Was ist los, an den amerikanischen Universitäten?

Es ist mein letzter Tag, diesmal hier. Der Wetterbericht hatte ursprünglich warmes, sonniges Wetter vorhergesagt. Aber es hat nur 14°, ist überzogen, die Karawanken Gipfel im Nebel und dicke Wolken ziehen aus dieser Ecke. Der Schnee reicht noch immer weit herunter.  Aber regnen soll es nicht. Ich werde Maiglöckchen suchen gehen, und nicht gemütlich am Pool in der Sonne sitzen.  

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Es waren auch die Studentenproteste – damals, während des Vietnamkriegs die diesem Krieg ein (halt unrühmliches) Ende bereiteten. Es war damals auch die Nationalgarde gegen die Studenten eingeschritten, es gab Tote und die Protestierenden wurden damit noch radikaler.

Auch jetzt gibt es wieder Studentenprotest an den Universitäten in den USA. Den Universitäten wird von der breiten Bevölkerung nachgesagt, dass sie „wokes Gedankengut“ verbreiteten. Von manchen wird „woke“ mit „links“ gleichgesetzt, wobei man wiederum sehr vorsichtig sein sollte, Konflikte in ein Rechts-links-Schema zu pressen.  

Dutzende US-amerikanische Universitäten sind involviert, darunter mehrere Vertreter der elitären „Ivy-League“: Brown, Columbia, Cornell, Princeton, Pennsylvania. Von New York bis Kalifornien, über Texas und Chicago haben sich hier israelfeindliche Vorfälle ereignet.

Demonstranten an über 100 Universitäten in den USA haben schon m Oktober 2023 dazu aufgerufen, die amerikanische Hilfe für Israel zu beenden und die Kooperation mit Waffenfirmen einzustellen, die mit Israel in Verbindung stehen. Die Kundgebungen wurden hauptsächlich von der Organisation „Students für Justice in Palestine“ (SJP) organisiert. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk pro-palästinensischer Studentengruppen, die antiisraelische Propaganda verbreiten.

Der Terror der Hamas wird immer wieder verharmlost oder sogar manchmal gelobt. Israelfeindliche Demonstranten greifen jüdische Studierende an. Die Parolen dieser Palästina-freundlichen Gruppierungen lauten: „Wir wollen keine Zionisten hier“, „Tod dem Zionismus“. Bilder tauchen auf: Israel-Flaggen in Mülleimern, Plakate mit der Aufschrift „Zionismus = Gewalt“ und als Ziel wird „die Zerstörung des zionistischen Regimes“ ausgegeben.

Zionismus ist die Bewegung, die sich für einen unabhängigen jüdischen Staat einsetzt. Ursprünglich war Zion der Name eines Hügels in Jerusalem. Ziel der zionistischen Bewegung ist es, die Jüdinnen und Juden in ihr ursprüngliches Heimatland, das Gebiet zwischen Mittelmeer und dem Jordanfluss, zurückzuführen, und damit ihnen eine sichere Heimstatt zu geben.  Für die Mehrheit der amerikanischen Jüdinnen und Juden ist der Zionismus ein Kernelement ihrer jüdischen Identität. Allerdings wird dabei oft übersehen, dass dieses Gebiet zwischen Mittelmeer und Jordan schon immer (auch) von nicht jüdischen Menschen bewohnt war, und das sind halt nun einmal  derzeit – seit langem – die Palästinenser. Viele amerikanische Juden sind (oft temporär) nach Israel ausgewandert und haben sich der militanten Siedlerbewegung angeschlossen.

Jüdische Studenten sprechen von einer „Atmosphäre der Angst“. An einer New Yorker Universität erinnerte ein jüdischer Student in einer Rede entsetzt: „Wir schreiben das Jahr 2024. Es ist nicht 1942. Wir sind in New York, wir sind nicht in Nazi-Europa.“

In diesem Umfeld muss auch bedacht werden, dass die Universitäten in den USA von privaten Fördergeldern abhängen. Während viele große jüdische Spender ihre Mittel zurückhalten, haben nun Fördergelder aus islamischen und arabischen Staaten massiv dazu beigetragen, in bestimmen Disziplinen bestimmte Ideologien zu fördern.

Und im linken und linksliberalen, woken Umfeld dieser Universitäten, teilweise auch in queer-feministischen Kreisen, sind postkoloniale Theorien weit verbreitet.  Das bedingt bei manchen den Antizionismus in den USA. Nach ihren Vorstellungen ist Palästina ein Teil des gemeinsamen Kampfes gegen den imperialistischen Westen – insofern wird jeglicher „Widerstand“ auch durch Intellektuelle unterstützt.

In diesen woken Kreisen wird Diskriminierung so verstanden, dass diese nur Personengruppen wie People of Colour oder migrantische Gruppierungen betrifft. Jüdinnen und Juden werden häufig nicht dazu gezählt, weil sie entgegen der Realität als „Weiße“ und damit als Teil des Herrschaftsapparats angesehen werden. Oft werden Jüdinnen und Juden nur akzeptiert, wenn sie sich explizit gegen Israel richten.

Das könnte auch die Komplexität dieser Auseinandersetzungen erklären: denn es gibt auch jüdische Studenten, die für Palästina demonstrieren: es sind jene Ultra-Orthodoxen, die meinen, dass Israel erst nach der Wiederkehr des Messias existieren dürfe. Dann gibt es noch „Jewish Voice for Peace“, die ebenfalls gegen pro-israelische Demonstranten auftreten.

Das Ergebnis ist jedenfalls, dass manchen Universitäten den Unterricht nur mehr auf „on-line verlegt  und der Campus gesperrt wird. Und Universitätspräsidenten sind schon gestürzt, weil sie die eine oder andere unachtsame Bemerkung gemacht haben, oder die ein oder andere Gruppe favorisiert haben.

Wir können nur hoffen, dass alles in „friedlichen Grenzen“ bleibt, und aus diesen Kämpfen keine Opfer entstehen.

Was ist los, an den amerikanischen Universitäten?

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