Gedanken anlässlich der Strafrechtsreform in Saudi-Arabien
Zumeist bin ich schon sehr froh im Hier und Heute zu leben, auch in Corona Zeiten.
Ich lese, dass Saudi-Arabien eine „Strafrechtsreform“ durchführt. Prügelstrafen werden abgeschafft. Künftig sollen Verurteilte in dem Königreich entweder eine Geldbuße zahlen, eine Gefängnisstrafe erhalten oder gemeinnützige Arbeiten verrichten. Sie erinnern sich sicher in diesem Zusammenhang noch and den Blogger Raif Badawi. Er wurde wegen angeblicher Beleidigung des Islam zu zehn Jahren Haft und 1000 Stockschlägen verurteilt, die er in wöchentlichen Etappen erdulden sollte. Doch ein Video von den ersten Stockschlägen im Jahr 2015 löste einen internationalen Aufschrei aus, der den bis heute inhaftierten Badawi vor weiteren Schlägen schützte. Die Bestrafung mit öffentlichen Stockschlägen war als Demütigung gedacht; wie andere archaischen Strafen, etwa die Steinigung, wurden die Prügel nur relativ selten vollzogen. Die Abschaffung soll deshalb vor allem ein Signal sein. Aber nach einer Zählung von Amnesty International hat Saudi-Arabien im vergangenen Jahr 184 Häftlinge durch Enthauptung hingerichtet – mehr als je zuvor.
Aber ganz klar ist mir das dann doch nicht. Soweit ich weiß, steht es der Religionspolizei doch zu bei Übertreten der Sittlichkeitsregeln durch Frauen (z.B. die Burka einen Hauch zu kurz, der Niqab verrutscht) noch immer zu, diese Frauen „an Ort und Stelle“ auszupeitschen. Das erfolgt(e) meist auf die Waden. Würde das auch unter die Abschaffung fallen? Darüber habe ich nichts gefunden.
Auch dürfen minderjährige Verbrecher in Saudi-Arabien nicht mehr hingerichtet werden. Die Todesstrafe für Minderjährige wird durch eine Haftstrafe von höchstens zehn Jahren ersetzt.
König Salmans Sohn, Kronprinz Mohammed bin Salman (MbS), wird als treibende Kraft hinter den Justizreformen gesehen. Während er versucht, das Land zu modernisieren und Investitionen aus dem Ausland zu gewinnen, geht er zugleich hart gegen Liberale, Frauenrechtlerinnen und Frauenrechtler, moderate Kleriker und andere vor. International stand Mohammed 2018 in der Kritik, als der saudische Journalist Jamal Khashoggi in der Türkei von einem saudischen Spezialkommando getötet wurde.
Aber nicht nur in Saudi-Arabien wird heutzutage noch streng – körperlich – bestraft: In Katar, Jemen und Iran ist die Enthauptung noch heute als Strafe vorgesehen. Der einzige Staat, der jedoch noch Enthauptungen durch das Schwert vornimmt, ist Saudi-Arabien. Mögliche Verbrechen dabei sind Vergewaltigung, Ehebruch, Mord, Hexerei, Apostasie (Abwendung aus einer Religionszugehörigkeit) oder der Handel mit Betäubungsmitteln.
Besonders streng ist das Gesetz in Singapur: Für den Besitz von mehr als 500 Gramm Cannabis oder 30 Gramm Kokain droht beispielsweise bereits die Todesstrafe durch Erhängen. Weitere Delikte mit derselben Folge sind Mord, Mordauftrag, Landesverrat und illegaler Schusswaffengebrauch. Das kann dort auch Ausländer treffen. Neben Singapur vollstrecken die Todesstrafen durch Hängen noch Ägypten, Irak, Iran, Japan, Jordanien, Libyen, Pakistan und Malaysia.
Zahlreiche andere Länder vollstrecken Todesstrafen durch Erschießen, darunter China, Vietnam und auch Weißrussland, welches als einziges europäisches Land noch die Todesstrafe kennt.
Die jahrtausendalte Hinrichtungsart Steinigung ist leider noch heute in einigen vom Islam geprägten Ländern Praxis. Darunter sind Afghanistan, die indonesische Provinz Aceh, Iran, Irak, Jemen, Nigeria, Pakistan, Somalia, Sudan, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Auch Homosexuellen droht in Brunei die Todesstrafe durch Steinigung. Grundlage dafür ist die Scharia, die im weiten Sinne die religiösen und rechtlichen Normen im Islam regelt. Besonders perfide war der Fall eines 13-jährigen Mädchens in Somalia, das 2008 erst von drei Männern vergewaltigt und später wegen Ehebruchs gesteinigt wurde.
Prügelstrafen drohen in Singapur, in einigen Ländern Afrikas, im Nahen Osten und Südostasien sind sie jedoch noch gesetzlich vorgesehen.
Der IS untermauert seinen Anspruch auf Macht durch Hinrichtungen, darunter auch viele Massenhinrichtungen und beruft sich dabei auf seine Interpretation der Scharia. Häufig werden Bildaufnahmen über die sozialen Medien verbreitet, welche von dem IS als Propaganda für die eigene Sache gesehen werden.
Nicht zu vergessen sind die Amputationen (früher Abhacken) von Händen und Beinen für Diebe in manchen Ländern.
Auch in manchen Bundesstaaten der USA wird noch fleißig hingerichtet, sei es mit Giftspritzen, mit dem Elektrischen Stuhl oder durch Erschießen.
In der Vergangenheit – wenn man so historische Romane liest, kommen noch viel grausamere Folter-Todesstrafen vor. Uns allen bekannt ist das Kreuzigen, bei den Römern für Nicht-Römer sehr verbreitet, oder das Pfählen – im Osmanischen Reich beliebt. Auch Vierteilen wurde eingesetzt, besonders durch Ziehen von Armen und Beinen durch Pferde in verschiedene Richtungen.
Viele Frauen wurden – meist wegen angeblicher Hexerei – auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Eine der für mich erschreckendsten Todesstrafen war im Altertum der „Bronze-Bulle“. Dieser Bulle war aus Bronze gefertigt und besaß eine Eingangsöffnung. In dem Bullen konnten Menschen eingesperrt werden. Die Folter wurde durch Erhitzen des Bullen vorgenommen. Je stärker das Feuer desto kürzer das Leiden des Eingesperrten. Die Hilferufe der Menschen sollen wie Schreie eines Bullen geklungen haben. Dieser Effekt soll durch ein kompliziertes Luftgängesystem hervorgerufen worden sein.
Ich nehme an, Sie verstehen jetzt meine Zufriedenheit über das Leben hier und jetzt!