Ja, auch ich ärgere mich zuweilen sogar über liturgische Texte. Heute z.B. wurde Paulus zitiert: „Die Frauen seien ihren Männern untertan .. „da hat’s mich „g’rissen“, wie man bei uns in Wien sagt. Es gibt doch Bibelübersetzungen, die derartiges „ausräumen“. Schon das Wort „untertan“ ist schwer erträglich, wenn es für die Hälfte der Menschheit verwendet wird. Und um es vorweg zu sagen: auch „ordnet euch unter“ ist nicht viel besser.
Mein Problem ist halt, dass ich an solchen Textstellen „hängenbleibe“, sinniere und den Rest kaum mehr wahrnehme. Sogar bei der Predigt war ich nicht ganz bei der Sache. Vordergründig wurde nämlich folgendes dargestellt: Maria war nicht mit Joseph verheiratet, daher war Jesus ein uneheliches Kind. Joseph war auch nicht der leibliche Vater von Jesus … Wieso mich diese Analogie zu vielen Fällen der heutigen Zeit dann doch wieder gestört hat, weiß ich eigentlich nicht so genau.
Das war heute.
Bei den vielen Psalmen, die hier gebetet werden, kommen halt auch hin und wieder Stellen vor, in denen Gott gedankt wird, dass er die Feinde Israels zerschmettert habe – und dabei kann ich wieder nicht umhin, um an das laufende Bombardement von Gaza zu denken, und dass manche Ultraorthodoxe diese Vorgangsweise schon durch die Bibel legitimiert sehen. Ja, man hat mir erklärt, diese „Feinde“ wären die Götter, die damals noch von manchen Menschen auch in Israel angebetet wurden. Und überhaupt solle ich den Begriff Israel nicht auf den heutigen Staat beziehen. Das ist schwierig für mich, z.B. Jerusalem war damals eine Stadt – nicht nur für Juden – und ist es auch heute noch: Jerusalem ist eine heilige Stadt nicht nur für Juden (wenn auch versucht wird, sie zu vereinnahmen) sondern für uns Christen (alle Christen!) und Muslime.
„Die angeordnete Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham“ kann ich „hinnehmen“, weil zur damaligen Zeit der Bibel(Schreibung) in der Umgebung noch Menschenopfer üblich waren. Ich denke da an den „Gott“ Baal. In der Bibel wird der Ausdruck Baal synonym als Name für eine Reihe von Lokalgottheiten verwendet. Baal wurde über Jahrhunderte hinweg insbesondere in Nordisrael verehrt. Aber in auch Israel verstieß man gegen dieses Gebot der Menschenopferung und zog den Zorn JHWHs, der durch die Propheten mitgeteilt wurde, auf sich. Menschenopfer galten ihnen als typisches Zeichen der Verehrung fremder Götter wie Moloch und Baal.
Moloch ist die biblische Bezeichnung für phönizisch-kanaanäische Opferriten, die nach der biblischen Überlieferung die Opferung von Kindern durch Feuer vorsahen.
Aber es gibt auch andere Feinde Israels, mit deren Schicksal ich nicht ganz zurechtkomme. Es geht um das Schilfmeer, und die durch JHWH veranlassten göttlichen Errettung des Volkes Israel während des Auszugs aus Ägypten. „Und die Israeliten gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trockenen, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken. Und die Ägypter folgten und zogen hinein ihnen nach…mitten ins Meer. Da reckte Mose seine Hand aus über das Meer… Und das Wasser kam wieder und bedeckte Wagen und Männer, das ganze Heer des Pharao, das ihnen nachgefolgt war ins Meer, so dass nicht einer von ihnen übrigblieb.“
Dass dem Pharao ein böses Schicksal ereilt, ist nachvollziehbar, er hat die Menschen zu Sklaven gemacht und sie ausgebeutet. Aber die „Männer, das ganze Heer des Pharao“ ertranken in den Fluten. Diese Männer hatten wohl keine Wahl, als den Befehlen des Pharao zu folgen und die Juden zu verfolgen und zum Rückzug zu zwingen. „Befehlen Folgen“ ruft bei uns eine böse Erinnerung hervor, aber dass sie alle ertrinken müssen, dafür? Das sehe ich nicht ein.
Aber besonders das Alte (Erste) Testament kann man auch als eine Reihe von Lehr-Parabeln, die auf drastische Art, etwas bewirken sollen. Und die ertrunkenen Männer aus Pharaos Heer sind wirklich nur ein winziges Detail in dieser großen Geschichte.
Jetzt beende ich für das heurige Jahr meine Blogs – und bereite mich auf Silvester am Kloster am Göttweiger Berg vor.