Die Heimreise, anders als erwartet

Heute Abschied von Warmbad Villach. Die Sonne strahlte, der Schnee glitzert noch immer auf den Bergen und die Pfingstrosen gehen auf, die roten Kastanien blühen.

Ich habe halt alles (hoffentlich) zusammengepackt, das Gepäck wurde in den Empfang gebracht, ich habe noch einmal ausgiebig und gemütlich gefrühstückt, es waren das Die Presse und der Standard verfügbar. Dann hat mich das Taxi abgeholt und nicht nur zum Bahnhof gebracht, sondern auch zum Bahnsteig – laut ausgehängtem Plan direkt vor dem Waggon in den ich einsteigen sollte. Der Zug ist aber dann wesentlich weiter nach vorne gefahren. Aber der Hauptbahnhof Villach befindet sich derzeit im Umbau, Lastwagen und Bagger fahren umher, wo sonst Züge rollen.

Ein freundlicher Herr half mir, meinen doch schweren Koffer über die Stufen des Waggons hinauf zu hieven, dann konnte ich das Gepäck abstellen und suchte mir einen Platz, einen mit einem Tisch (war halt nicht mein reservierter).

Naja, das Gegenüber an diesem Tisch wurde dann alsbald von einer Familie okkupiert, eine liebevolle Mutter mit einem kleinen Buben (Vorschulalter) und einem Baby. Also die Nutzung des Tisches konnte ich vergessen, dort breitete die wirklich liebevolle (und auch rücksichtsvolle) Mama das Spielzeug für ihren kleinen Buben aus – Legosteine… Sie war reizend zu ihren Kindern, den Baby sang sie etwas vor, der Bub durfte sich Essen bestellen, das er dann nicht gegessen hat. Statt zu schreiben habe ich dann gelesen.

Ich war jedenfalls sehr froh, dass die Strecke über den Semmering schon frei war.  Die Bahnfahrt dauert immerhin 2 Stunden weniger (als wenn es über Linz geht). Es wird zwar dort immer noch gebaut und es stehen Maschinen und „Bau-Waggons“ umher. Es lagert Material, es gibt Haufen von abgeschnittenen Bäumen und Sträuchern, aber die Strecke ist immer wieder wunderschön. Man kann Carl Ritter von Ghega (* 10. Jänner 1802 in Venedig; † 14. März 1860 in Wien, war ein österreichischer Ingenieur und der Erbauer der Semmeringbahn von Gloggnitz bis Mürzzuschlag) schon sehr dankbar sein.

Der Semmering allein ist schon eine Sehenswürdigkeit. Als Semmering-Fenster oder Semmering-System bezeichnet die Geologie das Gebiet um den Semmering-Pass zwischen Niederösterreich und der Steiermark. Es stellt ein tektonisches Fenster dar, in dem ältere Gesteine (Kristallin) des Ostalpins über jüngere hinausragen – ähnlich wie beim Engadiner und Tauernfenster. Der Anblick ist wirklich spektakulär. Dementsprechend vielfältig sind auch die Gesteine der Semmering Decke, unter denen sich neben Gneisen (aus Graniten hervorgegangene Augen- und Grobgneise sowie Paragneise) verschiedene Schiefer und anderes Kristallin, Phyllit, Quarzite und schwachmetamorphe Carbonatgesteine (z. B. Sonnwendstein, Otter, Adlitzgraben) findet.

Und dadurch schlängelt sich in großzügigen Bögen die Bahnlinie, über Brücken und durch Tunnels. Der Baubeginn für die Semmeringbahn war 1848. Noch vor der Fertigstellung 1854 wurde der Ingenieur im Jahr 1851 in den Ritterstand erhoben. Carl Ritter von Ghega entwarf in den Jahren 1853/1854 ein Eisenbahnnetz für die gesamte Habsburger Monarchie und wurde in den darauffolgenden Jahren mit dem Entwurf für Eisenbahnstrecken in Siebenbürgen beauftragt, jedoch konnte er dieses Projekt nicht mehr zu Ende führen, da er bereits 1860 in Wien, in seinem Wohnhaus an der Ecke Rotenturm Straße/Lugeck an Tuberkulose starb. 1858 wurde die letzte Eisenbahn in der Donaumonarchie privatisiert, ein halbes Jahr später wurde auch die Dienststelle Ghegas aufgelöst.

Mir wird es leidtun, wenn der heftig umstrittene und endlos hinausgezögerte Semmeringbasistunnel fertig sein wird, und die Bahn nicht mehr über die wunderschöne Strecke Gloggnitz – Mürzzuschlag fahren wird. Jetzt wurde und wird sie jedenfalls restauriert, in Zukunft werde da wahrscheinlich nur mehr mit Ausflugszügen fahren (ich werde es ohnedies nicht erleben).

Mich begeistern ja auch die kleinen Bahnwärterhäuschen, die es noch immer gibt, auch das erinnert stark an die Monarchie: Wir kennen den Text alle, Kaiser Joseph II. und die Bahnwärterstochter. Eine dramatische Stimme aus Innerösterreich zum Klang gebracht durch Friedrich von Orlando Herrn und Landstand in Krain und auf der Windischen Mark, Patrizier von Triest und Fiume etc. etc., also von Fritz von Herzmanovsky-Orlando. Das zu Lebzeiten seines Autors nicht veröffentlichte Stück wurde postum am 10. Jänner 1957 in den Münchner Kammerspielen in der Bearbeitung von Friedrich Torberg als Einakter uraufgeführt. Selbst wenn man es nur gelesen hat, kann man herzlich lachen.

Nun, in Wien angekommen, wurde ich von meinem Enkel abtgeholt, bei der U-Bahn gab es Probleme, aber wir kamen sicher nach Hause.

Sommer ist derzeit in Wien (das war problematisch, weil ich das warme Gewand für die Fahrt anziehen musste, weil es zu dick zum Einpacken war). Jetzt bin ich wieder zu Hause, und wenn ich etwas essen will, muss ich es selbst einkaufen, herrichten und kochen … Die schönen Tage von Warmbad sind nun zu Ende ….

Die Heimreise, anders als erwartet

4 Gedanken zu “Die Heimreise, anders als erwartet

  1. beckmessere4c14b7367 schreibt:

    Liebe Frau Chorherr!

    Danke für Ihre Berichte aus Villach und von Ihrer Reise. Ich wünsche Ihnen natürlich, dass Sie die Eröffnung des Semmering-Basis-Tunnels noch erleben und durch diesen auch einmal fahren können. Die Bahn fährt weiter auch über die Bergstrecke, nicht nur für Ausflügler, denn zwischen Mürzzuschlag und Gloggnitz sind einige Stationen und da wohnen auch Menschen, die gerne weiter mit dem Zug fahren wollen.

    Herzliche Grüße Beckmesser

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  2. Jörg schreibt:

    Willkommen zurück in der Stadt, Christa !!

    Freu mich schon auf Deine nächsten Themen – sicher kommt zum 1.Mai was….

    Liebe Grüße vom Jörg

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