Er hoffte auf ein friedliches Miteinander von Judentum, Christentum und Islam

Eine große friedliche Begegnung von Judentum, Christentum und Islam sollte symbolisch auf dem Berg Sinai stattfinden, dem Mosesberg, wie er im Arabischen genannt wird. Dort sollten nebeneinander eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee gebaut werden, um die Eintracht zu bezeugen. Das war der Traum von Anwar as-Sadat, noch ein bedeutender Mann, der sich letztendlich für Frieden einsetzte und einem Attentat zum Opfer fiel.

Anwar as-Sadat, * 25. Dezember 1918; † 6. Oktober 1981, war ein ägyptischer Staatsmann. Von 1970 bis 1981 bekleidete er das Amt des Staatspräsidenten.

Als Nasser 1970 starb, wurde er sein Nachfolger als Staatspräsident. Sadat führte Ägypten zwar in den Jom-Kippur-Krieg 1973, löste in der Folge jedoch das Land aus der engen Bindung an die Sowjetunion und schloss 1979 einen Friedensvertrag mit Israel. Für seine Bemühungen im Friedensprozess mit Israel erhielt er zusammen mit Menachem Begin 1978 den Friedensnobelpreis. Er fiel 1981 einem Attentat von Gegnern seiner Politik zum Opfer.

Mit Nassers Tod am 28. September 1970 übernahm Sadat als Vizepräsident das Präsidentenamt, am 15. Oktober 1970 wurde Sadat durch ein Referendum als neuer Präsident Ägyptens bestätigt.

Der Sechs-Tage-Krieg von 1967 hatte in Ägypten und in der gesamten arabischen Welt ein Trauma hinterlassen. Sadats erster und unerwarteter außenpolitischer Schritt war das Verkünden einer Friedensinitiative am 4. Februar 1971. Der Inhalt seines Friedensplans war folgender: Israel sollte sich aus dem Sinai bis zu den Pässen zurückziehen; im Gegenzug würde Ägypten den Sueskanal wiedereröffnen. Im Anschluss sollte ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet werden, Ägypten würde die diplomatischen Beziehungen zu den USA wiederherstellen, und schließlich sollte mit Hilfe des UN-Sondergesandten für den Nahen Osten, Gunnar Jarring, ein Friedensvertrag mit Israel geschlossen werden.

Es bestanden ernsthafte Zweifel an der Glaubwürdigkeit Sadats, der nur durch fehlende militärische Mittel an einer Fortsetzung des Abnutzungskriegs mit Israel gehindert worden war. Die erste offizielle Reaktion aus Israel kam von Premierministerin Golda Meir. Ihr seien die Äußerungen Sadats „viel zu vage“, sagte sie, und sie sehe in ihnen die „Wiederholung üblicher Phrasen“.

Sadat wies dann am 8. Juli 1972 alle sowjetischen Experten aus aufgrund. Anlass war das erneute Ausbleiben sowjetischer Waffenlieferungen. Sadat verfügte, dass alle Experten (ca. 15.000) Ägypten binnen einer Woche verlassen sollten und sämtliche Ausrüstung, darunter vier MiG-25-Flugzeuge, in die UdSSR zurückgebracht werden sollten.

Sadat begann, einen „begrenzten“ Krieg zu planen mit einer doppelten Zielsetzung: die Ehre der ägyptischen Armee, die sie in der Schmach von 1967 eingebüßt hatte, durch eine Revanche an Israel zurückzugewinnen und die Supermächte – insbesondere die USA – zu alarmieren, um sie zum Eingreifen in den Friedensprozess zu bewegen.

Die Folge dieser Politik war der Jom-Kippur-Krieg. Er begann am 6. Oktober 1973 mit einem Überraschungsangriff. Aber nun engagierte sich Henry Kissinger (Außenminister der USA) in dieser Sache. Kissinger kontaktierte Sadat bereits vier Tage nach Kriegsbeginn, um ihm mitzuteilen, dass durch einen Waffenstillstand eine gute Chance auf eine befriedigende Lösung für beide Kriegsparteien bestünde. Sadat, der unter dem Eindruck der ägyptischen Anfangserfolge stand, lehnte ab. Dies und die Eröffnung der zweiten ägyptischen Angriffswelle am 14. Oktober veranlassten Washington zur Freigabe der Waffenluftbrücke nach Israel. Daher musste der ägyptische Staatspräsident in einen Waffenstillstand akzeptieren. Dasselbe tat Israel, worauf am 24. Oktober das Feuer eingestellt wurde.

Im November 1973 stimmte Sadat einem Sechs-Punkte-Plan von Golda Meir zu. Sie vereinbarten Gespräche Ägyptens und Israels, um zu den Frontlinien vom 22. Oktober zurückzukehren. Diese Verhandlungen wurden unter Aufsicht der Vereinten Nationen geführt. Erst Im Januar 1974 wurde das erste Abkommen zur Truppenentflechtung zwischen Ägypten und Israel unterzeichnet. Mit der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen und dem demonstrativen Abschluss eines Wirtschaftsabkommens war die amerikanische Bereitschaft, Ägypten und Syrien nunmehr scheinbar gleichrangig neben Israel zu behandeln, kundgetan. Die Nixon- bzw. Ford-Regierung machte allmählich ihre Ankündigung wahr und räumte der Nahost- und Ölpolitik nach dem Abschluss des Vietnam-Abkommens 1973 Priorität ein.

Im Gegensatz zu diesen Interessen der USA, die auch eine starke wirtschaftliche Motivation beinhalteten, standen die Forderungen der arabischen Staaten: Rückzug der israelischen Truppen aus den 1967 besetzten Gebieten, Wiederherstellung der nationalen Rechte der Palästinenser und ein Ende der Siedlungspolitik. Der wichtigste Faktor in der Strategie Sadats war aber die Zurückgewinnung des besetzten Landes.

Sadat entschloss sich, selbst vor die Knesset zu treten, um den Repräsentanten des israelischen Volkes klarzumachen, dass es an ihnen liege, zu entscheiden, ob sie wirklich den Frieden wollten. Erstmals erkannte ein arabischer Staatschef das Existenzrecht Israels an, ohne Wenn und Aber.

Sadat forderte die Lösung des Palästinenser Problems, den vollständigen israelischen Abzug aus den besetzten Gebieten einschließlich Ost-Jerusalems, die Anerkennung eines Palästinenserstaates inkl. dessen international anerkannter und sicherer Grenzen, die Begründung bilateraler Beziehungen auf Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen; in der Summe also Gewaltverzicht im Interesse der Lösung von Meinungsverschiedenheiten und die Beendigung des Kriegszustandes im Nahen Osten.

Dazu kam es nicht, aber Sadat konnte den Sinai für Ägypten zurückgewinnen. 1978 erhielten Begin und Sadat für ihren Einsatz für den Frieden den Friedensnobelpreis. In der arabischen und islamischen Welt geriet Ägypten durch den Separatfrieden jedoch in die Isolation.

Am 6. Oktober 1981 kam es zum Attentat bei einer Parade: Sadat wurde von 37 Kugeln getroffen und starb zusammen mit sieben seiner Gäste.

Er hoffte auf ein friedliches Miteinander von Judentum, Christentum und Islam

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