Was die Stadt so erzählt: auf Umwegen zu zwei kleinen Gassen in der Stadt

Morgen ist der zweite Feiertag im Mai:  Christi Himmelfahrt (altgriechisch ‚die Aufnahme des Herrn‘, lateinisch Ascensio Domini ‚Aufstieg des Herrn‘) bezeichnet im christlichen Glauben die Aufnahme und Erhöhung Jesu Christi als Sohn Gottes zu seinem Vater in den Himmel. Christi Himmelfahrt wird am 40. Tag der Osterzeit, also 39 Tage nach dem Ostersonntag, bzw. zehn Tage vor Pfingsten gefeiert. Deshalb fällt das Fest immer auf einen Donnerstag und wechselt jährlich sein Datum. Die Texte des Himmelfahrtstages selbst sind Ausdruck von Freude: Die Auffahrt in die Höhe wird als Triumph über das Irdische und Eingang in die Herrlichkeit des Vaters verstanden und verbindet sich mit der freudigen Erwartung der Sendung des Geistes.

Dieser Feiertag wird meist zum Anlass genommen, den darauffolgenden Freitag als Urlaubstag (Fenster- oder Zwickeltag genannt) zu nehmen, d. h.  am Mittwoch davor waren früher alle Ausfahrtsstraßen verstopft, weil Viele Kurzurlaub machten.  Diese Zeiten sind für mich längst vorbei, und ich bin – nachdem es am Nachmittag zu regnen aufgehört hat, kurz zu einer Einkaufstour (also Fleischhauer und Bäcker) durch die Stadt aufgebrochen.

Und weil ich Touristenrouten tunlichst vermeide komme ich oft durch Gassen, die man dann kaum beachtet.

Z.B. also die Liliengasse:   Liliengasse (im Ersten Wiener Gemeindebezirk), ein ursprünglich namenloses Gässchen (belegbar ab 1397), welches vor 1622 Armensündergasse (weil die Verurteilten aus dem Amtshaus in der Rauhensteingasse auf diesem Weg zur Richtstätte auf dem Hohen Markt geführt wurden) und ab 1770 Diebs-Gässel genannt wird. Der seit 1821 gültige Name Liliengasse leitet sich von dem 1622-1811 dort befindlich gewesenen Lilienfelder Hof des niederösterreichischen Stifts Lilienfeld ab.

In Fortsetzung der Liliengasse kommt man gleich in die Churhausgasse. Das Areal der Churhausgasse war ursprünglich mit dem Priesterhaus verbaut. Dort, wo sich heute das Deutschordenshaus befindet, bestand hingegen ein Gässchen, das den Zugang von der Singerstraße zum Stephansfreithof (Stephansfriedhof) ermöglichte. Erst als 1309 die Stadt Wien einen Teil des Priesterhauses und das Gässchen an den Deutschen Orden abtrat, entstand die Churhausgasse. Der Deutsche Orden erweiterte das bestehende Deutschordenshaus um das Areal der bisherigen Verbindungsgasse, das Priesterhaus wurde verkleinert, und eine neue Verbindung von der Singerstraße zum Stephansfreithof wurde an dessen Flanke geschaffen – die heutige Churhausgasse. Sie blieb aber bis 1862 namenlos. Zwischen 1674 und 1788 befand sich an der Einmündung der späteren Churhausgasse in die Singerstraße das Hütten- oder Stephanstor als einer der Zugänge zum Stephansfreithof. 1862 erfolgte dann die Benennung nach dem im 18. Jahrhundert anstelle des alten Priesterhauses erbauten Churhauses.

Der Deutsche Orden, auch Deutschherrenorden, Deutschritterorden genannt, ist eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft. Mit dem Malteserorden steht er in der (Rechts-)Nachfolge der Ritterorden aus der Zeit der Kreuzzüge. Der Orden hat etwa 1000 Mitglieder (Stand: 2018), darunter 100 Priester und 200 Ordensschwestern, die sich vorwiegend karitativen Aufgaben widmen. Der Hauptsitz befindet sich heute in Wien.

Die Ursprünge des Ordens liegen in einem Feldhospital bremischer und lübischer Kaufleute während des Dritten Kreuzzuges um 1190 im Heiligen Land bei der Belagerung der Stadt Akkon. Papst Innozenz III. bestätigte am 19. Februar 1199 die Umwandlung der Spitalgemeinschaft in einen Ritterorden und die Verleihung der Johanniter- und Templerregel für die Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem. Nach der Erhebung der Spitalgemeinschaft zum geistlichen Ritterorden engagierten sich die Mitglieder der ursprünglich karitativen Gemeinschaft während des 13. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich, im Heiligen Land, dem mediterranen Raum sowie in Siebenbürgen und beteiligten sich an der deutschen Ostkolonisation. Das führte zu einer Reihe von Niederlassungen mit mehr oder weniger langem Bestehen. Eine zentrale Rolle spielte ab dem Ende des 13. Jahrhunderts der im Baltikum begründete Deutschordensstaat. Er umfasste am Ende des 14. Jahrhunderts ein Gebiet von rund 200.000 Quadratkilometern. Er bestand von 1230 bis 1561. Der Staat umfasste im Kern etwa das Gebiet Alt-Preußens zwischen Weichsel und Memel (das spätere West- und Ostpreußen) sowie als eigenständiges Meistertum Livland im Baltikum bis 1561 etwa das heutige Estland und Lettland.

Durch die schwere militärische Niederlage bei Tannenberg im Sommer 1410 gegen die Polnisch-Litauische Union sowie einen langwierigen Konflikt mit den preußischen Ständen in der Mitte des 15. Jahrhunderts beschleunigte sich der um 1400 einsetzende Niedergang sowohl des Ordens als auch seines Staatswesens. Infolge der Säkularisation des verbliebenen Ordensstaates im Zuge der Reformation im Jahre 1525 und seiner Umwandlung in ein weltliches Herzogtum übte der Orden in Preußen und nach 1561 in Livland keinen nennenswerten Einfluss mehr aus. Er bestand jedoch im Heiligen Römischen Reich mit erheblichem Grundbesitz fort, vor allem in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz.

Nach linksrheinischen Gebietsverlusten im späten 18. Jahrhundert infolge der Koalitionskriege und nach der Säkularisation in den Rheinbundstaaten zu Beginn des 19. Jahrhunderts blieben nur noch die Besitzungen im Kaisertum Österreich. Mit dem Zerfall der Habsburger Donaumonarchie und dem österreichischen Adelsaufhebungsgesetz nach dem Ersten Weltkrieg vom April 1919 ging neben dem Verlust erheblicher Besitztümer auch die ritterliche Komponente in der Ordensstruktur verloren. Seit 1929 wird der Orden von Ordenspriestern geleitet und somit nach kanonischem Recht in der Form eines klerikalen Ordens geführt.

Und nach Durchschreiten der Churgasse befindet man sich nicht mehr am Stephansfreithof, sondern am vielbesuchten Platz um den Dom (dort stehen leider schon wieder so Verkaufshütterln – ich weiß nicht, was da gefeiert werden wird?

Was die Stadt so erzählt: auf Umwegen zu zwei kleinen Gassen in der Stadt

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