Freundschaft, Genossen und Genossinnen!

Was bedeutet das wirklich? Ist es nur ein Gruß eines Sozialisten an andere Sozialisten? Heute, am 1. Mai 2024 war es jedenfalls so zu hören.

Und allüberall gab es Tafeln rot, mit weißer Schrift: „Freundschaft“.

Freundschaft bezeichnet ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander, dass sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnet. Eine in einer freundschaftlichen Beziehung stehende Person heißt Freund beziehungsweise Freundin. Freundschaften haben eine herausragende Bedeutung für Menschen und Gesellschaften.

Also gut: Im übertragenen Sinne bezeichnet Freundschaft ein gutes und oft vertraglich geregeltes politisches Verhältnis zwischen Völkern oder Nationen (zum Beispiel „deutsch-französische Freundschaft“). Das Gegenteil von Freundschaft ist Feindschaft.

Bis ins 16. und 17. Jahrhundert wurde im Deutschen sprachlich nicht zwischen erworbener und angeborener Freundschaft unterschieden, so dass „Freundschaft“ und „Verwandtschaft“ synonym gebraucht werden konnten

Das Wort Freund als ‚Vertrauter, jemandem innerlich verbundener Mensch‘ bildete sich vom althochdeutsch friunt im 8. Jahrhundert, mittelhochdeutsch vriunt ‚Freund, Nächster, Geliebte(r), Verwandte(r)‘ als Substantivierung des Partizip Präsens von asächs. friohon, aeng. frēogan, anord. frjá, got. frijōn ‚lieben‘. Es bezeichnet neben dem durch Sympathie und Vertrauen Verbundenen bis in die Mundarten der Gegenwart auch den Blutsverwandten.

Der Begriff Spezi bezeichnet süddeutsch, österreichisch umgangssprachlich (auch: Spezl) einen speziellen Freund, also „jemand, mit dem man in einem besonderen, engeren freundschaftlich-kameradschaftlichen Verhältnis steht“. In der Bedeutung für ‚besonderer Freund‘ wurde er Ende des 18. Jahrhunderts verkürzt aus dem gleichbedeutenden Spezial in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sowie bereits älter als specialer Freund (erste Hälfte des 18. Jh.) sowie Specialfreund (zweite Hälfte 17. Jh.) verwendet. Die sprichwörtlichen Speziwirtschaft (österr.: Freunderlwirtschaft) gehört zur Kategorie Nepotismus.

Ein besonders enger, intimer Freund hieß im 19. Jahrhundert Busenfreund, der Begriff wird nur noch „meist ironisch“ verwendet. Es gibt aber auch Busenfeinde! (Und Parteifreunde = Genosse! Doch dazu später.)

Was setzt eine Freundschaft voraus: ist die Basis „Gleichheit“? Ist die Ehe ein Sonderfall der Freundschaft? Das hängt zum einen damit zusammen, dass die Ehe ihren Charakter gewandelt hat. War früher die Ehe noch ein Handel, so ist die Ehe in der Moderne eher von Liebe gekennzeichnet. Wenn die Ehe also eine Liebesbeziehung ist, so wirkt ein freundschaftliches Element.

Bei einer Freundschaft muss eine Übereinstimmung in den Idealen und im Welt- und Menschenbegreifen vorhanden sein. Freundschaft ist auch durch das Wachstum mit- und durcheinander geprägt: „Während ich überall sonst genötigt bin, mich in tausenden Lebenskreisen zu zersplittern, hier ein Stückchen zu nehmen, dort ein Quäntchen zu geben, darf ich dem Freund so gesammelt und umfänglich nahen, wie ich bin und wie ich mich fühle. Meine Existenz ist ihm voll gegenwärtig, er kennt mein Verhältnis zu den Menschen, und versteht, warum ich so und nicht anders handeln muss, denn noch zu dem widersprechenden Tun hat er die inneren Verbindungsfäden in Händen.“ Dieser Definition kann ich nicht ganz zustimmen, sie scheint mir etwas zu idealistisch und daher auch ausgrenzend.

Freundschaft umschließt Menschen, die einander mögen und gern gemeinsam bestimmte Dinge unternehmen. Des Weiteren ist Freundschaft freiwillig und ohne klar umrissene Regeln. Freundschaft ist ein flexibler, dynamischer und multidimensionaler Prozess, dessen Struktur und Funktionen je nach beteiligten Individuen, dem Umfeld und dem Entwicklungsstand der Freundschaft variieren.

Die Ausgestaltung von Freundschaften hängt auch von den Lebensbedingungen ab, die sich von Kultur zu Kultur oft stark unterscheiden und sich im Lauf der Zeit ändern. So ist der Freundschaftsbegriff in Deutschland und Frankreich von der Vorstellung einer „Seelenverwandtschaft“ geprägt, die sich im literarischen Freundschaftskult des 18. Jahrhunderts widerspiegelt. Voraussetzung für ein solches Freundschaftskonzept war unter anderem die zunehmende Mobilität, die die Zwangsbindung ans Geburtsmilieu lockerte und eine Wahl des eigenen sozialen Umfeldes (Freunde, Sexualpartner) ermöglichte.

Bei Personen, die räumlich voneinander getrennt leben mussten, war früher das Schreiben von Briefen ein wichtiges Mittel zur Pflege der Freundschaft. Im 20. Jahrhundert hat die allgemeine Mobilität enorm zugenommen. Errungenschaften wie das Telefon ermöglichten die Pflege von Freundschaften auch über große Entfernungen hinweg. Aber schade ums Briefschreiben ist es schon!

Durch die mittlerweile weitverbreitete private Nutzung des Internets können Freundschaften noch schneller und auch gezielter gefunden werden. Social Media ermöglichen darüber hinaus unkomplizierte „Freundschaften“ auch ohne persönliche Begegnung. In virtuellen sozialen Netzwerken können Benutzer sehr viele „Freunde“ haben, auch solche, die sie nie gesehen haben, von denen sie kaum etwas wissen und die sie auch nicht persönlich kennenlernen wollen.

Freundschaften werden, wenn sie nicht mehr funktionieren, entweder in Schwebe gehalten, d. h. nur noch mit minimalem Aufwand gepflegt, oder beendet. Solche Freundschaftsabbrüche – anders als Trennungen von Sexualpartnern – in aller Regel nicht von Aussprachen und expliziten Aufkündigungen der Beziehung begleitet, sondern erfolgen fast immer schleichend und ohne Aufweis baren Schlusspunkt. Dies geschieht etwa dadurch, dass der Andere immer seltener kontaktiert wird und auch Kontaktgesuche des anderen schließlich ganz ignoriert werden.

Freundschaft ist unter Sozialisten, Sozialdemokraten und Kommunisten ein Gruß, der schon seit dem 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts besteht. Ähnlich wie „Glückauf“ wird „Freundschaft“ auch allgemein von Arbeitern verwendet.

Warum, und ob irgendetwas damit gemeint ist, ist mir leider noch immer nicht klar.

Freundschaft, Genossen und Genossinnen!

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