Es trifft mich schon! Auch wenn ich schon längst in Pension bin.

Kündigungen im IT-Bereich der Bank Austria

Ich lese: die Bank Austria soll hunderte Mitarbeiter in Wien beim AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet haben.  Betroffen sind 280 Mitarbeiter in der IT-Zentrale in Wien. Die Mitarbeiter wurden darüber informiert, dass die UniCredit Services GmbH bis November aufgelöst wird. 200 Mitarbeiter davon stehen vor der Kündigung, 80 sind Bankdelegierte und kommen zurück in die Zentrale bzw. Filialen. Genau in diesem Umfeld habe ich lange gearbeitet. Wir haben uns immer bemüht, hochwertige Systeme zu entwickeln, die den höchsten Kundenansprüchen genügen sollten. Ich war anfänglich auch „delegiert“. Für mich wäre Rückkehr an einen Bankarbeitsplatz (mit völlig anderen Anforderungen) nach einem Leben in Informationstechnologie sicherlich keine Option gewesen. Ich hätte unter diesen Umständen einen Arbeitsplatz in einer anderen Bank oder bei sonst einem Anbieter von IT-Jobs gesucht.

Heute bin ich Kunde und meinen Ansprüchen entsprechen die derzeit in Betrieb befindlichen Systeme eher nicht. Aber bei der Bank handelt es sich auch nicht mehr um die Creditanstalt oder die Bank Austria, sondern um eine regionale Filiale der Unicredit – die überall den Ton angibt.

Die UniCredit Services GmbH war bisher für IT-Leistungen der Bank Austria zuständig. Die IT wird künftig nach Rumänien und Italien verlegt. Einige Mitarbeiter haben das Angebot nach Italien zu übersiedeln, nicht einmal eine Handvoll überlege jedoch, dieses anzunehmen.

Bei uns Österreichern war es ja schon ein Problem, einen Mitarbeiter dazu zu bringen von z.B. Innsbruck nach Wien zu gehen, oder umgekehrt, oder sonst wo in Österreich. Österreicher waren nie für ihre Job-Mobilität bekannt. Und natürlich gehen sie schon gar nicht in ein Land mit einer fremden Sprache!

Das Management der Bank Austria sagt dazu: „Im Zuge der laufenden digitalen Transformation im Rahmen von UniCredit Unlocked vereinfachen wir unsere Prozesse, lösen bestehende IT-Systeme ab und konzentrieren uns verstärkt auf moderne Technologien und Infrastruktur, um die nächste Phase unseres Strategieplans voranzutreiben.“ Von Kundenfreundlichkeit ist da nicht die Rede! Aufgrund dieser Transformation seien in der UniCredit Services GmbH bereits im Vorjahr viele Mitarbeiter in die UniCredit Bank Austria integriert worden. Nun werde der Rest der Gesellschaft im Laufe des Jahres geschlossen. Es handle sich bei der IT-Gesellschaft um eine Tochter der UniCredit und nicht direkt um eine Gesellschaft der Bank Austria. IT-Leistungen für diese wurden dort aber erbracht. Ursprünglich sind fast alle Mitarbeiter dieser ausgelagerten Töchter aus der Bank Austria gekommen.

„Der überwiegende Teil der UniCredit Services GmbH Mitarbeiter:innen wurde bereits 2022 in die UniCredit Bank Austria integriert. Die Mitarbeiter: innnen, die noch in der UCS verblieben sind, haben nun die Möglichkeit, zur UniCredit SpA zu wechseln. Darüber hinaus gibt es wie bisher sozialverträgliche und attraktive Lösungen in engem und konstruktivem Dialog mit dem Betriebsrat“, heißt es von der Bank Austria.

Als Kunde ist man ja froh, wenn die Bank spart: man hat nun längere Wege in seltenere Filialen. In den wenigen Foyers werden halt die Geräte nicht rechtzeitig gewartet. Aber die Gebühren werden nicht gesenkt! Und man ist schon sehr dankbar, wenn man einen guten Bankpartner hat (das war für JEDEN Kunden früher selbstverständlich).

Weniger Verständnis allerdings hat man für die Rekordgewinne der ausländischen Mutter dieser „unserer“ Bank: Die Bank-Austria-Mutter UniCredit hat alleine im 1. Halbjahr 2023 einen Rekordgewinn von 4,4 Milliarden Euro eingefahren (naja, alle Assets der Bank Austria konnten ja auch gewinnbringend veräußert werden). Während die Mitarbeiter in Österreich gekündigt werden, erhält der Unicredit-Boss Andrea Orcel einen Millionen-Bonus.

Das ist halt Kapitalismus, ich bin froh, dass ich noch in einer Zeit in der Bank gearbeitet habe, als noch die soziale Marktwirtschaft in Österreich geherrscht hat.

Es trifft mich schon! Auch wenn ich schon längst in Pension bin.

