Mein Ührchen

Beim doch relativ kürzlich stattgefundenen Aus- und Umräumen wanderte auch eine Vitrine aus. Der Inhalt wurde größtenteils unter den Anwesenden Kindern und Kindeskindern aufgeteilt und es blieben nur wenige Dinge übrig, die ich dann in die Hand nahm und entscheiden musste, was damit geschehen soll. Darunter war eine kleine Standuhr (in der Größe einer Taschenuhr). Herzig- das ist vielleicht der falsche Ausdruck dafür – vielleicht „niedlich“?

Indem ich „nicht gehende“ Uhren nicht mag, habe ich sie zu meinem Uhrmacher getragen. Ich bin sehr froh, noch einen Uhrmacher für alte Uhren zu haben, denn ihrer gibt es nur mehr wenige in Österreich – also 46! Und davon gehören nur 6 einer etwas jüngeren Generation an. Viele sind darunter, die bis ins hohe Alter den Beruf ausüben. Und Lehrlinge sind für dieses Gewerbe sehr schwer zu finden. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, diesen Uhrmacher zu kennen, der derzeit sogar einen Lehrling (also eine junge Dame) ausbildet. Schade, dass dieser Beruf so wenig populär ist.

Neben dem Ziffernblatt mit Zeigern weist die Uhr noch Gravuren auf: 11.09. (also den Tag von nine-eleven: Terroranschläge am 11. September 2001  waren vier koordinierte Flugzeugentführungen mit nachfolgenden Selbstmordattentaten auf symbolträchtige zivile und militärische Gebäude in den Vereinigten Staaten von Amerika. Sie wurden vom islamistischen Terrornetzwerk al-Qaida unter der Führung von Osama bin Laden geplant und von 19 seiner Mitglieder verübt, darunter 15 Staatsangehörige Saudi-Arabiens. Die Anschläge forderten 2996 Todesopfer und werden mitunter als Zäsur in der Geschichte der Auseinandersetzung zwischen der westlichen und der arabischen Welt gedeutet) 1897 und ebenso 11.09.1922. Das hat also nicht mit einander zu tun. Auf der Rückseite ist „Franz“ eingraviert. Es gab einen Onkel Franz in meiner Familie, einen (älteren) Bruder meines Vaters, der aber vor meiner Geburt, so wurde mir berichtet, bei einem Unfall ums Leben gekommen wäre und zwar während der Umstellung von links-auf rechts-Fahren.  Da gab es zeitweise keine gesamtösterreichische Regelung. Also mit den Gravuren  konnte ich nun leider garnichts anfangen. Und schade ist auch, dass ich nicht genau weiß, wie diese Uhr in meinem Besitz gelangt ist. Ich gehe davon aus, dass sie aus dem Nachlass meiner Großmama mütterlicherseits stammt, und über deren (unverheiratete) Tochter, also meine Tante M. etwas unbeachtet zu mir gewandert ist.

Der Uhrmacher untersuchte das gute Stück, meine, dass es aus Silber wäre und in der Jugendstilperiode geschaffen worden wäre. . Er riet mir, sie richten zu lassen, konnte mir aber vorneweg keinen Preis nennen. Er meinte, das Richten würde aber dauern, in ca. drei Monaten sollte ich wieder nachfragen. Naja, da ich öfter bei seinem Geschäft vorbeigehe, winkte er mir immer zu und meinte, dass er überlastet wäre.

Eine weitere Uhr, die man noch dazu täglich aufziehen muss, habe ich ja nicht gerade vermisst, aber auf meinem Schreitisch, trotz sämtlicher herumstehender Hardware, wie PC, Drucker, Scanner, Modem, vieler Kabel etc. sowie sonstigem Schreibkram würde sie sich doch sehr gut ausmachen. Nach fast mehr als einem Jahr war es dann endlich soweit. Ich schaute wiederum einmal in seinem Geschäft vorbei und mir wurde mitgeteilt, dass ich nur noch wenige Tage warten müsse, bis ich die Uhr, also das Ührlein  bekommen könnte. Sie befände sich derzeit in der Testphase.

Ich freute mich sehr und nach ein paar Tagen kam der Anruf, ich könne sie nun holen. Jetzt steht die Uhr hier, geht ziemlich genau, ich muss sie nur jeden Tag aufziehen, aber das tue ich bei allen anderen alten Uhren auch, die bei mir herumstehen und -hängen und freue mich darüber.

Vielleicht fällt mir in Zukunft einmal eine Geschichte ein, die zu Gravuren passen könnte … Ein Jubiläum vielleicht?

Mein Ührchen

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