Ein sehr nebensächlicher Aspekt von Brigitte Bierlein

Gestatten Sie mir bitte einen kleinen Aspekt der großartigen Brigitte Bierlein zu erwähnen. Alle anderen Fähigkeiten und Eigenschaften sollen von Kompetenteren beschrieben: ihre Professionalität, ihr juristisches Können, ihre Teamfähigkeit, ihr ausgeprägter Führungsstil, aber auch ihre Fröhlichkeit und Zugewandtheit zu anderen. Ihre Lebenslust!

Vorausschicken möchte ich, dass ich zwar viel von ihr gehört (auch von Freunden von der leider so früh Verstorbenen) und gesehen (Fernsehen) habe, aber sie nur einmal persönlich getroffen habe.  Ich fand sie extrem „entspannt“, freundlich und lustig, der Anlass war ein Fest, zu dem ein Bekannter viele Freunde eingeladen hatte, und dabei auch sie – und uns. Ich war erstaunt, ob ihrer natürlichen spontanen Freundlichkeit.

Für mich ist (und bleibt) sie Vorbild, aus vielen Gründen. Aber ich möchte hier nur einen, vielleicht ihn Ihren Augen Trivialen, hervorheben, der mich als Frau besonders betrifft.

Ich fand, als ich Brigitte Bierlein noch nicht kennen gelernt habe, dass sie sich für eine berufstätige Frau recht exzentrisch aber immer elegant anzog bzw. herrichtete. Ich habe immer in meinem beruflichen Leben – danach getrachtet, möglichst „unauffällig“ (aber ordentlich) gekleidet zu sein. Also trug ich einfarbige Hemdblusen, Kostüme, in gedeckten Farben. Manchmal halt nur ein Rock und einen Blazer (aber das war schon ein bissel gewagt). Nie war irgendetwas sehr grelles oder sehr buntes. Und immer – auch im Sommer Strümpfe! (Hosen trage ich erst, seit ich nicht mehr berufstätig bin. Ich habe alle Röcke kurze, lange, enge, weitere – verschenkt.)

Als ich in der Bank zu arbeiten begonnen hatte, gab es noch „Bekleidungsvorschriften“. Und im Rahmen der jährlichen Beurteilung gab es auch einen Punkt „Einhaltung der Bekleidungsvorschriften“. Ich war etwas erbost, dass ich dafür nicht die Bestnote erhalten hatte (ich hielt mich immer für dezent, aber elegant bekleidet).  Auf Nachfrage, die ich selbstverständlich eingebracht habe, bekam ich die Antwort, dass meine Ohrringel zu auffällig wären. Passend wäre, so wie die Abteilungssekretärin gekleidet zu sein! Naja – Twin-Sets!  Ich trug immer gerne Ohrringel (es ging so weit, dass ich mir „fast nackt“ vorkam – eben ohne Ohrringel) und diese Dinger gab es in vielen Farben, Formen und Materialien. Soviel zu meinem Berufsbekleidungsstil.

Nun Brigitte Bierlein trug auch zur Angelobung „Rüschen“. Und all dies beeinträchtigte ihre Arbeit in keinster Weise. Aber es beeinträchtigte auch nicht ihr Ansehen in einer Männerwelt!

Vielen Frauen und auch mir hat Brigitte Bierlein jedenfalls Mut gemacht, nicht immer nur in grau oder dunkelblau daherzukommen, sondern auch im Beruf zu ihrer /meiner Feminität zu stehen.

Dieses alte Berufsgewand hängt noch immer bei mir im Kasten, natürlich habe ich damals „Qualität“ gekauft. Es ist zwar ein wenig (naja) eng um die Taille, aber sonst noch in Ordnung. Und sparsam, wie ich immer noch bin, trage ich es halt weiter, aber mit bunten Tüchern, Ketten und immer wieder anderen (großen, auffälligen) Ohrringeln.  

Ich danke Brigitte Bierlein- wiederum für Vieles! Möge sie einen Frieden finden, den es hier – auf Erden nicht gibt.

Ein sehr nebensächlicher Aspekt von Brigitte Bierlein

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