Höchste Zeit wär’s

Eine Wiederveröffentlichung aus 2021,anlässlich der schwülen Hitze -derzeit, Ende Juni!

Für Klimaschutzmaßnahmen – auch während der Hundstage

Die für Umwelt, Klima und Energie zuständigen Fachminister der G20-Staaten haben sich zum Pariser Klimaabkommen von 2015 bekannt, sich aber nicht auf eine Formulierung zur stärkeren Begrenzung der globalen Erwärmung einigen können. In der gemeinsamen Abschlusserklärung (23.07.2021) fehlt ein Bekenntnis, das 1,5-Grad-Ziel schon bis Ende 2030 erreichen zu wollen. Es hat auch keine Einigung „bei Kohle und Kohlefinanzierung“ gegeben. Diese G20-Staaten allein sind für 80 Prozent aller globalen Emissionen verantwortlich!

Ich finde es ja außerordentlich bedauerlich, dass man sich nicht einmal auf ambitioniertere Ziele einigen kann. Aber Ziele allein nützen auch kaum etwas, wenn keine Taten -Maßnahmen – folgen, und von denen hört man recht wenig.

Aber welche Zeichen werden denn noch benötigt, der Wald brennt großflächig in den Vereinigten Staaten, aber auch in Russland. Es kommt zu grauenhaften folgenreichen Überschwemmungen in China, aber auch in Europa. Wirbelstürme treten in Gegenden auf, in denen sie früher kaum erwartet worden sind – einer davon bedroht jetzt die „derzeit-Olympia-Stadt“ Tokyo.

Wovor fürchten sich diese mutlosen Politiker? Sichtlich nicht vor dem Klimawandel – mit all seinen Konsequenzen (denn da werden sie wahrscheinlich nicht mehr im Amt sein), aber vor dem Volkszorn, wenn endlich drastische Maßnahmen gesetzt werden müssen?

Derzeit herrschen in Europa die Hundstage – die haben – wie Sie sicher wissen – nichts mit den vielen Wufferln in verschiedenen Größen an langen und an kurzen oder gar keinen Leinen, mit oder ohne Beißkorb, liebevoll getragen oder in einem Hundewagerl spazieren geführt, zu tun.

Als Hundstage werden umgangssprachlich in Europa die heißen Tage im Sommer, genauer in der Zeit vom 23. Juli bis zum 23. August, bezeichnet. Da ich persönlich die Wärme der Kälte vorziehe, vertrage ich (moderate) Hitze ganz gut – außer bei erheblicher Anstrengung. Wenn die Nachttemperatur unter 20° bleibt kann ich nächtens lüften und untertags halt alle Fenster schließen und Jalousien herunterlassen.

Der Begriff Hundstage stand ursprünglich in Verbindung mit dem heliakischen (Oberbegriff der Astronomie und bedeutet „zur aufsteigenden Sonne gehörend“). Aufgang des Sirius, was heutzutage allerdings nicht mehr zutrifft. Der Name kommt vom Sternbild Großer Hund (Canis Major). Vom Aufgang des Sternbildes bis zur Sichtbarkeit als Gesamteinheit vergehen 30 bis 31 Tage, woher sich deshalb die Bezeichnung „Tage vom großen Hund“ (Hundstage) ableitet. Der Stern Muliphein stellt den Kopfanfang des Sternbildes dar, ist aber so lichtschwach, dass er erst bei voller Dunkelheit zu sehen ist. Sirius erscheint als hellster Stern bereits in der Morgendämmerung. Mit Aludra ist es dann vollständig aufgegangen.

Die Zeitangabe für die Hundstage (lateinisch dies caniculares) – 23. Juli bis 23. August – entstand im Römischen Reich. Am Anfang der römischen Königszeit erfolgte der sichtbare heliakische Aufgang von Sirius in Rom am 26. Juli; zu Zeiten von Julius Cäsar im Jahr 46 v. Chr. am 1. August.

Im altägyptischen Kalender nahm Sirius als Verkörperung der Göttin Sopdet sowie als „Bringer der Nilschwemme“ im dritten Jahrtausend v. Chr. einen besonderen Rang ein. Das gleiche Ereignis wurde später von den Griechen als heliakischer Aufgang bezeichnet, was so viel wie „mit der Sonne aufgehend“ bedeutet.

Die Griechen erklärten den Zusammenhang zwischen der Wiederkehr des Sirius und den Tagen der größten Sommerhitze durch den folgenden Mythos: Die Verschmelzung des Sonnenlichts mit dem „Feuer“ des Sirius sei Ursache der großen Hitze. Arabische Astronomen bezeichneten die in flirrender Sommerhitze besonders häufig erscheinenden Fata Morganen gar als den „vom Himmel tropfenden Speichel des Hundssterns“.

So schlimm ist es bei uns dann doch wieder nicht!

Die Präzession der Erdachse ist dafür verantwortlich, dass sich die Zeit der Hundstage um etwa vier Wochen verlagert hat. In Mitteleuropa kann der heliakische Aufgang des Sirius erst frühestens ab dem 30. August beobachtet werden und ist damit ein Zeichen für den nahenden Herbstanfang. Entsprechend der alten Tradition werden aber immer noch die heißesten Wochen des Jahres als „Hundstage“ bezeichnet.

Falls Sie, so wie ich, auch nicht wissen, was Präzession heißt, hier die Erklärung (Wikipedia): Als Zyklus der Präzession, auch Großes Jahr, Platonisches Jahr oder Weltjahr, wird die Präzessionsperiode der Erdachse von etwa 25.700 bis 25.800 Jahren bezeichnet. In diesem Zeitraum präzediert die Erdachse, die schräg zur Ebene der Ekliptik steht, einmal um die Achse durch den Erdmittelpunkt, die senkrecht auf der Ekliptik steht. Dadurch wandert der Frühlingspunkt einmal durch alle Tierkreiszeichen (Sternbilder).

Hoffentlich können Sie Ihre Hundstage gemütlich verbringen, werden nicht durch Corona-Maßnahmen an Stränden gestört, stehen nicht stundenlang bei der Rückreise (in der Hitze) an der Grenze. Uns allen wünsche ich mutigere Politiker, die endlich und wirklich Maßnahmen gegen den Klimawandel, die Verringerung der Artenvielfalt, das Zubetonieren unserer Ackerflächen unternehmen. Höchste Zeit wär’s!

Höchste Zeit wär’s

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