Wie Träume Erkenntnisse bringen können

Heute früh habe ich einfach verschlafen. Sie werden wohl jetzt sagen: warum überhaupt Wecker, in der Pension? Naja, ich mag Struktur in meiner (noch verbleibenden) Zeit.

Aber in dieser „verschlafenen“ Zeit habe ich einen Traum gehabt, an den ich mich ziemlich genau erinnere (es ist äußerst selten, dass ich mich an Träume erinnere). Ich träumte, dass ich jemand (?) über meine Probleme erzählte, mit denen ich (zu Beginn) meiner Zeit der Arbeit in der Bank konfrontiert war.

Und wenn ich über diesen Traum so nachdenke – sine ira et studio – werden mir einige Ursachen meiner damaligen Probleme erst jetzt klar. (Lang hat’s gedauert).

Ich habe mit den Systemen, die ich entwickelt habe, die damalige „Struktur“ der Bank „angegriffen“. Die Struktur der Bank war streng hierarchisch, ja sogar patriarchalisch. Es gab für fast jede Position einen Titel. Ich habe ohnedies – als Quereinsteigerin – schon mit einem „Inspektor“ angefangen. Gegendert hat man damals auch nicht. Mein Mann hat sich darüber mächtig lustig gemacht, ich habe versucht, dass niemand in meinem Bekanntenkreis diesen Titel erfährt; der ja in Wien eher mit der Polizei assoziiert wird.

Jeder Filialleiter in dieser Bank war wie ein Fürst seiner Domäne, in der er ziemlich willkürlich alles regeln konnte. Die von der Zentrale verlautbarten Standards hat er selbstverständlich eingehalten. Aber selbst in der Kontonummer eines Kunden war zur damaligen Zeit die Filiale abgebildet, in der dieses Geschäft abgeschlossen worden war.

Vielleicht muss dazu gefügt werden, dass ich damals in einer Zeit tätig war, als fast alle Banken den „Privatkunden“ entdeckten. Bis dahin hatten wenige arbeitende Menschen ein Konto gehabt. Den Lohn, den Gehalt gab’s am Monatsende – ausgezählt – im Sackerl. Und plötzlich kam das Geld auf ein Konto. Viele hoben das Geld nach dem Eintreffen dort komplett ab. Überwiesen hat man noch wenig, man bezahlte seine Rechnungen bar.  

Nun gab es plötzlich „viele Konten“, es wurde zwar auch viel neues Personal eingestellt, aber Personal war auch damals teuer und nun waren die „Computerleute“ gefragt, man musste das so genannte „Massen“-Geschäft mit den Angestelltenkunden „automatisieren“.

Ich war eingestellt worden, um „Informationssysteme“ für die Bank zu entwickeln, von einem sehr innovativen Chef, der aber auch nicht sehr in das Bild eines „Bankangestellten“ passte. Es war Franzose und hatte eine etwas andere Auffassung von „Arbeitsweise“, als in der Bank damals üblich. Das lief nicht sehr lange gut. Dann war er weg. Man teilte mir zwar mit, dass das auf mein Verbleiben in der Bank keinen Einfluss hätte, aber mein „Status“ war pfutsch.

Ich musste nun allein mein Projekt „Informationssystem“ definieren. Ich befragte einige „Entscheidungsträger“ nach ihren Informationswünschen …

Letztlich stellte ich den „Kundenbegriff“ in den Mittelpunkt. Viele der Angestelltenkunden hatten noch ein Sparbuch, anderswo als bei der Filiale ihres Angestelltenkontos – und bei Werbemaßnahmen wäre es doch sinnvoll, das zu wissen. Wie sollten wir das nun herausfinden? Wir starteten ein „Namensvergleichsprogramm“. Das war gar nicht so einfach wie es klingt – denn es gibt sehr häufige Namen. Jetzt hatten natürlich manche Kunden ihre Namen nicht überall „gleich“ angegeben. Huber, naja, das schon, aber in einer Filiale war die Dame Gerti und in der anderen Gertrude. Nicht überall war ein Geburtsdatum verlangt worden.

Daher benötigten wir eine Kontrolle und eine Nachbearbeitung. Für dieses „filialübergreifende“ Konzept wurden wir von den „Bankern“ ausgelacht und verspottet. Nachher, als wir es dann online verfügbar machten, war kurzfristig die Hölle los, denn jetzt konnte jeder Bankmitarbeiter alle Kunden sehen (und auch die eigenen Angestellten, sowie das gesamte Management waren Kunden – Herrje.) Wir haben hierauf viel Zeit damit verbracht, „Berechtigungen“ und Sperren einzubauen.

Und von hier, dem Kundenbegriff hätte man auch die später gewünschte Kostenrechnung aufbauen können – aber es gab ja noch immer das Filialnetz … Und dann bauten „systemtreue“ Mitarbeiter die „automatisierte Kostenrechnung“ (eben auf Filialebene – und nicht auf dem Kundenbegriff auf). Wobei in unserem System der Filialbegriff enthalten war …

Es gab auch noch andere Hürden mit den von uns „gebauten“ Systemen, über die erzähle ich ihnen ein andermal.

Wie Träume Erkenntnisse bringen können

2 Gedanken zu “Wie Träume Erkenntnisse bringen können

  1. Der Erfindergeist für diverse interne Banktitel (nach außen waren ja nur die Handlungsvollmacht und die Prokura maßgeblich) in unserem Institut war Legion.
    Um die Flut an Filialdirektoren einzudämmen schuf man für diese beispielsweise den „Dirigent“. Ein besonderes Schmankerl für die titelverliebten Österreicher.
    Zu dieser Zeit (ich trat 1973 in die Bank ein) war man halt ohne Titel nix.

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