.

Im Jahr 1683 zog der südlichste Teil von Sobieskis Heer von Königstetten über den Tulbinger Steig zur Sophienalpe nach Wien zur Schlacht am Kahlenberg.

Im 19. Jahrhundert verdienten Bewohner von Königstetten ihren Lebensunterhalt als Fragner (Fragner ist eine historische Berufsbezeichnung für einen Kleinhändler. Die Fragner kauften Alltagsgegenstände und Lebensmittel von den Landwirten, die sie in der Stadt von Tür zu Tür weiterverkauften (und damit jeweils „fragten“, ob sie etwas kaufen oder verkaufen könnten).  Als Wanderhändler verkauften sie landwirtschaftliche Produkte (Obst und Milch) auf den Wiener Märkten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebt die Gemeinde einen Aufschwung durch die Ansiedlung neuer Bevölkerungsschichten aus dem Raum Wien.

Oder Grafenwert

Dass das Gemeindegebiet bereits in der jüngeren Altsteinzeit besiedelt war, zeigen Funde von Werkzeugen, Tier- und Kohleresten im Weinland und am Wagram. Gefunden wurden ebenfalls Belege aus der Bronzezeit. Aus der Hallstattzeit stammen Flachgräber mit reichen keramischen Beigaben und aus der Keltenzeit die Überreste zweier Töpferöfen. Am Wagram wurden Fundamente von sechs germanischen Grubenhäusern ausgegraben. Die Funde können heute im Freilichtmuseum in Elsarn im Straßertal besichtigt werden.

Die erste urkundliche Erwähnung als Wert (Wörth) stammt aus einer Traditionsnotiz des Bistums Freising aus der Zeit 1119/21. Ende des 13. Jahrhunderts wurde der Name auf Graevenwerde erweitert, dieser Name scheint erstmals 1280 in einer Traditionsnotiz des Stiftes Heiligenkreuz auf. (Wörth oder Werth, steht für  Binneninseln; Werder steht für Insel oder Erhebung in einem Fluss, in einem stehenden Gewässer oder in einem Feuchtgebiet).Die Siedlung entwickelte sich aus einem Straßendorf am Mühlkamp um die Burg der milites Otto und Leo fratres de Gravenwerde, die 1295 genannt wird, und einem Haufendorf um die alte Pfarrkirche.

Der Ort und sein Umland wurden mehrfach von Hochwasser überflutet. So etwa am 4. Juli 1670, wie der damalige Schulmeister und Organist Johann Paul Geispöckh 1768 berichtete. Das Grafenwörther Ratsprotokoll aus dem Jahre 1768 vermerkt, in der Nacht vom 24. auf den 25. Februar habe sich „eine grosse Wasser Eisgiess eilens aifeinmal ergeben“, das ein „Erd-Biten“ (Erdbeben) bewirkte. Im Jahr 2002 wurde Grafenwörth wieder von einem verheerenden Donauhochwasser 2002 heimgesucht. Im Süden drang die Donau über die Ufer und vom Norden flutete der Kamp den Ort.

Im Jahr 2019 war der damals dort geplante buddhistische Stupa Gegenstand einer richtungsweisenden Entscheidung des österreichischen Verfassungsgerichtshofes. Die Proteste bestimmter Bevölkerungsgruppen gegen die erteilte Baugenehmigung wurden rechtlich in oberster Distanz entkräftet, da die protestierenden Eigentümer nur Grundstück im Grünland besaßen. Der Bau wurde im selben Jahr fertiggestellt und 2023 eingeweiht.

Das Bauprojekt Sonnenweiher der 2020er war mit Grundstücksgeschäften verbunden, die als dubios angesehen wurden und 2023 österreichweite Berichterstattung auslösten

Und schon von weitem strahlte Göttweig auf.

Heute früh stand nur Göttweig und all die umliegenden Berge aus dem Nebel heraus, der im Donautal waberte. Der Himmel war blau, der Vollmond noch sichtbar, während die aufgehende Sonne die Hügel beleuchtet. Draußen lag der Raureif, aber an manchen geschützten Stellen konnte man fürwitzige Gänseblümchen sehen.

Die vergoldete Turmspitze der Kirche leuchtete!

Hier ist Stille!

Ich bin glücklich, ich bin froh – wie der Mops im Paletot

Das ist mir heute eingefallen, als ich durch die Kärntnerstraße gegangen bin. Dort geht’s wieder munter zu, denn die Hütteln für den Silvesterpfad werden aufgestellt.

Also, ich liebe meine Stadt – wie jene, die meine Blogs lesen, ja wissen. Aber es gibt bestimmte (meist eh nur kurze) Zeiten, wenn ich die Stadt meide, bzw. lieber fliehe. Das ist z.B. zum Jahreswechsel.

Aber zurück, zu dem seltsamen Spruch, an den ich mich aus meiner Kindheit erinnere. Wo er herkommt, konnte ich leider nicht herausfinden. Es gibt noch eine zweite Variante, wo sich der Mops im Haferstroh befindet.

Ich kann nicht sagen, wo es einem Mops besser geht, im Paletot oder im Haferstroh?