10 Gedanken zu “Es trifft mich schon! Auch wenn ich schon längst in Pension bin.

  1. Ich habe gerade gelesen, dass die Deutsche Bank 3.500 Stellen streichen will obwohl die Eträge gestiegen sind. Das wird sich dann wohl auf die Dividende der Aktionäre positiv auswirken, sonst wäre die Entscheidung ja sinnlos.

    Like

      1. Wir haben eine Freundin, die bei einer Bank beschäftigt war, von der Ausbildung an. Die Bank hat für sie eine zusätzliche Pension eingerichtet. Die Freundin erzählte kürzlich, dass es sowas heute gar nicht mehr gibt.

        Like

  2. Brigitte Handlos schreibt:

    Ich habe die Bank Austria schon vor Jahren verlassen und bin bei der Ersten sehr sehr zufrieden, obwohl die teuer sind.
    Aber die Bank austria pfeift auf Privatkunden, die nur Arbeit machen und nichts bringen. Danke Herr Randa, das haben sie toll versaut!

    Like

      1. Mag. Rudolf Grothusen schreibt:

        Als Berater, Trainer und Coach begleitete ich die DSI, Wave IT-Austria, UGIS, Leasing und andere über 10 Jahre durch viele Veränderungswellen hindurch und bemühte mich stets um eine gute Unternehmenskultur, um Fairness und Ausgleich. Es wurde mir immer schwerer gemacht und ich kam mir vor, wie jemand der am Strand etwas aufbauen soll, obwohl die nächste Flut schon im Anmarsch ist, um wieder alles zu zerstören. Es gab gute Kräfte dort aber auch richtig böse, die zerstörerisch wirkten und leider auch die Macht inne hatten. Irgendwann bin ich dann nach Kärnten aufs Land gezogen und habe den Wahnsinn hinter mir gelassen.

        Like

      2. Die Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, in diesen Einheiten – das ist lange, lange her, waren kompetent, respektvoll und haben sehr gute Arbeit geleistet.

        Like

  3. rgf schreibt:

    Liebe ex-kollegin Christa

    Ich bin einer dieser letzten 200 – klingt wie dieser film über die Spartiaten

    Zu kapitalismus, sozialverträglichkeit und anderem hätte ich auch noch viele worte, spare ich hier aus, für immer oder vorübergehend, wer weiss

    Zu letztem jahr eine ergänzung: einige wurden in die UCBA zurückdelegiert, viele aber mussten schon, haben schon die UCS verlassen. Meine/unsere/viele teil-tätigkeiten wurden an eine externe firma ausgelagert!

    ES WIRD MICH SCHON AUCH TREFFEN! WEIL ICH DEMNÄCHST IN PENSION GEHE.

    Per etwa jahresende soll die UCS mitarbeiterfrei sein, dann bin ich 64. Dann kann ich einen job für meine verbleibenden 10 monate suchen, was eher unrealistisch ist. Das AMS wird mich auch nicht wollen, denn die werden sagen: du hast ja das angebot der PVA eben schon 10 monate früher in pension zu gehen. Ja das angebot habe ich. Also angebot: das schreibt dir die PVA jährlich. Aber dann muss ich mit etwa 8% weniger pension auskommen. Also das AMS wird mich zur PVA schicken, sagen da ist ja dein angebot, sei froh dass du früher gehen kannst. Ja schon, aber wegen lächerlicher 10 monate dann gleich auf ca 8% verzichten müssen, in zeiten wie diesen? Auch nicht grad mein verständnis von sozialgerecht…. Und von UCS bekomm ich dann auch nur die einfache mir zustehende abfertigung-alt, im sozialplan ist für ältere ja nix mehr vorgesehen für einen einvernehmlichen austritt aus der firma, der austritt ist dann eher ein ar…tritt

    Und eine zusatzpension der firma: ja gibt’s auch, wurde einbezahlt…. Aber die ist so gering dass man gar nicht drüber reden will

    Und einen bonus verdient nur das topmanagement, denn es ist allein seine leistung dass der gewinn so hoch ausfällt und der laden so gut läuft. Nenn mich einen zyniker, denn das ist zynismus. Je grösser das unternehmen, je grösser der gewinn desto weniger sind mitarbeiter wert. offenbar und offensichtlich. Zuviele mitarbeiter stören nur, auch wenn firmen es sich locker leisten könnten

    Freilich stimmt auch: das zusammenführen unserer banken bringt synergien, ich hätte aber schon früher mit personellen massnahmen gerechnet.

    Und ja: das banken- oder geldeschäft ändert sich natürlich auch.

    Und früher, so 1960er, 70er jahre sprach noch von bank-beamten, nicht einfach von mitarbeitern

    All diese themen könnte man, ich, noch viel ausführlicher erörtern, aber da ist hier kein platz dafür

    Liebe Christa, danke für deine worte hier – lg r.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar