Zum Ablauf von Schweige-Exerzitien

Wenn Sie sich fragen sollten, was man hier im Kloster in Göttweig während „Schweige-Exerzitien“ so tut, werde ich versuchen es ein wenig zu beschreiben.  Zuallererst es gibt kein Fernsehen, keine Zeitungen etc., etwas, das für mich News-Junkie schon schwierig ist. Allerdings habe ich meinen Laptop mit, wo ich, zugegebenermaßen gegen die Intentionen, doch sehe was Putin wieder tut, womit Lawrow wieder droht, lese (halt on-line), dass Menschen in Gaza hungern und sich (vielleicht) die Konfliktparteien in Jemen doch annähern.

Also früher war das hier angeblich viel strenger: keine Bücher (also nicht lesen) und nur mit der Hand – für sich selbst – schreiben.  Aber ich habe gefragt, ob ich den Blog hier weiterführen darf – und Erlaubnis bekommen.

Es gibt ein Programm, d.h. man kann den Gebeten der Mönche beiwohnen (muss aber nicht). Das beginnt um 6:30 mit den Laudes in der Chorkapelle. Die Laudes (Lobgesang) sind die Morgenhore im Stundengebet und als Morgenlob das liturgische Morgengebet der katholischen, der altkatholischen, der anglikanischen und der lutherischen Kirchen. Es sind Lobpsalmen, die jahrhundertelang fester Bestandteil des liturgischen Morgenlobs waren. Die Laudes werden bei Tagesanbruch, etwa zwischen 6 und 8 Uhr, gehalten. Ihr Ursprung ist in den frühchristlichen Gemeindeversammlungen am Morgen zu sehen, mit denen der Auferstehung Jesu Christi gedacht wurde. Die Chorkapelle befindet sich in der Kirche, hinter dem Altar, ist ein freundlicher (warmer) Raum, in dem am Rand die Patres im Chorgestühl sitzen, wir also Besucher im Kloster, dürfen auf Sesseln davorsitzen.  

Gleich darauf 7:15 folgt die Heilige Messe in der Krypta, in der Unterkirche.

Ich gebe zu, dass ich diesmal an diesen beiden „Veranstaltungen“ nicht teilnehme, weil ich überhaupt schlecht schlafe, dafür aber am besten in der Früh. Das heißt, mir ist das alles viel zu früh.

Anschließend gibt es dann ein Frühstück im Gästehaus, wo wir auch wohnen.

Am Vormittag gibt es Einzelgespräche mit einzelnen Mönchen des Klosters.  Sie dauern mindestens eine halbe Stunde und haben Probleme, Verhaltensweisen etc. zum Inhalt. Sie sollen helfen, diese Schweigezeit optimal zu nutzen.

Um 12 Uhr versammelt man sich wieder zum Mittagsgebet in der bereits oben erwähnten Chorkapelle. Auch hier werden hauptsächlich Psalmen gebetet. Ich gebe zu, man kann all dem folgen und mitlesen und mitbeten, wenn man sich in den Büchern auskennt, die aufliegen. Nun mir wird jeweils geholfen, indem mir von Nachbarn die Seite gezeigt wird, wo man die jeweiligen Texte findet. Das wird teilweise gesungen – und von einem Zupfinstrument begleitet. Ich finde das sehr schön, so lange wurden schon diese Texte immer wieder gebetet (psalmodiert).

Um 12:30 gibt es ein Mittagessen wieder im Gästehaus.  

Der Nachmittag eignet sich zu Wanderungen in der wirklich wunderschönen Umgebung hier. Angeboten wird diesmal hier auch um 16 Uhr Qigong-Übungen.  Ich habe einmal teilgenommen, am nächsten Tag hat aber dann die Wanderung doch zu lange gedauert und ich war einfach zu müde.

Um 18 Uhr findet die lateinische Vesper in der Kirche statt. Die Vesper („Abend“) ist die Abendhore im Stundengebet und somit als Abendlob das liturgische Abendgebet im Christentum. Die Psalmen und Cantica, Antiphonen, Kapitel, Fürbitten und Orationen wiederholen sich an den einzelnen Wochentagen im Vier-Wochen-Rhythmus (Vierwochenpsalter), außer an Feiertagen und in der Advents-, Weihnachts-, Fasten- und Osterzeit. Hochfeste und Sonntage haben ein eigenes Formular für die erste Vesper am Vorabend und die zweite Vesper am Abend des Tages selbst, da Sonntage und Hochfeste liturgisch bereits mit der ersten Vesper beginnen.

Hier werden sie in lateinischer Sprache gesungen, auch hier kann man mitlesen (bzw. die dabeistehende Übersetzung lesen).  Aber auch dabei muss man das Buch, zur Verfügung steht gut kennen, um der Vesper folgen zu können. Ich finde es schwierig genug, dem lateinischen Text immer zu folgen (wenn notwendig, die Übersetzung zu lesen). Man kann selbstverständlich auch  sich das alles nur anhören und sich versenken, ohne die Texte zu verstehen (ich für mich halte das nicht so sinnvoll – aber jeder soll das halten wie der will, oder auch fernbleiben).

Um 18:30 gibt es wieder das Abendessen.

Und um 19:45 findet die Komplet in der Krypta  Ist die Vesper die letzte Hore des Tages, die in Gemeinschaft gebetet wird, wird häufig die der Zeit im Kirchenjahr entsprechende marianische Antiphon angefügt, die ansonsten die Komplet beschließt. Früher waren fünf Psalmen vorgesehen.

Manchmal wird noch eine stille Anbetung vorgesehen oder es findet ein gemeinsames Singen statt.

Zu Silvester gibt es noch ein Lucernar in der Stiftskirche. Das Luzernar (Lichtfeier genannt) ist ein gottesdienstliches Element, das im rituellen Entzünden des Lichtes bei Einbruch der Dunkelheit besteht.

Nun, wie Sie sehen ist man durchaus „beschäftigt“ und unterwegs zwischen dem Gästehaus, der Kirche, bzw. den darinnen befindlichen Chorkapelle und der Krypta.

(Ich muss zugeben, ich habe nicht immer geschwiegen, besonders während des Spazierengehens oder am Abend bei einem Glas Göttweiger Weins)

Zum Ablauf von Schweige-Exerzitien

Hinterlasse einen Kommentar