Zur derzeit herrschenden Schafskälte

Eine modifizierte Wiederveröffentlichung

Die Eisheiligen haben heuer, 2024, Pause gemacht. Die Schafskälte ist pünktlich eingetroffen

Natürlich habe ich auch eine Meinung zum Wetter. Allerdings stört mich eigentlich kaum etwas daran, als Pensionist hat man ja immer „Urlaub“. Ganz stimmt das denn doch wieder nicht, denn extreme Wetterkapriolen bringen sehr viel Schaden für viele Menschen in unterschiedlichen Regionen, sei es Hochwasser oder Muren – und das, stört mich selbstverständlich schon. (siehe auch: https://christachorherr.wordpress.com/2024/06/11/wir-leben-in-zeiten-zunehmender-naturkatastrophen/

Ja es gab auch früher Kälteeinbrüche im Frühling, ich verweise nur auf die Eismänner (11.- 15 Mai 2022) – für die ist es jetzt eindeutig zu spät, aber es gibt auch die Schafskälte – zwischen dem 4. und 20. Juni (Maximum der Häufigkeit um den 11. Juni), da gibt es in Mitteleuropa oft einen Kälteeinbruch. Das stimmt für heuer fast genau. (Nicht einmal auf den Klimawandel kann man sich mehr verlassen).  Naja, die Schafskälte tritt nicht in jedem Jahr auf! Den Namen trägt diese Wetterlage nach den Schafen, die traditionell bis dahin bereits geschoren wurden und für die der Kälteeinbruch – zumal bei Almbetrieb– durchaus bedrohlich werden kann. Muttertiere werden daher erst nach Mitte Juni geschoren.

So manifestiert sich diese Schafskälte: durch aus dem Nordwesten einströmende kühle und feuchte Luft sinkt die Temperatur innerhalb weniger Stunden um fünf bis zehn Grad! Wetterfühlige leiden! Schafskälte entsteht durch die unterschiedlich schnelle Erwärmung von Landmassen und Meerwasser (betrifft auch Eisheilige). Während das Land im Juni bereits stark erwärmt ist, ist das Meer aufgrund der hohen Wärmekapazität und Konvektion des Wassers noch relativ kalt. Das über Europa entstehende Tiefdruckgebiet führt dann vom Westen bis Nordwesten Kaltluft polaren Ursprungs heran. Mit der Schafskälte ist daher auch eine Drehung der vorherrschenden Windrichtung von Südwest auf Nordwest verbunden. Aufgrund ähnlicher Umstellungen der großräumigen Luftdruckverteilung über dem Indischen Subkontinent wird die Schafskälte auch als europäischer Sommermonsun bezeichnet.

Die Wetterlage trat zumindest in der Vergangenheit mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit ein. Eine Auswertung betreffend die Jahre 1881 bis 1947 zeigte eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 89 Prozent.

Im Alpenraum tritt die Schafskälte recht regelmäßig auf. Dabei lassen sich zwei Kältevorstöße feststellen, der erste Kälteeinbruch zwischen dem 3. und 5. Juni, und zwischen dem 15. und 21. Juni der zweite. Besonders betroffen sind die Hochlagen, beispielsweise die Almbetriebe Salzburgs, Kärntens, Tirols und Vorarlbergs. Neuschneemengen bis zu 50 cm sind dort keine Seltenheit.

Im Anschluss an die Schafskälte im Juni folgt dann der Siebenschläfer: Ja, erst am 27 Juni 2022. Der Siebenschläfertag legt fest, wie das Wetter die nächsten sieben Wochen lang werden soll. Regnet es an diesem Tag, werden auch die nächsten sieben Wochen verregnet sein – so die alte Bauernregel. Daran glaube ich auch nicht so recht.

Nur zur Information: Seinen Namen verdankt der Siebenschläfertag einer alten Legende. Mit dem Nagetier Siebenschläfer besteht kein Zusammenhang. Nach dieser legende hatten sieben junge Christen in der Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Decius (249–251) in einer Berghöhle nahe Ephesos Zuflucht gesucht. Sie wurden entdeckt und lebendig eingemauert. Der Legende nach starben sie nicht, sondern schliefen 195 Jahre lang. Am 27. Juni 446 wurden sie zufällig entdeckt, wachten auf, bezeugten den Glauben an die Auferstehung der Toten und starben wenig später[CC1] .

Auch der Islam (Koran, Sure 18, „al-Kahf“ – ‚Die Höhle‘) erzählt eine Version dieser Geschichte.

Grämen Sie sich nicht, es wird schon bald wieder wärmer – laut Wetterbericht!


 [CC1]

Zur derzeit herrschenden Schafskälte

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