Als ich ein Kind war …

War es üblich, dass die Großmutter (in meinem Fall eine Großtante, da meine Großmutter schon lange gestorben war) die ohnedies schon wegen des bevorstehenden Osterfestes aufgeregten Kinder am Vormittag des Karsamstags in die Kirche mitnahm, um dort vor dem aufgebahrten Jesus zu beten. Auch wohl um die Mütter zu entlasten, die damit beschäftigt waren, den Osterkorb (in dem die Lebensmittel lagen, im in der Auferstehungsmesse gesegnet zu werden).

Später wurde diese Installation dann beseitigt.

Es war irgendwie sehr aufregend, denn wir Kinder hatten ja noch nie einen Toten gesehen, stellten unzählige Fragen, die mit dem Wort: heute am Nachmittag wird er auferstehen, beantwortet wurde. Naja, sehr viel klarer war die Situation für uns dann doch nicht.

Am frühen Nachmittag wurden wir alle (Kinder) in der Waschküche gebadet, zogen saubere Sonntags-Kleider an und wurden ermahnt, uns ja nicht mehr schmutzig zu machen. Dann ging’s zum Umgang, wie man das nannte.

Heute, am Vormittag habe in drei Kirchen meiner Umgebung geschaut. In zweien davon war kein Heiliges Grab zu finden, das enttäuschte mich dann doch sehr.  Nur in der Annakirche war in einer Seitenkapelle ein eindrucksvolles Heiliges Grab ausgestellt. Es waren auch Leute dort, die beteten, allerdings keine Kinder.  

Und dann, am Nachmittag (es hat über 20°! Und es ist diesig, Saharastaub) – wo jede Spur vom Heiligen Grab beseitigt sein soll, bin ich dennoch in die Minoritenkirche gegangen. Der Weg dorthin geht fast ausschließlich über „Touristenpfade“. Und ich kann Ihnen berichten, die Massen die unterwegs waren, waren fast beängstigend. Vor allem sind Jugendliche darunter, die auf Kreuzungen um die Wette rennen, und damit normale Fußgänger rempeln – so auch mich.  Ich war empört, rief ihnen laut „Ihr Blödideln“ nach, was sie mäßig beeindruckte, da sie es sicher nicht verstanden haben, da sie für mich chinesisch ausgeschaut habe. Da ich mich wegen derartiger „unbändiger“ Burschen schon einmal ziemlich verletzt habe, war ich besonders verärgert. Aber was soll‘s.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass sich Touristen immer dort auch anstellen, wo schon eine Schlange steht, z.B. vor dem Schmetterling-Museum im Burggarten.  

Aber bald kam ich zur Minoritenkirche. Rundherum ist der Flieder in Vollblüte, der helle schon etwas offener als der Dunkelviolette. Und er riecht schon sehr gut. Die Minoritenkirche heißt eigentlich Maria Schnee, und ist die Kirche der Italiener in Wien. Ich bin deshalb hingegangen, weil dort zu Weihnachten immer so schöne Krippen stehen, und habe mich erinnert, dass auch in der Osterzeit dort „Landschaften“ aufgestellt sind, in denen die gesamte Ostergeschichte dargestellt. (Einschließlich: Jesus im Grab).

Auch heuer ist dort eine derartige „Landschaft“ aufgebaut, in der alle Szenen vom Einzug Jesu in Jerusalem, dem letzten Abendmahl, den schlafenden Aposteln im Garten Gethsemane, die Verhaftung Jesu, die Vorführung vor den Tribunaten, die Verhöhnung, das Aufsetzen der Dornenkrone, der Kreuzweg, die Kreuzigung am Golgatha, und letztlich die Auferstehung zeigen. Es steht auch noch am Rand ein verkrüppelter Baum – vielleicht jener, an dem Judas sich aufgehängt hat.

Wenn Sie Zeit finden, gehen Sie dorthin und wenn Kinder dabei sind, kann man ihnen wunderbar die Heilsgeschichte erklären.

Also doch noch ein weiteres Heiliges Grab.  

Als ich ein Kind war …

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