Ein paar Vorschläge zum derzeit tobenden „Gruß-Streit“.

Es gibt so viel mehr als Grüß Gott und Guten Tag

Wenn man grüßt, erweist man dem Gegrüßten Respekt. Also – so meine ich – sollte man aufpassen, welche Grußworte man verwendet. Einer der als sehr konservativ einzustufenden Bekannten meines Mannes hat mir erzählt, wie respektlos er es findet, mit „Hallo“ angesprochen zu werden. Ein „Hi“ wurde selbst ihm nicht entboten. Vielleicht hätte ihm „g‘schamster (gehorsamer) Diener“ besser gefallen, aber das ist eben aus der Mode gekommen. Und noch etwas wäre vielleicht in Frage gekommen: „habe d’jere“ (habe die Ehre); aber das, so glaube ich, wird eher von Taxifahrern gegenüber ihren Kunden verwendet.

Mir gefällt auch „Servus“, sowohl zum Gruß und Abschied. Um Servus sagen zu können muss man eigentlich per Du sein. Wir haben es früher viel verwendet, es setzt eine gewisse Vertrautheit voraus, war früher unter der gehobenen Beamtenschaft üblich (da gab es auch die Anrede z.B. Du, Herr Ministerialrat).

Früher wurde „Baba“ nur für die Verabschiedung von Kindern verwendet, heute ist es auch unter „g’standenen“ Erwachsenen üblich (manchmal wird es ergänzt durch „und fall net“) . Auf Wiedersehen oder auf Wiederschaun wäre zweifelsfrei angemessener.

Ich führe hier „Tschüss“ hier nur an, weil es leider üblich ist, kann es aber gar nicht leiden. Meine Enkelgeneration weiß das, du verwendet es in meinem Beisein dann eher doch nicht. Stattdessen gefällt mir z.B. „Pfiat Di“ oder „Pfiat God“ (eigentlich abgekürzt behüte Dich – Gott oder der Himmel). Ciao verwenden jene gerne, die sich eher „Bobo-affin“ benehmen. In gehobenen Kreisen verwendet man dafür eher das Adieu.

Als ich noch im Beruf stand, gab es dreierlei Begrüßungsformeln: Grüß Gott (das wurde mit von den als „politisch als schwarz“ einzustufenden verwendet). Wenn man mit „Grüße Sie“ angesprochen wurde, konnte man davon ausgehen, dass der Betreffenden eher aus dem „Roten Lager“ kam. Diese Anreden wurden zwischen ca. 11 bis 14 Uhr durch ein politisch neutrales „Mahlzeit“ ersetzt.

In Corona-Zeiten, die diesbezüglich schon vorbei zu sein scheinen, fügte man jeder Abschiedsgrußformel auch zuweilen ein „ xund (gesund) bleiben“ hinzu.

Die Corona-Zeit hat auch der „Bussi-Bussi“ Begrüßung und Verabschiedung ein Ende bereitet, aber ich fürchte, es kommt schon wieder zurück. Ja, aber da hat man einander auch nicht die Hände geschüttelt, sondern allerhand abartige Körperstellen berührt. Das scheint auch vorbei zu sein.

Also: haben Sie einen schönen Tag (have ein nice day)

Ein paar Vorschläge zum derzeit tobenden „Gruß-Streit“.

6 Gedanken zu “Ein paar Vorschläge zum derzeit tobenden „Gruß-Streit“.

    1. Moin kommt von „mooi“ und heißt „Guten“, hat also nichts mit Morgen zu tun, sondern ist tageszeitenunabhängig der Wunsch, der Angesprochene möge eine gute Zeit haben.

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  1. Interessanterweise ist sprachlich „servus“, lat. „Diener, Knecht“ eher die gebildete Variante zu „ergebener Diener“. Und doch wird es eher als vertraulich gebraucht.
    Bei den Höflichkeitsregeln ist derzeit einiges im Umbruch. In Frankreich war es eigentlich üblich, das Grußwort mit „Monsieur“, „Madame“ oder „Mademoiselle“ oder den entsprechenden Pluralen zu ergänzen. Das tun heute nur noch Ältere aus höheren Bildungsschichten. Auch die Verwendung der Titel verliert sich – möglicherweise weil die Académie sich der Feminisierung der Titel verweigert, es also keine offiziellen weiblichen Formen gibt.

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