Ein Wort zum lieblichen Mai

Heute ist er gar nicht lieblich, der Mai, heute hat er ein wenig „Aprilhaftes“ an sich. Derzeit blitzt und donnert es.

Heute am Vormittag wollte ich auf einen Markt gehen, konkret, den Karmelitermarkt hatte ich im Auge gehabt, einen Bauernmarkt, gerade noch in „Gehweite“, um frisches Obst zu kaufen – nicht in einer Plastikschale, nicht in einem Netz (wie sonst, im Supermarkt).  Aber das Wetter machte mir einen Strich durch die Rechnung.   Aber meine freundliche Nachbarin, die sehr wohl auf einem Markt gewesen war, brachte mir dann später Marillenknödel … herrlich).

Was so der liebliche Mai – in meinem Leben bedeutete. Ich habe den Mai gefürchtet, als ich noch ein Kind war (und eigentlich später auch). Und warum? Es gab Tage, im Mai, vor denen ich mich Angst hatte, nämlich den Geburtstag meiner Mutter (13. Mai), den Muttertag (der manchmal sogar mit ihrem Geburtstag zusammenfiel), den Namenstag meiner Mutter (gefeiert am 24. Mai) und der Hochzeitstag meiner Eltern (um den ich mich allerdings erst nach dem Tod meines Vaters „kümmerte“, 28. Mai). Der Grund war, dass meine Mutter sehr schwer zu beschenken war. Egal, was man tat, es war nicht recht. Dieses Los traf nicht nur mich, sondern alle: meinen Vater, später auch meinen Mann und unsere Kinder, sogar die Geschwister meiner Mutter.  

Meine Mutter (geboren 1905) hatte ein sehr hartes Leben, mit Stiefmutter als Kind, in Summe zwei Weltkriege, Wirtschaftskrisen, die Spanische Grippe … Ihre Lebensträume haben sich auch (wahrscheinlich) nicht erfüllt. Erst am Totenbett, konnte sie sagen, dass eine gewisse Periode ihres Lebens gut war. Sie war hart zu sich selbst, aufopfernd für andere, und sie konnte nicht feiern, obwohl sie alles für Feiern vorbereiten konnte.  

Zurückweisungen als Kind hatte ich mit selbstgepflückten Vergissmeinnicht, selbst (gestohlenem) Flieder, einer selbstgebastelten Vase erlebt. Später, als ich meiner Mutter Gewand kaufte, meinte sie, dass sie es nicht brauche. Es lag auch dann oft jahrelang im Kasten. Was sie meist trug, waren diese wirklich hässlichen Kleiderschürzen. Als ich es mir dann schon leisten konnte, kaufte ich ihr zu Weihnachten eine goldene Armbanduhr (also auch mit Goldband). Sie gab sie mir zurück, das wolle sie nicht, sie hätte lieber einer Persianerjacke. Sie hat diese Uhr nie getragen. Aber wenn man sie fragte, was sie sich wünsche, meinte sie immer: Nichts!  Dabei hätte ich sie wirklich gerne erfreut.

Als wir die gemeinsamen runden Geburtstage installierten (sie lagen ja nicht so weit auseinander, der meiner Mutter, meiner Tochter und eines ihrer Söhne und einer Enkeltochter), der Abstand in Jahren betrug jeweils 30 bzw. 20 feierten wir in Pernitz ein großes Fest mit der Verwandtschaft meiner Mutter (sie hatte immerhin 5 Geschwister). Das Geschenk ihrer Geschwister war ein Glas Beet, diese Verwandten wussten, dass meine Mutter immer so stolz auf Selbstgezogenes im Garten war, und das sollte ihr halt im Frühjahr helfen, auszusetzen.  Meine Mutter wies dieses Geschenk empört zurück, sie wäre jetzt 80, die Arbeit wäre zu viel und sie würde nicht mehr lange leben. Was dann mit diesem Ding geschah weiß ich nicht.

Aber sonst war der Mai schon erfreulich. Als Jugendliche ging ich im Mai zu den Feiertagen meist in eines der Bäder (z.B. Krapflwaldlbad), Ergebnis Sonnenbrand, auf den ich dann noch stolz war, oder war mit der Alpenvereinsjugend auf fröhlicher Wanderung in der näheren und weiteren Umgebung Wiens.  

Mit meinem Mann war ich das erste Mal im Mai/Pfingsten „allein“ über ein Wochenende unterwegs, wir waren noch nicht verheiratet, und ich wurde von meiner Mutter dafür bestraft: sie hat über einen Monat nicht mit mir gesprochen.

Unsere Hochzeitsreise fand im Mai statt. Wir hatten Ende April sowohl staatlich als auch kirchlich geheiratet. Wir fuhren über Paris, nach Südspanien und über die Cote d’Azur wieder nach Hause, wir waren 4 Wochen unterwegs gewesen – und die Costa del Sol war noch nicht touristisch. Von dort erkundeten wir die Umgebung teilweise noch auf Eseln reitend!

Die Geburt meiner Tochter erwarteten wird Ende Mai, aber sie wurde am 2. Juni geboren.

Die Kinder haben mir zum Muttertag immer irgendwelche Zeichnungen und Basteleien geschenkt, ich habe sie alle entsprechend bewundert – und aufgehoben.

Wir sind eigentlich selten im Mai auf Urlaub gefahren, wir haben diese Fenstertage nicht genutzt.   Sonst kann ich mich an nichts „Aufregendes, Bemerkenswertes“ erinnern, das im Mai stattgefunden hätte.

Und jetzt kommt ja schon bald der Juni!

Ein Wort zum lieblichen Mai

Hinterlasse einen Kommentar