In den dreißiger Jahren wurde den Frauen im Iran zwangsweise der Schleier heruntergerissen

Aufgrund meiner „Berichterstattung“ über Kopftuchtragen im Iran, hat mich eine Freundin auf eine gegensätzliche Bewegung noch in der frühen Schah-Zeit erinnert. Und zwar an die Abschaffung des Tschadors.

Die traditionelle Kleidung der Iraner wurde auf Anordnung Reza Schahs 1935 abgeschafft.

Reza Schah Pahlavi (bis 5. Dezember 1925 Reza Chan; geboren am 15. März 1878 im Iran; gestorben am 26. Juli 1944 in Johannesburg, Südafrika) war von 1925 bis 1941 Schah von Persien. Er begann seine militärische Laufbahn als einfacher Soldat in der persischen Kosakenbrigade und stieg bis zu deren Oberkommandierenden auf. Seine politische Laufbahn begann er als Verteidigungsminister im Kabinett von Seyyed Zia al Din Tabatabai. Später wurde er unter Ahmad Schah Premierminister und nach dessen Absetzung durch das Parlament Schah von Persien.

Im Jahr 1928 schaffte die Regierung, die später durch die Abstimmung des Majlis (Parlament) am 26. September unterstützt wurde, die traditionelle Kleidung ab und befahl den männlichen Iranern, sich in westlicher Kleidung zu kleiden: Fez, Mäntel und Turbane sollten für die vollständig westliche Form der Bekleidung aufgegeben werden. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre begannen sowohl moderne Stadtbewohner als auch Beamte, die traditionelle persische Aba’a (ein großer Mantel, der noch von religiösen Beamten getragen wird) für eine Art langen Mantel auf Kniehöhe namens Sardari, Hosen, aufzugeben. Darüber hinaus müssen Schulkinder sowie Regierungsangestellte den Kolah-e Pahlavi ( Pahlavi- Hut) tragen, eine Art Hut, der vom französischen Kepi inspiriert ist und bereits in der militärischen Welt verwendet wird, insbesondere seit der Machtübernahme von Reza Schah. Nur Geistliche dürfen traditionelle Kleidung tragen. Diese Reformen, die eine soziokulturelle Durchmischung fördern sollten (die Kleidung ermöglichte die Entschlüsselung der Zugehörigkeit zu jeder Region, zu einer Stadt, zu einer Religion usw.) trafen auf einen gewissen Widerstand, vor allem von Seiten der Traditionalisten, mächtiger Stämme und auch der Leiter von Textilfabriken (auch österreichische Fez-Fabriken waren betroffen). Aber die Reformen berücksichtigten Frauen noch nicht. Als in Maschhad dagegen demonstriert wurde, wurde der Protest durch Rezas Truppen gewaltsam eingedämmt.

Vom 2. Juni bis 11. Juli 1934, Reza Schah begann die einzige Auslandsreise seiner gesamten Regierungszeit: in die kemalistische Türkei, für die er eine tiefe Bewunderung hat. Von seinem Idol (Atatürk) mit großem Pomp empfangen, war er noch stärker beeindruckt, als er sich vorgestellt hatte. Nach seiner Rückkehr aus der Türkei wirkte Reza Schah verwandelt; alle Umgestaltungen, die er für sein Volk will, will er noch schneller, notfalls mit Gewalt, vollziehen. Seit einigen Jahren (um 1931) hat das imperiale Regime eine autoritäre Wendung genommen, und die Verwestlichung der Gesellschaft, die nur mit Modernisierung einhergehen kann, musste mit Nachdruck vorangetrieben werden.

Tatsächlich veranlasste er, noch während er in der Türkei weilte, die Kolah Pahlavi dergestalt zu verändern, dass eine breite Krempe die Arbeiter besser vor den Sonnenstrahlen schützen soll. Ein am 8. Juli 1935 erlassenes ein Dekret von Reza Shah, inspiriert von Atatürks Männerbekleidungsgesetzen, veranlasst, den traditionellen Fez durch Melonen (Bowler-Hut) ersetzen. Reza Schah ist laufend bemüht, seine Entscheidung zu rechtfertigen, bemüht sich weiterhin  Menschen zu standardisieren, um Diskriminierung zu vermeiden. Dieser Akt der Nachahmung europäischer Zivilisationen hat in Reza Schahs Vorstellung das Ziel, deren wirtschaftliches und soziales Entwicklungsniveau zu erreichen, das mit der Industrialisierung einhergeht.

Am 7. Januar 1936 folgte für Frauen die Abschaffung des Tschadors. „Nie ist hierüber irgendein Gesetz oder auch nur ein öffentlicher Erlass ergangen; nur im Stillen war die Parole ausgegeben worden. Die Ehefrau von Reza Schah und seine beiden Töchter waren zusammen mit den Ministern und ihren Frauen an diesem Tag zum ersten Mal zur Einweihung des neu gegründeten Teheraner Lehrerausbildungsinstitut ohne Tschador erschienen. Reza Schah erinnerte in seiner Ansprache daran, dass die Frauen so außerhalb der Gesellschaft stünden, dass sie bei Volkszählungen nicht mitgezählt wurden. Der nächste Schritt der Integration der Frauen in das öffentliche Leben war ein Empfang des Parlamentspräsidenten, zu dem die Abgeordneten mit ihren unverschleierten Frauen erschienen. Diesem Beispiel folgte ein Ministerium nach dem anderen. In der heiligen Stadt Qom gab der höchste Geistliche der Grabmoschee einen Empfang, bei dem alle Moscheebeamten mit ihren unverschleierten Damen anwesend waren. Nachdem der Boden soweit vorbereitet worden war, erhielten die Polizisten Anweisung, Frauen, die auf der Straße einen Tschador trugen, zu entschleiern, denn ab jetzt erhielten Frauen auch Zutritt zum Erwerbsleben. Eilig eingerichtete Kurse für Schneiderei und Stenographie wussten sich vor dem Andrang der Lerneifrigen nicht zu retten. Der 7. Januar wurde daher in der Pahlavi-Dynastie als „Tag der Befreiung der Frau“ gefeiert.

Den Ausschlag mag die Königin von Afghanistan Soraya Tarzi gegeben haben.

Während des ersten Staatsbesuchs eines ausländischen Staatsoberhauptes in Persien von Reza Schah, dem von König Amanullah Khan von Afghanistan, wird seine Frau Königin Soraya, die in ihrem Land als Unterstützerin der Entwicklung der Frauenrechte bekannt ist, mit dem Kopf unbedeckt gezeigt. Empört darüber beeilen sich die religiösen Würdenträger, sich bei Reza Schah zu beschweren, damit dieser der Königin befiehlt, sich zu verschleiern; aber nichts hilft, Reza Schah, vielleicht beeindruckt von der Unnachgiebigkeit der Gemahlin, weigert sich.

Hat man damals die Frauen durch das „Herunter-reißen“ des Schleiers unglücklich gemacht (manche getrauten sich schleierlos nicht einmal mehr das Haus zu verlassen), werden heute Frauen in die umgekehrte Richtung gezwungen.

In den dreißiger Jahren wurde den Frauen im Iran zwangsweise der Schleier heruntergerissen

Nicht nur das Kopftuchtragen ist ein Problem von Frauen im Iran

Über sonstige Probleme in einer streng patriarchalisch geführten islamischen Gesellschaft

Islam – und die Frauen – ist grundsätzlich ein schwieriges Kapitel. Und der Islam – besonders die Scharia – betrifft die Frauen in unterschiedlichen Ländern in unterschiedlicher Form und Umfang. Der Islam – den es in einheitlicher Form nicht gibt – war zu seiner Gründungszeit revolutionär. Im 7. Jahrhundert gab es plötzlich Frauenrechte, nachdem Frauen in diesem Raum vorher eher als Besitz des Mannes betrachtet worden waren. Zu der Zeit, als der Islam begann, waren die Bedingungen für die Frauen schrecklich, sie hatten kein Recht auf Eigentum, sie wurden angesehen als Eigentum des Mannes, und wenn der Mann gestorben war, ging alles zu den Söhnen. Mohammed gab den Frauen eine gewisse grundlegende Sicherheit, indem er Rechte einführte auf Eigentum, Erbschaft, Bildung und Entscheidung. Diese Reformen der Rechte der Frau betrafen die Ehe, die Scheidung und das Erbrecht. Es kam zur generellen Verbesserung des Status der arabischen Frauen durch das Verbot der Kindstötung – insbesondere die Tötung von Mädchen kurz nach der Geburt – und Anerkennung der Frau als Rechtsperson vor dem Gesetz. Die Mitgift, bis dahin ein Preis der an den Vater (des Mannes) gezahlt wurde, wurde umgewandelt in eine Gabe, die die Frau als Teil ihres persönlichen Eigentums behalten konnte.

