Wieder einmal in eigener Sache

Eigentlich sollte ich mit meinem Blog aufhören. Ich betreibe ihn jetzt schon das siebente Jahr, und all sieben Jahre sollte man in seinem Leben etwas Neues anfangen. Naja, ich habe es auf 2 197 Follower in Twitter gebracht, 83 in WordPress direkt, und 234 auf Facebook. Andererseits bin ich halt 87 Jahre alt.

Ich wälze Gedanken betreffend eine Alternative. Stimmen aus der Familie schlagen eine Biographie vor. Nun, wen soll die denn interessieren? Mein Mann hat so etwas geschrieben, und viele Erinnerungen habe ich ja auch im Blog „untergebracht“.  Handwerkliches kommt in meinem Alter auch wirklich nicht mehr infrage.

Was ich eigentlich gern machen würde wäre, sehr jungen Menschen etwas über die Zeit, die ich erlebt habe zu berichten. Es hat in den Schulen ein Zeitzeugenprogramm gegeben, aber soviel ich weiß, sind dabei weitestgehend Zeitzeugen des Holocaust im Einsatz gewesen, aber es gibt ja auch andere Menschen, die vielleicht nicht so Erschreckendes aber doch Wichtiges für das Gedächtnis der Jüngeren bieten könnten. Besonders in Zeiten wie diesen.

Also werde ich vorläufig den Blog weiterschreiben, vielleicht ändert sich meine Situation, vielleicht   fällt mir noch etwas anderes ein. Man weiß ja nie, was die Zukunft bringt.

Es ist für mich schon interessant, wie oft welche meiner Beiträge gelesen und kommentiert werden.  Am liebsten wird „Unterhaltsames“ gelesen, z.B. wenn ich schimpfe, wie der sattsam bekannte Rohrspatz.

Viele lesen auch gerne meine eigenen Erlebnisse, andere fragen dann wieder, wozu ich derartiges veröffentliche, „interessiert ja keinen“ bekomme ich als Antwort zu lesen (ich gebe zu, das hat mich wieder geärgert).  

Aber ich versuche auch über Dinge zu schreiben, die mir wichtig für unsere Gesellschaft erscheinen. Das sind Themen, für die ich mir besondere Mühe geben. Aber da finde sehr ich wenig Widerhall, und das macht mich traurig. Beispiel gefällig? Ich habe über den Themenkreis österreichische Neutralität und Sicherheit geschrieben; ich glaube, es haben nicht mehr als drei Leute gelesen (manche kommen nicht direkt – also vielleicht sind es ein bisserl mehr).  Aber das ist doch ein Thema, das uns unter unseren Nägeln brennen müsste?

Das Thema Russland /Ukraine ist derzeit (auch bei mir) populär, aber „tiefergreifende“ Analysen sind (von mir) eher nicht gefragt, ich fürchte, das trauen mir meine Leser nicht zu, dazu muss man wohl renommierter „Fachmann“ sein, dessen Meinung man vertraut. Schade.

„Gut gehen“ Restaurantbeschreibungen, weniger gut Theater -„Kritiken“ oder Hinweise auf Ausstellungen.

„Im Ausland“ und von dort kommen ja durchaus viele meiner Leser, werden meine „Wien Beiträge“ recht gerne gelesen. Aber „lustig“ sollten sie halt sein.

Es gäbe ja verschiedenes sehr Lustiges aus unsere WG (Wohngemeinschaft) zu berichten, aber da haben meine Enkel (Mitbewohner) Veröffentlichungsverbot erlassen.

Manchmal gibt es so Vieles zu schreiben, dass ich als „Alleinunternehmerin“ gar nicht nachkomme, manchmal muss ich nachdenken, was es denn heute wieder schreiben soll.

Manchmal bin ich mit meinen „G’schicht’ln“ sehr früh dran – auch das ist keine Erfolgsgarantie, es scheint mir, dass nicht nur die zu spät kommen, sondern auch jene, die zu früh dran sind – bestraft (von der Geschichte) – dem Leserkreis bestraft werden.

Man rät mir, mein „Publikum“ zu beobachten – naja, ich versuch‘s halt, weil mir immer wieder gepredigt wird, dass (um in der Sprache meines Enkels zu sprechen) der Köder nicht dem Fischer, sondern den Fischen schmecken muss. So gut gefällt mir dieses Analogie auch wiederum nicht.

Interessant das der Zeitpunkt der Veröffentlichung eine gewisse Rolle spielt. Vormittags Veröffentlichtes wird öfter gelesen, als später „zu Papier“ gebrachtes. Aber erstens schlafe ich gern länger und zuweilen habe ich auch Anderes am Vormittag vor, wie heute zum Beispiel).

Kommentare zu diesen meinen Überlegungen wären sehr erwünscht!

DANKE!

Wieder einmal in eigener Sache

14 Gedanken zu “Wieder einmal in eigener Sache

  1. Jörg Hofmann schreibt:

    Bitte weiterschreiben, solange es noch Spaß macht – ich lese – fast – alles, kommentiere nur ganz wenig. Bisweilen schicke ich an meine Kinder weiter – oft red ich mit Christoph drüber, wir sehen uns ja beim Yoga wöchentlich. Erst seit kurzem hab ich die Mail-Funktion entdeckt ( gehöre ja lt. Kids zur Fraktion der Analog-Muppets) – über Facebook früher ist mir sicher vieles durchgerutscht…. Alles Liebe vom Jörg

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  2. Sehr verehrte Fau Chorherr, ich lese Ihr Blog sehr sehr gern und bin Ihnen dankbar für die Informationen aus Ihrer Jugendzeit, der Zeit des Berufslebens, Ihre Erfahrungen von Theateraufführungen und Konzerten, die geschichtlichen Informationen über Wien, und auch für ihre persönlichen Meinungen zu aktuellen politischen Themen.
    Ihr Blog klicke ich über meine Blogroll an, d.h. Sie werden vermutlich keine Zähler zu einzelnen Veröffentlichungen von mir haben. Grundsätzlich lese ich aber alles, kommentiere aber nur sporadisch.
    Ich bewundere Ihr umfangreiches Wissen auf so vielen Gebieten, es wäre schade, wenn Sie das Blog einstellen würden.

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  3. Christiane Sandpeck schreibt:

    Zu „die mir wichtig für unsere Gesellschaft erscheinen….wenig Widerhall, und das macht mich traurig.“
    Ich lese bzw überfliege sehr gerne ihre/deine Artikel und überlege, kann ich hier meine Meinung kundtun, vor allem wenn es ins politische geht?
    Wie zum Beispiel der nächste, wo das Wahlrecht Thema ist. Auch bei sehr persönlichen Erfahrungen, wie im Zusammenleben.
    Mir fällt es immer schwerer, Kommentare zu schreiben um nicht Mißverstanden zu werden…

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  4. Johannes schreibt:

    Danke für den Blog – les ich gern! Ich würd mir auch einen Podcast mit Ihnen anhören. Lassen Sie sich von ihren Kindern oder Enkerl interviewen, das wär meine Idee.

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  5. Ich lese hier auch sehr gern. Es wäre sehr schade, wenn sie aufhören würden. Bei mir schlägt es sich oft in der Länge der Beiträge wieder. Kurze Beiträge werden mehr gelesen als lange. Vermutlich ein Tribut an unsere schnelllebige Zeit und wie toll, einer Bloggerin folgen zu können die mit 87 noch bloggy. So Klasse!

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