Ja, ich habe demonstriert.

In Wien, für Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechte

Also Ja, ich war gestern „auf der Demo“. Ich uralte Person, fand es erforderlich dabei zu sein – dabei war ich noch nie auf einer Demo gewesen. Angeschaut hatte ich mir schon viele, aber dabei war ich nie gewesen.

Petrus war sichtlich gegen diese Demo (bei ihm herrschen wohl noch eher hierarchische Strukturen). Denn es schüttete. Ich ließ mich nicht aufhalten und strebte zum Ring, denn ich war mit meinem Enkel und seinen Freunden beim Tor des Volksgartens, gegenüber vom Parlament verabredet. Naja. Dieses war gar nicht so leicht zu erreichen, denn ab der Ecke zum Burgtheater wurde es eng. Aus der Richtung Universität strömen die Menschen herbei.  Ich wurstelte mich mühsam durch und hielt etwas verspätet, bei besagtem Tor. Mein Enkel war nicht da, wenn er irgendwo so eingekeilt war, wie ich, war’s kein Wunder. Ich versuchte anzurufen, es funktionierte nicht. Ich wartete dort, beobachtete die Menschen, es waren viele Junge, aber eigentlich mehr „Mittelalterliche“. Auch Alte waren gekommen. Viele Paare, manche mit Kindern. Manche waren auf den Zaun des Volksgartens geklettert, um mehr zu sehen. Gesehen habe ich von meinem Standort gar nichts, gehört nur sehr schlecht. Es waren nicht die besten Lausprecher, die im Einsatz waren. Manche klatschten zu Äußerungen, aber da ich sie nicht verstanden hatte, nahm ich vom Klatschen Abstand. Es kam zwar ein Anruf von meinem Enkel, aber verstehen konnte ich ihn nicht. Manche der Teilnehmer trugen Tafeln, zumeist „handgefertigt“ aus Pappendeckel, mit mehr oder minder klugen Aufschriften. Es hatte zu regnen aufgehört, es nieselte nur noch. Wenigstens wurden viele Schirme abgespannt, allerdings über den Köpfen der Menge ausgeschüttelt. Da konnte man ganz schön nass werden.  

Eines muss ich aber sagen, trotz der wirklich üblen Drängerei: alle bleiben freundlich! Leid tat mir nur ein Paar, sehr elegant gekleidet schön frisiert – die zum Burgtheater durchdrängten, ob sie wohl rechtzeitig hingekommen sind? Ich bezweifle es!  (Ich gehe erste heute am Abend dorthin)

Somit beschloss ich einen Platz zu suchen, von wo ich wenigstens besser hören würde. Der Einsatz von Ellbogen zum Vorwärtskommen wäre vielleicht effektiver gewesen (wurde von wenigen auch praktiziert), so ging’s halt gar nicht bis sehr langsam weiter.  Manchen schoben ihre Kinderwagen durch, andere ihre Fahrräder – das war leider tückisch, die sah man nämlich nicht, und ich stolperte – aber es war so eng, dass man nicht umfallen konnte. Kleine Kinder hatten es nicht leicht, bei ihren Eltern zu bleiben. Einige junge Frauen hatten miteinander eine Kette gebildet, und teilte so die Menge vor sich.

Während der ganz argen Drängerei, als nichts mehr weiter ging, bekam ich schon ein wenig Platzangst. Ich überlegte, was jetzt passieren würde, wenn ich ohnmächtig würde. Denn ich hatte auf meinem ganzen Weg von der Hofburg, über den Ballhausplatz zum Volksgarten – Ring, während des gesamten Geschiebes keinen einzigen Polizisten gesehen. Eine Rettung, die doch sonst immer am Rand von Demonstrationen stehen, hatte ich auch nicht erblickt.  Da war mir dann kurzfristig schon „entrisch“.

Na endlich hatte ich einen Platz gefunden, (direkt gegenüber vom Parlamentseingang) wo ich besser hörte. Oder lag es am Sprecher? Es war Cornelius Obonya. Es ging dabei hauptsächlich um Menschenrechte – für alle, keine Abschiebungen, und um demokratische Grundwerte. Als die Menge „Nazis raus! skandierte, verstummte er kurz. Nach seiner Rede wurde Musik gespielt.

Nachdem ich ohnedies jetzt bei der U3 Station angelangt war, und das Gedränge etwas lockerer wurde, beschloss ich, nach Hause zu gehen. Ich hatte mit vielen anderen bewiesen, dass uns die Werte der Demokratie eben nicht „wurscht“ sind.

Befriedigt ging ich über den Heldenplatz – also entlang des Volksgartengitters, wo noch einzelne Menschen standen, die versuchten zu hören was sich vor dem Parlament so abspielte. Zwei „Securities“ checkten, ob die Schlösser bei den Eingängen unbeschädigt waren. Am Ballhausplatz war es ganz ruhig. Durch die Hofburg wanderte ich zum Josefsplatz – da war für „alles Walzer“ zum Ball in der Hofburg vorbereitet. Und ab da war „business as usual“.

Für die Berichterstattung in der ZIB1 kam ich zu spät. Aber dann trudelte auch mein Enkel ein, erzählte von der vorgetragenen Rede von Elfriede Jelinek (diese kann ich heute zum Glück in der Zeitung „der Standard“ nachlesen). Und von einem Zwischenfall: Palästinenser wollten die Demo kapern, aber Menschen mit Israel Fahnen wollten sie daran hindern – da hätte aber dann die Polizei eingegriffen, so habe ich es nur von meinem Enkel erfahren.

Hinterher habe ich gehört, dass es in Wien 80 000 gewesen wären, und auch in anderen Städten wäre demonstriert worden. Gut so!

Ich habe dort FÜR Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechte demonstriert, und nicht wie es auch in den Medien geschrieben steht, GEGEN Rechts und gegen den Impfwahnsinn.

Ja, ich habe demonstriert.

8 Gedanken zu “Ja, ich habe demonstriert.

  1. Christa Reitermayr schreibt:

    Liebe Frau Chorherr,
    herzlichen Glückwunsch zur „Demo“-Premiere! Ich war auch dort. Bei Ihren Zeilen musste ich an meine Mutter und an meine Tante denken. Sie waren keine „BerufsdemonstrantInnen“, aber 1993, bei der großen Demo über die Ringstraße, war es den beiden wichtig, dabeizusein. Auch für die beiden war es damals das erste – und einzige Mal. Sie sind beide schon vor einigen Jahren verstorben. Es bedarf keiner Altersgrenze, um Statements gegen Ausgrenzung, Rassismus und „Remigration“ zu setzen. Mein Freund, der bei diversen Demos immer die Teilnehmerinnenzahl zählt, meint übrigens, es könnten an die 50 000 Personen gewesen sein. Immer noch eine ordentliche Anzahl, gemessen am Wetter und der Vorankündigung (ca. 3 Tage vorher). Und Veranstalterinnen runden die Zahlen gern nach oben auf ;-). Ich hatte übrigens ein nettes Erlebnis mit Menschen aus meiner zweiten „Hoamat“, dem Mühlviertel (mein Vater stammt von dort), die extra aus Ottensheim/ Walding gekommen waren.
    Liebe Grüße
    Christa Reitermayr

    Like

Hinterlasse einen Kommentar