Nach Einführung des islamischen Rechts (Scharia) wurde die Ehe nicht länger als Status gesehen, sondern eher als ein ziviler Vertrag, in welchem das Einverständnis der Frau zwingend erforderlich war. Die Frauen bekamen Erbrecht in einer patriarchalen Gesellschaft, in welcher zuvor nur die männlichen Verwandten erben konnten. Die Frau hat – zumindest nach dem Buchstaben des Gesetzes – das Recht, über das zu verfügen, was sie in die Familie gebracht hat oder durch eigene Arbeit verdient hat.“

Nun hat sich in den 1400 Jahren seit der Einführung des Islam in der Welt vieles geändert. Und die Frauen sind in vielen Ländern der Erde den Männern gleichgestellt worden – denken wir nur an die Menschenrechte!

Aber in vielen islamisch geprägten Ländern wird jetzt auf die Frühzeit – die Blütezeit – des Islams zurückgegriffen, und diese Gesetze – die vor 1400 revolutionär und modern waren, werden jetzt zur Anwendung gebracht. Selbstverständlich entsprechen sie nicht den Gegebenheiten der heutigen Zeit. Aber in manchen islamischen Ländern gelten Teile davon noch immer.  

Die iranische Gesellschaft ist traditionell streng patriarchalisch. Mit einer fortschreitenden Modernisierung verbesserte sich jedoch die gesellschaftliche Stellung der Frau bis zur islamischen Revolution. So erhielten die iranischen Frauen in den 1960er Jahren im Rahmen der weißen Revolution das Wahlrecht (1963), Abtreibungen wurden erlaubt und das Scheidungsrecht reformiert und säkularisiert.

Auch nach der islamischen Revolution und der damit einhergehenden gesetzlichen Diskriminierung stieg beispielsweise das Bildungsniveau von Frauen weiter an. Insbesondere in naturwissenschaftlichen oder mathematischen Fächern ist der Frauenanteil an Studierenden im Iran im internationalen Vergleich sehr hoch. 2012 führe die Regierung Ahmadinedschad aber Quoten von maximal 50 % Frauen oder weniger für manche Studienfächer ein. Von der Regierung Rohani wurden diese Bestimmungen wieder aufgehoben. Bezüglich Ermöglichung eines Auslandsstudiums werden im Iran allerdings Söhne von ihren Familien bevorzugt.

Einzelne islamische Gelehrte kritisieren auch im 21. Jahrhundert angesichts der hohen Arbeitslosigkeit von Männern im Iran die Präsenz von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Zudem wird die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen als Ursache für die Erhöhung der Scheidungsrate angeführt.

Bei der Parlamentswahl am 26. Februar 2016 gab es mit über 580 weiblichen Kandidaten doppelt so viele Kandidatinnen wie bei der vorangehenden Wahl vier Jahre zuvor. Nach Medienberichten setzen einzelne Politiker gegenüber ihren Konkurrentinnen zwar frauenverachtende Kommentare ein; diese würden von der Öffentlichkeit zunehmend als inakzeptabel betrachtet.

Frauen sind durch die im Iran angewandte Scharia in fast allen Rechtsbereichen unter Verstoß gegen völkerrechtlich bindende Menschenrechtsverträge stark benachteiligt. Beispielsweise dürfen Frauen verschiedene Berufe, wie das Richteramt, nicht ausüben, es bestehen u. a. Benachteiligungen beim Zeugenrecht, beim Ehe- und Scheidungs- sowie beim Sorgerecht. Vor Gericht zählt die Aussage einer Frau nur halb so viel wie die eines Mannes, teilweise werden weibliche Zeugen vor Gericht auch gar nicht zugelassen. Auch im sogenannten „Vergeltungsrecht“ haben Leben und Gesundheit von Frauen nur den halben Wert.

Im Iran haben Ehemänner zudem „das Recht“ auf die sexuelle Verfügbarkeit der Ehefrau und dürfen dies auch mit Gewalt durchsetzen; Vergewaltigung in der Ehe ist damit kein juristischer Tatbestand. Auch allgemeine häusliche Gewalt des Ehemanns gegen die Frau ist weitgehend erlaubt. So darf der Mann seine Frau schlagen, wenn er „Ungehorsam fürchte“. Das Scheidungsrecht wird als einseitiges Recht des Mannes betrachtet. Der Mann kann sich von seiner Frau jederzeit scheiden lassen. Zwar hat auch die Frau prinzipiell die Möglichkeit Scheidungsgründe vorzubringen, ist aber in der Pflicht, diese zu belegen. Schläge oder sexuelle Gewalt durch den Mann sind im Allgemeinen zunächst ausdrücklich kein Scheidungsgrund.

Daneben bestehen eine Kopftuchpflicht sowie weitere Kleidungsvorschriften für Frauen, deren Einhaltung von der Sittenpolizei streng kontrolliert und durchgesetzt werden. Auch gibt es regelmäßige Proteste gegen diese Sittenpolitik, diese werden aber unterdrückt. Beobachtern zufolge haben sich die Repressionen gegen Frauen seit 2014 massiv verstärkt.

Immer wieder werden diskriminierende Gesetzesentwürfe eingebracht und verabschiedet. So wird zur Erfüllung der von Ali Chamenei ausgegebenen Losung der Verdopplung der Bevölkerungszahl über Empfängsnisverhütungsverbote und zusätzliche Benachteiligungen kinderloser Frauen am Arbeitsmarkt diskutiert, bestehende Familienplanungsprogramme wurden bereits gestrichen. 2014 verbot der Oberste Führer das Chatten zwischen nicht-verwandten Männern und Frauen.

Ohne Zustimmung ihres Ehemannes oder Vormundes erhalten iranischen Frauen keinen Pass, um ins Ausland zu reisen. Gemäß dem neuen Gesetz entscheiden anstelle des Ehemanns nun die Behörden über die Ausreise von Frauen, die an Sportwettbewerben, akademischen und kulturellen Konferenzen und Festivals teilnehmen und auf die Pilgerfahrt nach Mekka gehen wollen oder eine medizinische Behandlung im Ausland benötigen. Das Tragen einer Kopfbedeckung ist daher sicherlich das einzige und schlimmste Problem von Frauen im Iran.

Nicht nur das Kopftuchtragen ist ein Problem von Frauen im Iran

Wie schon so oft: zur Kopftuchfrage

Es passiert so viel in der Welt, von dem wir laufend erfahren. Früher war das einfacher, da hat man nur die „Nachrichten“ der Umgebung gehört, und nur wenig, meist sehr verspätet von großen Ereignissen – die weit weg stattgefunden haben. Heute hört man täglich von allem Schrecklichen in der Welt – und wenn man nicht aufpasst, wird man trübsinnig. Gutes und Schönes wird ja selten berichtet. Und in diese Falle tappt man dann auch als Schreibender.

Aber dennoch muss ich heute endlich – ohnedies ziemlich verspätet – über die Situation der Frauen im Iran schreiben. Ja, werden Sie sagen, Sie wissen es eh, so sei es halt in islamisch geprägten Ländern und auch von Mahsa Amini haben Sie gehört.

Ja, aber wo bleibt dann unsere (weibliche, aber auch sonstige) Solidarität? Bei „Me-too“ da waren wir „dabei“. Aber können und müssen wir Frauen wirklich akzeptieren, dass in manchen Ländern Männer – unter dem Vorwand der Religion – vorschreiben, wie Frauen sich bekleiden müssen.  Bitte und das unter dem Vorwand, dass Männer nicht zu sündigen Gedanken gereizt werden. Hat sich je einer dieser Männer Gedanken darüber gemacht, wie unbequem so in Hidschab ist, wie heiß es im Sommer darunter ist. Ich hab‘ nur einmal – und das ist lange her – einen Schleier am Kopf im Vatikan getragen, und der ist mir unentwegt heruntergerutscht.

Der Iran gehört seit der Islamischen Revolution von 1979 zu den repressivsten Ländern weltweit z.B. für Journalist: innen. Hunderte wurden dort seitdem strafverfolgt, inhaftiert oder hingerichtet. Medien unterliegen systematischer staatlicher Kontrolle, das Internet wird umfassend zensiert, überwacht und, etwa während regierungskritischer Demonstrationen, immer wieder für längere Zeit abgeschaltet. Kritische Medienschaffende werden ständig drangsaliert, immer wieder willkürlich inhaftiert oder in unfairen Verfahren zu langen Haftstrafen verurteilt. Ihre Haftbedingungen sind oft lebensgefährlich. Die Verfolgung erstreckt sich auch auf ausländische Medien sowie auf Journalist: innen im Exil und ihre im Iran lebenden Verwandten. Bürgerjournalist: innen verbreiten über soziale Medien viele unabhängige Informationen, werden dafür jedoch immer mehr bedrängt. Während der Corona-Pandemie zensierte das Regime die Nachrichten wie kaum ein anderes Land.

