Zu meiner Feundin H,

ein paar Episoden

Es gibt Freundinnen, die rufen zuweilen an, dann trifft man einander. Andere rufen nie an, und wenn man mit ihnen sprechen oder sie treffen will, dann muss man schon selbst anrufen.

Gestern habe ich eine von ihnen angerufen.  Ich habe ohnedies schon ein schlechtes gewissen gehabt, weil ich das schon lang tun hätte sollen. Denn sie wohnt in einem Altbau, in der Rathausstraße, dem zwei Stockwerke aufgesetzt werden. Das hat zu allerhand Beeinträchtigungen geführt. Sie wohnt nämlich direkt unter diesem Aufbau (im bisher letzten Stock). Nicht nur, dass ihre Decke schwer beschädigt war, Wasserschäden aufgetreten sind, und dieser Umbau sehr viel Lärm und Staub verursacht hat – nein – auch der Lift funktionierte 5 Monate nicht. Nun, meine Freundin H. ist zwar wenige Jährchen jünger als ich, aber dennoch 5 Stockwerke (mit Mezzanin) hinauf- und hinuntersteigen ist schon mühsam. Da überlegt man sich schon, wegzugehen.

Naja, der Lift funktioniert inzwischen schon wieder, aber sie hat berichtet, dass sie 10 Tage im Spital gewesen wäre, denn sie hätte einen leichten Schlaganfall gehabt. Meine Freundin H., unvorstellbar! Wie es so ausschaut, hat sie keinen gröberen Schaden davongetragen. H. kommt aus einer großen, sehr katholischen Familie, die ihr – eher einem Freigeist – das Leben nie sehr leicht gemacht hat. Sie litt auch unter einer katholischen Mädchenschule.

Aber sie hat einen sehr lieben Mann getroffen – einen Diplomaten, den sie auf verschiedenen Posten begleitet hat. Ihr Kinderwunsch wurde erst sehr spät erfüllt. Ihr Mann ist leider sehr früh verstorben. Sie malt und ist recht erfolgreich damit.

Ich erinnere mich an wunderbare Besuche bei diesem Paar, als sie in Tunesien stationiert waren. H.‘s Liebe zu den Menschen dort hat deren Herz für sie geöffnet. Wir haben die Schönheiten dieses Landes auch mit ihren Augen sehen dürfen, und für mein archäologisches Interesse fand ich in Tunesien einen äußerst fruchtbaren Boden. Leider sind wir nicht, in das von ihrem Mann ebenso betreute Libyen mit ihnen gefahren.

Ich erinnere mich an lange gemeinsame Spaziergänge im Wienerwald, an lustige gemeinsame Essen. H. hat gerne eingeladen und immer „Origininelles“  gekocht.

Aber ihre Liebe galt der Kultur, der Malerei, aber auch der Musik. In die Botschaften, in denen sie gelebt hat, wurden immer österreichische Künstler eingeladen. Auch jetzt, zurück in Wien unterstützt sie Musiker, indem sie ihnen Orte und Publikum „beschafft.“

Dazu ist noch zu sagen, dass das Ehepaar ein altes Bauernhaus im Waldviertel erstanden hat, das meine Freundin H. restauriert hat. Sie hat gern von ihrem „Saustall-Salon“ gesprochen. Wir haben nie einen Besuch dort geschafft, einerseits weil wir unser eigenes Häusl am Land – in Pernitz – hatten und die Fahrerei ins tiefste Waldviertel hin und zurück in einem Tag sehr beschwerlich gewesen wäre.

Eigentlich stehe ich ja noch immer bei H. in der Schuld. Als meine Tochter und ihr späterer Mann planten, eine Reise durch die Sahara zu unternehmen, das ist schon sehr lange her, luden sie ihr Auto (ein altes Militärauto) zuerst auf die Bahn und dann auf ein Schiff um denn in Tunis anzukommen. H. bat sie, eines ihrer Bilder (sperrig) aus Wien nach Tunis mitzunehmen. Dieses Bild wurde auch abgeholt, aber beim Verladen des Autos auf den Waggon – irgendwo stehen gelassen. Der Verlust wurde bald gemerkt, aber man saß schon im Zug, also wurden Eltern gebeten, das Bild – im und in der Umgebung des Westbahnhofs zu suchen. Es wurde nie gefunden, wir haben immer überlegt, wessen Wand es jetzt ziert. H. hat uns verziehen. Die Sahara-Reise ist schwierig gewesen, aber letztlich gut ausgegangen.

Ich erinnere mich auch noch einen Italien-Urlaub. Das Hotel hatte uns H. empfohlen, es lag südlich von Rom, war ein sehr familiäres Etablissement, direkt am Meer. Für die Quallen in diesem Jahr zur Zeit unseres Urlaubs war wohl niemand verantwortlich. H., ihr Mann und damals kleiner Sohn besuchten uns. Und weil kleine Kinder während eines gemeinsamen Spaziergangs nie gerne zu Fuß gehen, durfte er klein Bub auf den Schultern seines Vaters reiten. Und weil kleine Kinder immer zu den absonderlichsten Zeiten hungrig werden, kaufte ihm seine Mama ein Sandwich mit (Büffel)-Mozzarella – heimisch in dieser Gegend und damals noch völlig neu für uns. Und weil Mozzarella immer mit Tomatenscheiben belegt sind, tropften deren Saft auf den armen Vater … Wir konnten nicht umhin, zu lachen.

Wir haben immer und überall gemeinsam viel gelacht. Das geht mir ab! Wir werden einander hoffentlich demnächst treffen.

Zu meiner Feundin H,

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