Eine Mahnung

Rafah oder Charkiw dürfen nicht zu „Srebrenica“ werden

Die UN-Generalversammlung hat den 11. Juli zum Internationalen Tag des Gedenkens an den Völkermord in Srebrenica 1995 erklärt, bei dem mindestens 8.372 Menschen getötet, Tausende vertrieben und ganze Gemeinden zerstört wurden.

Vorweg: Srebrenica ist eine Stadt im Osten von Bosnien und Herzegowina, nahe der Grenze zu Serbien. Seit dem Abkommen von Dayton gehört sie zur Republika Srpska, einer von zwei Entitäten von Bosnien und Herzegowina.  Die Gemeinde hatte zur Volkszählung 2013 etwa 13.500 Einwohner, das entspricht einem durch den Bosnienkrieg bedingten Bevölkerungsverlust von fast zwei Dritteln gegenüber 1991.

Srebrenica wurde unter dem Namen Srebrenik erstmals im Jahre 1376 erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt hatte es sich jedoch bereits zu einem wichtigen Wirtschafts- und Handelszentrum der westlichen Balkanhalbinsel entwickelt, dessen Bedeutung vor allem auf den reichen Silberbergwerken der Umgebung beruhte. Bereits die Römer wussten von den Erzvorkommen und beuteten sie aus. Dann hatte sich dort eine größere Kaufmannskolonie der Ragusaner etabliert, da diese den Silberhandel innerhalb Bosniens kontrollierten und der Export über den Seeweg fast ausschließlich über den Hafen von Ragusa (Dubrovnik) abgewickelt wurde. Im Laufe des 14. Jahrhunderts siedelten sich zahlreiche deutsche Bergleute in der Region an, die den Silberbergbau weiter vorantrieben und ebenso wie in Siebenbürgen als „Sachsen“ bezeichnet wurden.

In der Folge kam es immer wieder zu Eroberungen – durch die Serben, Rückeroberungen durch die Bosnien und letztlich Eroberung durch die Osmanen. Der Berliner Kongress stellte 1878 die osmanischen Provinzen Bosnien, Herzegowina sowie den Sandschak von Novi Pazar unter Verwaltung der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Die formale Annexion der Provinzen erfolgte im Jahre 1908. Im Ersten Weltkrieg war eines der Hauptkampfgebiete der Region in Ostbosnien und der Drina gelegen, von wo aus die Einheiten Österreich-Ungarns in Richtung Königreich Serbien vorrückten. Auch im Zweiten Weltkrieg war Srebrenica Kriegsschauplatz.

Bosnienkrieg: am 17. April 1992, elf Tage nach Beginn des Bosnienkrieges, wurde Srebrenica erstmals von serbischen paramilitärischen Kräften angegriffen. Dabei kam es zu Plünderungen und Verwüstungen. Am 6. Mai sammelten sich die bosniakischen Truppen zur Rückeroberung der Stadt. Nun flohen die ersten Serben aus der Stadt bzw. wurden vertrieben. Die Zahl der tatsächlichen serbischen Opfer ist bis heute umstritten.

Im Sommer 1992 begann die dreijährige Belagerung der Stadt. Erst im März 1993 traf der erste Hilfskonvoi der UN in Srebrenica ein. Zwischenzeitlich hatte sich die Bevölkerungszahl durch Flüchtlinge aus den umliegenden Gebieten deutlich erhöht. Am 16. April 1993 erklärte der UN-Sicherheitsrat durch die Resolution 819 Srebrenica zur UN-Schutzzone.

Internationale Aufmerksamkeit erfuhren im Juli 1995 die Stadt und die Lage der Flüchtlinge in der bosniakischen Enklave – damals eine UN-Schutzzone –, als bosnische Serben unter Führung des Generals Ratko Mladic die Stadt eroberten, über 8000 männliche Personen ab 13 Jahre verschleppten und im Massaker von Srebrenica ermordeten.

Bosniaken zogen nach Ende des Krieges nur zögerlich in die Stadt und das Umland zurück. 2020 hielten sich der bosniakische und der serbische Bevölkerungsanteil in etwa die Waage. Arbeitslosigkeit, Armut und Korruption blieben weit verbreitet. 2007 gab es von Bosniaken den Versuch, sich von der Republika Srpska unabhängig zu machen, diese Initiative scheiterte.

Ratko Mladic werden zahlreiche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnienkriegs zur Last gelegt, darunter die knapp vierjährige Belagerung von Sarajevo und das Massaker von Srebrenica im Juli 1995, bei dem mehr als 8000 bosnische Männer und Jugendliche ermordet wurden. Gegen Mladic lag seit 1995 eine Anklage des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag vor, in der er des gemeinschaftlich mit Radovan Karadzics geplanten Völkermords an Bosniaken beschuldigt wurde. Nachdem er sich fünfzehn Jahre lang einer Verhaftung hatte entziehen können, wurde er am 26. Mai 2011 in Serbien festgenommen und stand am 3. Juni 2011 zum ersten Mal in Den Haag vor Gericht. Am 22. November 2017 wurde er in zehn von elf Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt. Am 8. Juni 2021 bestätigte die Berufungsinstanz am Nachfolgegericht des ICTY dieses Urteil.

Der internationale Gedenktag soll uns alle eine Mahnung sein, dass sich derartige Vorkommnisse nicht wiederholen sollten ….

Eine Mahnung

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