Jetzt gibt es einen Anlass: Mahsa Amini starb nach Festnahme durch die iranische Sittenpolizei. Es ist die jüngste Eskalation im Kampf um den Hidschab-Zwang. Sie war gerade einmal 22 Jahre jung. Der Fall hat im Iran landesweit Empörung und Trauer ausgelöst. Mahsa Amini aus der Kleinstadt Saghes in der westlichen Provinz Kurdistan war mit ihrem Bruder nach Teheran gereist, um Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt zu besichtigen. Wegen angeblich unangemessenen Tragens des obligatorischen Kopftuchs wurde Mahsa von der Sittenpolizei verhaftet und zwei Stunden später leblos ins Krankenhaus eingeliefert. Sie sei plötzlich ohnmächtig geworden, behauptet die Polizei.

Nicht nur in Kurdistan, der Heimatprovinz Aminis, sind Menschen aus Protest auf die Straße gegangen. Am Montagnachmittag drückten auch in der Hauptstadt Teheran Tausende ihre Wut und Trauer aus, und riefen dabei auch „Tod dem Diktator“. Sicherheitskräfte gingen mit Wasserwerfern und Schlagstöcken gegen die Protestierenden vor. Einige Demonstranten sind festgenommen worden. Auch in anderen Regionen des Iran gab es Proteste.

Der möglicherweise gewaltsame Tod der jungen Frau wurde von zahlreichen Medien weltweit aufgegriffen. Nicht nur im Iran, auch über die Landesgrenzen hinaus löste Aminis Schicksal große Anteilnahme und Bestürzung aus. Ein Foto zeigt die liegende Mahsa mit geschwollenen schwarzen Augen und blutenden Ohren. Die Polizei wies Foltervorwürfe zurück. Ihr Tod wurde mit einem „plötzlichen Herzinfarkt“ erklärt. Ein vom iranischen Staatsfernsehen ausgestrahltes Video zeigt, wie Mahsa Amini plötzlich zu Boden fällt, während sie mit Polizisten über ihre Freilassung verhandelt.

Der Leichnam der jungen Frau war ohne Obduktion sofort von Sicherheitskräften in ihre Heimatstadt Saghes zurückgebracht und am Samstagmorgen beerdigt worden. Am gleichen Tag begannen in der Provinz Kurdistan Proteste wegen des Todes von Mahsa Amini. So demonstrierten Tausende bei der der Beerdigung der 22-Jährigen vor dem Gouverneursamt. Seitdem flammen die Proteste immer wieder auf.

Das oben genannte Bild verbreitete sich schnell im Internet, denn es traf einen Nerv: das Leiden unter den täglichen Demütigungen und Misshandlungen der Frauen, Mütter, Töchter wegen des obligatorischen Hidschabs. Seit der Islamischen Revolution 1979 sind die Frauen im Iran gezwungen, sich strengen Vorschriften zu unterwerfen, die genau regeln, wie die Haare und der Rest des Körpers bedeckt sein müssen. Millionen Frauen widersetzen sich dem, meist still und unauffällig, aber in den vergangenen Jahren auch lauter und öffentlich. Viele Frauen tragen ihr Kopftuch lockerer und lassen es auf ihre Schulter fallen und nehmen das Risiko in Kauf, verhaftet zu werden. Die Regierung unter Präsident Raisi und religiöse Hardliner im Parlament versuchen seit Monaten, die islamischen Gesetze strenger durchzusetzen.

Zahlreiche Videos kursieren im Netz, die zeigen, wie Frauen bei ihrer Verhaftung von der Sittenpolizei geschlagen und misshandelt werden. Die Videos zeigen oft heftige Schläge gegen den Kopf, wenn die Frauen an ihren Haaren ins Polizeiauto gezerrt werden!

Ich postuliere neuerdings, dass Frauen weltweit tragen dürfen, was sie für sich richtig finden. Wenn sie sich mit einem Kopftuch wohler fühlen, dann soll das so sein, auch wenn sie dadurch „nur“ ihrem Ehemann erfreuen wollen, ich gehe sogar schon so weit zu sagen, dass sie es „demonstrativ“ tragen können, um zu beweisen, dass sie gläubige Muslimas sind. Aber kein Mann, kein Vater, kein Ehemann, kein Onkel oder Sohn und schon gar kein Staat sollen einer Frau vorschreiben dürfen, wie sie sich zu bekleiden hat.

Wie schon so oft: zur Kopftuchfrage

Der Energie-Krieg zwischen Europa und Russland verschärft sich.

Wann kann und wird wieder Gas durch die Northstream Pipelines nach Europa fließen?

Wir fragen: sind diese Lecks überhaupt reparierbar? Wer darf, kann und wird wann diese Lecks reparieren?

Mit heute, 29. September 2022 sind es schon vier Lecks an Northstream 1 und 2. Die beiden Pipelines verbinden Russland und Deutschland.

Nord Stream, auch Ostsee-Pipeline, ist ein System von Unterwasser-Gasleitungen, die von Russland nach Deutschland verlaufen. Es besteht aus zwei Pipelines, Nord Stream 1 (auch Nord Stream, ehemals North European Gas Pipeline, NEGP) und Nord Stream 2, mit je zwei Strängen. Eigentümer und Betreiber der Nord Stream 1 ist die Nord Stream AG, deren Anteile von Gazprom (51 %) sowie Wintershall Dea, E.ON, Gasunie und Engie gehalten werden. Eigentümer der Nord Stream 2 ist die Nord Stream 2 AG, die vollständig zum staatlichen russischen Gazprom-Konzern gehört.

Nord Stream 1 wurde im November 2011 in Betrieb genommen und verläuft von Wyborg nach Lubmin bei Greifswald. Nord Stream 2 verläuft von Ust-Luga weitgehend parallel ebenfalls nach Lubmin, jene des zweiten Stranges im September 2021. Das Genehmigungsverfahren für Nord Stream 2 wurde angesichts der Vorbereitung des russischen Überfalls auf die Ukraine von Bundeskanzler Olaf Scholz im Februar 2022 gestoppt. Im Juli 2022 wurde der Gasfluss in Northstream 1 mit Hinweis auf Wartung unterbrochen; die Durchleitung wurde dann mit gedrosselter Leistung wieder aufgenommen, Ende August aber vom russischen Betreiber vollständig eingestellt. Ende September kam es in der Ostsee zu mindestens vier Lecks in den insgesamt vier Strängen, mutmaßlich durch Explosionen derzeit ungeklärter Ursache.

Bislang war stets von zwei Lecks in der dänischen Wirtschaftszone und einem in der schwedischen berichtet worden, sie befinden sich nahe der dänischen Insel Bornholm. Es gibt aber zwei Lecks in der schwedischen Wirtschaftszone, teilte die Küstenwache am Donnerstag mit, und damit insgesamt vier.

Die beiden Lecks in der schwedischen Wirtschaftszone liegen nur knapp zwei Kilometer voneinander entfernt, betroffen ist ein Rohr von Nord Stream 2, in dem bereits ein größeres Leck ausgemacht worden ist. Demnach soll, wie die Nord Stream 2 AG mitteilte, die zweite Leitung weiterhin stabil sein. Der kleinere der Austrittspunkte in der schwedischen Zone und einer der beiden in der dänischen Zone haben einen Abstand von 2,6 Seemeilen (rund 4,6 Kilometern) zueinander.

Fachleute aus Dänemark und Schweden sollen die Lecks untersuchen. Allerdings dürfte es noch mindestens bis zum Wochenende dauern, bis das Gas entwichen sein wird und sie bis zu den Lecks vordringen können. Nach Angaben der dänischen Energiebehörde ist bereits mehr als die Hälfte des Gases aus den betroffenen Leitungen entwichen.

Nach Berechnungen der Behörde entspricht die Klimabelastung des Gasaustritts etwa einem Drittel der gesamten Klimabelastung Dänemarks in einem Jahr. Ein konkretes Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung – besonders auf Bornholm – bestehe aber nicht, hieß es. Messstationen in Dänemark und Schweden hatten am Montag zwei Explosionen am Grund der Ostsee in der Region der Pipelines gemessen.

Westliche Sicherheitsexperten gehen von Sabotage aus. Es wird abgenommen, dass es eines großen Sprengsatzes bedurft habe, um solche Schäden zu verursachen. Seitens der EU wurden Tests der kritischen Infrastruktur angekündigt.

