Ich geb’s ja zu: ich lese gerne Thriller – nicht notwendigerweise Kriminalromane, eher so genannte Polit-Thriller. In der Familie werden sie abschätzig entweder als „Schmarrnbücher“ oder auch als „Buchis“ bezeichnet. Aber beim Kauf versuche ich drauf zu schauen, dass sie auch einen Informationswert haben, also z.B. „Origin“ von Dan Brown. Ich habe auch die vorhergehenden „Langdon-Bücher“ gelesen und fand sie immer spannend und interessant. „Origin“ spielt in Bilbao und Barcelona und der „Mehrwert“ liegt für mich (für andere vielleicht schon) nicht so sehr in der Beschreibung der Städte und vor allem des Guggenheim Museums und besonderer Kunstschätze dort, sondern in der Beschreibung der von den Guten und den Bösen eingesetzten Technik. Das sehr vermenschlichte Computerprogramm, eigentlich eine der Hauptpersonen, ist für mich schon eine Zukunftsvision. Das Königshaus und besonders die Kirche kommen nicht besonders gut weg!
Der kürzlich herausgekommene Ken Follett „Das Fundament der Ewigkeit“ kehrt wieder weiter in die Geschichte zurück: Es gilt als Band 3 der Kingsbridge Saga, hat aber mit deren Inhalten wenig zu tun, außer, dass es an dem selben Ort spielt. Der Inhalt ist diesmal die Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Protestanten in England und in Frankreich, wobei es nicht eigentlich um Glaubensinhalte geht, sondern um Machtausübung einerseits und Toleranz andererseits. Es beginnt im Jahr 1558 und gipfelt in der Bartholomäusnacht, 23. – 24 August 1572 (ein Massaker an französischen Protestanten, den so genannten Hugenotten, anlässlich der (vermeintlich der Versöhnung dienenden) Hochzeit des Protestanten Heinrich von Navarra (des späteren Königs Heinrich IV.) mit Margarete von Valois in Paris.) Wie oft bei Follett sind die handelnden Personen sowohl fiktiv als auch reale historische Figuren. Das Buch ist spannend, wenn auch zuweilen vorhersehbar. Mir hat die Trilogie Sturz der Titanen, Winter der Welt, Kinder der Freiheit, besser gefallen, eigentlich weil ich mit diesem 20. Jahrhundert doch wesentlich vertrauter bin.
Der Erscheinungszeitpunkt liegt schon etwas länger zurück, aber „die Leopardin“ von Ken Follett hat mir auch gut gefallen. 1944, im besetzten Frankreich versucht die Resistance das deutsche Heer zu behindern. Unterstützt werden sie von wagemutigen Engländern. Die Deutschen werden als arrogant und eher dümmlich dargestellt. Damals lebten die deutschen Offiziere halt noch wie „Gott in Frankreich“ – allerdings nicht mehr lange!
Ein weiteres Buch, das vielleicht sogar etwas dazu beitragen kann, die Geschichte des Sudan bzw. auch den „Islamischen Staat“ im Irak und Syrien auch im zwanzigsten Jahrhundert besser zu verstehen, ist „Triumph der Sonne“ von Wilbur Smith. Viele von uns haben über die Belagerung von Karthum gelesen oder gehört, oder auch über die Schlacht von Omdurman. Auch ist manchen unter uns Älteren der Film „Karthoum – der Aufstand am Nil“ mit Charlton Heston und Laurence Olivier noch in Erinnerung.
