Geburtstage, Feiern, Geschenke

Heute hätte, meine lieber seit 5 ½ Jahren verstorbener Mann seinen 91. Geburtstag. Tommy hätte seinen Neunziger so gerne erlebt,  aber es waren ihm nur 85 Jahre gegönnt gewesen. Davon waren allerdings 25 Jahre mit Behinderung, Tommy war halbseitig (rechts) durch eine Gehirnblutung gelähmt. Das war damals in seinem 61 Lebensjahr geschehen.

Und, mein Mann feierte auch gerne, seine „runden Geburtstage “ waren fast immer „Events“ gewesen, so z.B. der 60er! Es war nicht nur ein Fest gewesen, sondern mehrere, aber das „Große“ hatte im Lusthaus im Prater stattgefunden. Und zu Geburtstag des Chefredakteur der Presse waren sie auch alle gekommen, die Politiker aller Couleurs, die Berufskollegen,  aber auch ehemalige Studien- und Schulkollegenfreunde. Und selbstverständlich Familie und Freunde. Wir alle erinnern uns, wie sehr Tommy – innerfamiliär Tusch genannt –  dieses Fest genossen hat.  

Und das Jahr darauf: der 61. Geburtstag, den haben wir im Allgemeinen Krankenhaus gefeiert, „nur“ mit der Familie. Mein Mann hatte mindestens 10 Kilo abgenommen, er durfte ein Sechszehntel Wein  – ausnahmsweise – trinken. Aber der Wiedererwerb der durch die Gehirnblutung verlorenen Fähigkeiten verlief positiv und wir hofften alle auf „unser altes Leben“. Das ist nicht ganz so gekommen, aber dennoch ein weiteres, langes, gutes gemeinsames Leben stand uns dennoch bevor. 

Und runde Geburtstage feierten wir weiterhin, ja, sie wurden um die „halbrunden“ erweitert. Ganz so groß waren sie dann nimmermehr, im Vergleich zu jenem im Lusthaus, aber dennoch kamen noch immer Politiker ….  Wie z.B. damals „auf dem Dach“ des Justizpalastes. .

Privat waren wir nicht so geschickt mit dem Feiern gewesen, dazu war oft zu wenig Zeit. Aber über Geschenke hat sich mein Mann schon freuen können.  Ich habe mir auch zu diesem Thema heftig den Kopf zerbrochen. Es war nicht immer leicht gewesen, denn mit Socken, Hemden etc. konnte man ihn nicht erfreuen. Bücher wären es gewesen, aber in seinem Beruf hat er die „Neuesten“ immer gleich zur Rezension bekommen. Was ihn auch erfreute – Reisen -, die suchte er sich am liebsten selber aus. Einmal habe ich’s mit einer teuren Armbanduhr versucht, aber wie konnte diese in Konkurrenz treten mit der Firmungsuhr.

Nun, einmal habe ich es wirklich getroffen. Mein lieber Mann war ja mit meiner „Alte-Kirschholzmöbel-Sucht“ nicht immer ganz einverstanden, aber … Sein Arbeitszimmer (zu Hause) sollte doch so wie die Büroräume seiner „Altvorderen“ in der Presse aussehen. (Bei uns hängen noch immer Abbildungen der Häuser an den Wänden, in denen sich die Presse produziert  worden war.) Den Schreibtisch hatte Tommy selbst im Dorotheum ersteigert. Aber in ein derartiges Zimmer gehört doch auch ein Stehpult. Nun, ich fand eines – in einem Antiquitätengeschäft. Es war zwar nicht aus Kirschholz, aber gut erhalten. Es wurde vereinbart, es an seinem Geburtstag zu liefern. Die Überraschung war gelungen. Ich glaube schon, dass sich mein Mann gefreut hat. Es war eigentlich ein sperriges Riesenmöbel, passte grad noch in sein Arbeitszimmer. Verwendet wurde es sehr selten, bis gar nicht. Es hatte auch eine Lade, in der mein Mann die „weißen Elefanten“ aufbewahrte. Geschenke, die er nicht verwendete und die dann zur Weitergabe zur Verfügung standen.

Beim „Räumen“, als Platz für die Wohngemeinschaft hier gemacht werden musste,  stand das Stehpult noch lange im Weg herum. Denn in Zeiten der elektronischen Geräte ist in Stehpult im Grunde nicht verwendbar. Meine Enkel haben es dann verkauft – und es geht niemanden ab, nur ich denke zuweilen noch daran.

Wenn ich auch im trüben November nicht so gerne auf den Friedhof gehe, werde ich es doch dieser Tage wieder tun. Obwohl ich meine, dass man nicht auf den Friedhof gehen muss, um der lieben Verstorbenen zu gedenken. (Kürzlich – Allerseelen – war ich mit Enkelin und Urenkelin dort gewesen.)

Heute hat mich ein Freund und Kollege von Tommy angerufen, wie jedes Jahr zu seinem Geburtstag. Das hat mich schon sehr berührt und gefreut.

Abends werde ich ein paar Kerzen anzünden. Vielleicht sogar jene in unserer „Willkommenslaterne“, die wir – auf Wunsch von Tommy  –  immer vor die Tür gestellt haben, wenn Gäste gekommen sind.

Geburtstage, Feiern, Geschenke

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