Die EU hält Sabotage als Ursache für die Lecks an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 für wahrscheinlich und droht mit Gegenmaßnahmen. „Alle verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass diese Lecks das Ergebnis einer vorsätzlichen Handlung sind“, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell im Namen der 27 Mitgliedstaaten. Jede vorsätzliche Störung der europäischen Energieinfrastruktur sei völlig inakzeptabel und werde „mit einer robusten und gemeinsamen Reaktion beantwortet werden“. Auch die Nato geht von einem Sabotage-Akt an den Nord-Stream-Pipelines aus und zeigt sich im Fall von Angriffen auf kritische Infrastruktur zur Gegenwehr entschlossen. „Alle derzeit vorhandenen Informationen deuten darauf hin, dass dies das Ergebnis eines absichtlichen, rücksichtslosen und unverantwortlichen Akts der Sabotage ist“, erklärte das Militärbündnis mit Blick auf die Lecks an den Gaspipelines in der Ostsee. Ein Grund dafür ist sicherlich, ein „starkes Signal“ an Europa zu senden, vor allem an Deutschland und Polen, dass man dasselbe auch mit Pipelines machen könnte, die für deren Versorgungssicherheit deutlich wichtiger seien, etwa die Pipelines aus Norwegen!

Das russische Außenministerium hat mitgeteilt, dass Lecks an den Nord Stream – Pipelines in einer von US-Geheimdiensten kontrollierten Zone auftraten, berichtete die Nachrichtenagentur RIA Novosti am Donnerstag, da ein viertes Leck gemeldet wurde.

Die Explosionen in der Ostsee erfassen nun auch die Ukraine. So drohte das staatlich kontrollierte russische Unternehmen Gazprom am 28. 09.2022 damit, seine Lieferungen durch die Ukraine ganz einzustellen. Damit verdichten sich die Hinweise darauf, dass die Anschläge Teil einer Strategie Moskaus sind, die Gaslieferungen nach Europa radikal zu verknappen. Erstaunlich ist dabei, dass die sowjetische Infrastruktur, die durch die Ukraine führt, den Konflikt bisher überlebt hat.

Die ebenfalls verbreitete These, dass die USA die Lecks verursacht haben könnten, „um zu verhindern, dass Europa in einem kalten Winter doch zu den Russen zurückfindet“, halten Experten indes für nahezu ausgeschlossen.

Unruhe lösten die Pipeline-Lecks in Norwegen aus. Dort hatte man in letzter Zeit vermehrt in der Nähe von Installationen der Petroleum-Industrie, wie Förderplattformen und Rohrleitungen, die Präsenz unidentifizierter Drohnen festgestellt. Die ohnehin schon rigorosen Maßnahmen zum Schutz dieser Einrichtungen habe man nun nochmals verstärkt, erklärte die norwegische Regierung.

Österreich ist derzeit davon weniger betroffen, da wir nur geringe Anteile aus den Northstream Leitungen erhalten haben

Der Energie-Krieg zwischen Europa und Russland verschärft sich.

Der Energie-Krieg zwischen Europa und Russland verschärft sich.

Wann kann und wird wieder Gas durch die Northstream Pipelines nach Europa fließen?

Wir fragen: sind diese Lecks überhaupt reparierbar? Wer darf, kann und wird wann diese Lecks reparieren?

Mit heute, 29. September 2022 sind es schon vier Lecks an Northstream 1 und 2. Die beiden Pipelines verbinden Russland und Deutschland.

Nord Stream, auch Ostsee-Pipeline, ist ein System von Unterwasser-Gasleitungen, die von Russland nach Deutschland verlaufen. Es besteht aus zwei Pipelines, Nord Stream 1 (auch Nord Stream, ehemals North European Gas Pipeline, NEGP) und Nord Stream 2, mit je zwei Strängen. Eigentümer und Betreiber der Nord Stream 1 ist die Nord Stream AG, deren Anteile von Gazprom (51 %) sowie Wintershall Dea, E.ON, Gasunie und Engie gehalten werden. Eigentümer der Nord Stream 2 ist die Nord Stream 2 AG, die vollständig zum staatlichen russischen Gazprom-Konzern gehört.

Nord Stream 1 wurde im November 2011 in Betrieb genommen und verläuft von Wyborg nach Lubmin bei Greifswald. Nord Stream 2 verläuft von Ust-Luga weitgehend parallel ebenfalls nach Lubmin, jene des zweiten Stranges im September 2021. Das Genehmigungsverfahren für Nord Stream 2 wurde angesichts der Vorbereitung des russischen Überfalls auf die Ukraine von Bundeskanzler Olaf Scholz im Februar 2022 gestoppt. Im Juli 2022 wurde der Gasfluss in Northstream 1 mit Hinweis auf Wartung unterbrochen; die Durchleitung wurde dann mit gedrosselter Leistung wieder aufgenommen, Ende August aber vom russischen Betreiber vollständig eingestellt. Ende September kam es in der Ostsee zu mindestens vier Lecks in den insgesamt vier Strängen, mutmaßlich durch Explosionen derzeit ungeklärter Ursache.

Bislang war stets von zwei Lecks in der dänischen Wirtschaftszone und einem in der schwedischen berichtet worden, sie befinden sich nahe der dänischen Insel Bornholm. Es gibt aber zwei Lecks in der schwedischen Wirtschaftszone, teilte die Küstenwache am Donnerstag mit, und damit insgesamt vier.

Die beiden Lecks in der schwedischen Wirtschaftszone liegen nur knapp zwei Kilometer voneinander entfernt, betroffen ist ein Rohr von Nord Stream 2, in dem bereits ein größeres Leck ausgemacht worden ist. Demnach soll, wie die Nord Stream 2 AG mitteilte, die zweite Leitung weiterhin stabil sein. Der kleinere der Austrittspunkte in der schwedischen Zone und einer der beiden in der dänischen Zone haben einen Abstand von 2,6 Seemeilen (rund 4,6 Kilometern) zueinander.

Fachleute aus Dänemark und Schweden sollen die Lecks untersuchen. Allerdings dürfte es noch mindestens bis zum Wochenende dauern, bis das Gas entwichen sein wird und sie bis zu den Lecks vordringen können. Nach Angaben der dänischen Energiebehörde ist bereits mehr als die Hälfte des Gases aus den betroffenen Leitungen entwichen.

Nach Berechnungen der Behörde entspricht die Klimabelastung des Gasaustritts etwa einem Drittel der gesamten Klimabelastung Dänemarks in einem Jahr. Ein konkretes Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung – besonders auf Bornholm – bestehe aber nicht, hieß es. Messstationen in Dänemark und Schweden hatten am Montag zwei Explosionen am Grund der Ostsee in der Region der Pipelines gemessen.

Westliche Sicherheitsexperten gehen von Sabotage aus. Es wird abgenommen, dass es eines großen Sprengsatzes bedurft habe, um solche Schäden zu verursachen. Seitens der EU wurden Tests der kritischen Infrastruktur angekündigt.

Die EU hält Sabotage als Ursache für die Lecks an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 für wahrscheinlich und droht mit Gegenmaßnahmen. „Alle verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass diese Lecks das Ergebnis einer vorsätzlichen Handlung sind“, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell im Namen der 27 Mitgliedstaaten. Jede vorsätzliche Störung der europäischen Energieinfrastruktur sei völlig inakzeptabel und werde „mit einer robusten und gemeinsamen Reaktion beantwortet werden“. Auch die Nato geht von einem Sabotage-Akt an den Nord-Stream-Pipelines aus und zeigt sich im Fall von Angriffen auf kritische Infrastruktur zur Gegenwehr entschlossen. „Alle derzeit vorhandenen Informationen deuten darauf hin, dass dies das Ergebnis eines absichtlichen, rücksichtslosen und unverantwortlichen Akts der Sabotage ist“, erklärte das Militärbündnis mit Blick auf die Lecks an den Gaspipelines in der Ostsee. Ein Grund dafür ist sicherlich, ein „starkes Signal“ an Europa zu senden, vor allem an Deutschland und Polen, dass man dasselbe auch mit Pipelines machen könnte, die für deren Versorgungssicherheit deutlich wichtiger seien, etwa die Pipelines aus Norwegen!

Das russische Außenministerium hat mitgeteilt, dass Lecks an den Nord Stream – Pipelines in einer von US-Geheimdiensten kontrollierten Zone auftraten, berichtete die Nachrichtenagentur RIA Novosti am Donnerstag, da ein viertes Leck gemeldet wurde.

Die Explosionen in der Ostsee erfassen nun auch die Ukraine. So drohte das staatlich kontrollierte russische Unternehmen Gazprom am 28. 09.2022 damit, seine Lieferungen durch die Ukraine ganz einzustellen. Damit verdichten sich die Hinweise darauf, dass die Anschläge Teil einer Strategie Moskaus sind, die Gaslieferungen nach Europa radikal zu verknappen. Erstaunlich ist dabei, dass die sowjetische Infrastruktur, die durch die Ukraine führt, den Konflikt bisher überlebt hat.

Die ebenfalls verbreitete These, dass die USA die Lecks verursacht haben könnten, „um zu verhindern, dass Europa in einem kalten Winter doch zu den Russen zurückfindet“, halten Experten indes für nahezu ausgeschlossen.

