Mein gestörtes Verhältnis zu unserem Safe

Da sitz ich jetzt, voll Tatendrang – und mein “Arbeitsinstrument“, mein Laptop will gar nicht so wie sonst. Ich komm‘ und komm‘ einfach nicht  „hinein“, kann nicht ordentlich zugreifen – und bin wieder einmal ziemlich hilflos. 

Es ist schon erschreckend, wie abhängig ich damit, sogar in meinem Tagesablauf, von der Verfügbarkeit der technischen Mitteln geworden bin. Ich „bin ja in Pension“, und frei in meiner Zeiteinteilung. Ich könnte jetzt ohnedies schon länger „Aufgeschobenes“  in Angriff nehmen. Aber es lässt mir halt keine Ruhe – ich schau immer wieder nach, ob „es“ nicht doch wieder funktioniert.

Worüber soll ich nur schreiben, wenn ich nicht recherchieren kann?

Aber da ist mir zum Glück der Zufall zu Hilfe gekommen. Dazu muss  ich aber ausholen.

Ich habe ein gestörtes Verhältnis zu unserem Safe. Den Safe, samt zwei Schlüssel (also ein altmodisches Stück) haben wir vom Vormieter übernommen.  Ich habe ihn kaum genutzt, soviel „Wertvolles“ hatten wir eigentlich nicht, und für Sparbücher etc. hatte ich – als Bankangestellte  -schon länger einen kleinen Safe in der Bank gemietet.  Ich nutzte ihn so selten, dass ich mich immer bemühen musste, mich an das Codewort zu erinnern, um and den Safe in der Bank heranzukommen. Die Safe-Schlüssel zu Hause hob mein Mann auf.

Dann kamen schlimme Zeiten – das Gebäude der Bank wurde verkauft – die Safes mussten geräumt werden. Mein „Banker-Herz“ hat schon geblutet, diese Safe-Anlage war eben zur Zeit der Errichtung des Bankgebäudes installiert worden, und hatte so einen Hauch von Nostalgie. Ich nahm meinen Sohn mit, um den Safe auszuräumen, im Wesentlichen waren es die Gold- bzw. Silbermünzen, die meine Vorfahren gesammelt bzw. mir geschenkt haben, die wir aus dem Safe holten. Gleich drauf versuchten wir die Goldmünzen „gerecht“ zu teilen, sie waren aus verschiedenen Zeiten, hatten verschiedene Denominationen, damit jedes, meiner zwei Kinder einen möglichst gerechten Anteil bekommen würde.  Das Angebot einen anderen Safe in einer anderen Filiale zu mieten habe ich damals (von später gesehen: dummerweise) abgelehnt – wir hatten ja den Safe zu Hause.

Und darin befand sich jetzt auch ein wenig Schmuck, den mir mein Mann geschenkt hatte, es waren seine Lieblingsgeschenke für mich. Und mein Mann – der ja dann behindert war, übertrug mir das „Handling“ also Öffnen und Schließen des Safes, wo nebst Sparbüchern nun auch z.B. Reserveschlüssel  für die Wohnung, das Haus in Pernitz und das Auto aufbewahrt wurden. Damit übergab mir mein Mann auch die Safe Schlüssel. Es waren zwei Stück in einem unansehnlichen Papiersackerl, die ich in einer der vielen Bibliothekswände in einer für mich leicht erreichbaren Höhe hinter den Büchern (konkret Napoleon-Biographie) aufbewahrte.

Dann kam die unglückliche Geschichte mit dem Anruf eines (wie sich  hinterher herausgestellt hat:  falschen) Polizisten. Darüber habe ich hier geschrieben (unter Warnung 1 und 2) und bin in verschiedenen Fernsehsendungen dazu interviewt worden. Das hat dafür gesorgt, dass mich sogar jetzt noch Leute auf der Straße erkennen und ansprechen. Naja.

Aber während dieser „Vorgänge“ mit dem falschen Polizisten, habe ich sogar die Safe Schlüssel aus der Bibliothekswand geholt, und den Safe aufgesperrt, um die fein säuberlich getrennten Goldmünzen hervorzuholen. Dazu muss ich noch bemerken, dass diese so weit unten im Safe lagen, dass ich auf die Knie gehen musste – und das Aufstehen aus dieser Position ist für mich ziemlich beschwerlich, wenn ich mich nicht an irgendetwas hochziehen kann. Ich war wirklich wie hypnotisiert damals.

Seit damals wollte ich den Safe nicht mehr öffnen.

Nach einiger Zeit nach dem Ableben meines lieben Mannes sind zwei meiner Enkel bei mir eingezogen. Um Platz für sie zu machen, mussten auch manche Bücherwände weichen (auch dabei hat mein Herz wieder geblutet) und viele Bücher verteilt oder weggeben werden. Manche dieser verbliebenen Bücher wurden nur in andere Stellagen geräumt.  Das konnte ich alles nicht allein machen, sondern meine Enkel haben mir tatkräftig geholfen. An die Safe-Schlüssel dachte ich beim Umräumen nicht.

Der Safe blieb unberührt, in dieser Zeit.

Und nun kürzlich haben meine beiden „Kinder“ und ich einiges dokumentiert, das in meinem Todesfall für sie relevant sein könnte. Unter anderem, wo sich der Safe Schlüssel befände. Na gut, wir überprüften das, die Napoleon-Biographie stand nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz, aber weder am ursprünglichen Platz noch hinter der an anderer Stelle aufgefundenen Napoleon-Biographie lagen die Safe Schlüsse.

Naja, es bestand ja kein aktueller Bedarf. Man versicherte mir, ich könne ja einen Experten für Schlossöffnungen kommen lassen, das wäre für diesen kein Problem. Aber der guten Ordnung halber müsste doch irgendetwas geschehen.

Ich bat lieber meine Haushaltshilfe diese Schlüssel in der großen Bücherwand zu suchen, ich hätte das ja auch selber machen können, aber ich balanziere nicht gar so gerne auf der hohen Leiter, die dazu erforderlich ist. Und meine Haushaltshilfe erklärte mir, wie sie alles (Vorhandenes) fände (mit Hilfe des Heiligen Antonius). Und sie fand das schon leicht zerrissene Sackerl und beide Schlüssel, in einem anderen Sektor der Bücherwand.

Jetzt muss nur noch eine neuer Platz gesucht werden (die Schlüssel  befinden sich nicht hinter der Napoleon Biographie, sollten Sie vielleicht bei mir einbrechen wollen).

Mein gestörtes Verhältnis zu unserem Safe

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