Was bedeutet uns Pfingsten heute? 

eine leicht modifizierte Wiederveröffentlichung

ür viele Menschen wohl nichts mehr, als ein zusätzlicher Urlaubstag – eine Möglichkeit einer Kurzreise im wunderschönen Mai. Der Pfingstmontag ist ein gesetzlicher Feiertag in Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Luxemburg, Ungarn, Dänemark, sowie in weiten Teilen der Schweiz. In Schweden und Italien wurde der Pfingstmontag als Feiertag abgeschafft.

Besonders in Österreich gibt es, im Gegensatz zu Deutschland, eigentlich keine allgemein bekannten Pfingstbräuche.

Pfingsten ist ein christliches Fest. Am 50.Tag des Osterfestkreises, also 49 Tage nach dem Ostersonntag, wird von den Gläubigen die Entsendung des Heiligen Geistes gefeiert. Das erste Pfingstfest fand an einem der großen jüdischen Wallfahrtsfeste, dem Wochenfest (Schavuot) statt. Als Erntedank für die Weizenernte, aber auch zur dankbaren Erinnerung an den Bundesschluss Gottes mit seinem Volk und die Übergabe der Zehn Gebote am Sinai. Dieses jüdische Fest wurde am 50. Tag (griechisch Pentekoste – daher unser Name Pfingsten) nach dem Pesachfest gefeiert. Bereits im Alten Testament ist vom Geist Gottes die Rede. Somit besteht auch ein Zusammenhang mit dem hebräischen Begriff rûah (Wind, Geist) im Judentum und dem arabischen rūḥ im Islam. Andere Religionen und Traditionen weichen teilweise stark oder gänzlich vom christlichen Verständnis des Heiligen Geistes ab.

Im Neuen Testament wird in der Apostelgeschichte erzählt, dass der Heilige Geist auf die Apostel und Jünger herabkam, als sie zum jüdischen Fest Schawuot in Jerusalem versammelt waren. Als christliches Fest wird Pfingsten erstmals im Jahr 130 erwähnt. Pfingsten beruht also auf einem früheren Fest – Schawuot: das jüdische Wochenfest, das 50 Tage, also sieben Wochen plus einen Tag nach dem Pessachfest gefeiert wird

Die versammelten Jünger wurden vom Heiligen Geist erfüllt: „Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“ Dieses Sprechen und Verstehen werden als Pfingstwunder bezeichnet.

Hier geht es nicht um theologische Fragen, wie die Definition der Trinität oder Klärung des berühmten filioque (stellt noch heute einen wichtigen dogmatischen Unterschied zwischen der römisch-katholischen Kirche und den aus ihr erwachsenen reformatorischen Kirchen einerseits und den orthodoxen Kirchen andererseits dar), das die Kirchen so lange trennte. Was bedeutet heute in Österreich für den Einzelnen, für das Land und auch für unser Europa das Erfülltsein vom Heiligen Geist?

„Verstehen“ wir einander? Hören wir einander zu? Interpretieren wir das richtig, was das Gegenüber gesagt hat. Reflektieren wir auch das Gesagte? Schon da bieten sich für den Einzelnen viele Möglichkeiten. All das findet noch in der „gemeinsamen Sprache“ statt.

Verstehen wir auch die „Fremden“, die zu uns gekommen sind? Ich finde es ein positives Zeichen, dass nicht nur diese Fremden unsere Sprache lernen müssen, sondern dass z. B. auch Arabisch-Kurse für Österreicher angeboten werden (gehalten von jenen Fremden, die neu in unserem Land sind). Aber es geht ja nicht nur um die Sprache. Es geht ja auch um das Verstehen der Kultur des anderen. Dazu gehören auch das Achten fremder Gebräuche – das gilt für beide Seiten. Und beide Seiten sollten bedenken, dass ihre jeweilige Freiheit nur soweit geht, solange sie nicht die Freiheit des anderen bedroht. Vielleicht ist es uns allen auch eine Aufforderung, darüber nachzudenken, dass sowohl im Judentum als auch im Christentum, aber auch im Islam „der Geist“ eine Rolle spielt.

In Österreich gibt es derzeit einen politischen Neustart – vielleicht wäre es sinnvoll, zuerst einander zuzuhören, bevor – öffentliche – Äußerungen zum politischen Gegner gemacht werden. Und in Österreich gibt es auch noch Wahlen, vielleicht sollten sich viele Wähler damit auseinandersetzen, wofür der jeweilige Kandidat steht, welche Auswirkungen das für das Land haben wird, bevor er Slogans wiederholt.

Und in Europa wäre ein Verständnis für die Probleme des anderen Landes sinnvoll. Vielleicht sollten doch nicht nur immer die Vorteile für das eigene Land im Auge behalten werden. Auch hier gilt es „vor der eigenen Tür zu kehren“.

Möge Pfingsten manche dieser meiner Pfingstwünsche erfüllen und auch heute ein Pfingstwunder eintreten.

Was bedeutet uns Pfingsten heute? 

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