Unruhe lösten die Pipeline-Lecks in Norwegen aus. Dort hatte man in letzter Zeit vermehrt in der Nähe von Installationen der Petroleum-Industrie, wie Förderplattformen und Rohrleitungen, die Präsenz unidentifizierter Drohnen festgestellt. Die ohnehin schon rigorosen Maßnahmen zum Schutz dieser Einrichtungen habe man nun nochmals verstärkt, erklärte die norwegische Regierung.

Österreich ist derzeit davon weniger betroffen, da wir nur geringe Anteile aus den Northstream Leitungen erhalten haben

Der Energie-Krieg zwischen Europa und Russland verschärft sich.

Zu Österreichs Sicherheit – viele Denkanstöße

Wichtige Themen

Obwohl ich noch immer huste, habe ich mich dennoch entschlossen, an einer Diskussion teilzunehmen (nicht als Diskutant, sondern als Zuhörer), der Titel: „Österreichs Sicherheit – reden wir darüber“ veranstaltet von der Gesellschaft für Politisch-Strategische Studien. Ich setzte halt eine Maske auf, weil ich meine, dass die auch andere bei Verkühlungen als nur Corona schützt.

Diskutiert haben Irmgard Griss, Robert Menasse, V. Tschakarova, Reinhard Münz, moderiert wurde von Walter Feichtinger. Das Thema interessierte dabei viele Personen, hauptsächlich – leider- im Wesentlichen ältere Männer. Wo bleiben bei derartigen Veranstaltungen die Jungen (auch das „Mittelalter“ fehlte). Ja, einige Militärs der Altersgruppe waren präsent, aber sie blieben – auch nachher – nur unter sich.  Aber bei diesen Themen geht es doch um die Zukunft unseres Landes, die Mehrzahl der Anwesenden wird es nur mehr begrenzt betreffen. So etwas macht mich immer ein wenig traurig.

Der Anlass für die Diskussion war, dass 50 Personen (darunter die anwesenden Diskutanten) einen öffentlichen Brief an die Staatsspitzen mit einem Aufruf zur Sicherheitsdiskussion – unter den derzeit geänderten Umständen – geschickt haben. Denn das diesbezüglich gültige Papier stammt aus dem Jahr 2013 – und dazwischen ist immerhin allerhand passiert:

  • 2014 die Auseinandersetzungen in der Ukraine – Krim, Donbass
  • 2021 Rückzug der Streitkräfte aus Afghanistan und Entstehung eines Taliban-Staates
  • 2022 russische Aggression gegen die Ukraine 
  • Beitrittsantrag von Finnland und Schweden zur NATO

Um nur wenige – von 21 Bedrohungen – aufzuzählen

Betroffen ist nicht nur Österreich, sondern die gesamte EU – und daher sollte auch europäisch gedacht werden. „Sicherheit“ ist allumfassend und betrifft nicht nur das Heer. Und es ist auch immer eine Frage der Finanzierung dieser Sicherheit.

Für uns Österreicher stellt sich die Frage des Inhalts und Umfanges unserer Neutralität. Viele Österreicher meinen, dass sie uns „Sicherheit“ gibt und dass darüber hinaus, nicht sehr viele Anstrengungen (und Finanzen notwendig wären). Es wird an das Entstehen der Neutralität erinnert. Sie war der Wunsch der Sowjetunion und sicher nicht der der Österreicher – damals. Sie steht NICHT im Staatsvertrag, Österreich hat sich dazu verpflichtet. Das bedeutet aber, dass sie nicht international anerkannt ist. Welchen Schutz – an den so viele in Österreich glauben, bietet sie dann wirklich. Wir dürfen nicht vergessen – Österreich ist klein, 2% Bevölkerungsanteil in der EU!

Ist die Alternative wirklich nur der Beitritt zur NATO, den jetzt Finnland und Schweden – unter Aufgabe ihrer Neutralität, gegangen sind? Denn unser Herr dient derzeit fast nur mehr zum Katastrophenschutz.  Aber es ist z.B. nicht die Aufgabe des Heeres z.B. Assistenzeinsatz an der Grenze zu leisten – es ist zwar populär aber kontraproduktiv. Der Wehrwille der Österreicher muss gestärkt werden (das Land hat seit 1864 keinen Kreig mehr gewonnen) und der Gehalt der Neutralität einer kritischen Kontrolle unterzogen werden.

Dabei geht es um die Glaubwürdigkeit Österreichs, „die Aussage: „wir sind von NATO-Staaten umgeben – und daher sicher“, zeigt nur, dass wir bestenfalls Trittbrettfahrer sind, und ist daher nicht nur verwerflich, sondern auch gefährlich: überlegen wir:  wie würde sich wohl Ungarn bei einem Einmarsch seitens Russlands verhalten – was wäre das Beste für Ungarn? Schutz durch Ungarn und die Slowakei zu verlangen wäre wohl sehr viel verlangt! Deutschland und Italien würden vielleicht den Westen Österreichs als Durchzugsgebiet verteidigen – also käme es sogar wieder zur Enns Grenze?

So besehen ist unsere berühmte Neutralität eigentlich eine Fiktion, die wir schleunigst aufgeben sollten. Das bedarf einer gewaltigen Umdenkanstrengung bei der Bevölkerung, die nur durch gezielte Information zu erreich ist.  Die Appeasement Politik der dreißiger Jahre hat doch nur zu noch mehr Blutvergießen geführt und darf sich jetzt nicht wiederholen!

Aber vielleicht sollte das Heer auch in einem größeren Kontext gedacht werden: als Teil eines Europäischen Heeres?

Es wurden zu viele Zeichen an der Wand in der jüngsten Vergangenheit von uns allen übersehen (und unsere Solidarität hat gefehlt) Tschetschenienkriege, russische Invasion in Georgien, Moldawien (Transnistrien), die russischen Atrozitäten in Syrien …

Wenn man an Finanzierung denkt, meint man beim Heer oft Anschaffung und Ersatz von (teuren) Waffensystemen. Sollte man nicht VORHER die Frage stellen? Was und wen wollen wir die Stirne bieten?   Die Theorie, dass ein kleines Land nicht Widerstand bieten kann, wurde in diesem Aggressionskrieg Russlands gegen die Ukraine widerlegt. Z.B. ist Israel nicht viel größer als Österreich, ist weitgehend neutral und hat sich in mehreren Kriegen gegenüber „Größeren“ sehr wohl durchsetzen können – aber dort gibt es ganz andere Voraussetzungen: z.B. drei Jahre Militärdienst für Männer und Frauen, gegenüber 6 Monaten für uns (und große Teile der jungen Männer ziehen den Zivildienst vor).

Grundsätzlich – und das gilt für ganz Europa: es fehlt die „Kampferfahrung“.

Russland versucht die europäische Sicherheitsstruktur zu stören, es geht längst nicht mehr nur um die Ukraine, eigentlich herrscht für Europa wieder „Kalter Krieg“ gegen Europa. Und der wird mittels Verknappung von Rohstofflieferungen (derzeit hauptsächlich Gas und Öl) geführt, nukleare Erpressung erfolgt parallel, es wird ein heftiger Kampf um die Informationshoheit geführt, und es wird seitens Russlands die Angst geschürt, z.B. auch vor tatsächlichen und imaginierten Flüchtlingsströmen

Es geht bei diesem tatsächlichen Ukraine Krieg auch um die Systemrivalität zwischen Russland und China einerseits und dem Westen andererseits. Europa hat eine verstärkte Nordflanke (die Kooperation Deutschland-Frankreich schwächelt), dort steht jetzt ein neuer Eiserner Vorhang.  Aber noch immer kann niemand in Europa einen Krieg verhindern. Keiner hat mehr an einen Panzer- und Infanteriekrieg mehr gedacht, wir haben bestenfalls an einen Cyberkrieg geglaubt – im 21. Jahrhundert.

Viele Denkanstöße – die breiter diskutiert werden sollten. Wer wird diese Themen in Österreich aufgreifen?

(Für das nachher gebotene reichhaltige Buffet bedanke ich mich herzlich)

Zu Österreichs Sicherheit – viele Denkanstöße

Mehr Heilige Russische Erde

Oder die Katze beißt sich in den Schwanz

In einem für mich infamen Schritt will Russland nun ukrainisches Territorium annektieren, nachdem es „Abstimmungen“ hat durchführen lassen, die eine hohe Bereitschaft der dort lebenden Bevölkerung zum Anschluss an Russland ergeben haben. Und der Beschluss der Duma zu dieser Farce wird wohl umgehend erfolgen (durchgepeitscht werden), und damit sind ukrainische Rückeroberungsmaßnahmen plötzlich zum Angriff auf Russland, „Heilige Russische Erde“, geworden. Und damit – so meint Putin – hat er das Recht auf „weiterführende“ Maßnahmen, also eventuell den Einsatz von Nuklearwaffen.  