Der Mops als Schoßhund gilt als zufriedener und fröhlicher Hund, obwohl sein Gesichtsausdruck eher mürrisch ist. Der Spruch „Lebe glücklich, lebe froh / wie der Mops im Paletot“ ist um 1870 aufgekommen. Redensartliche Vergleiche mit Mops gibt es aber schon länger.: „Er amusirt sich, wie der Mops im Tischkasten“; „Er amusirt sich, wie der Mops auf der Thürklinke“. Beide beziehen sich auf den Gesichtsausdruck des Mopses und bezeichnen gähnende Langeweile

Auch Paletot ist heute nicht mehr gebräuchlicher Ausdruck. Ein Paletot (französisch paletot, etwa „Obergewand“) ist ein taillierter, dreiviertellanger (also ein knapp über die Knie reichender) leichter Wettermantel. Die Bezeichnung Paletot geht vermutlich auf das anglo-normannische paletok für „Strohhaufen“ zurück. Damit könnte ein Strohumhang gemeint gewesen sein, vielleicht ähnlich dem bis heute in Japan gebräuchlichen Mino.

Der Paletot kam um 1840 auf und war zunächst zweireihig. Spätere Modelle gab es auch einreihig, fallweise mit verdeckter Kopfleiste. Als Uniformmantel oft mit buntem Steh(- umfall -)kragen, als Zivilversion oft ein anzugähnliches Revers. Der Paletot ist aus ungemusterten Wollstoffen gearbeitet. Der Kragen des Zivilmodells ist manchmal mit Samt besetzt und kann fallweise schmaler als das Revers sein. Die Taschen sind entweder schräg oder waagerecht angesetzt. Im 18. Jahrhundert entsprach der zivile Paletot dem Stil des darunter getragenen Anzuges.

In Frankreich bezeichnete Paletot allgemein einen Herrenmantel, ab etwa 1860 auch eine bestimmte Art eines Damenmantels. Die zuletzt noch in der Pelzbranche übliche, allgemeine Bezeichnung Paletot für eine lange Damenpelzjacke wurde seit etwa vor 2000 zunehmend durch den in der Textilbranche üblichen Begriff Kurzmantel abgelöst. Also bitte: da ist doch Paltet das eindeutig hübschere Wort dafür – oder?

In der preußischen Armee und später im kaiserlichen Heer war der zweireihige Paletot den Offizieren und Fähnrichen vorbehalten, die ihn statt des einreihigen Mantels der Mannschaften anlegten. Ebenso trugen ihn Polizeioffiziere sowie höhere Beamte. Er war mit den napoleonischen Kriegen aufgekommen und glich dem französischen Redingote. Typisch waren die hohen Rollumschläge, die blanken Knöpfe sowie die geschweiften Taschenleisten im Gesäßbereich. Ab den 1880er Jahren besaß der Militärpaletot Seitentaschen mit Taschenklappen. Bei späten Modellen sorgten im Rücken eine Quetschfalte und zwei zusammengeknöpfte Taillengurte für eine bequemere Passform. Bei den meisten Truppenteilen war der Paletot anfangs dunkelblau, seit 1893 aber hellgrau. Die Farbe des Stehkragens (später Umlegekragen) war mit jener des Waffenrockkragens identisch. Seit Dezember 1893 wurden am Paletot Achselstücke getragen. Im Kriegsjahr 1915 ersetzte der feldgraue Einheitsmantel den Paletot dienstgradübergreifend.

Warum gerade ein Mops froh sein soll, wen er ein solches Kleidungsstück trägt, ist – für mich – schwer nachvollziehbar.

Aber froh bin ich dennoch, über den Jahreswechsel die Stadt verlassen zu können. Wobei es auch hier vieles gäbe, das mich reizt – das ich aber mit vielen, vielen Touristen teilen müsste. Das muss ich halt verschieben. Besonders den Besuch im neu eröffneten Wien Museums.

Aber froh bin ich auch deshalb, weil ich keinen Schweinschädel mit Linsen kochen muss. Den „musste“ es zu Neujahr geben, solange mein lieber, leider verstorbener Mann noch gelebt hat. Auch muss ich keine Biskuit-Fischerln besorgen, um sie um Mitternacht zu verspeisen (ich weiß noch immer nicht ob mit dem Kopf oder dem Schwanz beginnend).

Andererseits: das Neujahrskonzert, das ich wir uns immer sonst am 1. Jänner am Vormittag angehört haben, kann ich höchstens nachhören. Aber diesen späten Vormittag – mit Champagner und Lachsbrötchen habe ich schon sehr geschätzt.

Aber den guten irischen Lachs habe ich seit Corona auch nicht mehr bekommen, und die Produktion der Gänseleber, die ich sonst in der Adventzeit praktiziert habe, habe ich auch eingestellt. Den einen, den ich sie sonst geschenkt habe, war sie zu fett, und die anderen lehnen das Stopfen der Gänse ab, oder sind Vegetarier.

Wie ich diese Zeit –  außerhalb Wiens – verbringen werde, lesen sie dann in den kommenden Tagen.

Ich bin glücklich, ich bin froh – wie der Mops im Paletot