Allerlei Persönliches

Im Volksgarten und im Theseus Tempel

Zuallererst möchte ich den vielen, vielen Menschen danken, die mir zu meiner Urenkelin gratuliert haben, nicht nur mir, besonders dem Baby und der Familie. Es ist herzerfrischend, wieviel Anteilnahme in diesen doch manchmal recht bösen Medium steckt. Wir sind doch nicht so!

Somit retourniere ich all diese guten Wünsche und werde mich bemühen, auch in Zukunft mehr „Freude“ zu verbreiten.

Heute habe ich etwas gebrodelt und bin erst am Nachmittag außer Haus gegangen – es war notwendig, trotz angesagtem Regen, der auch dann prompt eingesetzt hat. Wir hatten nämlich fast kein Brot mehr, und beim Brot sind wir heikel, es muss ein Roggenbrot, ohne spezielle Gewürze, von einem bestimmten Bäcker sein.

Aber nur das Brot holen war mir dann doch nicht genug, also habe ich meine „Runde“ angetreten, die mich ja über Burggarten, Heldenplatz in den Volksgarten führt. Die Rosenblüte dort ist wirklich spektakulär! Wenn’s halbwegs machbar ist, sollten sie hingehen. Und „meine Platane“, die ja jetzt total gestutzt zum Habitat-Baum gemacht wurde, treibt aus allen Ecken und Enden. Das freut mich, und das stimmt mich doch auch optimistisch, sie ist nicht kaputt, vielleicht doch nur ein wenig krank.

Aber heute war der Theseus Tempel offen. Und diese Gelegenheit, einmal hineinzugehen, musste ich doch wahrnehmen. Der Theseus Tempel wurde zwischen 1819 und 1823 von dem Hofarchitekten Peter von Nobile errichtet und sollte ein einziges zeitgenössisches Kunstwerk beherbergen: Antonio Canovas aus weißem Marmor geschaffene Skulptur Theseus besiegt den Kentauren. Fast siebzig Jahre lang stand das Meisterwerk allein im Theseus Tempel, bis es 1890 in das gerade fertiggestellte Kunsthistorische Museum übersiedelt wurde, wo es sich noch heute auf der Prunkstiege findet. Ursprünglich hatte Canova den Auftrag für die Theseus Gruppe von Napoleon I. erhalten. Nach der Niederlage des Franzosenkaisers übernahm Franz I. die Skulptur.

Der Theseus Tempel wurde als dorischen Tempel als Nachbildung des antiken griechischen Tempels des Hephaistos in Athen gebaut. Der Tempel wurde durch Katakomben unterkellert, die über ein seitlich des Tempels stehendes Häuschen zugänglich waren. Hier wurden ausgewählte Skulpturen der kaiserlichen Antikensammlung aufgestellt. Aufgrund von Feuchtigkeitsschäden musste die Antikenpräsentation 1841 wieder abgebaut werden.

Ab 1901 wurde der Theseustempel provisorisch zur Ausstellung von Funden aus Ephesos, gelegentlich auch für Kunstausstellungen verwendet. 1921 bis 1938 fanden im Theseus Tempel regelmäßig Ausstellungen der Vereinigung Donauländischer Künstler statt. Vor dem Theseus Tempel steht die von Josef Müllner 1921 geschaffene Bronzefigur eines jugendlichen Athleten. Der Theseustempel wurde 2008 bis 2010 einer umfassenden Renovierung unterzogen und wird vom Kunsthistorischen Museum als Ausstellungsort genutzt.

Dort findet derzeit eine Ausstellung statt, in der allerdings nur eine Installation zu sehen ist. Diese steht eindeutig im Zusammenhang mit der Ausstellung im Weltmuseum: auf dem Rücken der Kamele.

Zeinab Alhashemis Installation befasst sich mit dem veränderten Stellenwert der Kamele auf der arabischen Halbinsel. Sie untersucht die Auswirkungen des Ölbooms in der Golfregion auf die kulturelle Bedeutung der Kamele und das Zusammenleben mit diesen Tieren, die zur Existenzsicherung, als Transportmittel und kultureller Referenzpunkt einst eine zentrale Rolle spielten.

In ihren skulpturalen Kompositionen verwendet Alhashemi Kamelfell und Leder, das in Al-Ain, einer Oasenstadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten, gegerbt wird. Das Leder, das auf verschiedene Oberflächen aufgezogen wird, bildet skulpturale Landschaften, vermeintlich ungleiche Formen und Objekte kreuzen sich. Es verweist damit darauf, wie Mensch und Kamel sich gemeinsam an ihre Umwelt anpassen. (All das kann man in einem Film sehen, der im Innenraum des Theseus Tempels gezeigt wird).

Das Verhältnis von Fortschritt und Niedergang zieht sich durch Alhashemis Werk. Wie Seine Hoheit Rashid bin Saeed Al Maktoum, Gründer des Emirats Dubai, es formulierte: „Mein Großvater ritt ein Kamel, mein Vater ritt ein Kamel, ich fahre einen Mercedes, mein Sohn fährt einen Land Rover, sein Sohn wird einen Land Rover fahren, dessen Sohn aber wird ein Kamel reiten.“

So beschreibt die Künstlerin ihre Installation: Für die Installation „There May Exist“ habe ich Ölfässer zu einer Pyramide gestapelt. In dieser Arbeit setze ich mich eingehend mit der umfassenden Transformation auseinander, die die Vereinigten Arabischen Emirate erfasst hat, nachdem dort Öl gefunden wurde. Ein Material mit auffälliger Textur scheint aus dem Inneren der Pyramide hervorzuquellen und die Ölfässer zu bedecken: Eine Darstellung des Wandels, ausgelöst vom folgenschweren Ölfund. Die Pyramidenform ist eine Ode an den Fortschritt, errichtet aus ebenjenen Fässern, mit denen sich die Vereinigten Arabischen Emirate in die Moderne katapultiert haben.

Die Kamellederskulpturen  ermöglichen dabei einen visuellen Dialog über das reichhaltige kulturelle Erbe der Golfregion sowie die ständige Suche nach Identität im Angesicht der fortschreitenden Industrialisierung.

Die Geschichte der Vereinigten Arabischen Emirate ist eng mit dem Kamel verbunden, spielten die Tiere doch eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Region. Bevor Öl gefunden wurde, waren Kamele für den Transport, den Handel sowie das Überleben in der Wüste unverzichtbar. Selbst nach der Entdeckung der Ölvorkommen behielten die Kamele ihren hohen Stellenwert. Der traditionelle Sport des Kamelrennens wurde zu einem Symbol des kulturellen Erbes und der Identität. Die Vereinigten Arabischen Emirate investieren in Kamelzucht und groß angelegte Rennevents – und vereinen dabei Moderne und Tradition miteinander. Heute hat das Kamel in den Vereinigten Arabischen Emiraten den Stellenwert einer kulturellen Ikone, die Verbindung mit der Herkunft aus der Wüste wird damit bewahrt.

Der leere Innenraum des Theseus Tempels hat mich jedenfalls nicht beeindruckt, von außen mag ich das Gebäude aber sehr.

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