Kein Wunder, dass so viele junge Männer aus Russland sich der Einberufung – zur Verteidigung der Heiligen Russischen Erde – entziehen wollen. Dieses Narrativ zieht nicht mehr. Wie der ehemalige Dissident und frühere Oligarch Mikhail Chodorkowski gemeint hat: Russland ist möglicherweise das erste und einzige Land, aus dem Menschen fliehen, nicht, weil jemand in ihr Land eingedrungen ist, sondern weil es selbst in ein fremdes Land eingedrungen ist. Das stimmt so nicht ganz, weil im Rahmen des Vietnamkrieges allein 40 000 Amerikaner nach Kanada geflohen sind, um der Einberufung zu entgehen. Aber ihre Flucht spannte sich über ein Jahrzehnt, aber die Flucht aus Russland unterscheidet sich gewaltig – im Umfang und in der Geschwindigkeit, in der sie sich abspielt.

Als die Teilmobilisierung verkündet worden war, hoffte der Kreml auf ca. 300 000 Reservisten. Nun kann man bereits ausgehen, dass diese Anzahl von kampffähigen Personen bereits Russland verlassen hat, um der Einberufung zu entgehen. Sie drängen in die Flugzeuge in die Türkei, sie schwammen über Flüsse, und saßen tagelang an mit Autos überfüllten Grenzen fest. Kasachstan meldet, dass 98 000 Russen am 21. September angekommen sind. Georgische Grenzbehörden berichten, dass täglich ca. 10 000 Russen die Grenze überqueren. Tausenden kommen in der Mongolei an.

Nicht offiziell gemeldet, aber aus Sozialen Medien erkennbar kommt es heftigen Protesten in Russland, einerseits in den größeren Städten, aber besonders in den verarmten Gebieten mit nicht-russischen Ethnien. Dort wird heftig gegen die „Werber“ vorgegangen. Und zusätzlich kommt es zu Szenen von Verzweiflung aber auch Unfähigkeit. Z.B. konnte man sehen, wie ältere Militärpersonen den jungen „frisch-Gefangenen“ raten, sich selbst medizinische Produkte, wie Abbinde Schnüre, Damenbinden als Verbände, sowie Schlafsäcke zu besorgen.  In einem anderen Video ist zu sehen, wie ein Mann seinem Freund das Bein bricht, um ihm vor dem Eintritt in diesen Krieg zu bewahren.

Was sich zeigt ist, dass die Mobilisierung willkürlich und „ungleich“ erfolgt ist. In einzelnen Provinzen wurden die von Moskau angegebenen Kriterien nicht befolgt, d.h. es wurden Ältere, medizinisch nicht Geeignete, und Menschen ohne militärische Ausbildung einberufen.  Ein US-Think-Tank berichtet von dokumentierten Protesten gegen die Einberufung an Wochenende in 35 Lokationen wochentags ca. 10. Mehr als 2 300 Russen wurden bereits verhaftet, aufgrund dieser Demonstrationen. Fahnenflucht wird schwer bestraft! Die Flucht so vieler wehrfähiger Männer hat dazu geführt, dass Russland plant, seine Grenzen sperrt, was zu weiteren Fluchtversuchen geführt hat.

Der zumeist von den Flüchtigen angeführte Grund ist, dass ja nicht ihr eigenes Vaterland angegriffen wurde. Im Gegenteil, ihr eigenes Land wäre der Angreifer, und an diesem Angriff wollten sie nicht teilhaben. Meist wird hinzugefügt, dass sie keine Feiglinge wären. Ja, und sterben wollten sie schon gar nicht.

Russische Nachbarländer mit guten Beziehungen zu Russland, müssen diese Situation mit großer Vorsicht handhaben. Kasachstan, z.B. meint, dass die meisten Flüchtlinge gezwungen waren, ihr Land zu verlassen, aufgrund der hoffnungslosen Situation, die entstanden ist.  Man müsse sich um sie kümmern, und ihre Sicherheit gewährleisten. Das ist einerseits eine politische, anderseits aber eine humanitäre Frage.

Selenskyj meint zu dieser Teilmobilisierung, dass Russland sie benötige, um den Kommandanten „am Boden in der Ukraine“ einen permanenten Strom von Soldaten als Kanonenfutter zu liefern.

Und jetzt, so würden wir normalerweise sagen, beißt sich die Katze in den Schwanz:  Putin könnte dann in den neu erworbenen Territorien, den vier Volksrepubliken, mobilisieren. Allerdings müsste der dann mit Aufständen in diesen Territorien rechnen, aber Putin hat sich in diesem Krieg schon öfter verrannt; von dort requirierte Ukrainer müssten dann auf ihre „Brüder“ schießen, und es ist kaum zu erwarten, dass sie das freiwillig tun.

Die Menschen in dem von Russland n neu erworbenen Gebieten verstehen sehr wohl, dass alles vorher entschieden worden war. Aber sie hoffen, dass „eine rote Linie überschritten worden war“. Einerseits hoffen sie auf Hilfe der NATO, andererseits fürchten sie die Atombomben der Russen, denn die Ukrainer würden nicht angreifen, wenn die vier Volksrepubliken Teil eines Landes sind, das über Atombomben verfügt. Medvedev, einer der Falken im russischen Polit-Lager meint, dass Russland ein Recht hat, Nuklearwaffen einzusetzen, falls es nötig ist. Russland übt z.B. regelmäßig einen nuklearen Angriff.

Und – so Selenskyj: Prävention wäre der beste Schutz für einen dauerhaften Frieden, Möglichkeiten, weitere Angriffe zu verhindern, und Menschenleben zu retten.

Einen dauerhaften Frieden würden wir uns wohl alle wünschen!

Mehr Heilige Russische Erde

Wer sind diese von den „Rechten“ so viel gescholtenen „Eliten“? Wer zählt dazu?

Trump bekämpft sie, ebenso wie le Pen und nun auch Meloni. (sie selbst sehen sich selbstverständlich als Teil der „anderen“ Elite an!)

Elite bezeichnet soziologisch eine Gruppierung (tatsächlich oder mutmaßlich) überdurchschnittlich qualifizierter Personen (Leistungseliten, Funktionseliten) oder die herrschenden bzw. einflussreichen Kreise (Machteliten, ökonomische, juristische Eliten) einer Gesellschaft. Konkret bezieht sich der Begriff meist auf näher definierte Personenkreise, wie z. B. die Positionselite, CEOs oder die Bildungselite. Die Elite tendiert angeblich dazu, sich ihre eigenen Werte zu schaffen, die die Moral der Gesamtgesellschaft ignorieren, was sich etwa in der mangelnden Bereitschaft zeige, angemessene Steuern zu entrichten, und in der Praxis, demokratische Strukturen zu beeinflussen und/oder zu übergehen.

Die Struktur von Eliten könne in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich sein. Zum Beispiel ist der Zugang von unten (z. B. aus Arbeiterfamilien) gegenwärtig in Großbritannien einfacher als etwa in Frankreich. Das liegt auch an den Veränderungen der englischen Elite durch Zuwanderung und durch den Erwerb von Eigentum durch fremdes Kapital in den letzten Jahrzehnten. Die Strukturen von Eliten in einem bestimmten Land werden im Wesentlichen determiniert durch ein privilegiertes (z. B. überaus kostspieliges) Bildungssystem des nicht-öffentlichen Bereichs und durch die Art der Auswahl von Kandidaten (Bewerbern für Führungsposten) durch Vertreter der Elite. Das privilegierte Bildungssystem ist aber in Deutschland und Österreich wesentlich weniger ausgeprägt als in Frankreich, den USA oder in England; deshalb erfolgt hier die Aufnahme in elitäre Kreise überwiegend erst ab den ersten Berufsjahren.

Gleichzeitig sind die Strukturen der Eliten in der Regel national orientiert. Der Hintergrund dafür sind vor allem die Studienorte und nationalen Orientierungen der Top-Manager, die trotz der internationalen Verflechtung des Kapitals ausgeprägt national orientiert seien. Das wird aber z.B. durch das Erasmus-System etwas aufgelöst.

Der Elite gegenüber stehe die „Masse“ oder der „Durchschnitt“ („Normalbürger“). Als Elitarismus bezeichnet man die Ideologie, die vom Bewusstsein getragen wird, einer Elite anzugehören.

Das Wort „Elite“ tauchte erstmals im 17. Jahrhundert auf und wurde zunächst zur Bezeichnung von hochwertigen und teuren Waren, vor allem von Stoffen („Elitegarn“) verwendet. Erst allmählich begann man, den Begriff auch auf soziale Zusammenhänge anzuwenden. Zur Zeit der Französischen Revolution wurden mit élite Personen bezeichnet, die sich (im Gegensatz zu Adel und Klerus, auf den es auch nur bedingt zutrifft) ihre gesellschaftliche Position selber verdient hatten. Im Zuge der Industrialisierung wurde der Begriff dann im Bürgertum zur Abgrenzung von der Masse der Ungebildeten und Unselbständigen (den Arbeitern und Angestellten) verwendet. Eliteeinheiten galten und gelten als besonders gut ausgebildete und ausgerüstete Truppenteile.

