Villach und die Eisenbahn

Hier in Warmbad Villach kommt man um die Eisenbahn nicht herum. Allüberall kann man die Züge hören, das Rollen der vielen Personen- und besonders Lastzüge, und auch das Pfeifen der Lokomotiven (nur tagsüber). Und die Bahn und der Bahnbau hat auch die Gegend geprägt. Viele der Gründe in dieser Gegend gehörten den Eisenbahngesellschaften. Und man erkennt auch am Hausbau in bestimmten Gegenden, dass diese Häuser für die Bahnangestellten gebaut worden sind.  Die Gleisanlagen der Südbahn schneiden die Gegend grundsätzlich in zwei Teile

Um diese Einleitung ein wenig zu erläutern: gestern bin ich hier in Warmbad ein wenig spazieren gegangen, diesmal lag mein Weg diesseits und dann jenseits der Eisenbahnlinie. Meist hört man die Z üge nur, an manchen Stellen kann man sie auch sehen.

Die Eisenbahn spielte besonders in der Vergangenheit in Villach eine große Rolle. 1864 erreichte die Südbahn Villach, der bald entstehende wichtige Bahnknotenpunkt begünstigte den erneuten Aufschwung der Stadt.

Die Kärntner Bahn wurde als Flügelstrecke von der k.k. priv. Südbahngesellschaft errichtet und reichte von Marburg bis Villach. Die ursprüngliche Konzession (1856: Marburg–Villach–Brixen mit Zweig Villach–Görz) hatte eine AG inne, welche das Baukapital für dieses große Projekt jedoch nicht aufbringen konnte. Es blieb beim „Klagenfurter Spatenstich“ 1857.

Drei um 1865 entstandene Aufnahmsgebäude von Bahnhöfen entlang des Wörthersees wurden aus Töschlinger Marmor erbaut. Es handelt sich um Krumpendorf, Pörtschach und Velden. Das Aufnahmsgebäude von Pörtschach steht unter Denkmalschutz

Diese Konzession ging sodann an die Creditanstalt, welche sie zum Teil (Marburg–Villach) an die k.k. priv. Südbahngesellschaft weitergab. Die restlichen Projekte ließ man vorerst fallen. Der Streckenabschnitt von Marburg bis Klagenfurt wurde am 1. Juni 1863 eröffnet. Am 30. Mai 1864 wurde die Strecke dann bis Villach dem Betrieb übergeben.

Erst aufgrund politischer und strategischer Überlegungen entschloss man sich später, auch eine Verbindung von Villach über Lienz nach Franzensfeste zu errichten, um eine Verbindung der Südbahn mit der Brennerbahn herzustellen. Dies erfolgte mit der Anlage der alten Drautalbahn und der Pustertalbahn, die beide am 20. November 1871 eröffnet worden waren. Das Projekt Villach–Franzensfeste wurde mit finanzieller Stützung des Staates hergestellt.

Nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie lag die Strecke plötzlich in drei unterschiedlichen Staaten und verlor somit ihre historische Einheit. Mit der Teilung der Pustertalbahn wurde deren österreichische Strecke mit der alten Drautalbahn und der Kärntner Bahn zur aktuellen Drautalbahn zusammengefasst, während die italienische Pustertalstrecke ihren Namen behielt. Der österreichische Abschnitt ist immer noch von Marburg aus kilometriert. Zwischen der Abzweigung der Rosentalbahn in Klagenfurt und der Abzweigung der Rudolfsbahn Richtung Tarvis in Villach wurde sie Teil der neuen Südbahnführung.

Da die Abzweigung der Lavanttalbahn im nun slowenischen Unterdrauburg lag, war für Züge zwischen dem Lavanttal und Klagenfurt ein Korridorverkehr notwendig, bis in den 1960er Jahren die neu erbaute Jauntalbahn die entstandene inländische Lücke schloss.

1901 wurde von der Regierung der Bau einer zweiten Eisenbahnverbindung mit Triest beschlossen, wobei im Rahmen der geplanten Karawankenbahn die Flügelbahn Villach–Rosenbach (ursprünglicher Stationsname: Bärengraben) einerseits die bereits bestehende (umwegige) Strecke Villach–Klagenfurt entlasten, andererseits die kostspielige Ausgestaltung der Strecke Villach–Tarvis–Aßling hintanhalten sollte. Das betreffende Gesetz zur Herstellung mehrerer Eisenbahnen auf Staatskosten trat 1901 in Kraft und gab den bis Ende 1905 reichenden Bau- und Investitionsrahmen vor.

In den Kriegsjahren 1915 – 1917 war Villach als frontnahe Stadt gegenüber Italien Sitz des Kommandos der 10.Armee.

Im II. Weltkrieg wurde die Stadt 1944/45 durch 52 Luftangriffe schwer getroffen, etwa 300 Menschen kamen dabei um, 1300 Gebäude wurden vernichtet oder schwer beschädigt hauptsächlich auf Grund, dass Villach ein Bahnknotenpunkt ist.

Die Organisation der Österreichischen Staatseisenbahnen und der vom Staat betriebenen Privatbahnen war in einer Verordnung aus 1882 geregelt. Der zufolge stand unter dem K.K. Handelsministerium eine K.K. Direction für Staats-Eisenbahnbetrieb in Wien (der ein Staats-Eisenbahnrath beigegeben war). Darunter fungierten k.k. Ober-Bahnbetriebsämter, denen innerhalb eines bestimmten Bezirks die Überwachung des Betriebsdienstes, des Baues, der Bahnerhaltung sowie die Zugbeförderung zugewiesen war (Standorte: Wien, Linz, Salzburg, Steyr, Villach, Innsbruck sowie Spalato).

Mit Auflösung der k.k. Staatsbahnen nach dem Ende der Monarchie wurden für die auf dem Gebiet der Republik verbliebenen Eisenbahnen die Österreichischen Bundesbahnen gegründet. Insgesamt bestanden unter der in Wien neu eingerichteten Generaldirektion, in der die entsprechenden Sektionen des früheren Eisenbahnministeriums aufgingen, vier Direktionen: Innsbruck, Linz, Villach, Wien.

Die Deutsche Reichsbahn übernahm die vier Bundesbahndirektionen nach dem Anschluss Österreichs 1938 als Reichsbahndirektionen, löste allerdings die Direktion Innsbruck bereits zum 14. Juli 1938 auf. Ihr Streckennetz ging an die benachbarten Direktionen Augsburg, Linz, München und Villach.

Nach 1945 wurde von der wieder begründeten ÖBB die Direktionsstruktur aus der Zeit vor 1938 eingerichtet und die Bundesbahndirektion Innsbruck neu gegründet. Im Zuge des Umbaus der ÖBB in einen Konzern in den Jahren 2004 und 2005 wurden die Direktionen aufgelöst. Darüber herrschte in Villach allerdings keine große Freude.

Villach und die Eisenbahn

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