Ein gemütliches Abendessen, ein interessanter Spaziergang – mit Überraschungen

Gestern waren wir verabredet: meine Freundin – aus Griechenland, aber geborene Österreicherin. Ihre anfängliche „Beziehung“ war zur Zeitung „die Presse“ und damit zu meinem Mann – aber es hat sich herausgestellt, dass wir eigentlich Freundinnen (geworden) sind. Unsere Kontakte laufen über WhatsApp – und gelegentliche Besuche meiner Freundin in Wien (früher noch gemeinsame Besuche in Griechenland).  Ich bin sehr dankbar für diese Freundschaft.

Ich habe meine Freundin vom Hotel abgeholt und wir sind in die Drei Hacken gegangen. Meine Freundin, zieht bei ihren Wiener Aufenthalten, „wienerische Restaurants“ vor. Noch dazu konnten wir gestern im Schanigarten sitzen. Gegessen haben wir je einen Spargelfisch und nachher gemeinsam einen Kaiserschmarrn. Hat uns geschmeckt!

Und wenn man so auf der Straße sitzt, nimmt man auch seine Umgebung wahr. Und schräg gegenüber sammelten sich immer mehr Menschen, die z.T. in das sonst leere Lokal hineingingen, wieder herauskamen … Manche hatten Bierflaschen in der Hand, aber sonst keine Getränke und auch nichts zu essen.

Neugierig wir wie schon waren, haben wir beim Weggehen einen der dort Stehenden gefragt, was denn da stattfände; er meinte eine sehr freundlich: eine Skulpturenausstellen. Wenn schon, denn schon, das wollten wir uns dann anschauen. Es waren Skulpturen, manche von vergrößerten Alltagsgegenständen. Nirgend fanden wir den Namen des Künstlers oder Namen oder Kommentare zu den Objekten.

Dann, in einer Ecke, wo man sich ums Bier anstellte, fanden wir Zetteln – in englischer Sprache mit einem Gedicht des Künstlers und Photos und Texten zu den ausgestellten Stückern. Und auf einem zweiten (hektographiertem Zettel) eine Analyse des Werks des Künstlers.

Darauf entdeckten wir auch die Mail-Adresse einer Galerie. Wir fanden, dass die Organisation etwas wenig effizient war – obwohl wirklich sehr viele Leute gekommen waren und befragten eine junge Dame dazu, die uns wiederum sehr freundlich antwortete, dass sie das organisiert hätte. Ich glaube, dass die vielen wirklich netten jungen Leute keine Kaufabsichten hatten. Falls es Sie interessiert: der Künstler heißt Benjamin Hirte, aus Aschaffenburg, lebt in Wien. Als ich nach einer Biographie fragte, wurde mir mitgeteilt, die könnte mir per Mail zugeschickt werden. (jetzt, denn zu Hause habe ich einiges über ihn im Netz gefunden (auch alles in englischer Sprache).

Wieder etwas gelernt!

Meine Freundin liebt Wien, die Gassen, die Häuser, die Blumen, die Restaurants also gingen wir in der Umgebung noch ein wenig Spazieren. Es war schon ein wenig dämmrig.  Und diese Ecke von Wien ist ja sehr romantisch. Immer wieder ein Blick auf den Stephansturm aus einem anderen Blickwinkel, wie er gerade so aus den umliegenden Häusern – alten und neuen, Efeu-bewachsen oder nicht – herausragt. Alte Höfe mit Durchgängen zu anderen Gassen, Stiegen (leider mit Graffiti beschmiert) …

Spezialgeschäfte, in denen noch gearbeitet wurde, z.B. ein Säckler (Lederhosenschneider). Falls es Sie interessiert, wir waren in der Nicolaigasse (eröffnet 1785 nach der Demolierung des Nikolaiklosters am Anger, seit 1795 nachweisbar, eine Sackgasse parallel zur Singerstraße), der Blutgasse (welchem Umstand die Blutgasse ihren Namen verdankt, ist bis heute nicht sichergestellt. Die Version, dass 1312 die Templer in ihrem Hof (Fähnrich Hof) erschlagen worden seien und das hierbei vergossene Blut der Gasse ihren Namen gegeben habe, ist von Forschern als Legende entlarvt worden. Das Blutgassenviertel gehört zu den ältesten und interessantesten Gebieten in der Innenstadt. In den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts wurde das Blutgassenviertel assaniert und revitalisiert). Wir durchquerten auch die Kumpfgasse (Ihren Namen verdankt die Kumpfgasse möglicherweise dem Kumpf, dem Walktrog der Tuchmacher und Wollweber, die in der Wollzeile und deren nächster Umgebung in größerer Zahl ihren Wohnsitz hatten. 1302 befand sich dort ein Ramhof, Hof mit den Rahmen der Woll- und Tuchweber). Wir diskutierten auch die Fenster, die wir an einem restaurierten Haus entdeckten; dort gehen die Außenfenster, wie es früher war, nicht nach Innen, sondern nach Außen auf, und wenn sie offen sind, werden sie mit Haken befestigt. Sie sind schwer zu putzen!  Die Grünangergasse war kaum zu vermeiden (benannt nach einer sich hier bis ins 12. Jahrhundert erstreckenden Gemeinschaftswiese („Anger“) der Wiener Bürgerschaft.)

In dieses Viertel kann man immer wieder kommen und etwas Neues entdecken. Weiter spazierend fiel uns die Kapistrankanzel am Stephansdom auf.  Aber auch am Stephansplatz „Plakatausbesserer“. Wien ist ja jetzt voll mit mehr oder minder „passenden“ Wahlplakaten für die Europawahl. Und diese werden „beschädigt“. Und da ist ein freundliches Team unterwegs, das die beschädigten Plakate überklebt. Das ist ein Job, den manche Parteien beauftragen.

Nach noch einigen Umwegen landeten wir dann letztendlich im Hotel meiner Freundin, das wohl die hübscheste gemütlichste Bar in Wien hat, im überglasten mit Bäumen bestandenen Innenhof des Hotels Zum König von Ungarn.

Ich liebe mein Wien!

Ein gemütliches Abendessen, ein interessanter Spaziergang – mit Überraschungen

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