Im Alltag und in den Massenmedien werden unter „Elite“ in der Regel Personen verstanden, die sich in politischen, wirtschaftlichen, sportlichen, künstlerischen, akademischen o. ä. Spitzenpositionen befinden. Eine Perversion ist wohl die Seitenblicke-Gesellschaft. Während bis in die 1970er Jahre eine tiefgreifende Skepsis gegenüber diesen Personen opportun war („Establishment“), dominiert heute ein eher Eliteverständnis, demzufolge auf Spitzenpositionen mit alternativer Moral und persönlicher Integrität zu rechnen sei (z.B. „sozialethische“ Forderungen), als in der Masse der Bevölkerung. Entsprechend wendet man ein solch Verständnis auch auf organisierte Sozialsysteme an, so dass beispielsweise einer „Eliteuniversität“ oder einem „Eliteinstitut“ überdurchschnittliche Forschungsleistungen, Anforderungen und Auswahlkriterien attestiert werden.

Im Populismus wird die Elite oft als Gegenbegriff zum positiv angenommenen einfachen Volk dargestellt, auf dessen Seite die Sprecher sich im Sinne eines „‚Wir‘ gegen ‚die da oben‘“. rhetorisch stellen. Dieser Gegensatz findet sich auch in verschiedenen Verschwörungstheorien, in denen den Eliten unterstellt wird, Kriege anzuzetteln, eine Neue Weltordnung zu errichten, satanistischen Kindesmissbrauch zu betreiben oder die Covid-19-Pandemie nur vorzutäuschen.

Wie setzen sich wo welche Eliten zusammen? Wie schwierig ist es in die „Elite“ aufzusteigen, kann man in der Elite bleiben? Kann man „herausfallen“? Welche Parameter gelten, um dazuzugehören: Konfession, ethnische Zugehörigkeit, soziale Herkunft? In den USA galt z. B. über lange Zeit die Faustregel, dass die Angehörigen der Führungsschicht „WASP“ sein mussten (WASP = weiß, angelsächsisch, protestantisch). John F. Kennedy war der erste US-Staatspräsident, der – als Katholik – dieser Gruppierung nicht angehörte, Obama der erste Nicht-Weiße. Welche Privilegien und Vorrechte gibt es für die Elite?

Ein Wechsel der Eliten kann vergleichsweise schleichend (unauffällig) oder schlagartig (revolutionär) erfolgen. Eigentlich kommt es zum Kreislauf der Eliten. Man kann es so sehen: es gibt die Elite, die an der Macht ist, und eine „Reserve-Elite“, die sie ersetzen könnte. Die der alten Elite gegenüberstehende Reserve-Elite versammelt in sich Eigenschaften, die jene strukturell vernachlässigt, und vermag durch eine Mobilisierung der „Masse“ zur neuen Elite zu werden. Die Masse selbst übernimmt nie die Herrschaft!

Innerhalb einer Elite, die sich in ihrem Selbstbewusstsein als solche begreift, etabliert sich typischerweise ein besonderer Habitus, in dem sich Funktionen wie Erkennbarkeit, Abgrenzung, Identitätsstiftung, Zusammengehörigkeit, Selbsterklärung, und Ähnliches verkörpern. Diesen Habitus bezeichnet man überwiegend negativ mit dem Adjektiv elitär, wenn diese Funktionen nur unvollständig oder widersprüchlich erfüllt werden, beispielsweise bei Arroganz hinsichtlich der Abgrenzung nach „unten“ oder bei Unzeitgemäßheit identitätsstiftender Mythen (zum Beispiel Glaube an Auserwähltheit).

In Krisenzeiten werden häufig die etablierten Eliten des Versagens bezichtigt, oder es wird mehr Verantwortung eingeklagt. An derartige Forderungen und Proteste knüpfen sich oftmals fromme Wünsche, Ideologien und Polemiken. So ist beispielsweise in der Diskussion über moralische Verfehlungen von Topmanagern von „Nieten in Nadelstreifen“ und von „Duckmäusern“ unter den Führungskräften die Rede gewesen.

Haben wir „Eliten“ in Österreich? Intellektuell vielleicht, aber viele haben nicht die moralische Stärke gehabt, sich von dem Sog des arroganten Handelns und von den Versuchungen von „(kleinkriminellen)“ Handlungen fernzuhalten

Schade!

Wer sind diese von den „Rechten“ so viel gescholtenen „Eliten“? Wer zählt dazu?

Ich bin marod – und daher grantig!

Es ist wirklich zu blöd, eine solche Verkühlung wie jetzt, habe ich schon lange nicht mehr gehabt. Die Nase und die Augen rinnen fast pausenlos, ich huste vor mich hin, der Hals kratzt und habe noch dazu Kopfweh.

Heute habe ich alles abgesagt, um mich immer wieder ausruhen zu können. Morgen wäre ich gerne wieder fit – ich hoffe ich schaffe es.

Ich weiß, wie ich mich angesteckt habe.  Ich bin mit meinem Enkel, der mit einer derartigen Verkühlung angefangen hat, zwei Mal im über längere Zeit im Auto gesessen. Corona ist es jedenfalls nicht.

Aber durch Corona, bzw. die Vorkehrungen, die wir dagegen treffen mussten, waren wir in den letzten Jahren kaum verkühlt. Jetzt hat’s mich halt erwischt und es ist mir wirklich lästig. Die Lehre, die ich daraus ziehe ist, dass die Maske ein nützliches Instrument ist, nicht nur gegen Covid.

Erkältung (österreichisch auch Verkühlung) und grippaler Infekt sind medizinisch nicht scharf definierte Bezeichnungen für eine akute, virale Infektionskrankheit der oberen Atemwege, die vor allem die Schleimhäute der Nase (einschließlich Nebenhöhlen), des Rachens und des Kehlkopfs betrifft. Erste Symptome können weniger als zwei Tage nach dem Kontakt mit dem Virus auftreten. Zu den typischen Symptomen zählen Husten, Halsschmerzen, eine laufende Nase, Niesen, Kopfschmerzen und Fieber. Die Betroffenen erholen sich normalerweise in sieben bis zehn Tagen, (oje oje!)  einige Symptome können aber bis zu drei Wochen anhalten.

Weit über 200 Virusstämme sind an der Verursachung von Erkältungen beteiligt. Rhinoviren, Coronaviren, Adenoviren und Enteroviren sind die häufigsten. Die Viren verbreiten sich bei engem Kontakt über die Luft oder indirekt durch den Kontakt mit Gegenständen in der Umgebung, gefolgt von der Übertragung auf den Mund oder die Nase.

Nicht zu verwechseln ist der grippale Infekt mit der „echten“ Grippe (Influenza), die bei etwa einem Drittel der Infizierten deutlich schwerer verläuft und besonders für immunschwache Personen sogar tödlich enden kann. Normalerweise lass‘ ich mich rechtzeitig jährlich dagegen impfen, aber diese Verkühlung kommt einfach viel zu früh. Die eine Erkältung auslösenden Viren mit ihren zahllosen Arten und ihren durch Mutationen ständig neu entstehenden Varianten können weltweit in allen Klimazonen auftreten und sich durch Infektion überall dort ausbreiten, wo Menschen anzutreffen sind.

Die krankheitsverursachenden Viren werden sowohl als Tröpfcheninfektion durch die Luft als auch direkt oder indirekt durch Kontakt mit Erkrankten oder über kontaminierte Gegenstände per Schmierinfektion (Kontaktinfektion) in deren Umgebung übertragen. Da hilft das auch im Zusammenhang mit Corona empfohlene Händewaschen.

Gerade bei Infektionen mit Krankheitserregern, die schon an den Menschen als ihren Reservoirwirt angepasst sind, wie es bei den Erkältungsviren der Fall ist, spielt der Zustand des Immunsystems des betroffenen Organismus eine wichtige Rolle. Ob nach einer solchen Infektion tatsächlich eine Erkrankung auftritt, hängt von der Menge und Virulenz der Erreger und vom Zustand des Immunsystems der betroffenen Person ab. Die Beobachtung, dass bei Erkältungen keineswegs alle Kontaktpersonen ebenfalls erkranken, hat verschiedene Ursachen. So kann durch vorherigen Kontakt mit der gerade umlaufenden Virusvariante bereits eine Immunität bestehen, die Virendosis oder -virulenz für einen Krankheitsausbruch zu gering oder das Immunsystem in der Lage sein, trotz Infektion Krankheitssymptome zu verhindern. Bei einem intakten Immunsystem und geringer Erregerdosis kann die Erkältung entweder überhaupt nicht ausbrechen oder einen weniger schweren Verlauf nehmen.