Auch hier ein Roman sowohl mit fiktiven als auch realen Personen und vielen realen Fakten dieser Zeit. Im Sudan, der ab 1821 unter die Herrschaft der osmanischen Vizekönige (Khediven) von Ägypten gekommen war, begann 1881 der Mahdi-Aufstand. Muhammad Ahmad hatte sich zum Mahdi erklärt und im November 1883 mit seinen todeswütigen Reitern in der Schlacht von Scheikan die ägyptische Armee zerschlagen. Auf Grund der desolaten Lage der ägyptischen Truppen in Sudan wies die britische Regierung daher im Dezember 1883 Ägypten an, die Sudan-Provinzen aufzugeben. Dazu mussten allerdings tausende ägyptische Soldaten, britische Zivilangestellte und deren Angehörige aus dem Sudan evakuiert werden. Die britische Regierung beauftragte deshalb Charles George Gordon nach Khartum zu gehen, um von dort aus die Evakuierung zu organisieren.
Gordon wurde zum Generalgouverneur mit exekutiven Vollmachten ernannt. Er erreichte Khartum am 18. Februar 1884. Bevor die Mahdisten die Stadt am 12. März einschlossen und zu belagern begannen, konnte er noch ca. 2500 Frauen, Kinder, Kranke und Verwundete nach Ägypten evakuieren. Der militärische Anführer der Belagerer war der spätere Nachfolger des Mahdi Abdallahi ibn Muhammad.
Gordon unternahm eine Reihe von Versuchen, die Moral der Verteidiger zu erhöhen. Er ließ Siegesmeldungen über heraneilende britische Truppen verkünden und mietete Häuser für die Unterbringung derselben an. Die Bevölkerung hungerte.
Die britische Regierung sandte aber keine Entsatztruppen, da sie die Sudan-Provinzen ohnehin aufgeben wollte. Andererseits konnte sie Gordon nicht opfern und forderte ihn auf, sich zu retten. Gordon antwortete: „I am in honour bound to the people“ (Ich bin den Menschen hier in Ehre verpflichtet). In dem Buch wird Gordon als „Sturschädel“ dargestellt. Im Sommer 1884 wird eine Armee, die so genannte Gordon Relief Expedition, ausgesendet. Allerdings war diese nicht vor November 1884 abmarschbereit. Die Hauptstreitmacht (River Column) rückte mit Dampfern und Booten auf dem Nil vor. Gleichzeitig marschierte das so genannte Camel Corps direkt durch die Wüste. Aus der Belagerungsarmee von Khartum wurden daraufhin einige Tausend Mann abgezogen. Diese Armee stieß am 17. Januar 1885 in der Schlacht von Abu Klea auf das Camel Corps. Die Engländer konnten mit 1.500 Mann die zahlenmäßig weit überlegenen 10.000 Mahdisten schlagen.
In Khartum waren inzwischen die Vorräte verbraucht und die Verteidiger erschöpft. Am Morgen des 26. Januar traten 50.000 Mahdisten zum Angriff an. Die Angreifer hatten den Rückgang des Frühjahrshochwassers des Nil abgewartet und griffen daraufhin in Booten die nur schwach verteidigte Flussseite Khartums an. Sie stürmten und plünderten die Stadt und töteten Gordon. Die Mahdisten stellten den Kopf Gordons als Trophäe in ihrem Feldlager aus. Am 27. Januar gerieten zwei Dampfer der Gordon Relief Expedition unter Gewehrfeuer. Am 28. Januar trafen die Dampfer in Khartum ein. Sie gelangten in Sichtweite des Gouverneurspalasts und mussten feststellen, dass jede Hilfe zu spät kam. Der Mahdi-Aufstand gilt als der erste erfolgreiche Aufstand einer afrikanischen Bevölkerungsgruppe gegen den Kolonialismus. Das Kalifat von Omdurman existierte 15 Jahre und wurde 1898 durch eine anglo-ägyptische Streitmacht zerstört.
All das – und über viele fiktive private Schicksale in diesem Umfeld kann man in diesem Buch lesen. Selbst ohne Fiktion wäre es spannend genug.
Wenn Sie nun erwägen das ein oder das andere Buch zu verschenken – und es vielleicht vorher lesen wollen, dann tun Sie’s gleich. Ich habe alle über Kindle gelesen – der Vorteil: man benötigt kein Licht in der Nacht (geht aber zulasten des Schlafes!)