Zufälle gibt’s:

Man hat mir zwar den Ratschlag gegeben, mich nicht so sehr mit der Vergangenheit zu beschäftigen, aber ich lebe ansonsten sehr in der Gegenwart.

Aber heute war ich in Kagran, hab‘ das Donauzentrum durchschritten, aber Ihnen darüber zu berichten, ist ja nicht besonders lustig. Aber der Umfang des Gebotenen ist ziemlich eindrucksvoll, wer will da noch in die Stadt einkaufen gehen?

Um meine G’schichterln etwas aufzumöbeln, habe ich begonnen Sagen über das Gebiet zu suchen, die waren aber eher langweilig, dabei bin ich aber auf eine Sage gestoßen, die hat sogar eine Gasse betroffen, in der ich einst gewohnt habe:

„Sankt Veit und der Lindwurm

Vor langer Zeit, im Jahre 1115, stand am Gemeindeberg in Ober Sankt Veit ein großer, hohler Lindenbaum. In dem wohnte ein Drache oder Lindwurm der sieben Köpfe hatte, und aus allen sieben Mäulern spie er Feuer und Gift. Er fraß alles: Männer, Frauen, Kinder und auch die Tiere.

Die Menschen beteten, dass Gott sie von dem Untier befreien sollte.

Da kam der Heilige Veit, der seine Einsiedelei ganz in der Nähe hatte. Er besprengte das böse Tier mit Weihwasser und verbrannte Weihrauch. Dadurch starb der Lindwurm. Alle Menschen lobten den Heiligen Veit.

Wenn man heute zum Gasthaus „Zum Lindwurm“ geht, kann man auf dem Weg die Tafel sehen, auf der diese Geschichte in altertümlicher Sprache aufgeschrieben ist. Diese Tafel ist eine Nachbildung.“

Es war unsere erste Wohnung, nach unserer Hochzeit, in der Gemeindeberggasse. Sie wurde erst 1926 so benannt, nach dem Gemeindeberg.  

Der Gemeindeberg (13., Ober-St.-Veit; 319,6 m Seehöhe), ist eine Randhöhe des Wienerwalds. 1878 wurde am Gemeindeberg der Ober-St.-Veiter Friedhof eröffnet, 1925 der letzte Weingarten aufgegeben. In der Zweiten Republik entstanden am Gemeindeberg große städtische Wohnhausbauten (in einer dieser wohnten wir ab 1959). Zu den einst beliebten Ausflugszielen gehörte auch die Einsiedelei.

Der Gemeindeberg gehört zu jenen Jurakuppen am Südufer des Wienflusses, die in der mittleren Jungsteinzeit (nach 4000 vor Chr.) besiedelt gewesen sind (und später von den Illyrern als Wohnplatz wiederentdeckt wurden). Ursache für die Entstehung dieser Siedlungen könnte der Abbau von Hornstein und Jaspis gewesen sein (nachgewiesen für den Flohberg, vor allem aber gut erforscht auf der Antonshöhe in Mauer), der für die Erzeugung von Geräten sehr wichtig war. Reiche Funde und die Lage der Siedlung am Eintritt in das Wiental sprechen dafür, dass der Gemeindeberg nicht nur für den Bergbau, sondern auch für die Sicherung der Verkehrswege bedeutend gewesen sein dürfte. Letzteres wird auch in der Römerzeit und im Mittelalter wichtig gewesen sein, weil auf dem Gemeindeberg eine spätantike Münze gefunden wurde und hausbergartige Verwallungen festgestellt werden konnten.

Noch kurz zum Flohberg: Flohberg (13, Ober-St.-Veit), volkstümliche Bezeichnung. Bei der Verbauung des Geländes im Zwickel zwischen Gober- und Jagdschloßgasse in den Jahren 1958/1959 wurden Reste eines neolithischen Feuersteinbergwerkes entdeckt. Abschläge aus Radiolarit und Siedlungsfunde wie Scherben und Hüttenlehm weisen auf Bergbau- und Siedlungstätigkeit zur Zeit der Linearbandkeramik bzw. der Lengyelkultur.

Ursprünglich hatte die Gemeindeberggasse Hausberggasse geheißen, dann Friedhofstraße (aufgrund des Ober-St.-Veiter Friedhofs), und ab 10. Juli 1894) Gemeindebergstraße.

Vielleicht finde ich demnächst noch ein paar interessante Sagen über die Donaustadt-

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