In der Regel verläuft eine Erkältung nach einer Inkubationszeit von etwa zwei bis acht Tagen harmlos. Die Hälfte aller Fälle sind nach 10 Tagen ausgestanden, 90 % nach 15 Tagen. Viele Menschen haben im Jahr mehrere Erkältungen, na hoffentlich nicht!

Wenn sich die Erkältungsviren von der Nasenschleimhaut auf Rachen, Hals, Bronchien, Stirn- und Nebenhöhlen und in den Gehörgang ausbreiten, können als mögliche Komplikationen der Erkältung beispielsweise Nasennebenhöhlen-Entzündung, Mittelohrentzündung, Mandelentzündung, Rachenentzündung, Luftröhren-/Bronchienentzündung und Lungenentzündung auftreten. Ich werd‘ halt versuchen, vorsichtig zu sein, um diese Komplikationen zu vermeiden.

Die Behandlung einer Erkältung besteht vor allem darin, dem Körper Ruhe zu gönnen und sich in warmen, nicht überheizten Räumen aufzuhalten. Bei Husten und Schnupfen sollte man in erster Linie seinem natürlichen Trinkbedürfnis folgen, dabei jedoch auf keinen Fall weniger als die tägliche Mindestmenge des Flüssigkeitsbedarfs in Form von Wasser, Fruchtsaft und Tee trinken, um den Schleim flüssig zu halten und einen Flüssigkeitsverlust des Körpers durch Schweiß, Tränen- oder Nasenflüssigkeit auszugleichen.

Im Gegensatz zur Grippe gibt es gegen Erkältungen keine Impfung, weil es über 300 Erkältungserreger gibt, wodurch eine spezifische Impfung keinen Nutzen hat. Somit bleiben vor allem prophylaktische Herangehensweisen. Eine Vorbeugung besteht u. a. darin, den Kontakt mit erkrankten Personen und deren viralen Schnupfen- und Hustensekreten zu vermeiden.

Ich hoffe, dass Sie mich ein wenig bedauern, ob meines Zustandes!

Ich bin marod – und daher grantig!

Eine Sünde meiner jungen Jahre

Einnahme von Preludin

Aus gegebenem Anlass habe wir neulich über Cannabis diskutiert. Meine Enkel, meine Kinder und ich. Und dabei ist mir eingefallen, dass ich in den 60er Jahren – allerdings unwissend – Amphetamine und Morpholine konsumiert habe.

Das kam so: ich esse gerne, wollte aber nicht zunehmen, und damals wurde ein „Medikament“ als Appetitzügler angepriesen, das ohne Verschreibung gekauft werden konnte. Ich merkte schon, dass ich – wenn ich dieses Medikament eingenommen hatte, wesentlich konzentrierter arbeiten konnte, dachte mir aber nichts Besonderes dabei. Ich nahm diese Pulver auch nicht in großen Mengen. Es war die Zeit, als mein erstes Kind auf die Welt gekommen war, und mit Arbeit, einen langen Weg ins Büro war ich einigermaßen überfordert. Als dann das Zweite kam, war bereits bekannt, dass Preludin ein gefährliches Mittel war, das ich selbstverständlich nicht mehr benutzte.

Phenmetrazin wurde 1958 von Boehringer Ingelheim patentiert, es wird seit 1955 von dem anglo-amerikanischen Pfizer-Konzern in England vertrieben und vornehmlich als „wirkungsvoll in der Behandlung von Fettleibigkeit“ gepriesen wird. Im Jahr 1954 wurden pharmakologische Eigenschaften beschrieben. Ziel der Entwicklung war ein Appetitzügler ohne die typischen Nebenwirkungen der Amphetamine. Klinische Studien wurden 1954 in Europa durchgeführt.

Im deutschsprachigen Raum kamen Phenmetrazin-Tabletten 1954 nach einjähriger Testung als Preludin zur „Behandlung von Fettleibigkeit“ auf den Markt, bereits ein halbes Jahr nach Markteinführung erfuhren die Hersteller vom Gebrauch in Laienkreisen zur Bekämpfung von Ermüdungserscheinungen. Wissenschaftler der Nervenklinik des Universitätskrankenhauses Hamburg berichteten damals, bei gesunden Testpersonen habe „eine kräftige antriebssteigernde Wirkung mit Beseitigung oder verzögertem Eintritt von Müdigkeitserscheinungen“ überwogen. Demgegenüber seien „Zeichen psychischer Enthemmung und Änderung der Stimmungslage in den Hintergrund“ getreten.1955 wurde in Deutschland die Rezeptpflicht für das Mittel eingeführt, einige Staaten regelten Phenmetrazin 1966 wegen der Suchtgefahr schon betäubungsmittelrechtlich. Auch in Deutschland wurde Phenmetrazin später als Betäubungsmittel eingestuft, bevor es wegen lebensbedrohlicher pulmonaler Hypertonien in den 1970er Jahren vom Markt genommen wurde.

Phenmetrazin gehört zu den Sympathomimetika und wirkt auf das zentrale Nervensystem. Als solches dämpft es im Gehirn das Appetit- und Hungergefühl und aktiviert indirekt die Sympathikusaktivität, wodurch es unter anderem zu erhöhter Wachheit und verringertem Schlafbedürfnis sowie gesteigerter körperlicher und geistiger Ausdauer kommt. Durch die euphorisierende Wirkung besteht die Gefahr der Entwicklung einer Abhängigkeit.

Im Vergleich zu anderen Amphetaminen erzeugt Phenmetrazin weniger Nervosität, Erregbarkeit, Euphorie, Schlaflosigkeit und eine Verlangsamung der Pulsrate bei Übergewichtigen. In einer Studie wurde es von übergewichtigen Kindern bei einer zweimal täglichen Einnahme von einer halben Tablette gut vertragen, sodass deren Appetit stark zurückging sowie durch das wachsende Bedürfnis nach körperlicher Aktivität die körperliche Leistungsfähigkeit anstieg. In der Wirkung ähnelt das Präparat nach Feststellungen der Mediziner den sogenannten Weck-Aminen – jenen anregenden Substanzen, zu denen auch das Pervitin zählt.

Preludin is ein Mittel, das die Stimmung beeinflusst. Es kann den Menschen beschwingen wie „ein halbes Dutzend Gläser Champagner“. Später deprimiert es. Es verleiht ein auch Gefühl der Verantwortungslosigkeit. Obwohl die Gebrauchsanweisung der Firma Pfizer täglich zweimal eine halbe oder eine ganze Tablette empfiehlt (eine Anweisung, an die ich mich hielt), steigerten manche Preludin-Nutzer ihr Quantum zuweilen auf mehrere Dutzend Pillen am Tage.

Phenmetrazin wurde in vielen Ländern als Droge verwendet. Als der Konsum von Stimulanzien in Schweden in den 1950er Jahren erstmals gehäuft auftrat, wurde Phenmetrazin von den Konsumenten gegenüber Amphetamin und Methamphetamin bevorzugt. In ihrem autobiographischen Roman Rush schreibt Kim Wozencraft über die von ihr als euphorisierend und aphrodisierend wahrgenommene Wirkung der Droge. Phenmetrazin wurde 1959 in Schweden als Betäubungsmittel eingestuft und 1965 vollständig vom Markt genommen. Die illegale Nachfrage wurde zunächst durch Schmuggel aus Deutschland, später auch aus Spanien und Italien befriedigt. Zuerst wurden Preludin-Tabletten geschmuggelt, doch schon bald begannen die Schmuggler, rohes Phenmetrazin-Pulver einzuführen. Schließlich wurde Amphetamin aufgrund seiner größeren Verfügbarkeit zum dominierenden Stimulans des Missbrauchs. Ein bekannter Anwender war Paul McCartney von den Beatles, die die Droge zu Beginn ihrer Karriere konsumierten.

Preludin wurde in den USA in den 1960er und frühen 1970er Jahren als Droge verwendet. Es konnte in Wasser zerkleinert, erhitzt und injiziert werden. Der Straßenname für die Droge in Washington, DC, lautete „Bam“. Phenmetrazin wird weiterhin auf der ganzen Welt verwendet und missbraucht, unter anderem in Ländern wie Südkorea.

Der Handelsname für Phenmetrazin-Hydrochlorid (Tabletten) in den USA, in Großbritannien und Deutschland war Preludin.

Als ich von der Wirkung erfuhr – ob in der Apotheke oder bei einem Arzt (Betriebsarzt) – das weiß ich nicht mehr, setzte ich die Einnahme sofort ab. „Entzugserscheinungen“ hatte ich meiner Erinnerung nach, nicht.

Eine Sünde meiner jungen Jahre