Bauern in Österreich

Sie ernähren uns, aber sie fordern ihre Rechte recht nachhaltig ein.

Landwirt, auch Bauer (von mittelhochdeutsch gebûre „Mitbewohner, Nachbar, Dorfgenosse“), ist ein Beruf der Landwirtschaft. Landwirte produzieren tierische oder pflanzliche Erzeugnisse, meist zur Nutzung als Nahrungsmittel. Überwiegend werden dazu landwirtschaftliche Nutzflächen bewirtschaftet.

2020 gab es in Österreich 154 953 land- und forstwirtschaftliche Betriebe, in denen 420 018 Personen beschäftigt waren. Die durchschnittliche Betriebsgröße lag bei 44,9 ha Gesamtfläche, wie aus der Agrarstrukturerhebung 2020 von Statistik Austria hervorgeht. In Österreich sind 3,5 Prozent der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt – das sind deutlich weniger als noch vor 10 Jahren. Bio-Betriebe gab es 2022 in Österreich, das sind rund 22,8 Prozent aller heimischen Landwirtschaftsbetriebe.

Die österreichische Landwirtschaft kann das Land gut mit heimischen Lebensmitteln versorgen. Es ist genug Getreide, Zucker, Rindfleisch, Milch, Eier sowie ausreichend Bier und Wein vorhanden. Der Versorgungsgrad bei Ölen, Obst und Gemüse ist geringer.

Ackerbau, so genannt wegen der notwendigen landwirtschaftlichen Flächen und der Produktionsart, wurde erstmals vor etwa 11 000 Jahren betrieben. Ende des Paläolithikums entwickelt sich der Mensch vom Sammler zum Ackerbauern; Anbau domestizierter Getreidesorten und Sesshaftwerdung der nomadischen Bevölkerungen bedingen einander. Weizen, Mais und Reis entwickeln sich zunächst in der Nähe menschlicher Siedlungen. Während lange Zeit der Mittlere Osten als Ursprung dieses Anbauwandels galt, entdeckten Forscher erste, zeitgleich existierende landwirtschaftliche Zentren an verschiedenen Orten in der Welt.

Über die Zeit wurden die Anbauflächen grösser; Werkzeuggebrauch half den ersten Bauern größere Ressourcen zu bewältigen und erste Dörfer zu gründen. Der daraus resultierende Bevölkerungsanstieg erforderte mehr Nahrungsmittel, die Anbauflächen vervielfachten sich und der Ackerbau entstand.

Seit der Antike dehnte sich die Landwirtschaft immer weiter aus. Verbesserte Bewässerungssysteme ermöglichten die Produktion zu unterschiedlichen Jahreszeiten; Getreide wurde zur Nahrungsgrundlage für ganze Gesellschaften, ja Zivilisationen. Weizen verbreitete sich in Europa, Reis in Asien, Sorghum Hirse in Afrika und der Kartoffel- und Quinoa Anbau in den Andenregionen.

Im Mittelalter bearbeiteten europäische Bauern die Erde am effizientesten, vor allem durch Pflug- und Hakenpflugeinsatz für ein optimales Wenden des Bodens. Sie bearbeiteten ausgedehntere Felder und bauten sie jedes Jahr nach dem Prinzip der Dreifelderwirtschaft an. Landwirtschaftliche Neuerungen des Mittelalters spielten eine zentrale Rolle bei Bevölkerungswachstum, Wirtschaftsentwicklung und Ausbreitung der Städte. Hungersnöte und andere Ernährungskrisen des 15. und 16. Jahrhunderts bremsten jedoch die weitere Ausweitung des Ackerbaus.

Ende des 16. Jahrhundert veränderte sich der Ackerbau wiederum grundlegend: die schrittweise Einführung der Fruchtwechselwirtschaft ohne Brache beschleunigte die Nahrungsmittelproduktion. Die neue Methode ermöglichte sowohl Heu- wie Getreideproduktion. Und Zuchtwahl der fruchtbarsten Sorten steigerte den Ernteertrag zusätzlich.

Die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert führte aufgrund technischer Verbesserungen zum Aufschwung des Ackerbaus: Dampfmaschine, später Verbrennungsmotor, Kunstdünger und Pestizide kamen zum Einsatz. Landwirte, die zum Verkauf produzierten, spezialisierten sich. Jede Region verfügte damals über die gesamte Bandbreite des Ackerbaus: unter anderem Getreide, Gemüse und Obst.

Heute steht der Ackerbau vor neuen Herausforderungen, die neue Methoden erfordern: Intensiv wie extensiv betriebene Landwirtschaft verändert sich in Richtung Nachhaltigkeit und Bioanbau, die die Umwelt bewahren und Anbau auch in Zukunft möglich machen wollen.

Der Beruf gehört im Bildungssystem (Bereich Berufsbildung) zum Berufsbereich „Land- und Forstwirtschaft/Tiere/Pflanzen/Hauswirtschaft“. Berufsbezeichnungen sind „Landwirt“ oder „Agrartechniker“; Standesbezeichnung „Ingenieur“ ist mit Berufserfahrung möglich, eine zusätzliche Konzessionierung ist zum Beruf „Biobauer“ nötig.

Die soziale Stellung der Landwirte in der Geschichte ist seit dem Mittelalter gekennzeichnet durch Leibeigenschaft, Hungersnöte, das Aufbegehren in Bauernkriegen und die regional sehr unterschiedliche Agrarstruktur. Nach dem Frieden von Tilsit 1807 waren Karl Freiherr vom Stein und Karl August Fürst von Hardenberg die Hauptinitiatoren einer neuen Agrarverfassung, und Wilhelm von Humboldt leitete Reformen im Bildungswesen ein. Im Gegensatz zur Stadtbevölkerung waren Bauern besser vor Mangel- bzw. Unterernährung geschützt, da sie sich selbst versorgen konnten. Das hatte angeblich positive Auswirkungen auf ihre kognitiven Fähigkeiten. In der Folge entstand ein bescheidener sozialer Aufstieg der Landwirte, der durch den Zusammenschluss der Landwirte in Genossenschaften, sowie Verbesserung der Ausbildung durch die Gründung von Fachschulen und landwirtschaftlichen Akademien abgesichert wurde.

Dennoch, sie sind unzufrieden. Sie demonstrieren heftig, mit ihren Traktoren und leeren Mist vor die Unterkünfte von Institutionen. Und sie bekommen – ich meine zulasten – der Gesamtbevölkerung (des Klimas) Recht.

Ist das wirklich gerecht – uns allen anderen gegenüber?

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